9.-10. Aug: Bergseen pur und Rückreise nach Genf

Als wir uns am Vortag mit dem Schweizer an der Brätlistelle unterhalten haben, empfiehlt dieser uns einen Ausflug an den Elsigensee. Da unser Wanderpass auch diesen Lift abdeckt und sich der See nach unserer Recherche als hübsch und gut erreichbar herausstellt, unternehmen wir heute einen Ausflug dorthin. Wir sind leider mit einer größeren Gruppe in der Gondel gewesen, die uns zunächst auch noch eine Weile folgt, bis wir dann auf unseren eher einsamen Wanderweg abzweigen. Dieser führt uns statt auf Asphalt durch die Natur zum See, was uns viel besser gefällt. Zum Glück scheint die Gruppe auch ein anderes Ziel gehabt zu haben, denn wir treffen sie dort nicht wieder, obwohl wir dort eine ganze Weile verbringen. Es ist zwar nicht mehr sehr viel Wasser im See, aber es reicht um die Füße zu baden. Da das Wasser sehr kalt ist, die perfekte Kneippkur und sehr gut gegen Wassereinlagerungen in den Beinen. Während ich das kühle Nass genieße, zähmt Julian indessen Schmetterlinge, die immer wieder auf ihm landen.

Irgendwann machen wir uns dann auf den Rückweg, kaufen noch ein Souvenir (Goldmelissensirup) für eine Freunddin, die unseren Kräutergarten zu Hause gießt, und entscheiden dann spontan noch zum Brandsee um die Ecke zu gehen. Der sieht von weitem aus wie ein kleiner Badesee mit Freibadcharakter, aber mitten in den Alpen, aus. Wir kriegen zunächst auch den Eindruck wir müssten Eintritt zum sogenannten Alpenstrand bezahlen, das ist dann aber gar nicht so. Wir umrunden ihn den kleinen See von 7m Tiefe und Julian sichert uns ein Plätzchen auf einer Bank im Schatten. Nach der knalligen Sonne am Elsigensee, tut das gut und wir machen hier gleich unsere Mittagspause.

Irgendwann kommt ein Fahrradfahrer vorbei, der sich neben uns niederlässt und mit dem wir ins Gespräch kommen. Er wohnt in der Region und scheint mit seinen 69 Jahren topfit zu sein. Er empfiehlt uns für den letzten Tag ins Kandertal zu fahren und dort den Oeschinensee zu besuchen, der laut ihm der schönste See der Schweiz sein soll. Leider ist das nicht in unserem Wanderpass eingeschlossen, aber da wir diesen vermutlich eh morgen nicht mehr nutzen können, ist das nicht so schlimm. Wir reservieren den Lift noch vor Ort, während der Schweizer gerade schwimmen geht, und machen uns danach auf den Rückweg. Auf dem Weg ins Hotel halten wir noch einmal in Adelboden an, fahren mit dem Lift auf den Höchstberg und dann noch einmal auf den Sillerenbühl. Eigentlich nur für den Ausblick und ein Eis. Wieder im Tal angekommen schauen wir, ob man die Adelbodner Mineralquelle besuchen kann, die direkt neben der Liftstation liegt, aber das scheint nur ein Werk zu sein, ohne Besucherzentrum oder ähnlichem.

Den Abend lassen wir dann wieder bei einem frühen Abendessen im Ort ausklingen. Diesmal essen wir Griechisch und Kalbschnitzel im Zentrum von Adelboden. Um 19:30 Uhr fängt dann der F1 Film mit Brad Pitt an, den wir im Kino schauen. Da der Fußballclub von Adelboden spät dran ist, fängt der Film etwas später an, aber das stört uns nicht weiter. Der Film ist ganz cool und es ist schön seit langem mal wieder einen Film auf Deutsch im Kino zu schauen.

Am nächsten Tag checken wir morgens aus und fahren zum Oeschinensee. Dieser ist ganz schön überlaufen, vor allem am Wochenende, daher war es auch so wichtig am Vortag den Lift zu reservieren. Wir ergattern gerade noch einen Parkplatz, haben dann aber Probleme zu bezahlen, da wir kein Bargeld mehr haben. Am Ende müssen wir per App mit einer Servicegebühr etwas mehr bezahlen, aber da wir später länger bleiben als geplant, können wir die Parkzeit einfach online verlängern. Als wir am Ende des Tages sehen, wieviel Leute wieder mal ein Knöllchen bekommen haben, sind wir ganz froh darüber, dass wir über die App bezahlt haben und keines haben.

Der Oeschinensee ist wirklich schön. Wir verbringen dort viel Zeit, Julian geht sogar 2 Mal baden, während ich meine Füßchen bade. Wir versuche  auch erst noch eine Wanderung, entscheiden uns dann aber nach kurzer Zeit umzudrehen wegen der steilen Passagen mit Rollsplitt, die beim Runterlaufen die Ausrutschgefahr unnötig erhöhen. So kurz vor dem Ende der Schwangerschaft, die ja bisher problemlos verlief, wollen wir das nicht riskieren.

Nach dem Besuch des Sees machen wir noch einen Abstecher zu der längsten Hängebrücke der Schweiz: Hostalden. Es ist eine private Brücke, die aber öffentlich genutzt werden kann und unter der Woche den Kindern auch den Weg zur Schule verkürzt. Wir haben Glück und bekommen einen der wenigen Parkplätze vor der Brücke, laufen dann rüber, essen ein Eis und trinken eine Cola auf der anderen Seite bevor wir uns auf dem Rückweg nach Genf machen. Wir sind etwas traurig, dass der Urlaub schon vorbei ist. Er war ganz anders als das was wir sonst immer planen, hauptsächlich viel entzerrter, aber wir konnten uns dennoch gut erholen und haben tolle Eindrücke gewonnen. Ich hätte auch noch eine Woche länger bleiben können…

8. Aug.: Auf dem Vogellisiberg und Blumenweg

Heute verschlägt es uns auf den Vogellisiberg. Vogellisi ist wohl eine sagenhafte Figur aus der Region, die gut mit Vögel sprechen konnte. Es gibt auch einen Erlebnisweg mit dem Namen, den wir später am Tag machen wollen, uns aber dann am Ende dagegen entscheiden. Zum einen, weil ich heute nur 4 Stunden geschlafen habe und nur langsam aus dem Knick komme, zum anderen, weil uns eine Schweizerin später im Bus erzählt, dass der Weg stellenweise steil und mit Rollsplitt bedeckt ist, was ihn anfällig zum Hinfallen macht. Auch, wenn es mir gut geht, entscheiden wir daher später dann doch nur den kurzen Rundweg am Sillerenbühl zu machen. Zumindest machen wir aber ein Foto von und mit Vogellisi.

Zunächst gehen wir den Blumenweg entlang und lernen zahlreiche Blumen der Region kennen, wenn auch nicht immer alle noch blühen. Einen kleinen Aha-Effekt haben wir bei den Blumen, die wir als Laien immer als Löwenzahn identifizieren. Wir lernen auf dem Weg, dass es auch Milchkraut, Arnika, Ferkelkraut oder Habichtskraut sein kann. Sieht doch alles sehr ähnlich aus….

Ähnlich geht es uns mit der Margerite, die wohl auch ein Alpenmaßlieb sein kann. Auf dem Blumenweg sehen wir aber auch noch viele andere Pflanzen, so z.B. den Blauen Eisenhut, den Gebirgs-Feld-Thymian oder die Niedliche Glockenblume.

Am Ende des Blumenwegs angekommen, nehmen wir den uns aus Lenk bekannten Lift vom Hahnenmoospass hinunter nach Geils. Dort müssen wir ein Weilchen auf den Bus warten und packen daher unser kleines Mittagessen aus. Wir wollen aber nicht zu viel essen, denn am Morgen haben wir 2 Bratwürste gekauft, um heute an einer der Brätlistellen auch etwas grillen zu können. Wir sind aber etwas abhängig davon, dass jemand schon das Feuer angemacht haben muss, denn ein Feuerzeug haben wir nicht dabei, wohingegen Holz kostenlos zur Verfügung steht.

Als wir dann mit dem Bus unten bei Sillerenbühl ankommen, entscheiden wir spontan dort jetzt unsere Würstchen zu grillen. Am Ende dauert es doch fast eine Stunde bis sie fertig sind, aber das macht nichts. Wir unterhalten uns gut mit einem Schweizer Ehepaar, das mit seinen Enkelkindern heute einen Ausflug in die Region gemacht hat. Der Mann hatte vor kurzem einen Motorradfall und ist daher im Moment nicht so gut zu Fuß. Seine Frau fährt mit den Enkelkindern fleißig mit dem Trotti, einem Tretroller, den Berg hinunter, während er das Essen vorbereitet hat.

Nach der längeren Pause, fahren wir noch einmal hoch nach Sillerenbühl und machen dort noch eine kurze Wanderung mit Ausblick. Am Ende teilen wir uns eine Cola und machen uns auf den Weg ins Hotel. Dort wollen wir noch in die Sauna, da dies aber erst ab 20 Uhr geht, spielen wir nach einer kurzen Pause eine Runde Minigolf im Hotel (bei der Julian haushoch gewinnt) und gehen danach im Ort etwas essen (sehr lecker und mit toller Aussicht).

7. Aug.: Wasserfälle, Talwechsel und Onlinekurs

Heute gehen alles etwas langsamer an, nicht zuletzt, weil wir vom Simmental ins Adelbodner Tal wechseln. Eigentlich ist das kilometermäßig nicht weit und mit dem Lift ginge dieser Wechsel relativ schnell, mit dem Auto dauert es allerdings 1,5 Stunden.

Bevor wir das Simmental verlassen besichtigen wir noch die Simmenfälle. Wir machen die einfache Runde, was ca. 1 Stunde dauert, stellen aber nach der Hälfte fest, dass es eine vorgeschriebene Richtung gibt, in der man die Runde absolvieren soll. Es wäre schön gewesen, wenn das am Parkplatz gestanden hätte und nicht erst nach der Hälfte der Tour angeschrieben ist, denn jetzt drehen wir sicher nicht mehr um. Kurz vor Schluss werden wir dann deswegen noch von zwei Schweizern angemeckert. Wir stellen uns dumm und machen die Runde schnell zu Ende.

Danach wechseln wir das Tal. In Adelboden angekommen fahren wir direkt zu den Engstligenfällen, an die wir von unten heranwandern. Wieder machen wir die Tourirunde, die wir dann aber etwas erweitern, so, dass es dann doch noch gut hoch- und später runtergeht. Für uns aber gar kein Problem, da wir vorher an der Brätlistelle noch eine kleine Mittagspause gemacht haben. Andere Leute grillen dort und wir denken uns, wir sollten das auch mal auf einer unserer Wanderungen machen.

Danach checken wir im Hotel ein, nicht zuletzt weil wir nur persönlich unsere Wanderpässe erhalten können, mit denen wir kostenlos die Lifte der Region nutzen können. Daher fahren wir danach noch einmal zurück zu den Engstligenfällen, was aber direkt um die Ecke ist, und fahren mit dem Lift auf die Engstligenalp, um die Fälle auch noch einmal von oben zu sehen. Als wir oben ankommen, ist es so schön, dass wir gar nicht mehr viel machen außer Fotos der Landschaft, denn das Panorama ist einfach wunderschön, egal in welche Richtung man schaut. Die Wasserfallrunde von oben  hatten wir wegen der knapp 500 Hm eh schon abgehakt, daher spazieren wir nur noch ein bisschen auf der Alp herum und teilen uns in einem Restaurant ein Eis und eine Cola. Nicht sehr gesund, aber bei der Hitze genau das worauf wir Lust haben.

Am Abend essen wir im Hotel, genießen das leckere Salatbuffet und 3 Gänge Menü des Hotels, und ruhen uns danach noch etwas aus bevor wir um 20:30 Uhr den zweistündigen Erste-Hilfe-Kurs für Babies und Kleinkinder belegen. Eigentlich wollten wir den persönlich am HUG belegen, leider ist die zuständige Hebamme dort aber leider so schlecht organisiert, dass der Kurs ständig verschoben wird und ich einmal sogar dort umsonst war, weil sie ihn abgesagt hatte und außer mir allen Bescheid gegeben hatte. Der Onlinekurs gefällt uns aber richtig gut und wir haben das Gefühl, dass es wichtig war, das jetzt noch vor der Geburt zu erledigen.

6. Aug.: Auf dem Metschstand an der Lenk

Wir haben beide nicht gut geschlafen und schlecht geträumt, entsprechend energielos starten wir in den Tag. Das Wetter ist zunächst auch nicht so toll, da stark bewölkt, und daher ist mir etwas kalt um die Beine in meiner kurzen Hose als wir oben auf dem Metschstand ankommen. Zum Glück wird es später noch wärmer.

Unsere Wanderung führt zunächst unter dem Lift entlang, entfernt sich dann aber schnell davon und wird richtig schön. Wir treffen auf den Stausee Brenggen, der nicht nur der Beschreibung nach karibisch anmutet, und sehen dort relativ viele Modellflugzeuge, die von ambitionierten Hobbysportler gesteuert werden. Kurz hinter dem See entscheiden wir spontan noch auf den Hahnenmoospass zu gehen, von wo aus wir wiederum spontan mit dem Lift einen Abstecher ins andere Tal nach Geils machen. Dies gehört bereits zu Adelboden, wo uns unsere Reise am Folgetag ohnehin hinführen wird. Das Wetter scheint hier besser zu sein, scherzen wir, dabei ist es einfach aufgeklart.

Toter Maulwurf am Wegesrand

Nach einer Mittagspause im Gras vor dem Lift in Geils und unserem obligatorischen Mittagsschlaf, nehmen wir den Lift zurück auf den Hahnenmoospass und führen von dort unsere Wanderung wie geplant weiter. Eir beobach4ten, wie ein Bauer sein Feld bestellt, das auf einem Hang liegt, und bestaunen fasziniert wie die Maschinen auf dem Steilhang ihre Arbeit verrichten. Irgendwann machen wir auf einer der vielen Bänke Halt und bemerken wieder mal eine Pflanze, die uns an das Fireweed aus Alaska erinnert und die wir hier die letzten Tage öfter gesehen haben. Wir bestimmen sie und siehe da, es ist tatsächlich das Schmalblättrige Weidenröschen (Fireweed), das wir auch aus Alaska kennen. Wer hätte das gedacht?! Dabei hatten wir letztes Jahr Samen davon als exotisches Souvenir mitgebracht…

Fireweed

Später verläuft unsere Wanderung noch kurz unter dem Stand-Xpress Lift entlang bevor wir in ein Waldstück gelangen und danach ein Weilchen an einem Bach entlang spazieren. Auf dem Weg machen wir ab und zu auf Bänken Halt, fotografieren die Simmenfälle von weitem und erreichen dann schlussendlich unser Ziel: die Mittelstation des Lifts. Da das Wetter nun besser ist als am Morgen, beschließen wir noch einmal hinaufzufahren und im Bergrestaurant mit Aussicht noch ein Stück Kuchen zu essen bevor wir uns zurück ins Hotel machen. Dort angekommen nutzen wir, wie immer den Pool und Wellnessbereich, und gehen später am Abend etwas essen. Da das Restaurant Kreuzstube leider keine Plätze mehr frei hat, verschlägt es uns der Bequemlichkeit halber wieder ins Restaurant vom Vortag, da dieses direkt gegenüber liegt und es uns ja gestern auch sehr gut geschmeckt hat. Der Service ist heute ähnlich gut ;-), wenn wir auch von jemand anderem bedient werden.

Am Abend packen wir dann schon mal unsere Sachen zusammen, denn morgen verlassen wir dieses Tal und fahren nach Adelboden.

4.-5. Aug.: Auf dem Betelberg an der Lenk im Simmental

Heute erkunden wir den ersten Tag das Simmental. Unser Hotel an der Lenk liegt in Laufdistanz zur Gondel hoch auf den Betelberg. Mit der Simmentalcard kaufen wir ein vergünstigtes Ticket, mit dem wir 3 Tage lang für den Preis von 2 Tagen so oft wir wollen diesen und ein paar andere Lifte nehmen können. Heute fahren wir bis ganz nach oben zum Leiterlisee und begeben uns von dort aus auf den Höhenweg Gryden, der zunächst über den Alprundweg führt. Die Wanderung ist flach und wunderschön, mit vielen Blumen und ein paar tierischen Alpenbewohnern, wenn am Ende auch doppelt so lang wie geplant. Macht aber nichts, denn wir haben am Morgen gut eingekauft und diesmal genug Brot dabei, um beide satt zu werden. Außerdem gönnen wir uns in der Mittagspause einen kleinen Mittagsschlaf mitten auf der Wiese mit dem purpurnen Enzian. Als wir später wieder oben an der Liftstation ankommen, essen wir dort noch ein Stück Zwetschgenkuchen und trinken ein kohlensäurehaltiges Getränk bevor es zurück mit dem Lift ins Tal geht (ich hatte am Morgen leider aus Versehen stilles Wasser statt Sprudelwasser für mich für die Wanderung gekauft, wie schrecklich).

Auch, wenn die Wanderung deutlich länger ging als geplant, sind wir gegen 16:00 Uhr zurück im Hotel. Den Abend lassen wir wieder im Schwimmbad und Wellnessbereich ausklingen, diesmal aber vor dem Abendessen. Heute essen wir im Gasthof Tenne und sind vor allem von dem Schweinesteak mit Kräterbutter ganz verzaubert.

Am zweiten Tag in Lenk hängen Julian und ich etwas durch. Es war am Vortag ganz schön sonnig (ich habe über 3,5l getrunken) und wir glauben die Sonne hat uns etwas ausgelaugt. Heute wandern wir daher auf dem Luchstrail vom Betelberg nur bergab. Der Luchstrail, eigentlich für Kinder gemacht, ist aber auch für Erwachsene sehr interessant. Wir lernen, dass die Luchse in den 70er Jahren wieder angesiedelt wurde , dass die Schweiz ein nationales Luchsschutzkonzept hat und alle Luchse im April oder Mai geboren werden. Die Mütter werfen normalerweise nur einmal im Jahr und dann durchschnittlich 2 Jungen. Auf dem Weg sind immer mal wieder Luchsattrapen und Beutetiere versteckt, in echt sehen wir leider keinen. Dafür treiben sich Murmeltiere auf dem Luchstrail herum, ein paar sogar ganz nah am Weg. Am Ende machen wir noch einen Abstecher über die Wallbachschlucht bevor wir unsere Wanderung mit einem Eis vorm Coop beenden.

Den Abend lassen wir, wer hätte es gedacht, wieder im Schwimmbad und Wellnessbereich ausklingen. Heute gönne ich mir neben dem Hammam auch ein Fußbad, heiß und kalt im Wechsel. Die Hebamme vom Geburtsvorbereitungskurs meint das sei gut für die Durchblutung und gegen Wassereinlagerungen in den Beinen in der Schwangerschaft. Zum Abendessen geht es heute ins Restaurant Zum Gade, das zwar mit dem Essen vollends überzeugt, nicht aber mit dem Charme der Bedienung. Egal, wir verputzen alles und geben am Ende sogar Trinkgeld.

3. Aug.: Übers Saanenland ins Simmental

Wir hatten uns schwer getan, ein passendes Reiseziel für unseren Urlaub zu finden, das maximal 2 bis 2,5 Stunden von zu Hause entfernt ist. In die Berge wollten wir, aber schnell wurde alles zu hoch für mich im Moment. An einen See würde sich anbieten, dachten wir dann, aber wir hatten Angst uns dort schnell zu langweilen. Am Ende gibt uns eine Freundin einen Tipp und schlägt Lenk im Simmental vor, da das noch nicht so hoch ist und man gut auf maximal 2000Hm wandern kann.

Ganz gemütlich machen wir uns also heute auf ins Simmental, mit einem Zwischenstopp im Saanenland. Am Ende wird es 10 Uhr, da wir noch bei einer Freundin unseren Schlüssel abgeben und ihr einen zurückgeben müssen. Dann will Julian auch noch die landschaftlich schönere Route nach Schönried fahren, obwohl länger. Ok, zu seiner Verteidigung, sollte der Unterschied nur 20 Minuten betragen, aber am Ende sind wir mit Ampelverkehr und Staus eine Stunde länger unterwegs. Wir sind zum Glück entspannt und können drüber lachen, aber es hätte meinetwegen auch schneller gehen können…

Als wir dann endlich in Schönried ankommen, unserem Zwischenhalt im Saanenland, und dort das Auto geparkt haben, müssen wir erst noch mit dem Zug nach Zweisimmen und von dort die Gondel nehmen. Wir machen nämlich ausnahmsweise keine Rundwanderung. Zumindest schaffen wir es zwischendrin noch unsere Brotzeit zu essen, so dass wir oben nicht noch Pause machen müssen. Da wir doch einiges an Höhenunterschied mit der Gondel überwinden, fährt diese ganz schön lange nach oben und unsere geglaubte halbe Stunde Puffer ist plötzlich dahin. Wir haben also genau die veranschlagten 2 Stunden, um die Wanderung zu absolvieren, wenn wir bis 16:30 Uhr am anderen Lift sein wollen. Um diese Uhrzeit geht von dort offiziell die letzte Talfahrt. Na ja, also machen wir uns zügig auf den Weg. Da ich schwanger bin, wissen wir nicht, ob wir es zeitlich rechtzeitig schaffen werden, aber wir bleiben erst mal positiv und planen für den Notfall ins Tal zu wandern, was dann aber sicher noch 2 weitere Stunden gehen würde. Am Ende schaffen wir es rechtzeitig und sind sogar noch 5 Minuten früher am Lift, unterbieten damit also die Schweizer Wanderzeit. Die einzelnen Stationen zwischendurch handelten wir zwar eher etwas schneller ab, trotzdem blieb genug Zeit, um die kleine Wanderung und die Berge zu genießen.

Gelber Enzian

Im Tal angekommen, essen wir noch den Minirest unseres Baguettes auf, haben aber ehrlich gesagt immer noch etwas Hunger. Im Hotel an der Lenk im Simmental angekommen entscheiden wir uns daher für ein frühes Abendessen, direkt um 18 Uhr. Das hat auch den Vorteil, dass wir danach noch den Pool und Wellnessbereich des Hotels ausprobieren  können, der bis 20 Uhr geöffnet hat. So lassen wir den Abend gemütlich ausklingen und genießen die schönen Eindrücke des ersten Urlaubstages.

17. Aug.: Fahrradfahren und Wasserflugzeuge in Anchorage am letzten Tag

Heute ist schon unser letzter Tag in Alaska. Eigentlich wollen wir nicht mehr viel machen, nur ausschlafen, packen und vielleicht ein bisschen die Umgebung vom Hotel erkunden, wo es einen See mit einer Start- und Landebahn für Wasserflugzeuge gibt. Ich hatte dieses Hotel u.a. deswegen gebucht und dachte, es könnte meinem Mann gefallen. Was ich nicht einkalkuliert hatte war, dass die startenden Flugzeuge einen morgens wecken könnten. Das ist zum Glück erst ab 8 Uhr der Fall und am Ende gar nicht so schlimm für uns.

Gegen 10 Uhr kommen wir los und wollen ein bisschen am See spazieren gehen. Schon nach kurzer Zeit sehen wir eine Fahrradleihstation und beschließen kurzerhand für 20 USD p.P. ein Fahrrad für max. 6 Stunden auszuleihen. Das stellt sich als exzellente Idee heraus und ermöglicht uns viel mehr zu sehen als wir gehofft hatten. Die Fahrräder sind auch gut in Schuss, haben sogar einen Smartphonehalter zum Navigieren, so dass wir am Ende noch eine 30km lange Rundtour machen! Wir können unseren Augen kaum glauben, aber das kommt schon hin, schließlich sind wir bis zur Küste und einmal um den Flughafen gefahren. Als wir dann mit unserem Gepäck später am Flughafen sind, merken wir aber schon die Kilometer in den Knochen und wie müde wir sind. Es war zwar oft flach, aber es gab, besonders an der Küste, auch einige steilere Stückchen, die wir mit den 8 Gängen des City Bikes meistern mussten.

Es entstehen ein paar nette Bilder. Wir hätten nicht gedacht heute noch so sportlich zu sein, freuen uns aber noch einen besseren Eindruck von Anchorage gewinnen zu haben. Das Wetter war mal wieder auf unserer Seite. Nun heißt es aber Goodbye, Alaska! Auf bald mal wieder, vielleicht ja sogar im Winter!

15.-16. Aug.: Unterwegs in der Hauptstadt Alaskas

Da die Fähre erst um 13:30 Uhr abfährt, machen wir am Vormittag noch einen kleinen Spaziergang, den Nagoonberry Trail. Die Nagoonberries werden auch nordische Himbeeren oder Allackerbeeren genannt und sind leider noch nicht reif, trotzdem entscheiden wir uns für den Spaziergang. Er ist nicht weit weg von unserer Unterkunft und wir können die Fahrräder kostenlos nutzen. Die sind leider nicht gut in Schuss, aber wir müssen ja auch nicht sehr weit damit fahren.

Weiße Zimthimbeere (Thimbleberry)
Kelp

Es scheint als hätte ich heute den Tag an dem ich Sachen verliere (aber auch wieder bekomme). Erst verliere ich auf dem Trail unsere 2 Akkus mit Aufladekabel, da ich die Kameratasche nicht zugemacht hatte. Julian bemerkt die offene Tasche und wir gehen den Weg zurück wie gekommen. Nach ca. 10 Minuten finden wir dann alle 3 Teile an einem Ort im Gras. Dann liegt auf unserem Gepäck nach unserer Rückkehr in die Lodge plötzlich mein Nachthemd, das ich wohl im Zimmer vergessen hatte…Oje, oje…

Die Alaskaner sind wirklich alle sehr nett und es ist leicht mit ihnen in Kontakt zu kommen. Insbesondere in der Glacier Bay spüren wir die ausgeprägte Hilfsbereitschaft, vermutlich schon auch, weil es hier sehr abgelegen ist. Ein wenig wehmütig verlassen wir Gustavus und die Glacier Bay, wo jeder jeden grüßt, man einander kennt und hilft.

Die Fährenfahrt ist sehr nett und geht sehr schnell vorbei. Das Wetter ist toll und wir sehen viele Seeotter und ab und zu sogar Wale. Auf der Fähre freunden wir uns mit einem Alaskaner aus Juneau an, der am Nebentisch sitzt und beruflich Waagen eicht. Er hilft uns den Campingplatz zu erreichen und gibt uns wertvolle Tipps. Wir werden „Ferry friends“ und sollen ihn am nächsten Tag sogar am Flughafen wiedertreffen, da er dort ungefähr zur selben Zeit seinen Neffen aus Seattle abholt. Er mag uns sogar so sehr, dass er uns noch am selben Abend seine Frau vorstellen will und mit ihr zum Mendenhall  Campground fahren will. Am Ende schaffen sie es doch nicht, was uns ganz gut passt, da die Fähre später ablegt und wir erst spät dort eintreffen. Als wir essen, ist es schon dunkel. Danach gehen wir quasi direkt ins Bett.

Durch die Flugannulierung bleiben wir am Ende nur eine Nacht auf dem Zeltplatz am Mendenhallgletscher. Der Ausblick von dort auf den Gletscher ist wirklich traumhaft und viel besser als vom Besucherzentrum, aber es ist unheimlich schwer von dort irgendwohin zu kommen. Zum Bus sind es knapp 2 km, der fährt dann aber nur ein kurzes Stück und wir müssten noch einmal 1,5 km bis zum Besucherzentrum laufen. Daher wollen wir ein Uber bestellen, aber es gibt nur sehr wenige Fahrer und die lehnen unsere Fahrten alle ab. Wie wir später erfahren, dürfen nur 2 Taxifirmen dort reinfahren und auch bei denen muss eine Extragebühr von 20 USD p.P. geleistet werden. Dann versuchen wir Taxifirmen, aber auch die sind entweder voll oder antworten nicht. Am Ende trampen wir zum Gletscher, aber sind schon fast an der Bushaltestelle bis das erste Auto vorbeikommt. Das hält zum Glück an und setzt uns dort ab, obwohl die Frau eigentlich einen Termin hat und gar nicht dort lang wollte. Das ist echt nett.

Wir hatten eigentlich ein Auto mieten wollen, fanden es dann aber zu teuer. Ich bin froh, dass wir das nicht gemacht haben, sonst hätten wir fast 200 USD durch die verspätete Anreise verloren. Wir hatten noch gedacht, dass wie für 200 USD echt viel Taxi fahren können. Es stellt sich raus, wir bleiben zwar unter dem Budget, aber ein Taxi oder Uber zu bekommen ist die Herausforderung. In Downtown Juneau ist das zum Glück anders.

Obwohl wir nur einen Tag in Juneau haben, schaffen wir es uns sowohl den Gletscher anzuschauen als auch die Innenstadt. Die Wanderung, die uns von der Frau beim Trampen empfohlen wurde ist schön, führt aber weg vom Gletscher. Nach 2,5 Stunden und einer kleinen Mittagspause in der Sonne ist sie erledigt und wir wandern in Richtung Ausgang. Ich halte irgendwann ein Taxi an, das uns für 40 USD nach Juneau fährt und, vermutlich da wir schon fast am Ausgsind, nimmt er auch keine Gebühr von 20 USD zusätzlich p.P. Den Taxifahrer treffen wir bei unserer Stadtbesichtigung noch das ein oder andere Mal und wir sollen mit ihm auch zum Campingplatz fahren (um unsere Taschen zu holen) und dann direkt weiter zum Flughafen.

Juneau hat ein tolles Flair. Die riesengroßen Kreuzfahrtschiffe im Hafen, gemixt mit den Holzgebäuden und den hügeligen und für amerikanische Verhältnisse eher engen Straßen schaffen eine nette Atmosphäre. Nach einer von Julian geführten Stadtbesichtigung, bei der wir mehr über Herrn Seward lernen (der den Ankauf Alaskas von den Russen angeleiert hat), kaufen wir ein paar Souvenirs und gehen im Deckhand Dave’s Fischtacos essen. Die wurden uns von mehreren Leuten bisher empfohlen und lohnen sich tatsächlich. Es ist nett draußen in der Sonne zu sitzen und die Füße zu schonen. Wir merken beide, dass unsere Füße seit der langen Wanderung zum Harding Icefield auch nach kurzen Wanderungen schon anfangen etwas wehzutun. Ich glaube, die brauchen Erholung, also setzen wir uns 😉

Am Abend fliegen wir zurück nach Anchorage, denn morgen geht schon unser Rückflug nach Frankreich. Wir sind froh, dass wir zuerst in die Glacier Bay and dann nach Juneau gereist sind, nicht andersrum. Ich hatte das noch einmal geändert, weil ich Angst hatte, dass wir es nicht rechtzeitig zurück nach Anchorage schaffen würden, wenn mal ein Flug ausfallen sollte, schließlich gibt es nur einen am Tag. In unserem Fall wurde der Flug ja sogar gleich beide Tage annulliert, d.h. 2 Tag Puffer hätten nicht gereicht. Julian gratuliert mir zu dieser ausgezeichneten Planung und weisen Voraussicht.

11.-14. Aug.: Glacier Bay National Park

Am Morgen geht es auf nach Glacier Bay. Der erste Flug nach Juneau geht gegen 11 Uhr, also müssen wir nicht so früh aufstehen. Leider geht es nicht anders als dass wir 3 Stunden Aufenthalt in Juneau haben bevor wir unseren 36-minütigen Flug nach Gustavus nehmen können, der nur ein Mal pro Tag geht. Der Flughafen in Juneau ist echt klein. Es gibt ein Restaurant, eine Kneipe und einen Getränkeautomaten. Ich würde sagen, der Aufenthaltsbereich ist nicht viel größer als ein Handballfeld. Immerhin haben wir Zeit um den Blog zu schreiben und Ausflüge zu recherchieren.

In Gustavus angekommen ist der Flughafen noch kleiner als in Juneau. Es gibt keine Extraspur, um zum Terminal zu fahren, daher macht das Flugzeug nach der Landung eine 180 Grad-Drehung und fährt auf der Start- und Landebahn dorthin. Immerhin klappt es vor Ort ganz gut ein Taxi zu bekommen, auch wenn man dazu online vorher wenig herausfinden konnte. 40 USD für uns zusammen bis zur Glacier Bay ist zwar sportlich (und wir sind nicht die einzigen Fahrgäste), aber aus Mangel an Alternativen bleibt uns nichts anderes übrig. Immerhin freunden wir uns mit dem Fahrer, John, etwas an, so dass er uns am Ende sogar sein Bärenspray leiht. Wir mussten unseres leider in Anchorage lassen, da Alaska Airlines das nicht transportiert.

Am Campingplatz angekommen, checken wir ein, transportieren unser Gepäck auf Schubkarren zum Zeltplatz und bauen unser Zelt auf. Es ist dort wirklich schön und Julian ist froh, die Heringe gut reinzukommen. Es regnet noch leicht, aber wir sind dort im Wald gut geschützt und der Regen soll ab Morgen früh aufhören. So kommt es dann auch. Leider finden wir am Abend kein Gas mehr und essen daher kalt. Es scheint, die Lodge verkauft die Kartuschen seit diesem Jahr nicht mehr und leider können wir auch in keinem der 3 Essenslager eine Kartusche finden. Wir hören von anderen Campern, man könnte auch im Toshco keine mehr bekommen, was ohne Auto ohnehin sehr weit weg von uns ist und für heute eh zu spät wäre. Wir befürchten die nächsten 3 Tage ohne warmes Essen und Tee auskommen zu müssen. Als wir schon aufgegeben haben und ich noch den Müll wegbringe, bemerkt Julian, dass dort auch ein Mülleimer nur für Gaskartuschen ist, also durchsucht er ihn, schüttelt alle vermeintlich leeren Gaskartuschen und findet tatsächlich noch ein oder 2, die man zumindest für Tee benutzen könnte. Als wir es später anderen Campern erzählen, lerne ich ein neues Wort, denn diese Art des Suchens nennt man wohl Dumpster Diving im Englischen, also Im-Müll-Tauchen. Die Camper finden es lustig und, da wir uns den ganzen Abend nett unterhalten (insbesondere über den Bergbau und Klimawandel), bietet einer der 3 Leute uns an, morgen seinen angefangenen Gaskartuschenvorrat mitzubringen. Es stellt sich heraus, dass er beim Nationalpark arbeitet und in Gustavus wohnt. Wir freuen uns über sein Angebot, das wir gerne annehmen, denn so haben wir zumindest dieses Problem gelöst.

Am nächsten Tag leihen wir uns Kajaks aus und schippern durch die Bucht. Ein anderes Paar, mit dem wir beim Warten schon in Kontakt kommen, geht auch alleine Kajaken und so beschließen wir gemeinsam  zu starten. Sie sind viel erfahrener, sitzen jeder in einem eigenen Boot, und dadurch, dass wir im Zweier zwar eigentlich schneller wären, aber weniger Erfahrung haben, geht es sich gut aus. Wir verstehen uns auch so gut und verbringen am Ende den ganzen Trip miteinander. Wir sind darüber ganz froh, denn ohne die beiden hätten wir uns das Kreuzen der Bucht sicher nicht getraut.

Der Auflug ist wirklich sehr nett. Wir sehen viele Seeotter (von denen gibt es in der Bucht unzählige), sogar 2 Buckelwale und immer mal wieder Schweinswale. Es ist schön mal etwas Anderes zu machen als zu wandern und wir genießen die Ruhe, die der Ausflug reinbringt. Es passiert auch noch etwas Lustiges. Irgendwann bittet mich Kevin mit seiner Kamera ein Foto von ihm und Heather zu machen. Dabei übergibt er mir die Kamera und klippt sie zusätzlich noch an meine Schwimmweste. Das tut er mit den Worten „For safety“. Ich verstehe ihn total und bemerke gar nicht den Witz der Situation, denn ich hätte es ja auch so gemacht. Julian lacht sich innerlich kaputt als er das sieht, erzählt mir aber erst an Land, wie lustig er das fand. Da verstehe ich erst warum! Das sage ich ja den Leuten auch immer, wenn ich ihnen meine Kamera übergebe…

Nach dem Kajakausflug sind wir zwar etwas müde, aber immerhin um 15 Uhr schon wieder zurück, raus aus allen Klamotten und haben die Kayaks verstaut. Wir beschließen den Forest Loop Trail zu machen, denn dort soll man ab und zu Moose (nordamerikanische Elche) sehen. Wir sollen ihn während unseres Aufenthalts insgesamt 3 Mal machen, aber nie ein Moose sehen. Immerhin ist der Pfad auch so sehr schön. Er führt durch Regenwald und ist sehr feucht, hat auch zwei Teiche zu bieten. Wir verbinden den Regenwald immer mit tropischen Gebieten, aber es gibt ihn auch woanders. Man spricht wohl von einem Muskeg oder Moorgebiet, wenn alles so feucht ist. Moos ist überall auf dem Boden und hängt auch von den Bäumen, es finden sich viele verschiedene Grüntöne und man sieht einen weitgehend unberührten Wald, in dem Stämme nicht weggeräumt werden sondern liegen bleiben.

Am Tag darauf geht es auf die Bootsfahrt. Am Morgen nieselt es etwas, aber das stört uns nicht weiter, denn unser Frühstück am Strand ist schnell erledigt. Das Wetter wird im Verlauf des Tages immer besser und mittags haben wir sogar Sonnenschein. Es ist ein toller Tagesausflug, auf dem wir sehr viele Adler, Wale, Seeotter, Robben und Seelöwen sehen. Wir sehen auch einige Gletscher, Kormorane und Papageitaucher. Letztere existieren als „Tufted Puffin“ (Gelbschopflund, erkennbar an der blonden Mähne) und „Horned Puffin“ (Hornlund, erkennbar an einem Horn über dem Auge). Der Ranger meint scherzhaft, sie würde den einen an seiner schicken Frisur und den anderen an seinem tollen Make-up erkennen;-)

Tufted Puffin
Seeotter, der eine orange Seegurke frisst
Seelöwen

Uns gefällt die Bootsfahrt ziemlich gut, es scheint aber als hätten wir heute eher Pech, was die Tiersichtungen, insbesondere an Land, angeht. Es gibt lange Phasen, in denen der Ranger oder die Crew gar keine Tiere sichten, obwohl sie die ganze Zeit mit dem Fernglas die Ufer anschauen. Wir sehen leider keine einzige Schneeziege, wo sie normalerweise leben, und an den drei Bärenspots auch nur einen einzigen Bären, dafür beobachten wir aber massig Wale. Wir hören den Captain zu einem Crewmitglied sagen, dass es ihm das Herz zerbricht, dass wir so wenig Tiere sehen, obwohl wir so viele Buchten abgefahren sind. Er weiß nicht, dass wir zuhören.

Robben

Wir sind mit der Bootsfahrt trotzdem sehr zufrieden. Sie nimmt Geschwindigkeit aus unserem bisher doch sehr aktiven Urlaub. Wir können den ganzen Tag kostenlos Tee, Kaffee und heiße Schokolade trinken und werden auch ansonsten gut mit Essen und Snacks versorgt. Außerdem ist die Bärensichtung ein wahres Highlight. Julian ist gerade auf der Toilette, kommt dann aber schnell zurückgeflitzt. Wir scherzen den Rest der Tour, dass er doch mal wieder auf Toilette gehen soll, dann würden wir wieder ein Tier sehen. Der Braunbär (Grizzly) jedenfalls klettert den Berg direkt vor unserer Nase hinauf. Er scheint dabei immer wieder zu uns rüberzuschauen und doch etwas Angst vor uns zu haben. Am Ende verstehe ich auch warum, denn der Captain erklärt, dass der Bär im Wasser war und dann unseretwegen aus dem Wasser raus ist. Den Teil hatten wir nicht gesehen, sind aber total beeindruckt wie schnell der Braunbär den doch steilen Hang hinaufklettert. Wir wussten gar nicht, dass Braunbären so sportlich sind!

Da wir von der Bootsfahrt schon gegen 15:30 Uhr wieder zurück sind, erkunden wir danach noch ein bisschen die Umgebung. Wir besuchen das Stammeshaus der Tlingit, die lange Zeit vom Nationalpark nicht anerkannt wurden, mittlerweile aber miteinander ein gutes, wenn auch nicht unbelastetes Verhältnis haben. Als wir aus dem Haus wieder rauskommen, laufen gerade 4 Schwarzbären keine 50 Meter vor uns über den Wanderpfad. Wir sehen die Bärenmutter mit ihren 3 Jungen nur von hinten, aber dafür richtig gut. Krass, dass sie so nah an der Lodge rumlaufen. Wir bekommen den Eindruck, dass die Bären vielleicht doch nicht so wild sind wie sie sein sollten. Und gleich danach sehen wir ein Stachelschwein, direkt im Busch vor dem Stammeshaus. Zum Glück hatte ich am Vortag im Besucherzentrum das Buch über Stachelschweine gelesen und weiß daher die Zeichen zu deuten. Das Stachelschwein zeigt uns seinen Rücken und stellt seine Stacheln auf, d.h. wir sind zu nah dran und es will, dass wir weggehen. Im nächsten Schritt der Eskalation würde es die Stacheln schütteln, könnte dann diese auch zur Verteidigung abstoßen und einen stinkenden Duft abgeben. Dazu kommt es zum Glück nicht. Es entspannt sich wieder und frisst friedlich weiter. Nach diesem ereignisreichen Tag beschließen wir in der Lodge Abendbrot zu essen statt selbst zu kochen, und lassen es uns dort gut gehen.

Skelett des schwangeren Wals Snow, der 2001 von einem Kreuzfahrtschiff angefahren und instantan tot war

Die Zeit vergeht schnell und plötzlich ist schon unser letzter Tag – zumindest denken wir das. Wir schlafen aus, bauen nach dem Frühstück das Zelt ab, stellen unsere Sachen im Essenslager unter und gehen auf die Flusswanderung. Sie ist nicht so lang, so dass wir unser Taxi um 15:30 Uhr vor dem Anlegesteg kriegen sollten. Wir gehen wieder durch den Regenwald, sehen viel Moos und auch ein paar Lachse und einen Adler. Genau das Richtige für heute. Wir treffen auch noch kurz Patrick, den Nationalparkangestellten, der uns sein Gas geliehen hat, um es ihm zurück zu geben und dann geht es los zum Flughafen.

Gürtelfischer

Am Besucherinformationspunkt checke ich bei der Abfahrt, schon während wir im Taxi sitzen, kurz meine E-Mails, da sehe ich, dass Patrick uns mitgeteilt hat, dass unser Flug heute abgesagt wurde. Wir beschließen trotzdem zum Flughafen zu fahren und zu schauen, ob wir mit einer anderen Fluggesellschaft nach Juneau fliegen können. Ja, das geht, aber für doppelt so viel Geld, da wäre sogar ein Charterflug, den man sich mit 2 oder 3 anderen Gästen teilt günstiger. Überfordert so spontan zu entscheiden und, dank John, wohlwissend, dass morgen auch die Fähre nach Juneau geht, entscheiden wir uns am Ende dafür. Sie fährt nur alle 5 Tage, also haben wir Glück, dass sie morgen kommt, und ist viel günstiger, so dass wir am Ende sogar nur halb soviel wie für den Flug bezahlen. Julian hat auch richtig Lust drauf und das Wetter soll schön werden. So müssen wir nur noch die Unterkunft organisieren. Auf unseren üblichen Onlinebuchungsplattformen ist alles ausverkauft. Wir folgen den Empfehlungen von anderen Leuten, u.a. dem Glaziologen und seiner Familie, die wir von der Bootsfahrt kennen und am Abflugsort der Charterflugzeuge treffen, wo John uns abgesetzt hat. Aber auch in dem Gästehaus ist alles voll bzw. wir können keinen erreichen. Irgendwann, zurück am Flughafen, der fußläufig erreichbar war, halte ich einen Ortsansässigen an, eigentlich  mit dem Ziel zu fragen, ob er zufällig zum Campingplatz fährt. Eigentlich wollen wir dort nicht noch eine Nacht bleiben, da es keine Duschen gibt und uns allein die Fahrt hin und zurück 80 USD kosten würde. Er empfiehlt uns Cottonwoods Cabins und als wir dort anrufen, geht nicht nur jemand ran, sondern sie haben auch noch genau ein Zimmer frei. Der Preis stimmt und wir werden umgehend abgeholt, das passt uns sehr gut. Das Zimmer sieht auch sehr nett aus, nur leider gibt es kein WLAN, das Wasser ist gelb und das Essen ist wirklich sehr schlecht, dafür konnten wir duschen und in einem Bett schlafen. Wir sind froh uns hierfür entschieden zu haben, aber auch, dass wir nur eine Nacht bleiben.

9.-10. Aug.: Harding Icefield und Schietwetter im Kenai National Wildlife Refuge

Am Morgen fahren wir weiter zum Exit Glacier, wo wir nach knapp 2 Stunden ankommen. Wir sind etwas müde, vermutlich weil wir bisher in unserem Urlaub doch ganz schön aktiv waren, und wollen daher nur die kurze Wanderung zum Beginn des Gletschers machen. Auf dem Weg dorthin merken wir aber, dass die relativ schnell geht und wir doch mehr Energie haben als wir zunächst glauben. Auch das kurze Gespräch mit dem Ranger, den wir zufällig auf dem Weg treffen, ermutigt uns, doch die lange Wanderung zum Harding Icefield zu machen, da es sich wohl auch lohnt, wenn man sie nicht bis zum Ende macht. Das Wetter ist schön, also drehen wir um und steuern Marmot Meadows an, wo wir schon nach kurzer Zeit sind. Daher beschließen wir dort etwas zu essen, mit direktem Blick auf den Gletscher, und nach der Mittagspause noch bis zum nächsten Ziel, Top of the Cliffs, weiter zu gehen. Dort sind wir dann auch recht schnell und immer noch gut drauf, also gehen wir noch weiter. Jetzt denken wir, dass dies der Point of No Return ist und wir tatsächlich bis ganz zum Ende des Wanderweges gehen könnten. Es zieht sich dann doch noch etwas, aber am Ende schaffen wir die 1000Hm und erreichen das Harding Icefield.

Das Eisfeld ist riesig und man sieht nur Schnee und Eis wohin man schaut, und das, obwohl wir nur einen kleinen Teil davon sehen. Der Ausblick ist wahrlich eine Belohnung und alle Mühe wert! Wir hatten beim Aufstieg schon bemerkt, dass es von Ziel zu Ziel immer schöner wurde, aber das Ende war dann doch nochmal ein richtiges Highlight.

Kaum angekommen, sehe ich 3 Gestalten. Sie erinnern mich an unsere Lagerfeuerfreunde, aber von hinten bin ich mir nicht sicher, ob sie es wirklich sind, und was wäre das auch für ein Zufall! Also beobachte ich die 3 und warte, dass sie sich umdrehen. Und als sie es gerade tun, da erblickt mich Tessa schon und grüßt uns! Ja, sie sind es wirklich, unsere Lagerfeuerfreunde, zumindest die 2 Kinder und ihre Freundin Tessa, diesmal ohne Mindy, ihren Ehemann und das befreundete Ehepaar.

Wir freuen uns alle einander zu sehen und machen ein Foto als Erinnerung. Sie sind wohl wegen des schönen Wetters von Anchorage mit dem Auto für einen Tagesausflug hierher gefahren. Eventuell bleiben sie noch bei Bekannten über Nacht. Wir tauschen uns ein bisschen aus und Tessa gesteht uns, dass mit dem Kracker im S’Mores am Lagerfeuer etwas nicht stimmte, sie sich aber nicht getraut hatte etwas zu sagen, weil sie die Familie noch nicht so gut kannte. Ich dachte mir damals gleich, dass der Kracker ranzig geschmeckt hatte, habe aber nichts gesagt. Da die Drei eher sommerlich gekleidet sind und es doch ganz schön kalt hier oben ist, bieten wir Ihnen Tee an. Gemeinsam trinken wir Tee und essen ein paar Cookies, die wir dabei haben. Sie freuen sich darüber und wir, dass wir ihnen nun auch etwas zurück geben können. Dann verabschieden wir uns und während wir das Eisfeld noch eine Weile bewundern, machen sie sich auf den Heimweg. Es ist doch witzig wie klein die Welt manchmal ist!

Der Abstieg zieht sich ganz schön und wir sind ganz schön fertig als wir unten ankommen. Aber wir sind auch happy, weil die Wanderung wirklich sehr schön war. Wir haben vor allem viele Blumen gesehen und Beeren gepflückt (und probiert), z.B. die Salmonberry, …

Alaska-Lupine (Arctic Lupine)
Pracht-Himbeere (Salmonberry), essbar
Stängelumfassender Knotenfuß (Watermelon Berry)
Rotfruchtiges Christophskraut (Baneberry), giftig
Igelkraftwurz (Devil’s Club)
Diademhäher

Am Auto angekommen stärken wir uns mit ein paar Chips und Cola. Nicht sehr gesund, aber in diesem Moment genau das Richtige! Nach einem kleinen Abstecher nach Seward (allerdings nur zum Einkaufen), erreichen wir unsere Hütte namens „Rabennest“. Mit 6m2 ist sie sehr klein und wird ihrem Namen gerecht, aber es gibt dort WLAN, Netflix, eine Couch und ein Hochbett. Vor der Tür kochen wir unser Abendessen. Heute gibt es mal Nudeln mit Tomatensauße auf dem Campingkocher. Um 23 Uhr beginnt dann die Videokonferenz zum Brautkleiderkauf für Annett. In Rekordzeit sucht Annett ein Kleid aus: Das 3. Kleid ist es direkt und schon nach einer halben Stunde ausgesucht, das 4. zieht sie nur uns zum Gefallen noch an. Dann noch schnell Schuhe ausgesucht und ein paar Details zum Ändern besprochen und um Mitternacht ist die Videokonferenz schon wieder vorbei. Also bei mir und Katja ging das nicht so schnell, aber Annett weiß halt was sie will und da wird nicht lange gefackelt. Und das Kleid ist wirklich wunderschön und steht ihr sehr gut.

Obwohl wir eher spät ins Bett gehen, stehen wir am nächsten Morgen früh auf, denn der Wetterbericht sagt ab 15 Uhr Regen an. Wir fahren knapp 2 Stunden zum Kenai National Wildlife Refuge, um dort zu Kayaken, allerdings wird uns auf dem Weg klar, dass das wohl nichts wird. Das Wetter ist viel schlechter als vorausgesagt und der Regen wird stärker je näher wir unserem Ziel kommen. Am Besucherzentrum angekommen entscheiden wir uns für einen kurzen Trail, auf dem man wohl Elche sehen kann, aber nach einer Stunde kehren wir ohne Sichtung und durchnässt zum Auto zurück. Unsere Regenhosen und -jacken haben ihren Dienst erwiesen, aber es ist einfach Schietwetter. Wir hatten gedacht durch einen frühen Start dem Ganzem zu entkommen, hatten aber nicht erwartet, dass der Wetterbericht so verkehrt ist. Da hätten wir auch noch Seward anschauen können, was wir jetzt leider auslassen mussten. Trotz des Wetters fahren wir noch hier und da ein paar Wege im Refuge ab, in der Hoffnung Elche zu sehen, leider erfolglos. Uns beschleicht das Gefühl, dass wir wohl diesen Urlaub keinen Elch mehr sehen werden, dabei hieß es online, dass man hier ganz gute Chancen hätte. Auch Vögel sehen wir leider kaum.

Das Schietwetter macht müde und so halten wir irgendwann am Wegesrand an und machen einen Mittagschlaf. Dann fahren wir zurück nach Anchorage. Wir halten erneut am Beluga Point. Wieder sind leider keine Belugas zu sehen. Irgendwie habe ich das Gefühl, dass diese Punkte Unsinn sind. Ich habe auch am Moose Pass noch nie einen Elch gesehen. Als wir abends in unserem Appartement ankommen, nutzen wir die Gelegenheit um zu waschen. Wir ziehen fast jeden Tag Wanderkleidung an, haben davon allerdings zu wenig dabei, wohin gegen wir von anderen Sachen zu viel dabei haben, die aber selten bis nie tragen…

Ein kleines Highlight gab es für mich noch an diesem Tag. Ich fahre zum ersten Mal durch einen Drive-Thru von Starbucks. Für Kaffee nicht aussteigen? So etwas gibt es bei uns nicht! Ich will danach auch noch durch den Drive-Thru der Apotheke, aber leider brauchen wir nichts.