17. Aug.: Fahrradfahren und Wasserflugzeuge in Anchorage am letzten Tag

Heute ist schon unser letzter Tag in Alaska. Eigentlich wollen wir nicht mehr viel machen, nur ausschlafen, packen und vielleicht ein bisschen die Umgebung vom Hotel erkunden, wo es einen See mit einer Start- und Landebahn für Wasserflugzeuge gibt. Ich hatte dieses Hotel u.a. deswegen gebucht und dachte, es könnte meinem Mann gefallen. Was ich nicht einkalkuliert hatte war, dass die startenden Flugzeuge einen morgens wecken könnten. Das ist zum Glück erst ab 8 Uhr der Fall und am Ende gar nicht so schlimm für uns.

Gegen 10 Uhr kommen wir los und wollen ein bisschen am See spazieren gehen. Schon nach kurzer Zeit sehen wir eine Fahrradleihstation und beschließen kurzerhand für 20 USD p.P. ein Fahrrad für max. 6 Stunden auszuleihen. Das stellt sich als exzellente Idee heraus und ermöglicht uns viel mehr zu sehen als wir gehofft hatten. Die Fahrräder sind auch gut in Schuss, haben sogar einen Smartphonehalter zum Navigieren, so dass wir am Ende noch eine 30km lange Rundtour machen! Wir können unseren Augen kaum glauben, aber das kommt schon hin, schließlich sind wir bis zur Küste und einmal um den Flughafen gefahren. Als wir dann mit unserem Gepäck später am Flughafen sind, merken wir aber schon die Kilometer in den Knochen und wie müde wir sind. Es war zwar oft flach, aber es gab, besonders an der Küste, auch einige steilere Stückchen, die wir mit den 8 Gängen des City Bikes meistern mussten.

Es entstehen ein paar nette Bilder. Wir hätten nicht gedacht heute noch so sportlich zu sein, freuen uns aber noch einen besseren Eindruck von Anchorage gewinnen zu haben. Das Wetter war mal wieder auf unserer Seite. Nun heißt es aber Goodbye, Alaska! Auf bald mal wieder, vielleicht ja sogar im Winter!

15.-16. Aug.: Unterwegs in der Hauptstadt Alaskas

Da die Fähre erst um 13:30 Uhr abfährt, machen wir am Vormittag noch einen kleinen Spaziergang, den Nagoonberry Trail. Die Nagoonberries werden auch nordische Himbeeren oder Allackerbeeren genannt und sind leider noch nicht reif, trotzdem entscheiden wir uns für den Spaziergang. Er ist nicht weit weg von unserer Unterkunft und wir können die Fahrräder kostenlos nutzen. Die sind leider nicht gut in Schuss, aber wir müssen ja auch nicht sehr weit damit fahren.

Weiße Zimthimbeere (Thimbleberry)
Kelp

Es scheint als hätte ich heute den Tag an dem ich Sachen verliere (aber auch wieder bekomme). Erst verliere ich auf dem Trail unsere 2 Akkus mit Aufladekabel, da ich die Kameratasche nicht zugemacht hatte. Julian bemerkt die offene Tasche und wir gehen den Weg zurück wie gekommen. Nach ca. 10 Minuten finden wir dann alle 3 Teile an einem Ort im Gras. Dann liegt auf unserem Gepäck nach unserer Rückkehr in die Lodge plötzlich mein Nachthemd, das ich wohl im Zimmer vergessen hatte…Oje, oje…

Die Alaskaner sind wirklich alle sehr nett und es ist leicht mit ihnen in Kontakt zu kommen. Insbesondere in der Glacier Bay spüren wir die ausgeprägte Hilfsbereitschaft, vermutlich schon auch, weil es hier sehr abgelegen ist. Ein wenig wehmütig verlassen wir Gustavus und die Glacier Bay, wo jeder jeden grüßt, man einander kennt und hilft.

Die Fährenfahrt ist sehr nett und geht sehr schnell vorbei. Das Wetter ist toll und wir sehen viele Seeotter und ab und zu sogar Wale. Auf der Fähre freunden wir uns mit einem Alaskaner aus Juneau an, der am Nebentisch sitzt und beruflich Waagen eicht. Er hilft uns den Campingplatz zu erreichen und gibt uns wertvolle Tipps. Wir werden „Ferry friends“ und sollen ihn am nächsten Tag sogar am Flughafen wiedertreffen, da er dort ungefähr zur selben Zeit seinen Neffen aus Seattle abholt. Er mag uns sogar so sehr, dass er uns noch am selben Abend seine Frau vorstellen will und mit ihr zum Mendenhall  Campground fahren will. Am Ende schaffen sie es doch nicht, was uns ganz gut passt, da die Fähre später ablegt und wir erst spät dort eintreffen. Als wir essen, ist es schon dunkel. Danach gehen wir quasi direkt ins Bett.

Durch die Flugannulierung bleiben wir am Ende nur eine Nacht auf dem Zeltplatz am Mendenhallgletscher. Der Ausblick von dort auf den Gletscher ist wirklich traumhaft und viel besser als vom Besucherzentrum, aber es ist unheimlich schwer von dort irgendwohin zu kommen. Zum Bus sind es knapp 2 km, der fährt dann aber nur ein kurzes Stück und wir müssten noch einmal 1,5 km bis zum Besucherzentrum laufen. Daher wollen wir ein Uber bestellen, aber es gibt nur sehr wenige Fahrer und die lehnen unsere Fahrten alle ab. Wie wir später erfahren, dürfen nur 2 Taxifirmen dort reinfahren und auch bei denen muss eine Extragebühr von 20 USD p.P. geleistet werden. Dann versuchen wir Taxifirmen, aber auch die sind entweder voll oder antworten nicht. Am Ende trampen wir zum Gletscher, aber sind schon fast an der Bushaltestelle bis das erste Auto vorbeikommt. Das hält zum Glück an und setzt uns dort ab, obwohl die Frau eigentlich einen Termin hat und gar nicht dort lang wollte. Das ist echt nett.

Wir hatten eigentlich ein Auto mieten wollen, fanden es dann aber zu teuer. Ich bin froh, dass wir das nicht gemacht haben, sonst hätten wir fast 200 USD durch die verspätete Anreise verloren. Wir hatten noch gedacht, dass wie für 200 USD echt viel Taxi fahren können. Es stellt sich raus, wir bleiben zwar unter dem Budget, aber ein Taxi oder Uber zu bekommen ist die Herausforderung. In Downtown Juneau ist das zum Glück anders.

Obwohl wir nur einen Tag in Juneau haben, schaffen wir es uns sowohl den Gletscher anzuschauen als auch die Innenstadt. Die Wanderung, die uns von der Frau beim Trampen empfohlen wurde ist schön, führt aber weg vom Gletscher. Nach 2,5 Stunden und einer kleinen Mittagspause in der Sonne ist sie erledigt und wir wandern in Richtung Ausgang. Ich halte irgendwann ein Taxi an, das uns für 40 USD nach Juneau fährt und, vermutlich da wir schon fast am Ausgsind, nimmt er auch keine Gebühr von 20 USD zusätzlich p.P. Den Taxifahrer treffen wir bei unserer Stadtbesichtigung noch das ein oder andere Mal und wir sollen mit ihm auch zum Campingplatz fahren (um unsere Taschen zu holen) und dann direkt weiter zum Flughafen.

Juneau hat ein tolles Flair. Die riesengroßen Kreuzfahrtschiffe im Hafen, gemixt mit den Holzgebäuden und den hügeligen und für amerikanische Verhältnisse eher engen Straßen schaffen eine nette Atmosphäre. Nach einer von Julian geführten Stadtbesichtigung, bei der wir mehr über Herrn Seward lernen (der den Ankauf Alaskas von den Russen angeleiert hat), kaufen wir ein paar Souvenirs und gehen im Deckhand Dave’s Fischtacos essen. Die wurden uns von mehreren Leuten bisher empfohlen und lohnen sich tatsächlich. Es ist nett draußen in der Sonne zu sitzen und die Füße zu schonen. Wir merken beide, dass unsere Füße seit der langen Wanderung zum Harding Icefield auch nach kurzen Wanderungen schon anfangen etwas wehzutun. Ich glaube, die brauchen Erholung, also setzen wir uns 😉

Am Abend fliegen wir zurück nach Anchorage, denn morgen geht schon unser Rückflug nach Frankreich. Wir sind froh, dass wir zuerst in die Glacier Bay and dann nach Juneau gereist sind, nicht andersrum. Ich hatte das noch einmal geändert, weil ich Angst hatte, dass wir es nicht rechtzeitig zurück nach Anchorage schaffen würden, wenn mal ein Flug ausfallen sollte, schließlich gibt es nur einen am Tag. In unserem Fall wurde der Flug ja sogar gleich beide Tage annulliert, d.h. 2 Tag Puffer hätten nicht gereicht. Julian gratuliert mir zu dieser ausgezeichneten Planung und weisen Voraussicht.

11.-14. Aug.: Glacier Bay National Park

Am Morgen geht es auf nach Glacier Bay. Der erste Flug nach Juneau geht gegen 11 Uhr, also müssen wir nicht so früh aufstehen. Leider geht es nicht anders als dass wir 3 Stunden Aufenthalt in Juneau haben bevor wir unseren 36-minütigen Flug nach Gustavus nehmen können, der nur ein Mal pro Tag geht. Der Flughafen in Juneau ist echt klein. Es gibt ein Restaurant, eine Kneipe und einen Getränkeautomaten. Ich würde sagen, der Aufenthaltsbereich ist nicht viel größer als ein Handballfeld. Immerhin haben wir Zeit um den Blog zu schreiben und Ausflüge zu recherchieren.

In Gustavus angekommen ist der Flughafen noch kleiner als in Juneau. Es gibt keine Extraspur, um zum Terminal zu fahren, daher macht das Flugzeug nach der Landung eine 180 Grad-Drehung und fährt auf der Start- und Landebahn dorthin. Immerhin klappt es vor Ort ganz gut ein Taxi zu bekommen, auch wenn man dazu online vorher wenig herausfinden konnte. 40 USD für uns zusammen bis zur Glacier Bay ist zwar sportlich (und wir sind nicht die einzigen Fahrgäste), aber aus Mangel an Alternativen bleibt uns nichts anderes übrig. Immerhin freunden wir uns mit dem Fahrer, John, etwas an, so dass er uns am Ende sogar sein Bärenspray leiht. Wir mussten unseres leider in Anchorage lassen, da Alaska Airlines das nicht transportiert.

Am Campingplatz angekommen, checken wir ein, transportieren unser Gepäck auf Schubkarren zum Zeltplatz und bauen unser Zelt auf. Es ist dort wirklich schön und Julian ist froh, die Heringe gut reinzukommen. Es regnet noch leicht, aber wir sind dort im Wald gut geschützt und der Regen soll ab Morgen früh aufhören. So kommt es dann auch. Leider finden wir am Abend kein Gas mehr und essen daher kalt. Es scheint, die Lodge verkauft die Kartuschen seit diesem Jahr nicht mehr und leider können wir auch in keinem der 3 Essenslager eine Kartusche finden. Wir hören von anderen Campern, man könnte auch im Toshco keine mehr bekommen, was ohne Auto ohnehin sehr weit weg von uns ist und für heute eh zu spät wäre. Wir befürchten die nächsten 3 Tage ohne warmes Essen und Tee auskommen zu müssen. Als wir schon aufgegeben haben und ich noch den Müll wegbringe, bemerkt Julian, dass dort auch ein Mülleimer nur für Gaskartuschen ist, also durchsucht er ihn, schüttelt alle vermeintlich leeren Gaskartuschen und findet tatsächlich noch ein oder 2, die man zumindest für Tee benutzen könnte. Als wir es später anderen Campern erzählen, lerne ich ein neues Wort, denn diese Art des Suchens nennt man wohl Dumpster Diving im Englischen, also Im-Müll-Tauchen. Die Camper finden es lustig und, da wir uns den ganzen Abend nett unterhalten (insbesondere über den Bergbau und Klimawandel), bietet einer der 3 Leute uns an, morgen seinen angefangenen Gaskartuschenvorrat mitzubringen. Es stellt sich heraus, dass er beim Nationalpark arbeitet und in Gustavus wohnt. Wir freuen uns über sein Angebot, das wir gerne annehmen, denn so haben wir zumindest dieses Problem gelöst.

Am nächsten Tag leihen wir uns Kajaks aus und schippern durch die Bucht. Ein anderes Paar, mit dem wir beim Warten schon in Kontakt kommen, geht auch alleine Kajaken und so beschließen wir gemeinsam  zu starten. Sie sind viel erfahrener, sitzen jeder in einem eigenen Boot, und dadurch, dass wir im Zweier zwar eigentlich schneller wären, aber weniger Erfahrung haben, geht es sich gut aus. Wir verstehen uns auch so gut und verbringen am Ende den ganzen Trip miteinander. Wir sind darüber ganz froh, denn ohne die beiden hätten wir uns das Kreuzen der Bucht sicher nicht getraut.

Der Auflug ist wirklich sehr nett. Wir sehen viele Seeotter (von denen gibt es in der Bucht unzählige), sogar 2 Buckelwale und immer mal wieder Schweinswale. Es ist schön mal etwas Anderes zu machen als zu wandern und wir genießen die Ruhe, die der Ausflug reinbringt. Es passiert auch noch etwas Lustiges. Irgendwann bittet mich Kevin mit seiner Kamera ein Foto von ihm und Heather zu machen. Dabei übergibt er mir die Kamera und klippt sie zusätzlich noch an meine Schwimmweste. Das tut er mit den Worten „For safety“. Ich verstehe ihn total und bemerke gar nicht den Witz der Situation, denn ich hätte es ja auch so gemacht. Julian lacht sich innerlich kaputt als er das sieht, erzählt mir aber erst an Land, wie lustig er das fand. Da verstehe ich erst warum! Das sage ich ja den Leuten auch immer, wenn ich ihnen meine Kamera übergebe…

Nach dem Kajakausflug sind wir zwar etwas müde, aber immerhin um 15 Uhr schon wieder zurück, raus aus allen Klamotten und haben die Kayaks verstaut. Wir beschließen den Forest Loop Trail zu machen, denn dort soll man ab und zu Moose (nordamerikanische Elche) sehen. Wir sollen ihn während unseres Aufenthalts insgesamt 3 Mal machen, aber nie ein Moose sehen. Immerhin ist der Pfad auch so sehr schön. Er führt durch Regenwald und ist sehr feucht, hat auch zwei Teiche zu bieten. Wir verbinden den Regenwald immer mit tropischen Gebieten, aber es gibt ihn auch woanders. Man spricht wohl von einem Muskeg oder Moorgebiet, wenn alles so feucht ist. Moos ist überall auf dem Boden und hängt auch von den Bäumen, es finden sich viele verschiedene Grüntöne und man sieht einen weitgehend unberührten Wald, in dem Stämme nicht weggeräumt werden sondern liegen bleiben.

Am Tag darauf geht es auf die Bootsfahrt. Am Morgen nieselt es etwas, aber das stört uns nicht weiter, denn unser Frühstück am Strand ist schnell erledigt. Das Wetter wird im Verlauf des Tages immer besser und mittags haben wir sogar Sonnenschein. Es ist ein toller Tagesausflug, auf dem wir sehr viele Adler, Wale, Seeotter, Robben und Seelöwen sehen. Wir sehen auch einige Gletscher, Kormorane und Papageitaucher. Letztere existieren als „Tufted Puffin“ (Gelbschopflund, erkennbar an der blonden Mähne) und „Horned Puffin“ (Hornlund, erkennbar an einem Horn über dem Auge). Der Ranger meint scherzhaft, sie würde den einen an seiner schicken Frisur und den anderen an seinem tollen Make-up erkennen;-)

Tufted Puffin
Seeotter, der eine orange Seegurke frisst
Seelöwen

Uns gefällt die Bootsfahrt ziemlich gut, es scheint aber als hätten wir heute eher Pech, was die Tiersichtungen, insbesondere an Land, angeht. Es gibt lange Phasen, in denen der Ranger oder die Crew gar keine Tiere sichten, obwohl sie die ganze Zeit mit dem Fernglas die Ufer anschauen. Wir sehen leider keine einzige Schneeziege, wo sie normalerweise leben, und an den drei Bärenspots auch nur einen einzigen Bären, dafür beobachten wir aber massig Wale. Wir hören den Captain zu einem Crewmitglied sagen, dass es ihm das Herz zerbricht, dass wir so wenig Tiere sehen, obwohl wir so viele Buchten abgefahren sind. Er weiß nicht, dass wir zuhören.

Robben

Wir sind mit der Bootsfahrt trotzdem sehr zufrieden. Sie nimmt Geschwindigkeit aus unserem bisher doch sehr aktiven Urlaub. Wir können den ganzen Tag kostenlos Tee, Kaffee und heiße Schokolade trinken und werden auch ansonsten gut mit Essen und Snacks versorgt. Außerdem ist die Bärensichtung ein wahres Highlight. Julian ist gerade auf der Toilette, kommt dann aber schnell zurückgeflitzt. Wir scherzen den Rest der Tour, dass er doch mal wieder auf Toilette gehen soll, dann würden wir wieder ein Tier sehen. Der Braunbär (Grizzly) jedenfalls klettert den Berg direkt vor unserer Nase hinauf. Er scheint dabei immer wieder zu uns rüberzuschauen und doch etwas Angst vor uns zu haben. Am Ende verstehe ich auch warum, denn der Captain erklärt, dass der Bär im Wasser war und dann unseretwegen aus dem Wasser raus ist. Den Teil hatten wir nicht gesehen, sind aber total beeindruckt wie schnell der Braunbär den doch steilen Hang hinaufklettert. Wir wussten gar nicht, dass Braunbären so sportlich sind!

Da wir von der Bootsfahrt schon gegen 15:30 Uhr wieder zurück sind, erkunden wir danach noch ein bisschen die Umgebung. Wir besuchen das Stammeshaus der Tlingit, die lange Zeit vom Nationalpark nicht anerkannt wurden, mittlerweile aber miteinander ein gutes, wenn auch nicht unbelastetes Verhältnis haben. Als wir aus dem Haus wieder rauskommen, laufen gerade 4 Schwarzbären keine 50 Meter vor uns über den Wanderpfad. Wir sehen die Bärenmutter mit ihren 3 Jungen nur von hinten, aber dafür richtig gut. Krass, dass sie so nah an der Lodge rumlaufen. Wir bekommen den Eindruck, dass die Bären vielleicht doch nicht so wild sind wie sie sein sollten. Und gleich danach sehen wir ein Stachelschwein, direkt im Busch vor dem Stammeshaus. Zum Glück hatte ich am Vortag im Besucherzentrum das Buch über Stachelschweine gelesen und weiß daher die Zeichen zu deuten. Das Stachelschwein zeigt uns seinen Rücken und stellt seine Stacheln auf, d.h. wir sind zu nah dran und es will, dass wir weggehen. Im nächsten Schritt der Eskalation würde es die Stacheln schütteln, könnte dann diese auch zur Verteidigung abstoßen und einen stinkenden Duft abgeben. Dazu kommt es zum Glück nicht. Es entspannt sich wieder und frisst friedlich weiter. Nach diesem ereignisreichen Tag beschließen wir in der Lodge Abendbrot zu essen statt selbst zu kochen, und lassen es uns dort gut gehen.

Skelett des schwangeren Wals Snow, der 2001 von einem Kreuzfahrtschiff angefahren und instantan tot war

Die Zeit vergeht schnell und plötzlich ist schon unser letzter Tag – zumindest denken wir das. Wir schlafen aus, bauen nach dem Frühstück das Zelt ab, stellen unsere Sachen im Essenslager unter und gehen auf die Flusswanderung. Sie ist nicht so lang, so dass wir unser Taxi um 15:30 Uhr vor dem Anlegesteg kriegen sollten. Wir gehen wieder durch den Regenwald, sehen viel Moos und auch ein paar Lachse und einen Adler. Genau das Richtige für heute. Wir treffen auch noch kurz Patrick, den Nationalparkangestellten, der uns sein Gas geliehen hat, um es ihm zurück zu geben und dann geht es los zum Flughafen.

Gürtelfischer

Am Besucherinformationspunkt checke ich bei der Abfahrt, schon während wir im Taxi sitzen, kurz meine E-Mails, da sehe ich, dass Patrick uns mitgeteilt hat, dass unser Flug heute abgesagt wurde. Wir beschließen trotzdem zum Flughafen zu fahren und zu schauen, ob wir mit einer anderen Fluggesellschaft nach Juneau fliegen können. Ja, das geht, aber für doppelt so viel Geld, da wäre sogar ein Charterflug, den man sich mit 2 oder 3 anderen Gästen teilt günstiger. Überfordert so spontan zu entscheiden und, dank John, wohlwissend, dass morgen auch die Fähre nach Juneau geht, entscheiden wir uns am Ende dafür. Sie fährt nur alle 5 Tage, also haben wir Glück, dass sie morgen kommt, und ist viel günstiger, so dass wir am Ende sogar nur halb soviel wie für den Flug bezahlen. Julian hat auch richtig Lust drauf und das Wetter soll schön werden. So müssen wir nur noch die Unterkunft organisieren. Auf unseren üblichen Onlinebuchungsplattformen ist alles ausverkauft. Wir folgen den Empfehlungen von anderen Leuten, u.a. dem Glaziologen und seiner Familie, die wir von der Bootsfahrt kennen und am Abflugsort der Charterflugzeuge treffen, wo John uns abgesetzt hat. Aber auch in dem Gästehaus ist alles voll bzw. wir können keinen erreichen. Irgendwann, zurück am Flughafen, der fußläufig erreichbar war, halte ich einen Ortsansässigen an, eigentlich  mit dem Ziel zu fragen, ob er zufällig zum Campingplatz fährt. Eigentlich wollen wir dort nicht noch eine Nacht bleiben, da es keine Duschen gibt und uns allein die Fahrt hin und zurück 80 USD kosten würde. Er empfiehlt uns Cottonwoods Cabins und als wir dort anrufen, geht nicht nur jemand ran, sondern sie haben auch noch genau ein Zimmer frei. Der Preis stimmt und wir werden umgehend abgeholt, das passt uns sehr gut. Das Zimmer sieht auch sehr nett aus, nur leider gibt es kein WLAN, das Wasser ist gelb und das Essen ist wirklich sehr schlecht, dafür konnten wir duschen und in einem Bett schlafen. Wir sind froh uns hierfür entschieden zu haben, aber auch, dass wir nur eine Nacht bleiben.

9.-10. Aug.: Harding Icefield und Schietwetter im Kenai National Wildlife Refuge

Am Morgen fahren wir weiter zum Exit Glacier, wo wir nach knapp 2 Stunden ankommen. Wir sind etwas müde, vermutlich weil wir bisher in unserem Urlaub doch ganz schön aktiv waren, und wollen daher nur die kurze Wanderung zum Beginn des Gletschers machen. Auf dem Weg dorthin merken wir aber, dass die relativ schnell geht und wir doch mehr Energie haben als wir zunächst glauben. Auch das kurze Gespräch mit dem Ranger, den wir zufällig auf dem Weg treffen, ermutigt uns, doch die lange Wanderung zum Harding Icefield zu machen, da es sich wohl auch lohnt, wenn man sie nicht bis zum Ende macht. Das Wetter ist schön, also drehen wir um und steuern Marmot Meadows an, wo wir schon nach kurzer Zeit sind. Daher beschließen wir dort etwas zu essen, mit direktem Blick auf den Gletscher, und nach der Mittagspause noch bis zum nächsten Ziel, Top of the Cliffs, weiter zu gehen. Dort sind wir dann auch recht schnell und immer noch gut drauf, also gehen wir noch weiter. Jetzt denken wir, dass dies der Point of No Return ist und wir tatsächlich bis ganz zum Ende des Wanderweges gehen könnten. Es zieht sich dann doch noch etwas, aber am Ende schaffen wir die 1000Hm und erreichen das Harding Icefield.

Das Eisfeld ist riesig und man sieht nur Schnee und Eis wohin man schaut, und das, obwohl wir nur einen kleinen Teil davon sehen. Der Ausblick ist wahrlich eine Belohnung und alle Mühe wert! Wir hatten beim Aufstieg schon bemerkt, dass es von Ziel zu Ziel immer schöner wurde, aber das Ende war dann doch nochmal ein richtiges Highlight.

Kaum angekommen, sehe ich 3 Gestalten. Sie erinnern mich an unsere Lagerfeuerfreunde, aber von hinten bin ich mir nicht sicher, ob sie es wirklich sind, und was wäre das auch für ein Zufall! Also beobachte ich die 3 und warte, dass sie sich umdrehen. Und als sie es gerade tun, da erblickt mich Tessa schon und grüßt uns! Ja, sie sind es wirklich, unsere Lagerfeuerfreunde, zumindest die 2 Kinder und ihre Freundin Tessa, diesmal ohne Mindy, ihren Ehemann und das befreundete Ehepaar.

Wir freuen uns alle einander zu sehen und machen ein Foto als Erinnerung. Sie sind wohl wegen des schönen Wetters von Anchorage mit dem Auto für einen Tagesausflug hierher gefahren. Eventuell bleiben sie noch bei Bekannten über Nacht. Wir tauschen uns ein bisschen aus und Tessa gesteht uns, dass mit dem Kracker im S’Mores am Lagerfeuer etwas nicht stimmte, sie sich aber nicht getraut hatte etwas zu sagen, weil sie die Familie noch nicht so gut kannte. Ich dachte mir damals gleich, dass der Kracker ranzig geschmeckt hatte, habe aber nichts gesagt. Da die Drei eher sommerlich gekleidet sind und es doch ganz schön kalt hier oben ist, bieten wir Ihnen Tee an. Gemeinsam trinken wir Tee und essen ein paar Cookies, die wir dabei haben. Sie freuen sich darüber und wir, dass wir ihnen nun auch etwas zurück geben können. Dann verabschieden wir uns und während wir das Eisfeld noch eine Weile bewundern, machen sie sich auf den Heimweg. Es ist doch witzig wie klein die Welt manchmal ist!

Der Abstieg zieht sich ganz schön und wir sind ganz schön fertig als wir unten ankommen. Aber wir sind auch happy, weil die Wanderung wirklich sehr schön war. Wir haben vor allem viele Blumen gesehen und Beeren gepflückt (und probiert), z.B. die Salmonberry, …

Alaska-Lupine (Arctic Lupine)
Pracht-Himbeere (Salmonberry), essbar
Stängelumfassender Knotenfuß (Watermelon Berry)
Rotfruchtiges Christophskraut (Baneberry), giftig
Igelkraftwurz (Devil’s Club)
Diademhäher

Am Auto angekommen stärken wir uns mit ein paar Chips und Cola. Nicht sehr gesund, aber in diesem Moment genau das Richtige! Nach einem kleinen Abstecher nach Seward (allerdings nur zum Einkaufen), erreichen wir unsere Hütte namens „Rabennest“. Mit 6m2 ist sie sehr klein und wird ihrem Namen gerecht, aber es gibt dort WLAN, Netflix, eine Couch und ein Hochbett. Vor der Tür kochen wir unser Abendessen. Heute gibt es mal Nudeln mit Tomatensauße auf dem Campingkocher. Um 23 Uhr beginnt dann die Videokonferenz zum Brautkleiderkauf für Annett. In Rekordzeit sucht Annett ein Kleid aus: Das 3. Kleid ist es direkt und schon nach einer halben Stunde ausgesucht, das 4. zieht sie nur uns zum Gefallen noch an. Dann noch schnell Schuhe ausgesucht und ein paar Details zum Ändern besprochen und um Mitternacht ist die Videokonferenz schon wieder vorbei. Also bei mir und Katja ging das nicht so schnell, aber Annett weiß halt was sie will und da wird nicht lange gefackelt. Und das Kleid ist wirklich wunderschön und steht ihr sehr gut.

Obwohl wir eher spät ins Bett gehen, stehen wir am nächsten Morgen früh auf, denn der Wetterbericht sagt ab 15 Uhr Regen an. Wir fahren knapp 2 Stunden zum Kenai National Wildlife Refuge, um dort zu Kayaken, allerdings wird uns auf dem Weg klar, dass das wohl nichts wird. Das Wetter ist viel schlechter als vorausgesagt und der Regen wird stärker je näher wir unserem Ziel kommen. Am Besucherzentrum angekommen entscheiden wir uns für einen kurzen Trail, auf dem man wohl Elche sehen kann, aber nach einer Stunde kehren wir ohne Sichtung und durchnässt zum Auto zurück. Unsere Regenhosen und -jacken haben ihren Dienst erwiesen, aber es ist einfach Schietwetter. Wir hatten gedacht durch einen frühen Start dem Ganzem zu entkommen, hatten aber nicht erwartet, dass der Wetterbericht so verkehrt ist. Da hätten wir auch noch Seward anschauen können, was wir jetzt leider auslassen mussten. Trotz des Wetters fahren wir noch hier und da ein paar Wege im Refuge ab, in der Hoffnung Elche zu sehen, leider erfolglos. Uns beschleicht das Gefühl, dass wir wohl diesen Urlaub keinen Elch mehr sehen werden, dabei hieß es online, dass man hier ganz gute Chancen hätte. Auch Vögel sehen wir leider kaum.

Das Schietwetter macht müde und so halten wir irgendwann am Wegesrand an und machen einen Mittagschlaf. Dann fahren wir zurück nach Anchorage. Wir halten erneut am Beluga Point. Wieder sind leider keine Belugas zu sehen. Irgendwie habe ich das Gefühl, dass diese Punkte Unsinn sind. Ich habe auch am Moose Pass noch nie einen Elch gesehen. Als wir abends in unserem Appartement ankommen, nutzen wir die Gelegenheit um zu waschen. Wir ziehen fast jeden Tag Wanderkleidung an, haben davon allerdings zu wenig dabei, wohin gegen wir von anderen Sachen zu viel dabei haben, die aber selten bis nie tragen…

Ein kleines Highlight gab es für mich noch an diesem Tag. Ich fahre zum ersten Mal durch einen Drive-Thru von Starbucks. Für Kaffee nicht aussteigen? So etwas gibt es bei uns nicht! Ich will danach auch noch durch den Drive-Thru der Apotheke, aber leider brauchen wir nichts.

8. Aug.: Weiterreise Richtung Kenai-Fjords-Nationalpark

Heute ist ein Reisetag. Wir fahren zunächst mit dem Shuttle zurück nach Chitina und dann weiter mit dem Mietwagen bis kurz hinter Anchorage. Vor allem auf der McCarthy Road hoffen wir darauf noch einen Elch zu sehen, werden aber leider enttäuscht. Bisher haben wir nur im Denalinationalpark einen Elch gesehen, aber nur ganz kurz und auch nur von hinten als er über die Straße ins Gebüsch huschte. Da geht noch mehr, denken wir, aber wohl nicht heute. Vielleicht liegt es auch am Wetter, denn seit gestern Nacht regnet es. Das ist echt gutes Timing, denken wir, schließlich reisen wir ja heute ab.

Im Auto lassen wir noch einmal die letzten Tage Revue passieren. An den Reaktionen der Alaskaner beginnen wir langsam zu begreifen, wieviel Glück wir bisher mit dem Wetter hatten, denn Regen ist wohl eher üblich zu dieser Jahreszeit als so viel Sonnenschein. Julian erzählt mir den Witz der Mitarbeiterin, die uns an der Fußgängerbrücke rausgelassen hat und den ich auf dem Rücksitz leider nicht verstehen konnte. Sie meinte, die Briten würden „on the left side of the road“ fahren. Die Alaskaner dagegen „on what is left on the road“. Haha, wie lustig, wenn es nicht so wahr wäre, fügte sie selbst hinzu. Außerdem nehmen wir uns vor, den Podcast zu hören, von dem wir in den Blackburn Cabins gelsen hatten. Er heißt „Out here“ und soll das Leben der Leute in McCarthy ganz gut darstellen. Ein paar Tage später fangen wir ihn an und erfahren u.a., dass nicht alle Einwohner damit einverstanden waren als in den 60er Jahren die Straße nach McCarthy gebaut wurde. Vorher war der Ort nur über die Schienen erreichbar, die für die Mine gebaut wurde, bzw. mit dem Flugzeug. Außerdem erzählt der Podcast von einer Frau, die zwei ihrer Kinder zu Hause geboren hat, nur mit der Hilfe ihres Mannes. Auch die Mitarbeiterin der Blackburn Cabins hatte uns erzählt, dass sie eine Hausgeburt war, da das nächste Krankenhaus einfach zu weit weg ist. Das lässt uns nachdenklich stimmen. Solange es keine Komplikationen gibt, ok, aber wenn doch, dann ist Hilfe weit weg. Und wir jammern manchmal, dass wir im Pays de Gex eine schlechte Gesundheitsversorgung haben, aber immerhin ist das nächste Krankenhaus von uns nur eine gute halbe Stunde Autofahrt entfernt.

Auf unserem Weg nach Anchorage regnet es fast die ganze Zeit. Obwohl wir an landschaftlich sehr schönen Orten vorbeikommen, u.a. dem Matanuska-Gletscher, steigen wir kaum aus und machen auch kaum Fotos. Wir halten einmal kurz am Besucherzentrum in Copper Centre an, was ganz nett, aber sicher kein Highlight ist. Kaffee gibt es dort leider auch keinen. Irgendwann sehen wir auf dem Weg an einem Abhang an der Straße mal ein paar Dallschafe, die wir fotografieren, aber ansonsten fahren wir durch. Julian ist auch ziemlich müde und schläft viel.

In Anchorage tanken wir, kaufen etwas ein und fahren weiter zum Beluga Point. Leider keine Belugas. Wir buchen auf der Fahrt eine Übernachtung in einer Cabin in Hope und fahren daher sogar noch weiter als gedacht. Eigentlich wollten wir wieder zelten, aber das Wetter lädt uns nicht gerade dazu ein und die Hütten hier gefallen uns ganz gut. Nach einem Zwischenstopp in Girdwood, einem Wintersportort, wo wir echt leckere Pommes essen, fahren wir noch eine Stunde weiter nach Hope, wo wir in einer Hütte am Fluss die Nacht verbringen.

6.-8. Aug.: Gletscherwanderung und Blue Pool Jump im Wrangell-St.-Elias-Nationalpark

Laut unseren Freunden vom Lagerfeuer ist dies ihr Lieblingsnationalpark. Das können wir nach unserem Aufenthalt verstehen. Aber er ist gar nicht so einfach zu erkunden. Es gibt nur 2 Straßen in den Park und unsere Mietwagenfirma erlaubt uns weder die eine noch die andere zu nehmen. Wir können also entweder einen Shuttlebus nehmen (zumindest auf der McCarthy Road) oder fliegen. Da wir es von Fairbanks nicht mehr rechtzeitig schaffen würden, um am selben Tag ein Shuttle nach McCarthy zu bekommen, haben wir uns entschieden in den Park zu fliegen und auf dem Rückweg ein Shuttle zu nehmen. Der Flug ist nicht günstig, aber wir hatten bei der Buchung gehofft, dass er auch gleich als eine Art Sightseeing (oder besser gesagt Flightseeing) genutzt werden kann. Und wir sollen Glück haben! Heute ist der perfekte Tag für einen Flug nach McCarthy! Die Sonne scheint, die Berge erstrahlen in vielen unterschiedlichen Farben, die Gletscher leuchten in der Sonne und es ist einfach nur schön, den Park und seine Weite von oben zu erkunden. Tatsächlich ist es wohl der größte Nationalpark der Vereinigten Staaten, mit einer Fläche die größer als die Yosemite- und Yellowstone-Nationalparks sowie die Schweiz zusammen ist.

Es ist interessant vom Chitina (sprich: Tschitnah) Airport abzufliegen. Airport weckt vielleicht falsche Erwartungen, denn es ist eher ein Flugplatz als ein Flughafen, und es gibt auch keine asphaltierte, sondern nur eine unbefestigte Start- und Landebahn. Wir müssen offiziell erst 20 Minuten vor der Abflugszeit dort sein, was an einem normalen Flughafen ja viel zu spät wäre, und es gibt dort auch kein Terminal oder Check-in Counter, nur ein kleines Holzhäuschen, in dem man warten kann bis der Pilot da ist. Als der Pilot mit dem Flugzeug landet, lässt er alle 5 wartenden Fluggäste sofort einsteigen. Er checkt keine Tickets, auch nicht unseren Ausweis und eine Sicherheitskontrolle gibt es auch nicht, nur unser Bärenspray muss außerhalb des Flugzeugs mitreisen. Nun ja, da es nur 5 freie Plätze im Flugzeug gibt und genau 5 Leute am Flughafen warten, macht das ja auch Sinn.

Unser Bärenspray

Der Flug ist wunderschön und geht viel zu schnell zu Ende. Der Start ist etwas wackelig, was wohl am Wind im Flussbett liegt, aber danach geht es gut und nach ca. 25 Minuten landen wir schon wieder.

Links der Kennecott- und rechts der Rootgletscher

In McCarthy holt uns eine Mitarbeiterin von Blackburn Cabins ab, zeigt uns kurz die (echt) kleine Stadt, einschließlich der kürzlich eröffneten Copper Nugget, in der man Marihuana kaufen kann (seit ein paar Jahren in Alaska legal), und fährt uns dann zu unserer Unterkunft. Auf Empfehlung der Mitarbeiterin machen wir vor dem Abendessen noch einen kleinen Spaziergang zum „Zeh des Gletschers“, was uns richtig Lust auf die Gletscherwanderung morgen macht.

McCarthy Museum

Unsere kleine Hütte gefällt uns auch richtig gut und wir genießen den Luxus im Vergleich zum normalen Campen, wo wir normalerweise kein fließenden Wasser direkt vor Ort, eine Koch- und Sitzmöglichkeit sowie ein kuscheliges Bett haben. Es gibt hier sogar warme Duschen, die wir beide Abende nutzen. Toll und sehr romantisch!

Links das Duschhaus, gegenüber eine Hütte wie unsere und ganz rechts das Plumpsklo

Am nächsten Morgen machen wir eine Gletscherwanderung. Ich hatte bei der Buchung etwas Bammel, dass das Wetter schlecht sein könnte und wir es dann trotzdem machen (müssen), da ja bezahlt. Aber die Sorgen sind unbegründet und wir haben echt viel Glück mit dem Wetter, denn es ist den ganzen Tag sonnig. Am Ende springen Julian und ich sogar in einen „Blue Pool“, also ein Wasserloch im Gletscher. Das ist ganz schön kalt und kostet einiges an Überwindung, aber danach ist der Körper so gut durchblutet, dass einem gleich warm ist. Als Belohnung erhalten Julian und ich eine Urkunde und dürfen uns auf der Tafel im Büro der St. Elias Guides verewigen. Ein ganz schöner Hype, der aber nur uns zu Gute kommt, denn die anderen in unserer Gruppe trauen sich nicht, schauen uns aber gerne dabei zu. Gut, dem Belgier können wir es nicht verdenken, der ist nämlich leider schon vor der Mittagspause aufgrund eines Sicherungsfehlers der Führerin ins Wasser gefallen, hat dann aber den ganzen Tag mit nassen Schuhen durchgezogen. Das ist mindestens genauso beeindruckend!

Auf dem Rückweg vom Gletscher bleibt uns noch eine halbe Stunde um die ehemalige Minenstadt Kennecott zu erkunden. Das ist zwar nicht viel, reicht aber un einen Eindruck zu gewinnen. Da wir ganz schön fertig sind, kochen wir heute nicht, sondern essen zunächst ein Eis in McCarthy, schlendern dort noch etwas durch die Stadt und essen dort etwas bevor wir zur Hütte zurückkehren und packen, denn morgen früh um 9 Uhr geht schon unser Shuttle zurück zum Chitina Airport.

5.-6. Aug.: Kurzer Zwischenstopp in Fairbanks

Wir sind eigentlich auf dem Weg in den Wrangell-St. Elias-Nationalpark, allerdings erlaubt uns unsere Mietwagenfirma nicht den direkten Weg über den Denali Highway zu nehmen, da dieser wohl zu schlecht in Stand gehalten ist, daher fahren wir über Fairbanks dorthin. Ein ganz schöner Umweg, aber Fairbanks soll ja auch schön sein. Es ist wohl bekannt für die Universität von Alaska, die Transalaska Pipeline und dient als Basecamp für den Bergbau, auch wenn dieser heute nicht mehr die Bedeutung hat wie noch zu Beginn des Goldrausches Anfang des 20. Jahrhunderts.

Da uns der Denalinationalpark so gut gefallen hat und unsere Freunde vom Lagerfeuer außer des thailändischen Essens nichts wirklich in Fairbanks empfehlen, halten wir unseren Aufenthalt hier am Ende relativ kurz. Wir tanken, duschen mal wieder, decken uns für die  nächsten Tage ein und essen gut. Es ist krass, dass es hier abends immer so lange hell ist. Man denkt, dass es mitten am Tag ist, da es hell ist und die Sonne kräftig scheint, dabei ist es abends um 21 Uhr. Daran haben wir uns noch nicht ganz gewöhnt und gehen daher oft später als gewollt ins Bett, normalerweise erst, wenn wir zufällig auf die Uhr schauen oder unser Handy den Sound für den Schlafmodus abgibt.

Bevor wir am nächsten Morgen weiterreisen, schauen wir uns noch die Universität von Alaska an und halten in „Nordpol“, wo wir einen kurzen Moment Weihnachten erleben.

Dann geht es auf eine mehrstündige Fahrt nach Chitina. Der Weg dorthin dauert viel länger als erwartet, denn ständig werden Instandhaltungsarbeiten an den Straßen durchgeführt, was zu längeren Verzögerungen führt. Ich hatte zwar im Vorfeld davon gelesen, dass man damit rechnen soll, da solche Arbeiten nur im Sommer durchgeführt werden können, aber dass es so viele sind, davon waren wir überrascht. Zum Glück sind wir rechtzeitig losgefahren, schließlich wollen wir unseren Flug von Chitina nach McCarthy nicht verpassen.

Auf dem Weg halten wir ab und zu an und sehen auf den Parkplätzen des öfteren Schilder auf denen „No Shooting“ steht. Zunächst wundern wir uns, bis wir später auch mal eines mit Kugeln durchlöchert sehen. Scheint wohl beliebt bei Alaskanern zu sein…

2.- 5. Aug.:  Im Denalinationalpark mit Bären, Karibus und Co.

Gut ausgeruht starten wir heute in den Denalinationalpark. Morgens fallen uns noch ein paar Kleinigkeiten ein, die wir am Vortag beim Einkaufen vergessen haben, aber die sind schnell besorgt. Frühstück essen wir in einem Donutladen in der Nähe vom Hostel. Die gefüllten Donuts sind sehr lecker, aber auch ziemlich kalorienreich und meine Hoffnungen schwinden langsam, in diesem Urlaub ein paar Kilo zu verlieren, nachdem wir gestern Abend vor dem Schlafengehen auch schon eher kalorienreich (Burger, Pommes und Mozarellasticks) gegessen haben.

Unser Mietwagen ist ein Toyota 4Runner und hat eine gute Größe. Wenn man schneller als 55 Meilen fährt, vibriert er zwar ganz schön (Julian meint das könnte an defekten Stoßdämpfern liegen), aber ansonsten ist er ganz ok. Wir sind begeistert vom Nummernschild, auf dem „Alaska – The last Frontier“ steht. Vorne fehlt es zwar, aber das scheint hier nicht vorgeschrieben zu sein, denn viele Autos fahren so rum.

Auf dem Weg zum Nationalpark fängt es an zu regnen. Das haben wir erwartet, denn der Wetterbericht hatte das für heute und die Nacht angesagt. Ab morgen Mittag soll es aber deutlich besser und am Sonntag sogar sehr sonnig werden. Das wäre gut für unsere Wanderungen.

Unser Aufenthalt im Nationalpark ist wirklich schön und voller interessanter Eindrücke. Am Eingang angekommen registrieren wir uns, erkunden das Besucherzentrum, schreiben uns für einen Discovery Hike am Sonntag ein, besuchen die Schlittenhundevorstellung und nehmen am Abend den Camperbus ins Teklanika Camp, wo wir die nächsten 3 Nächte verbringen werden. Ein Platz fürs Zelt im Camp ist schnell gefunden, ganz nah am Wasserhahn, dem bärensicheren Essenslager und den Latrinen. Duschen geht die nächsten Tage leider nicht und Handyempfang haben wir hier auch keinen, dafür sind wir in der Natur.

Da es abends immer noch regnet und es auf unserem Campingplatz leider keinen Unterstand gibt, kochen wir nicht, sondern essen nur Brot und Käse. Auch, wenn es bei der Nässe schön gewesen wäre etwas Warmes im Bauch zu haben, kommt uns das eigentlich auch gelegen, denn wir sind schon noch ganz schön platt von der Reise und Zeitverschiebung. Daher geht es abends auch schon um 21 Uhr ins Bett. Immerhin schaffen wir es noch den Rangertalk zu besuchen, der am 1. Abend von Ranger Chris gegeben wird, und dabei lernen wir mehr über die Tier- und Pflanzenwelt des Parks.

Da es am 2. Tag immer noch regnet beschließen wir den Park zunächst mit dem Bus zu erkunden. Wir fahren bis East Fork bei Meile 43, wo die Busse im Moment enden, da ein Stück dahinter ein Erdrutsch die Straße so zerstört hat, dass der Park dies zum Anlass genommen hat um gleich eine Brücke als Umgehung zu bauen. Aufgrund der Erderwärmung ist dieser Teil der Straße wohl schon länger instabil. Auf dem Weg sehen wir immer mal wieder ein paar Tiere, u.a. Dallschafe, Karibus (Rentiere) und sogar 3 Bären von weitem. Als wir in East Fork ankommen ist es gegen Mittag und das Wetter klart langsam auf. Wir machen eine kurze Wanderung im Flussbett, wo wir ein paar kleinere Tiere und Bärenexkremente finden. Letztere sind gut an den Soap Berries zu erkennen, die ihrem Namen geschmacklich wohl alle Ehre machen, von Bären aber gerne verspeist werden.

Karibu
Braunbären
Dallschafe
Arktisches Erdhörnchen
Pika (Pfeifhase)
Bärenexkremente

Auf dem Rückweg setzt uns der Busfahrer hinter dem Sable Pass ab und wir wandern den Cathedral Mountain hinauf. Wir begegnen gleich am Anfang erfahrenen Wanderern im Bärenland und gehen das erste Stück gemeinsam. Sie rufen und schreien laut beim Wandern, um die Bären wissen zu lassen, dass wir hier sind und sie nicht zu überraschen, denn Bären mögen keinen Lärm und würden normalerweise abdrehen. So kann man wirkungsvoll einer unangenhmen Begegnung vorbeugen. Das hatten wir im Vorfeld auch gelesen und so wir tun es ihnen gleich. Am Ende sollen wir auf dieser Wanderung dann auch wirklich noch Bären begegnen. Zum Glück in ca. 100 Metern Entfernung, was aber echt wenig ist, wenn man sich überlegt, dass Bären bis zu 35 Meilen (56 km) pro Stunde laufen können. Wir begegnen auch gleich 3 Bären, also einer Mutter mit ihren 2 Kindern und wir wissen ja, dass Bärenmütter ihre Kinder mit ihrem Leben beschützen würden. Noch bevor wir die Bären sehen wundern wir uns, dass ein Murmeltier 3 Mal in kurzen Abständen laut pfeifft. Vermutlich wollte es andere Murmeltiere warnen, aber wir sind auch aufmerksam geworden. Als wir dann die Bären sehen, sind wir erst ganz schön aufgeregt, gruppieren uns dann aber, bleiben ruhig und machen uns groß. Als sie uns bemerken, wirken sie nicht sonderlich interessiert und verziehen sich relativ schnell über den Hang ins andere Tal. Darüber sind wir ganz froh, denn wenn sie auf uns zugekommen wären, hätte das Ganze anders ausgesehen…

Karibu in schmalblättrigen Weidenröschen
Braunbären (Grizzly)

Im Camp haben wir abends eine gute Geschichte zu erzählen. Julian freundet sich schnell mit einer Gruppe Camper an, die uns am letzten Abend auch zum Lagerfeuer einladen. Dort essen wir das typisch amerikanische Lagerfeuerdessert S’More, also ‚Some More‘ (gegrillten Marshmallow im Sandwich mit Schokolade und Kracker), was ehrlich gesagt nicht so unser Ding ist, und erhalten weitere gute Tipps für unsere Reise und eine mögliche Rückkehr im Winter. Ich unterhalte mich auf dem Campingplatz viel mit einem älteren Ehepaar im Wohnwagen. Im Allgemeinen sind alle im Camp sehr offen und es ist nett, da man sich über die Tage immer wieder über den Weg läuft und austauscht.

Am 3. Tag machen wir unseren Discovery Hike, kurz auch Disco Hike. Eigentlich muss man dafür ein extra Busticket kaufen, aber für uns ist es ja bis zum Beginn der Wanderung nur eine Fahrt von ca. 5 Minuten, was wir dem Mitarbeiter des Busunternehmens erklären. Am Ende gibt er uns die Tickets kostenlos, was echt nett ist. Am Morgen werden wir um 9:10 Uhr am Camp abgeholt und erblicken im Bus unseren Guide für den Disco Hike: Es ist Chris, den wir vom Rangertalk am 1. Abend kennen. Der Disco Hike ist genau mein Ding! Wir stapfen durch die Landschaft (jeder soll seinen eigenen Weg gehen, damit ja keine Wanderwege entstehen, pflücken (und essen) Beeren, interpretieren Tierspuren und genießen beim Mittagessen die Ruhe und den Ausblick von einem kleinen Berg aus. Mit Wasserfarben fangen wir dort auch die Eindrücke ein.

Wühlmaus
Karibuexkremente
Schneehuhn (der Staatsvogel von Alaska)
Malen in der Mittagspause
Moltebeere

Gegen 14 Uhr ist die Wanderung vorbei und wir fahren nach Igloo Creek, wo wir Dallschafe sehen wollen. Leider finden wir den Einstieg für unsere Wanderung nicht, enden im Dickicht, und entscheiden daher stattdessen noch einmal mit dem Bus bis East Fork zu fahren, in der Hoffnung die Schafe und andere Tiere vom Bus aus zu sehen. Und tatsächlich, wir sehen Dallschafe, einen Bären im Feld nicht weit vom Bus und erhaschen einen ganz guten Blick auf den Denali.

Am Morgen des 4. Tages bauen wir das Zelt ab und machen eine Flussbettwanderung zur Brücke von unserem Camp aus. Am Ziel angekommen fahren wir noch einmal nach East Fork, aber leider sehen wir diesmal keine Tiere. Die Busfahrerin, ein Charmebolzen, ist auch nicht so engagiert wie so manch anderer. Als wir mit unserem Gepäck später den Camperbus nehmen treffen wir wieder Dale, den Busfahrer vom 1. Tag, und mit ihm machen wir wohl eines unserer besten Karibufotos:

Schneehühner

Am Besucherzentrum schauen wir noch die 2 Lehrfilme, was wir am 1. Tag nicht geschafft haben. Diese machen uns Lust darauf, auch mal im Winter Alaska zu besuchen. Wir begegnen auch Chris wieder und ich zeige ihm stolz meine Tierguides, die ich auf seine Empfehlung hin gekauft habe. Julian erzählt ihm, dass wir eben auch den Permafroststab anschauen waren, von dem er uns auf dem Disco Hike erzählt hat. Wir lernen noch seine Freundin und Hund kennen, dann machen wir uns (ein bisschen wehmütig) auf den Weg nach Fairbanks.

1. Aug.: Ankunft in Anchorage

Heute fliegen wir nach Alaska! Um 10:45 Uhr geht unser Flieger zunächst nach Frankfurt. Das ist mal eine angenehme Abflugszeit, so dass wir mit unseren Rucksäcken erst um 8:20 Uhr das Haus verlassen um mit dem Bus zum Flughafen zu fahren! Von Frankfurt aus fliegen wir dann um 15 Uhr direkt nach Anchorage weiter und kommen nach 10 Stunden Flug noch am selben Tag, sogar 20 Minuten vor der Abflugszeit, an. Lustig ist das mit der Zeitverschiebung.

Als Julian in Frankfurt mitbekommt, dass der Condorflieger grün-weiß gestreift ist, kriegt er kurz einen kleinen Schock, weil er sonst immer darüber lacht und sich fragt, wer wohl mit so einem Flugzeug freiwillig fliegt. Tja, wir offensichtlich! Und das gestreifte Design gibt es auch noch in rot, gelb, blau und beige.

In Anchorage angekommen, klappt alles reibungslos: Unser Gepäck ist angekommen und in der Schlange bei der Mietwagenabholung ist niemand vor uns. Wir machen zwar eine Weile rum, um herauszufinden, wie wir den Sitz verstellen können, die Kopfstütze herausnehmen und den Motor starten können, müssen sogar einen Mitarbeiter um Hilfe bitten, aber dann können wir endlich los. Schnell sind wir im Hostel eingecheckt, kaufen noch ein paar Kleinigkeiten für die nächsten Tage ein und gehen noch etwas essen, dann geht es ins Bett. Wir merken allerdings schon, dass wir ganz schön müde sind. Beim Navigieren verpassen wir ab und zu mal eine Einfahrt, beim Einkaufen finden wir manchmal die einfachsten Dinge nicht, obwohl sie direkt vor unsere Nase stehen, und beim Essen wechseln wir kaum ein Wort. Immerhin haben wir kostenlos 2 angefangene Gaskartuschen und unbenutztes Bärenspray besorgen können, da Julian sich gut mit dem Hostelbesitzer gut verstanden hat und dieser uns das Zeug geschenkt hat. Um 21 Uhr liegen wir im Bett und schlafen dann fast 10 Stunden durch. Wir müssen zwar beide nachts mal raus, insbesondere Julian, am nächsten Morgen fühlen wir uns aber gut ausgeruht.

5.-8. Dez.: Relaxen am Diani Beach

Am Morgen rufe ich noch vor dem Frühstück bei der Unterkunft in Diani Beach an, um mich nach dem Weg zu erkundigen. Eigentlich wollen wir Mombasa umfahren und auf einer Nebenstrecke unser Ziel erreichen; dafür gibt der Besitzer uns auch grünes Licht. Wir freuen uns, dass endlich mal etwas wie geplant läuft und verkünden die frohe Botschaft Christine und Manfred beim Frühstück. Nach dem Frühstück sehe ich 2 Anrufe und eine SMS vom Besitzer auf meinem Tablet. Als ich zurückrufe sieht alles ganz anders aus. Jemand wäre die Strecke am Vortag gefahren (Ortsansässige, mit einem Landcruiser) und es war ziemlich glatt, so dass sie das kurze ungeteerte Stück (ca. 25 km) nur im Schneckentempo hinter sich bringen konnten. Falls es also geregnet hat,  sollen wir lieber durch Mombasa durch, statt die Nebenstrecke zu fahren, rät uns der Besitzer. Wir sollen in dem Ort, wo der Abzweig abgeht, fragen, ob es geregnet hat, und dann unsere Entscheidung treffen. Als wir in den Ort reinfahren, regnet es, also ist unsere Frage beantwortet. Außerdem haben wir in Voi am Morgen nicht getankt und die nächste autorisierte Tankstelle kommt erst 30 km hinter dem Abzweig, was einen Umweg von einer Stunde bedeuten würde. Ein weiteres Zeichen, dass wir wohl die unbeliebte Mombasa Road nehmen sollen, auch, wenn wir darauf keine Lust mehr haben. Wir hatten gehofft, sie heute nach max. 2 Stunden für immer hinter uns lassen zu können, aber wir nehmen lieber den sichereren Weg. Immerhin bedeutet dieser keinen riesigen Umweg und  auch keine deutliche Verlängerung unserer Reisezeit, denn die Strecke verläuft zwar leicht anders, aber quasi parallel.

Die Fahrt durch Mombasa ist ein besonderes Erlebnis. Der Stadtverkehr ist vollkommen chaotisch und ganz anders als in Nairobi. Überall sind Tuk-Tuks unterwegs, die sich irgendwo durchzwängen. Es gibt keine Ampeln, man muss sich also mit den anderen Verkehrsteilnehmern arrangieren. Neben Tuk-Tuks gibt es auch Autos, Leute, die Karren durch die Straßen schieben, und natürlich Fußgänger, die das Chaos perfekt machen. Außerdem hat es geregnet, d.h. das Wasser staut sich in vielen Hauptstraßen und verkleinert die breiten Straßen an einigen Stellen auf die Hälfte. Einige Tuk-Tuks versinken in den großen Pfützen zur Hälfte im Wasser, denn manchmal können die geübten Tuk-Tuk-Fahrer auch diese nicht komplett umfahren. Was für ein Trubel! Aber wir haben keine Angst, denn unser Landcruiser wird respektiert, die Leute machen Platz, und wir kommen gut durch. Nach einem kleinen Umweg am Hafen, den wir zwar laut Google, nicht aber laut Hafenpersonal durchfahren können, erreichen wir die Likoni-Fähre. Dort dauert es länger. Wir haben unser MPesakonto zwar aufgeladen, aber schaffen es nicht eigenständig zu bezahlen. Der Mitarbeiter hilft uns dann und es klappt. Die Fahrt auf der Fähre ist dann sehr kurz, aber wir knüpfen gleich Kontakt. Endlich mal aussteigen und etwas Wind um die Ohren. Das tut gut.

Danach ist es dann nicht mehr weit und wir checken in unser Hotel ein. Es liegt direkt am Strand und unsere Zimmer sind wunderschön. Auch Christines und Manfreds, nachdem am nächsten Tag ein Wechsel stattfindet und sie das größte Zimmer im Hotel bekommen. Das hat sogar 2 Duschen und einen 4 Sitzer als Sofa. Die Zimmer haben einen direkten Blick auf den Pool und den dahinterliegenden Indischen Ozean. Es ist wunderschön an diesem Ort. Hier erholen wir uns die nächsten Tage gut. Das Essen im Hotel ist sehr lecker und wir essen hier etliche Male. Am Strand spazieren wir oft entlang und werden, wie erwartet, auch regelmäßig von den Beach Boys genervt. Einen Tag machen wir auch einen Bootsausflug auf die Sandbank, schnorcheln davor und gehen in einem um die Ecke und in einer Höhle gelegenen Restaurant gemeinsam etwas essen. Die Atmosphäre im Höhlenrestaurant mit offener Decke ist toll, die Cocktails lecker (vor allem Manfreds Long Island Ice Tea), das Essen vorzüglich und die Nachspeise, ein Crêpe Suzette, wird direkt vorm Tisch für uns als kleine Showeinlage flambiert. Was für ein Spektakel! Hier merken Julian und ich erst so richtig wie anstrengend die Safaris und ganze Fahrerei waren. Alles fällt von uns ab und wir können uns richtig gut erholen, jetzt, wo wir kein Auto mehr haben. Ich vermisse den Landcruiser schon ein bisschen, nicht aber das Fahren.

Endlich haben wir auch mal Zeit mehr miteinander zu reden. Reden über das was einen bewegt und nicht darüber, wie man heute von A nach B kommt. Bei einem Essen im Hotel reden wir zu viert über die Eindrücke im Land und Christine meint, dass es ihr nicht so gefällt, dass sie und Manfred hier öfter mit „Mama“ und „Papa“ statt mit ihren Vornamen angeredet werden. Wir sind zunächst etwas überrascht, da unser Eindruck war, dass die Ansprache ein Ausdruck des Respekts ist. Christine erklärt, dass man dadurch sehr auf die Rollen reduziert wird, weniger von einem erwartet wird und man nicht mehr als Mensch gesehen wird. Uns würde das vielleicht nicht so auffallen, weil es uns nicht betrifft. Hm, obwohl ich zunächst nicht begreife, woher das kommt, fange ich während des Gesprächs an zu verstehen. Ich begreife, dass es vermutlich eher etwas ist, dass sich im gesamten Verhalten der Kenianer gegenüber älteren Menschen zeigt, das auch Ausdruck der gesellschaftlichen Erwartungen der Kenianer an sie ist. Es erinnert mich an unseren Urlaub in Tajikistan, als ich als Frau von dem einen Guide immer belehrt und fast schon erzogen wurde, Julian dagegen nicht, obwohl er die gleichen Sachen gemacht hat wie ich. Ich erinnere mich daran, wie mich das damals gewurmt hat. Jetzt kann ich mir auch besser vorstellen, wie es für Christine und Manfred sein muss.

Während unseres Aufenthalts hier ist Nikolaus. Christine und Manfred kommen einen Morgen mit einem Geschenk zum Frühstück. Wir freuen uns über die Rentiersocken! Gleichzeitig sind wir auch etwas geschockt, dass wir es vergessen haben. Oh nein, wir haben den Nikolaus total verpennt! Bei den heißen Temperaturen denken wir gar nicht richtig an Weihnachten…