Am Morgen erkunden wir erst noch etwas Arequipa, was sehr schön ist. Da nicht genug Zeit bleibt um das imposante Santa Catalina Kloster zu besichtigen, besuchen wir das Mundo Alpaca, ein Museum, das sich der Alpacawolle widmet und in dem man auch ein paar Alpacas streicheln kann. Genau das Richtige für mich 🙂 Dabei entsteht dieses Selfie von uns und dem Alpaca:
Im Park am Plaza de Armas ruhen wir uns später auf einer Bank aus. Es setzt sich ein älterer Herr aus Peru zu uns und fängt gleich ein Gespräch mit uns auf Spanisch an. Während ich mal wieder kaum etwas verstehe, unterhält sich Julian ganz gut mit ihm. Ich bin erstaunt wie gut Julians Spanischkenntnisse sich in den letzten Wochen entwickelt haben. Auch, wenn nicht alles perfekt ist, reicht es gut um das Notwendige im Alltag zu managen, z.B. Taxifahrten auszumachen, die Kommunikation im Hotel, Supermarkt und an Infoschaltern zu verstehen und unsere Fragen zu beantworten. Auch, wenn es in Südamerika etwas stressiger für Julian war, da er wegen seiner Sprachkenntnisse immer alles organisieren musste, so hat sich der Sprung ins kalte Wasser doch gelohnt. Julian ist selbst auch ein wenig traurig, dass wir hiernach die spanischsprachigen Länder verlassen. Na ja, dann müssen wir wohl noch mal zurückkommen 🙂
Den Rest des Tages verbringen wir im Bus. In Puno angekommen, wollen wir uns ein Taxi nehmen, aber auf dem Platz steht nur noch eines und irgendwie haben wir kein gutes Gefühl. Wir handeln trotzdem einen Preis mit ihm aus (4 Sole), den er dann nachdem unser ganzes Gepäck eingeladen ist, verdoppelt. Da wir das nicht ok finden und eh kein gutes Gefühl hatten, steigen wir wieder aus und fragen aus Mangel an Alternativen einen Polizisten am Busbahnhof. In Peru gibt es fast überall die “Touristenpolizei“, deren Hauptaufgabe der Schutz von Touristen zu sein scheint. Da der Polizist kein Taxi auf dem Platz sieht, begleitet er uns hinaus, hält ein Taxi von der Straße an, handelt einen Preis von 4 Sole für uns aus, weist den Taxifahrer an uns an unserem Hostel abzusetzen und macht zur Sicherheit ein Foto von dem Nummernschild des Fahrer. Wir sind total erleichtert und bedanken uns herzlich beim Polizisten. Der Taxifahrer ist nett, setzt uns ordnungsgemäß ab und bekommt noch einen Sole Trinkgeld am Ende.
Als wir spät abends im Hostel ankommen, buchen wir dort schlussendlich noch eine 2-Tagestour auf die Inseln Uros, Amantani und Taquile. Da der Markt so unübersichtlich ist und Touristen auch öfter viel Geld für wenig Leistung bezahlen müssen, wollten wir mit einem bestimmten Anbieter buchen, aber dessen Büro hatte leider schon geschlossen. Auf der Seite vom Hostel lesen wir ein, zwei gute Reviews von der Tour, die man übers Hostel bucht, finden sonst aber nicht mehr. Mit einem mulmigen Gefühl (entweder wird es total gut oder total schlecht, denken wir uns) buchen wir die vergleichsweise günstige Tour, die sich am Ende als super schön herausstellt.
Tag 1 auf dem Titicacasee – Die Urosinseln und Übernachtung auf Amantani
Unser Tourguide Bruno (aus Puno) ist sehr witzig und gestaltet die Tour sehr angenehm. Wir lernen, dass die korrekte Aussprache des Sees “Titi-cha-cha“ lautet, was grauer Puma bedeutet. Der See hat wohl auch die Gestalt eines Pumas, der ein Häschen jagt, das sieht man aber nur wenn man die Karte vom See um 180 Grad dreht, mit viel Fantasie und nach ein paar Pisco Sour 🙂 Der See liegt mit 3810 Metern ziemlich hoch und ist der höchstgelegene schiffbare See der Welt. Wir lernen auch etwas über Aymara und Quechua, die Sprachen, die auf den Inseln gesprochen werden.
Die Urosinseln bestehen aus Schilf, deren oberste Schicht regelmäßig (1 Mal im Monat) erneuert werden muss. Wenn man die Inseln betritt, ist es sehr weich (Basketball könnte man hier nicht spielen) und wenn man die oberste Schicht beiseite schiebt, ist es so feucht, dass man das Schilf darunter auswringen kann. Die Inseln schwimmen, sind aber festgemacht, um nicht wegzutreiben. Das Fundament hält ca. 50-60 Jahre. Es gibt einen Sekretär und eine Präsidentin (Rosa) auf der Insel. Die beiden demonstrieren uns den Aufbau der Inseln und zeigen uns auch später die Schilfhütten, in denen sie wohnen und die alle 3-4 Monate hochgehoben und mit Schilf gepolstert werden. Wir probieren auch das Schilf, das man essen kann (schmeckt wie Porree, nur ohne Eigengeschmack) und gut für die Zähne ist. Sticken zählt zu einer der Hauptbeschäftigungen auf der Insel. Ich kaufe einen kleinen selbstgestickten Wandteppich für weniger als 30 EUR, an dem ca. 3-4 Wochen gearbeitet wurde. Am Ende schippern wir mit einem Schilfboot auf die gegenüberliegende Insel.
Da das Motorboot mit 15 km/h von Insel zu Insel tuckert, dauert die Fahrt etwas nachdem wir die Urosinseln hinter uns lassen und auf Amantani zusteuern. Dort besteigen werden wir von unserer Gastmutter Sofia abgeholt und zu unseter Unterkunft geführt. Obwohl es nicht weit ist, geht es ganz schön hoch und 50 Höhenmeter auf 3800 Metern zu überwinden ist etwas Anderes als auf Meeresspiegelhöhe, wir kommen also ziemlich aus der Puste und halten mehrere Male an. Sofia keucht gar nicht und strickt zudem die ganze Zeit. Julian kauft später auch noch ein selbstgestricktes Mützchen von ihr. Nach dem leckeren Mittagessen, das uns Sofia serviert, besteigen wir den Pachamama, der zwar nicht sehr hoch ist, aber wegen der Höhe sehr anstrengend ist. Der Sonnenuntergang von dort ist wunderschön.
Nach dem Abendbrot, das wieder vegetarisch ausfällt (Fleisch ist man hier nur an Feiertagen und Fisch auch eher selten), werden wir von Sofia mit der traditionellen Kleidung der Amantani ausgestattet und gehen auf die Party. Dort spielt eine Band peruanische Musik (und später sogar Despacito) zu der wir alle gemeinsam tanzen. Hier ein Bild von uns und unserer Gastmutter:
Tag 2 auf dem Titicacasee – Taquile und zurück nach Puno
Am Morgen stehen wir früh auf, trinken wieder Muñatee zum Frühstück und verabschieden uns danach herzlich von unserer Gastmutter (die uns noch frische Muñablätter mitgibt) und ihrem Sohn Sebastian. Nach der Überfahrt erkunden wir die Insel Taquile, auf der wir später auch sehr lecker Mittag essen. Diesmal gibt es Fisch und auch so viel, dass wir gut satt werden. Am Vortag hatten Julian und ich das Gefühl, dass wir unseren Kalorienbedarf durch die Mahlzeiten nicht ganz decken konnten… Außerdem wird uns unter anderem gezeigt wie man aus einer auf der Insel wachsenden Pflanze Shampoo gewinnt.
Am frühen Nachmittag erreichen wir schließlich Puno und verbringen den Rest des Tages damit unseren Australienurlaub weiterzuplanen. Das klappt ziemlich gut, so dass wir alle Inlandsflüge buchen. Anders als in Patagonien oder Kuba geht das auch reibungslos als wir uns erst einmal entschieden hatten.
Nur einen Schock hält der Tag noch bereit: Als wir unser Gepäck mit der Wäsche abholen wollen, stellt sich raus, dass das Hostel vergessen hatte diese aufzugeben. Die Frau bietet aber an es noch bis 20 Uhr nachzuholen. Als Julian die fertige Wäsche abholen will, sollen wir plötzlich das Doppelte vom Ausgemachten bezahlen. Beim Nachwiegen stellt sich heraus, dass 2 kg bestehend aus Schuhen usw. gar nicht von uns waren. Nach großer Szene und dramatischen Tränen der Hostelbetreiberin, erklären wir uns bereit ein paar Sole mehr zu bezahlen, bestehen aber auf unser Recht. Ach nee, dieses Hostel war echt eine Enttäuschung: Total kalt (Heizungen gibt es keine) und unprofessionell… Zum Glück hatten wir das Hostel für die zweite Nacht in Puno gewechselt…