2. Juni – School of the Air und Desert Park in Alice Springs

Wir stellen mal wieder fest wie gut es uns tut auszuschlafen. Einziger Nachteil: man kommt spät los und hat nicht mehr viel vom Tag. Die öffentlichen Verkehrsmittel zu den Hauptattraktionen in Alice Springs fahren leider nicht so häufig wie wir dachten, so dass wir uns am Ende entschließen ein Fahrrad auszuleihen. Der einzige Laden in der Stadt verlangt 40 AUD p.P. und obwohl wir ganz schön schlucken müssen, machen wir es schließlich doch, da die Alternative ist den Tag komplett zu verlieren… Wieder mal denken wir uns wie teuer Australien doch ist und, dass wir uns für 80 AUD auch ein Auto hätten ausleihen können…

Wenn man die Kosten für die Fahrräder und den Eintritt mal außen vor lässt, ist es ein richtig schöner Tag. In der School of the Air (Luftschule) erfahren wir, wie das Northern Territory seit 1951 die Schulbildung für weit entfernt lebende Schüler gewährleistet hat: während zunächst per Funkgerät mit der Infrastruktur der Flying Doctors unterrichtet wurde, ist man seit dem Millenium auf das Internet umgestiegen, dass mittlerweile dank Videotelefonie und zahlreicher Chatfunktionen sehr nah an eine echtes Klassenzimmer herankommt.

Im Desert Park, einer Art Zoo, der so ziemlich alle Tiere der Wüste zeigt, sind wir von der Vogelflugshow, dem Reptilienhaus und dem Kängurugehege, in das man hinein gehen darf, beeindruckt. Wir sehen außerdem Emus, die ich mit meiner Daunenjacke erfolgreich anlocke (sie reagieren wohl auf rot, da sie denken, es wären Beeren), Dingos, Schmetterlinge und vieles mehr.

  • Vogelflugshow (mit Video hier):

  • Reptilienhaus:

  • Kängurugehege:

  • Dingos, Emus, usw.:

Als der Park um 18 Uhr schließt, stellen wir fest, dass unsere teuren Fahrräder kein Licht haben und eilen daher geschwind nach Hause bevor es dunkel wird. Am Abend gehen wir in ein mexikanisches Fast Food Restaurant, in dem man für wenig Geld extrem leckeres Essen bekommt. Zufrieden fallen wir abends in Bett. Übernachtet haben wir die letzten 2 Tage mal wieder in einem Hotel.

29. Mai – 1. Juni – Auf zum Uluru, Kata Tjuta und dem Kings Canyon mitten im Outback

Da in Australien alles so weitläufig ist und wir hier nur drei Wochen eingeplant haben, fliegen wir am Morgen zum Ayers Rock Airport. Auf dem Flug dorthin erhalten wir schon einen guten Ausblick auf den Uluru und die Kata Tjutas. Mit dem Airport Shuttle fahren wir zu unserem Campingplatz, und uns fällt auch hier wieder auf wie nett die Busfahrer sind, denn sie geben während der Fahrt wertvolle Tipps, scherzen herum und fahren, wie in unserem Fall, sogar eine Extrarunde, da wir vergessen hatten dem Busfahrer zu sagen, wo wir raus wollten.

Das Zelt ist schnell aufgebaut und mit der Mietwagenabholung klappt auch alles wunderbar. Da wir wieder die kleinste Autoklasse gebucht hatten (von der die Firmen i.d.R. nicht viele vorrätig haben), bekommen wir wieder ein Upgrade. Der Toyota Rav4 ist genau nach meinem Geschmack und diesmal freue ich mich auch über einen Automatik (man erinnere sich nur an Island, wo ich mangels Erfahrung beim Upgrade zum Automatik ins Stressschwitzen geriet). Wir hatten gelesen, dass das Schwierigste im Linksverkehr (neben dem Linksfahren) das Schalten mit der linken Hand sei. Ich bin in England zwar schon im Linksverkehr mit Rad und Auto unterwegs gewesen, aber dort habe ich ein Auto gefahren, das das Lenkrad auf der linken Seite hatte. Ich bin daher erleichtert, dass ich mich zumindest jetzt erst mal nur aufs Linksfahren konzentrieren kann.

Das klappt soweit auch ganz gut. In der Gegend ist eh nicht so viel Verkehr, also ist es gut zum Reinkommen. Das Einzige, was Julian immer zur Erheiterung bringt ist, wenn wir abbiegen. In einem Wagen, der das Lenkrad rechts hat, sind nämlich die Blinker und Scheibenwischerschalter im Vergleich zu einem europäischen Auto vertauscht. Im Klartext heißt das, dass ich beim Abbiegen statt zu blinken stets die Scheibenwischer betätige 🙂 Na ja, ansonsten klappt aber alles super.

Tag 1 – Uluru (Ayers Rock) und Kata Tjuta

Wir wussten nicht, dass das geht, aber im Northern Territory (dem Bundesland, wenn man so sagen mag, in dem wir uns momentan befinden), ist es eine halbe (nicht ganze) Stunde später als in Sydney. Da Julians Handy das nicht erfasst hatte, stehen wir etwas zu spät auf und verpassen die besten Momente des Sonnenaufgangs am Uluru. Wir nehmen es gelassen, denn so können wir früh auf die Wanderung zur Umrundung des Uluru gehen. Diese ist ganz nett, aber als wir später zu Kata Tjuta fahren, kommen wir zu dem Schluss, dass diese viel schöner sind. Wir machen auch noch den Malarundgang am Uluru, der von einem Parkranger durchgeführt wird, und lernen dabei viel über die Aborigines und Steinmalereien, die den Uluru hier und dort verzieren.

Am Nachmittag erkunden wir die Kata Tjutas, eine ähnliche, wenn auch weniger bekannte Felsformation, die aus sieben Hügeln besteht. Die Wanderung hier ist sehr abwechslungsreich und erfüllt unsere alpinen Wanderherzen viel mehr. Am Ende des Tages erleben wir dort noch einen schönen Sonnenuntergang.

Tag 2 – Tagesausflug zum Kings Canyon

Eigentlich wollten wir im Kings Canyon übernachten, deshalb bauen wir am Morgen unser Zelt auf dem Campingplatz im Ayers Rock Resort ab. Es sind 300 km dorthin zu fahren und wir wollen dort wandern. Die Rundwanderung ist nicht besonders lang, wenn auch landschaftlich wunderschön. Wir sehen sogar ein Euro (ein dem Känguru ähnliches Tier).

Die vielen Fliegen dort nerven nur etwas, denn sie lassen sich durch einfaches Pusten oder näher kommen nicht vertreiben. Viele Wanderer tragen daher Cappies mit eingebautem Fliegennetz. Da ich leider keines dabei habe, improvisiere ich:

Ich kann zwar beim Wandern nicht mehr viel sehen, aber immerhin lassen mich die Fliegen in Ruhe. Obwohl wir ein langes Mittagspäuschen einbauen, sind wir um Dreie rum fertig. Da es nicht viel mehr in der Gegend zu erkunden gibt und wir noch eine Nacht kostenlos auf unserem Campingplatz übernachten können, entschließen wir uns zurück nach Ayers Rock zu fahren. Auf dem Rückweg halten wir noch an einem Salzsee an, den Julian zufällig auf Maps.me gefunden hatte.

Die letzte Stunde fahren wir im Dunkeln und es läuft uns noch ne wild gewordene Kuh fast vors Auto, aber ansonsten verläuft alles problemlos. Immer wieder sehen wir in den Tagen am Wegesrand Wallabys, die so ähnlich wie Kängurus aussehen, aber viel kleiner sind. Die ersten hatten wir in Sydney abends im Park gesehen, wussten aber damals noch nicht, was genau das ist.

Tag 3 – Ausschlafen und entspannen vor dem Bustransfer nach Alice Springs

Heute schlafen wir mal aus, packen unsere Rucksäcke wieder ökonomischer, geben das Auto zurück und erledigen noch ein paar Sachen. Unser Bustransfer nach Alice Springs ist ziemlich toll: Es scheint als wären wir zu einer Gruppe von 2-Tagesreisenden dazugestoßen; die Stimmung ist locker, alle sind witzig und die Busfahrer verbreiten mal wieder gute Laune. Wie im Flug vergeht die Zeit und wir kommen gegen Mitternacht, wie geplant, in Alice Springs an.

26.-28. Mai – Sydney und die Blue Mountains

Tag 1 – Ankunft in Sydney

Am frühen Abend erreichen wir endlich Sydney. Da wir die Datumsgrenze übersprungen haben, kommen wir trotz Abflug am 24. Mai in Peru erst am 26. Mai in Australien an. Am Flughafen in Sydney läuft alles wie geschmiert und wir können nach Vorzeigen unserer Gelbfieberimpfung auch problemlos einreisen, obwohl wir in Südamerika vorher im Wildpark waren. Da Julian noch vor der Abreise unsere Wanderschuhe geputzt hatte, können wir auf die Frage der Grenzbeamtin auch wahrheitsgemäß antworten, dass unsere Schuhe sauber sind und werden so, im Gegensatz zu Anderen, nicht einmal kontrolliert. Nach nur 15 Minuten Warten fährt uns das “Redy2Go“-Shuttle zu unserem Hostel, in dem wir zum ersten Mal auch ein Gemeinschaftsb ad nutzen. Zum Glück ist alles sehr sauber und das Personal sehr freundlich.

Am Abend unserer Ankunft machen wir nicht mehr viel. Wir entschließen uns am Folgetag die Blue Mountains nahe Sydney zu besuchen, da an einem Sonntag der Tageshöchstpreis für die Zugfahrt maximal 2,60 (statt knapp 16) AUD p.P. beträgt. Um Kings Cross, wo sich unser Hostel befindet, besorgen wir noch schnell die Opalcard, die wir für die Metro benötigen, kaufen etwas Verpflegung für den Tagesausflug und besorgen etwas Bargeld.

Ich muss mich erst mal umgewöhnen, dass wir nun in einem europäisch organisierten Land sind. In Australien kann man eigentlich alles per Kreditkarte bezahlen, in dem man die Karte an ein Lesegerät hält bzw. “tappt“. Bargeld ist quasi nicht nötig. Hier darf man auch wieder das Toilettenpapier in die Toilette werfen (und nicht in einen Mülleimer daneben) und es gibt endlich wieder Toilettenbürsten. Was für ein Segen! Der Linksverkehr ist zwar gewöhnungsbedürftig, auch das Links-stehen, Rechts-gehen-Gebot in der U-Bahn, aber trotz Müdigkeit parieren wir das alles gut.

Tag 2 – Ausflug in die Blauen Berge und Sydney Vivid

Trotz Jetlag stehen wir früh auf und nehmen den Zug um 7:24 Uhr nach Katoomba in die Blue Mountains, wo wir 2 Stunden später ankommen. Im Zug rät uns eine Australierin dort in die Bibliothek zu gehen, da man von dort aus einen tollen Ausblick hat. Das machen wir als Erstes, ebenso wie eine Simkarte kaufen, denn das geht wohl einfach in jedem Kiosk und das auch an einem Sonntag. Danach steigen wir in den Hop-on-Hop-off-Bus, der die wichtigsten Sehenswürdigkeiten in den Blue Mountains anfährt. Dank eines Sonderangebots erhalten wir 2 Tickets zum Preis von einem, wodurch wir schon wieder sparen 🙂 Der Busfahrer ist wirklich nett und gibt per Mikrofon während der Fahrt interessante Tipps. Auch die anderen Busfahrer, die wir an dem Tag noch erleben, sind wirklich sehr freundlich und hilfsbereit, obwohl sie die Rundtour mehrere Male am Tag bedienen.

Die Blue Mountains gefallen uns gut. Die Berge heißen so, weil das Eukalyptusöl, das sich von den Bäumen in der Luft befindet, in der Sonne bläulich schimmert und sich dieser blaue Schimmer durch die Landschaft zieht. Je weiter wir von den Touristenhotspots weggehen, desto ursprünglicher sind die Wanderwege und umso besser gefällt es uns. Der Spaziergang am Cliff entlang, erlaubt wunderschöne Ausblicke, u.a. auch auf die drei Schwestern, die wohl zum Schutz vor aufreißerischen Männern in drei Felsen verwandelt wurden, dann aber nicht zurück verwandelt werden konnten…

Gegen 18:45 Uhr sind wir zurück in Sydney, so dass wir die vom Hostel angebotene Tour anlässlich des Vividfestivals mitmachen können. Vivid ist ein Lichterfestival, das jedes Jahr ca. 3 Wochen jeden Abend in Sydney stattfindet und im Zentrum einige tolle Gebäude beleuchtet (z.B. die Oper, Hotels und Museen) bzw. zahlreiche Lichterinstallationen zeigt (z.B. im Botanischen Garten). Julian ist dann aber wegen des Jetlags zu müde und so gehe ich allein auf das Festival. Außer mir gibt es nur noch eine andere Teilnehmerin der Tour. Sie ist auch Deutsche und wir verstehen uns gut, so dass es uns nicht weiter stört als wir in den Menschenmassen unsere 2 Guides verlieren. Die Lichterinstallationen sind wirklich schön und besonders die beleuchtete Oper gefällt uns sehr gut:

Tag 3 – Sightseeing in Sydney, Campingausrüstung besorgen und Ikeaessen

Am Morgen stehen wir sehr früh auf um vor der Stadtbesichtigung zu recherchieren wie wir uns in bei Ayers Rock fortbewegen werden. Wir hatten einen Mietwagen gebucht, der aber leider ohne Angaben von Gründen annulliert wurde, und jetzt scheint es keine (finanzierbaren) Mietwägen für die Tage mehr zu geben. Leider ist Australien echt ein teures Reiseland und uns kommen schon jetzt die ersten Zweifel, ob es wirklich so schlau war dieses Land im Rahmen unserer fünfmonatigen Rucksackreise zu bereisen. Wir kommen schnell zu dem Schluss, dass es für uns zwei ohne Mietwagen deutlich teurer wird zum Uluru und Kings Canyon zu fahren, da die Bustransfers dorthin für 120 AUD bzw. 180 AUD p.P. echt happig sind. Da es nicht klappt den Mietwagen, wie ursprünglich geplant in Yulara auszuleihen und Alice Springs 4 Tage später zurückzugeben, leihen wir einen Mietwagen in Yulara, den wir dort nach 3 Tagen auch wieder zurückgeben, und buchen einen Transfer nach Alice Springs mit Emu Run Transfers für “nur“ 125 AUD p.P.. Wir haben Glück, dass das so passt, denn den Transfer gibt es nur alle 2 Tage 🙂

Danach gehen wir zu Fuß zum Botanischen Garten, in dem wir betrüblich die Schautafeln über die Geschichte der Aborigines in Australien lesen. Nachdem die Briten im 18. Jh. die Insel kolonisiert hatten, wurden den Aborigines, die das Land vorher nachhaltig über Jahrtausende gemanagt hatten, keine Rechte gelassen und die Ressourcen vollkommen überstrapaziert. Die Hungersnot und Pocken taten ihr Übriges um die Bevölkerung der Aborigines innerhalb weniger Jahre extrem zu dezimieren. Erst ca. 100 Jahre später erhielten sie das Wahlrecht in ihrem eigenen Land und weitere 100 Jahre danach gab die Regierung nach 2 Dekaden Verhandlungen den Aborigines einen Teil ihres Land zurück. Bedrückt vom neu erlangten Wissen schlendern wir am Ufer weiter in Richtung Hafen…

Die Oper von Sydney ist wirklich ein prächtiger Bau und die Sydney Harbour Bridge im Hintergrund sehr beeindruckend. Der Rundgang im Lonely Planet führt uns auch noch zu anderen hübschen Stellen und endet dann in der George Street, der Shoppingmeile von Sydney. Dort wollten wir ohnehin nach einem Zelt und Campingausrüstung Ausschau halten, da wir in Australien u.a. aus Kostengründen öfter zelten wollen. Da uns die Zelte im Zentrum zu teuer sind, kaufen wir nur einen Kocheraufsatz und fahren dann etwas raus zum einzigen Decathlon Australiens, in dem wir für nur 65 AUD, also ca. 40 EUR, unser Zelt kaufen und noch ein paar andere Kleinigkeiten, u.a. einen Bikini für mich, besorgen. An der Selbstbedienungskasse müssen wir all unsere Artikel in eine Box legen und wir sind erstaunt, dass das System automatisch erkennt, welche Artikel dies sind und diese auf dem Bildschirm mit dem korrekten Preis anzeigt. Wie toll ist das denn?! Und wie schnell das ging! Da der Ikea direkt nebenan ist, gehen wir dort was essen und bezahlen den Normalpreis. Wer hätte gedacht, dass ich in Australien meine Ikeafamilycard brauchen würde? Satt und zufrieden alles bekommen zu haben fahren wir zurück ins Hostel. Dort ruhen wir uns etwas aus und machen uns dann noch mal auf den Weg zum Vividfestival, da Julian das am Vortag verpasst hatte. Da wir sehr früh Abendbrot gegessen haben und noch ein bisschen Hunger aufkommt, suchen wir einen Fastfoodladen. Im Hungry Jack und McDonald’s bemerken wir, dass die Kalorien groß auf jedem Gericht stehen. Das scheint wohl gesetzlich vorgeschrieben zu sein. Mir vergeht beim Anblick der Kalorienanzahl der Appetit und wir kaufen am Ende einen gegrillten Maiskolben, der uns für den kleinen Hunger reicht.