24.-26. Juli – Zu Besuch im “Venedig des Ostens“ in Udaipur

Uns geht es langsam besser und wir werden wieder aktiver. Es hat sich gelohnt nach Udaipur zu fahren. Wir erkunden den See mit Wasserpalast sowie den Stadtpalast, wohl den größten Indiens. Alles sehr schön und wir verstehen warum Udaipur den Beinamen “Venedig des Ostens“ trägt. Wir belegen auch einen Kochkurs hier, während dessen wir mit sehr netten Indern (der Mutter, die den Kochkurs leitet, und ihrem Sohn, der die Emails beantwortet) in Kontakt sind. Das tut uns gut und das Essen, das wir kochen (Dhal, vegetarisches Curry, Biryani und Masalatee) ist wirklich sehr lecker. Unser persönliches Highlight ist die Zubereitung des Chapati und Naanbrotes – die man wohl zum Schluss noch einmal kurz auf die offene Flamme legt – und von Kartoffelparatha:-)

23.-24. Juli – Am See in der Pilgerstadt Pushkar

Nach Pushkar reisen wir mit dem Zug ins nahe gelegene Ajmer und nehmen dann ein Olataxi in den Ort. Wir reisen auch deshalb ganz gerne mit Ola und Uber, weil der Preis im Vorfeld klar ist und wir nicht handeln müssen. Mir geht es immer noch nicht so gut und ich schlafe fast 3 Stunden am Stück nach Ankunft in unserem Hostel. Julian hustet mindestens einmal pro Minute laut, aber ich kriege nichts davon mit. Auch nicht, dass er mich irgendwann mit Mückenspray einsprüht. Als ich aufwache geht es mir aber besser und wir erkunden noch ein bisschen den See im Ort. Um den See herum befinden sich zahlreiche Ghats, also Badebecken für Pilger, von denen die meisten umgekippt und komplett grün sind. An den See und auf die heilige Brücke darf man nur ohne Schuhe gehen, was wir am zweiten Tag schließlich machen, obwohl uns die Kuh- und Taubenkacke an Tag eins zunächst davon abhält.

Pushkar ist kleiner und ruhiger als die Orte an denen wir vorher waren. Die Leute hier wirken freundlicher und wir fühlen uns schlecht, dass wir mittlerweile jedes Ansprechen mit einem “Nein, danke“ abwehren, auf keinerlei Gespräche mit Fremden mehr eingehen und einfach weitergehen. Wir sind zu sehr gebrandmarkt von den Erfahrungen in Delhi, Agra und Jaipur… Julian und ich überlegen immer noch früher abzureisen und unseren Flug vorzuverlegen, aber die Umbuchungsgebühr ist uns zu hoch, also bleiben wir. Wir diskutieren auch unsere Reiseroute zu ändern, vielleicht einfach direkt nach Jaisalmer zu gehen und dort eine längere Kamelsafari zu machen, weit weg von den Menschenmassen. Doch dann treffen wir beim Falafelstand drei Argentinier, die aus Udaipur kommen, und uns sagen, dass die Stadt und die Leute sehr nett sind und, dass wir die Tour in die richtige Richtung machen, da es nach Dehli, Agra und Jaipur nur noch besser (ruhiger) werden kann. Wir schenken ihnen Glauben und fahren am Nachmittag wie geplant mit dem Zug nach Udaipur. Der ist auch diesmal pünktlich und wir kommen rechtzeitig an…

Hier noch ein Foto vom See im Pilgerort Pushkar:

20.-23. Juli – Auskurieren in der Pink City Jaipur

3 Nächte und 2 Tage verbringen wir hier. Wir haben viel vor, wollen den Stadtpalast & Co besichtigen, schaffen es aber am Ende nur an einem Nachmittag die pinke Innenstadt und das Observatorium anzuschauen. Wir sind erschöpft von der Anreise, denn unser Zug hatte fast 5 Stunden Verspätung und wir erreichen unser Hotel statt gegen Mitternacht erst morgens um 5 Uhr. Die zwei Jungs, die uns abholen, haben genauso lange wie wir am Bahnhof warten müssen… Außerdem wird Julian krank, was vermutlich der Klimaanlage im Zug geschuldet ist, unter der er 4 Stunden lang lag. Es kann aber auch an den Restaurants liegen, die oft so stark runtergekühlt sind, dass zwischen draußen und drinnen nicht selten 15 Grad liegen… Auch mir geht es Magen-Darm-technisch nicht gut und so verbringen wir den Großteil unseres Aufenthalts in Jaipur in unserem Hotel. Das ist zum Glück ziemlich toll, so dass wir uns wohl fühlen und gut zurückziehen können.

Wir sind ehrlich gesagt froh nicht raus auf die Straße zu müssen und in unserem Hotelzimmer unsere Ruhe zu haben, denn Indien ist echt anstrengend. Dauernd werden wir angesprochen und angetatscht, ständig müssen wir Tuk-Tuk-Fahrer, Händler oder Bettler auf der Straße abwehren, der Verkehr ist super hektisch und laut, in vielen Gassen riecht es unangenehm und Dreck liegt überall rum, zig Menschen passieren einen und spucken auf die Straße, bei jeder Dienstleistung wird einem ein horrender Preis genannt, den man erst stark runterhandeln muss… Ach, das alles macht einem keine Lust auf mehr und wir kommen zu dem Schluss, dass wir jetzt eigentlich abreisen würden, wenn wir könnten und dass wir nach Indien wohl nicht noch mal zurückkehren werden…

Hier noch ein paar nette Eindrücke aus der (wenn auch nicht richtig) pinken Stadt Jaipur…

…und dem königlichen Observatorium “Jantar Mantar“:

18.-20. Juli – Taj Mahal, Baby Taj, Geisterstadt & Co in und um Agra

Am Abend verlassen wir Dehli und reisen mit dem Zug nach Agra. Wir sind gespannt wie es wohl wird und sind positiv überrascht, dass der Zug rechtzeitig abfährt und ankommt.

Tag 1 – Taj Mahal, Festung in Agra und Baby Taj

In Agra haben wir uns in ein Hostel eingemietet, dass so nah am Taj Mahal liegt, dass wir am nächsten Morgen zu Fuß dorthin laufen können. Es ist nicht viel los als wir gegen dreiviertel sechs am Eingang stehen und wir kommen gleich mit unseren Onlinetickets rein. Der Taj Mahal ist wirklich wunderschön und wir verbringen viel Zeit dort, um Fotos zu machen und die Atmosphäre auf uns wirken zu lassen. Der Taj Mahal wurde von Shah Jahan als Grabstätte für seine dritte bzw. vierte Frau (je nach Quelle) errichtet nachdem diese bei der Geburt ihres 14. Kindes gestorben war. Es heißt, ihr Tod hätte ihm das Herz gebrochen und er wäre fast über Nacht ergraut. Sie war wohl seine liebste Ehefrau. Ach, ich hätte auch nichts dagegen, wenn mir mal einer so eine Pracht baut…

Als wir am Morgen zum Taj Mahal gehen sind die Scharen an Affen noch nicht da. Als wir jedoch hinausgehen, sind sie überall: auf Bäumen, Bänken und im Teich. Dort planschen sie umher und kühlen sich ab. Bei der Hitze können wir das gut nachvollziehen (wie man an unserer glänzenden Haut vielleicht erkennen kann) und sind fast etwas neidisch 🙂

Zurück im Hotel frühstücken wir und ruhen uns aus bis es gegen 14 Uhr zur Festung von Agra geht. Leider kann man 90% der Festung nicht besichtigen, u.a. weil ein großer Teil vom Militär genutzt wird. In niedrigeren Eintrittspreisen schlägt sich das leider nicht wieder und wir sind insgesamt etwas enttäuscht. Erst am Ende entdecken wir den Ausblick zum Taj Mahal und machen dieses Foto:

Witzig ist, dass wir am Anfang der Besichtigung an derselben Stelle standen, aber nichts gesehen haben. Denn als wir ankamen fing es gleich danach an zu gewittern und der Himmel zog sich so zu, dass man den Taj Mahal gar nicht erkennen konnte. Als dann später die Sicht wieder frei wurde, entschädigt uns das zumindest etwas für den leider kurzen Besuch der Festung. Siehe hier die Aussicht “vorher“ und oben “nachher“:

Als letzte Station geht es an dem Tag zum “Baby Taj“, einer Art Miniversion des Taj Mahal, die nicht so pompös ist und auch im Design graziler wirkt. Hier liegt der Großvater der verstorbenen Ehefrau von Shah Jahan begraben, und der Besuch gefällt uns gut. Unten sieht man das Eingangstor und den Baby Taj.

Tag 2 – Tagesausflug nach Fatehpur Sikri und Sikandra

Heute fahren wir mit dem Tuk-Tuk nach Fatehpur Sikri, neben Agra eine weitere frühere Hauptstadt Indiens. Wir besichtigen dort eine Moschee und einen Palast. In der Moschee begrüßt uns jemand und zeigt uns herum. Wir sind irritiert, weil die Leute normalerweise Geld dafür wollen, aber er versichert uns immer wieder, dass er “kein Geld, keine Schokolade und keine Geschenke“ von uns will, denn dies sei ein heiliger Ort und er möchte ihn uns näherbringen. Irgendwann glauben wir es ihm fast, aber dann führt er uns am Ende doch an den Stand seines Onkels, der uns aus “Marmor“ geschliffene Handarbeiten verkaufen will (im Reiseführer steht, dass man nicht glauben soll, dass es wirklich Marmor ist). Unsere Rucksäcke sind leider zu klein um Souvenirs zu kaufen, was sich auf unserer Reise wirklich als Manko herausstellt, aber das ist nicht der einzige Grund, weshalb wir hier nichts kaufen. Wir wollen ihn mit seiner Tour auch nicht noch bestärken… Immerhin entstehen ein paar nette Fotos mit den Fenstern, durch die man von innen zwar hinaus-, von außen aber nicht hineinschauen kann:

Die Geisterstadt Fatehpur Sikri, die sich direkt daneben befindet ist sehr interessant und es gefällt uns, mit Hilfe des Reiseführers die unterschiedlichen Gebäude, Höfe, dekorativen Elemente und Geheimfächer zu erkunden:-)

In Sikandra besuchen wir die Grabstätte von Akhbar, um die herum sich auch viele Tiere (Antilopen, Gänse, Wiesel, Affen, Pfauen, usw.) befinden, und auch dieser Komplex gefällt uns gut, auch wenn der eigentliche Sarg sehr schlicht gehalten wurde.

Was uns dort nicht so gut gefällt ist der Typ, der sich zunächst freundlich mit Julian unterhält und dann nach einem Foto mit ihm und mir fragt (obwohl ich mich gar nicht mit ihm unterhalten habe). Als ich an der Reihe bin, legt er erst ungefragt seinen Arm um mich, dann macht er mehrere Fotos, wobei er mich immer mehr an sich randrückt, bis er schließlich seine Lippen spitzt und mich küssen will. Ich sage mehrmals “Nein“, was er aber ignoriert und mich weiter an sich randrückt. Schließlich befreie ich mich aus seinen Klauen und entferne mich von ihm. Nur langsam sieht er ein, dass er weggehen soll. Was für eine unangenehme Erfahrung und dabei ist er Lehrer…!

Es ist nicht das erste oder letzte Mal, dass ich hier unangenehm berührt werde. Das passiert eigentlich jeden Tag. Zunächst dachte ich noch, dass die Männer vielleicht nur zufällig im Gedränge an meinen Hintern oder meine Oberschenkel gekommen sind, aber es passiert einfach zu oft als dass es Zufall ist und, wenn ich mich dann schockiert umdrehe, sagen die Männer mir auch ganz bewusst “Hallo“. Auch bettelnde Jungen tatschen mich an und, wenn ich danach sage, dass sie mich nicht anfassen sollen, dann respektieren sie das nicht und das ist unabhängig davon, ob ich ein Kleid oder eine Hose trage. Ich würde gerne etwas Netteres über die indischen Männer schreiben, aber das sind nun mal meine Erfahrungen hier. Im Übrigen treffen wir ein paar Tage später eine Filipina, die genau das selbe berichtet. Ich bin mir sicher, dass nicht die Mehrheit der indischen Männer so ist (wir kennen von zu Hause ja selbst genug positive Beispiele), aber es sind genug, dass man sich als Touristin oft unwohl fühlt.

16.-18. Juli – Ankunft in Indien und Erkundung von Dehli

Kurz nach Mitternacht kommen wir in Dehli an und wollen nur schnell ins Hotel, das wir extra nah am Flughafen gebucht hatten, um rechtzeitig ins Bett zu kommen. Falsch gedacht, denn im Hotel gibt es ein Elektrizitätsproblem auf der Etage, auf der sich unser Zimmer befindet. Davon erfahren wir aber erst als wir empört von dem Zimmer, das wir vermeintlich gebucht haben sollen und das sich in einem anderen Hotel befindet, zurück zur Rezeption stürmen, um uns zu beschweren. Nach einer Weile ist dann eine Lösung gefunden und wir übernachten in einem Hotel nebenan, das sogar ein bisschen toller ist als das, was wir gebucht hatten.

Am nächsten Morgen ziehen wir in ein Hotel im Zentrum um. Mann, ist das laut und hektisch hier!, denken wir uns auf der Fahrt und ganz oft in den kommenden Tagen als wir Dehli erkunden. Es wird vor allen Dingen viel und lange gehupt, außerdem sind zig Leute auf den Straßen, die zum Teil eine sehr eigenwillige Auslegung der Verkehrsregeln zu haben scheinen. Obwohl dieser Trubel offensichtlich viel krasser ist als in Havanna, bin ich relativ gelassen. Ich glaube, das liegt daran, dass ich im Flugzeug etwas länger im Reiseführer gelesen habe und einfach besser auf Dehli eingestellt bin als ich es auf Havanna war. Dennoch ist es stressig hier, nicht zuletzt, weil wir als Ausländer unter den Indern extrem auffallen und ständig angesprochen werden: von lauernden Tuk-Tuk-Fahrern, von bettelnden Kindern, von aufdringlichen Ladenbesitzern und bei Besichtigungen auch von normalen Indern, die gerne ein Foto mit uns (meistens nur mir) haben wollen. Letzteres kann ganz schön anstrengend sein, denn meistens bleibt es, trotz der Frage nach “einem Foto“ nicht bei einem, da nicht nur der Mann, sondern auch seine Frau ein Bild wollen, da nicht nur der eine Junge ein Bild will, sondern auch seine Freunde nebendran, da nicht nur ein Einzelbild geschossen wird, sondern noch ein Gruppenbild, usw. Und haben erst die Leute drumherum gesehen, dass wir mit Indern Fotos machen, dann wollen sie auch welche. Irgendwann muss man einfach Nein sagen und fliehen… So ging es uns vor allem am ersten Tag als wir die Rote Festung in Dehli besucht haben. Ich habe sicher an die 50 Fotos mit anderen in der Festung gemacht. Der Höhepunkt war sicher die Familie, die mir ungefragt ihr Neugeborenes in die Hand drückte, um dann zusammen mit mir und dem Kleinen ein Foto von uns zu machen… Zugegeben, ich hatte ein sehr hübsches Kleid an dem Tag an, was laut unserer Freundin Anne “schon ein bisschen sexy für Indien ist“. Als ich an den anderen Tagen eine Hose anziehe, verringern sich die Anfragen deutlich, obwohl immer noch welche kommen, und als wir uns am India Gate, einem Minitriumpfbogen im Regierungsviertel von Dehli, befinden, lassen sich sogar ein paar Jungs die Bilder mit mir auf Hochglanzpapier ausdrucken…

Dehli ist anstrengend und das nicht nur wegen der Erfahrungen, die wir oben beschrieben haben. Wir schwitzen auch unheimlich hier, und zwar noch schlimmer als beim Dschungeltrekking in Bukit Lawang (was wir damals noch für unmöglich hielten). Wir schwitzen sogar so sehr, dass wir glauben uns aufgrund des erhöhten Ausscheidens von Mineralstoffen so schlapp zu fühlen. Hinzu kommt, dass wir nicht ausgewogen essen, um unseren Mineralstoffhaushalt auszugleichen, da wir Schwierigkeiten haben, wenn wir unterwegs sind (irgend)ein Restaurant zu finden. Im Reiseführer stand, dass man mit dem Straßenessen sehr vorsichtig in Indien sein soll und, wenn man es doch wagen sollte Essen von der Straße zu kaufen, eine Liste mit 15 Grundregeln beachten sollte. Das macht uns nicht wirklich Lust drauf und wenn wir uns die Straßen oder die Küche von manchen Restaurants so anschauen und die Eindrücke und Gerüche auf uns wirken lassen, dann wollen wir da eigentlich nichts essen. Das ist aber gar nicht unsere Art, denn in den Ländern, die wir vorher besucht haben, sind wir gerne in die kleinen Straßenlokale gegangen und haben das Essen dort immer sehr gemocht. Leider ist in Indien auf Tripadvisor bei der Restaurantsuche kaum Verlass, weil dort nur sehr wenige Restaurants zu finden sind und diese oft gar nicht mehr existieren, wenn wir davor stehen… So essen wir am ersten Tag Mittag im Hotel und am zweiten bei McDonalds, da wir nichts anderes finden… Dann kommen uns Anne und ihr Freund Vin zur Hilfe und versorgen uns mit einer Liste von indischen und ausländischen Restaurantketten im Land. Am dritten Tag essen wir mittags im Saravana Bhavan 🙂

Ansonsten machen wir in den ersten Tagen nach Ankunft in einem neuen Land das, was wir immer tun: Geld abheben und uns eine neue SIM-Karte besorgen. Hier in Indien ist mobiles Internet wirklich nicht teuer: Für die nächsten 84 Tage können wir innerhalb Indiens jeden Tag max. 1,4GB verbrauchen und zahlen dafür insgesamt nur ca. 7 Euro. Anders als sonst kaufen wir uns in Dehli auch einen Regenschirm, denn wir besuchen Indien in der Regenzeit und gleich am ersten Tag hat es ziemlich geschüttet.

Hier noch ein paar Eindrücke aus Neu und Alt Dehli, einschließlich des Mahatma Ghandi Monuments mit der brennenden Flamme:

15. Juli – Abschied von Indonesien, schnief, und letzte Worte…

Kaum zu glauben, aber der Monat ist jetzt schon vorbei. Eigentlich hatten wir “nur“ 20 Tage für Indonesien vorgesehen, es sind dann in der Vorbereitung aber 30 Tage geworden und wir haben noch gar nicht Westpapua erkundet oder Borneo… Indonesien ist einfach echt groß und seine ca. 255 Mio. Einwohner verteilen sich auf knapp 18.000 Inseln. Von den großen Hauptinseln, die wir erkundet haben (Java, Bali, Flores und Sumatra), können wir sagen, dass sie sich sehr stark unterscheiden, sowohl vom Glauben her, als auch von der Mentalität und Kultur. Bali war sehr touristisch, chaotisch vom Verkehr her und man musste als Tourist ständig aufpassen nicht über den Tisch gezogen zu werden. Flores war zwar auch touristisch gut erschlossen, aber man hatte nicht das Gefühl andauernd übervorteilt zu werden. Auf Java und Sumatra merkten wir, dass wir mit unserer weißen Haut und langen Nasen für viele Indonesier etwas Besonderes zu sein scheinen, entsprechend respektvoll war der Umgang mit uns. Aber egal, wo wir sind, die Indonesier sind sehr höflich und gastfreundlich. Indonesien ist wirklich ein sehr vielfältig und keineswegs homogenes Land.

Wenn wir nun zurückschauen hat es uns hier wirklich gut gefallen. Zu unseren Highlights zählen vor allem das (wenn auch schweißtreibende) Dschungeltrekking mit den Orang Utans am Ende, aber auch die entspannten Tage auf Gili Air und das Tauchen (leider ohne Mondfische) auf Nusa Lembongan und vor Komodo. Eines ist uns klar: Wir werden auf jeden Fall wieder kommen, denn wir haben noch längst nicht alles gesehen. Wir sind nicht traurig Jakarta ausgelassen zu haben, im Gegenteil, immer wenn wir Touristen treffen, die dort waren und von dem Großstadtrummel klagen, fühlen wir uns bestätigt auf unsere Freundin Anne gehört zu haben, die selbst längere Zeit dort gelebt hatte und bei unserer Reiseplanung meinte, dass wir Jakarta getrost überspringen können. Nein, es ist nicht Jakarta für das wir zurückkommen wollen, sondern zum Tauchen und Trekking auf Westpapua z.B.

Nun freuen wir uns aber auf Indien, vor allem die indische Küche, die Julian und ich so mögen. Nach einem Monat in Indonesien ist vor allem bei mir mittlerweile der Wunsch nach Abwechslung beim Essen da. Ich liebe gebratenen Reis und gebratene Nudeln, aber nun sehne ich mich nach etwas anderem, deshalb waren wir in den Tagen vorm Dschungeltrekking auch schon öfter mal Pizza oder Burger essen. Auf die Dauer ist die indonesische Küche doch etwas eintönig…

Noch ein letztes Wort zu den Arbeitsbedingungen in Indonesien. Man mag über Bismarck denken, was man möchte, aber auch, wenn er damals das Sozialversicherungssystem als Mittel zum Zweck im Deutschen Reich eingeführt hat, so hat er es dennoch eingeführt und das ist wirklich eines der besten Dinge, die wir heute in Deutschland haben. In Indonesien scheinen die Arbeitnehmer nur ungenügend gesichert zu sein. Wir sehen das sowohl beim Tauchen als auch beim Schwefelabbau. Auch, wenn ich unseren ersten Tauchlehrer auf Flores nicht mochte, so tat es mir dennoch sehr leid zu sehen, wie er sich Tag für Tag abmühte trotz der Sinusschmerzen, die er bei und nach den Tauchgängen mit uns und anderen Gruppen hatte. Seine Schmerzen waren z.T. so groß, dass er auftauchen musste oder mit den Händen vorm Gesicht über der Reling hing. Jeder vernünftige Mensch hätte ihm geraten eine Pause einzulegen oder den Beruf zu wechseln, wenn es nicht besser wird, aber ein paar Tage Pause bedeuten für ihn vermutlich kein Einkommen in der Zeit und berufliche Alternativen in der Region sind mau, also quält er sich weiter. Ähnlich ist das bei den Schwefelarbeitern im Ijenvulkan gewesen. Wo wir es nur kurz mit Gasmasken aushielten, bauen die Schwefelarbeiter der Region tagtäglich ohne Atemmaske mehrere Stunden lang Schwefel ab und tragen dieses dann auf dem Rücken aus dem steilen Krater hinaus. 60 bis 100kg schleppen sie pro Fuhre und bekommen 9000 IDR (ca. 60 Cent) pro Kilo für den Knochenjob. Zudem erkranken viele irgendwann an Lungenkrebs und ich bezweifle, dass sie eine ordentliche Versicherung oder die Rücklagen für die Behandlung haben. Unser Guide auf dem Ijen hatte vorher 15 Jahre lang in der Grube gearbeitet und auch schon einen wirklich ungesunden, schleimigen Reizhusten, von dem ich mir denken kann, woher er kommt… Als wir in Bukit Lawang die Träger die Reifen ins Lager am Fluss tragen sehen, die wir (und andere Touristen) am nächsten Tag fürs Rafting zurück zum Hotel verwendet haben, sind wir froh zu hören, dass die Träger – zumindest für indonesische Verhältnisse – ganz gut bezahlt werden. Ein Träger schafft max. 4 Reifen, was ca. 30kg sind, schleppt diese ca. 3 Stunden flussaufwärts und bekommt dafür knapp 7 Euro pro Reifen. Bis zu zwei Mal machen sie das am Tag. Na ja, es ist und bleibt trotzdem kein Zuckerschlecken und, wenn wir ehrlich sind, würden wir den Job auch nicht machen wollen. Mir wird noch einmal bewusst wie wichtig Bildung doch ist und wie glücklich wir uns schätzen können, dass unsere Eltern uns eine so gute Ausbildung ermöglicht haben, so dass wir heute nicht solche körperlich schweren Arbeiten verrichten müssen.

11.-14. Juli – Dschungeltrekking mit Orang Utans in Bukit Lawang und unser gescheiterter Versuch der Mafia zu entkommen…

Am 10. Juli verlassen wir Java und fliegen auf die Nachbarinsel Sumatra. In Medan gelandet übernachten wir in einem Hotel nicht weit vom Flughafen, zu dem wir am nächsten Morgen zurückkehren um mit dem Bus nach Bukit Lawang weiterzureisen. Dort wollen wir Orang Utans in freier Wildbahn sehen, zum ersten Mal in unserem Leben.

Anreise

Die Anreise nach Bukit Lawang ist abenteuerlich und wieder machen wir unangenehme Erfahrungen mit der hiesigen Mafia… Zunächst fahren wir zwei Stunden mit einem (komfortablen und klimatisierten) Bus nach Binjai, nehmen uns dann ein Grabtaxi zum anderen Busbahnhof der Stadt, von wo aus wir einen Minibus (sogenannte Bemos) nehmen müssen, der noch mal drei Stunden nach Bukit Lawang tuckert. Dort werden wir von unserer Unterkunft mit dem Moped abgeholt (und haben unsere riesigen Rucksäcke noch auf). Nach kurzer Fahrt geht es noch mal 20 Minuten zu Fuß weiter bis wir unsere Unterkunft schließlich erreichen. Puh, geschafft, denken wir uns, essen ein ziemlich tolles Chicken und Veggie Curry, buchen noch den Dreitagesausflug fürs Dschungeltrekking und gehen dann im Fluss schwimmen.

Wir sind froh überhaupt angekommen zu sein, denn das war zwischenzeitlich nicht so klar. In Binjai haben wir einfach kein Bemo bekommen. Das lag zunächst am Preis, dann hatten wir den aber ausgehandelt und trotzdem haben mehrere Minibusse uns nicht mitgenommen, weil wir den Busfahrer direkt und nach Fahrtantritt bezahlen wollten (was üblich ist) und nicht den Gangster von den Mafia, der das Geld vor Fahrtantritt haben wollte. Dieser Gangster hat dann aber allen Fahrern verboten das Geld direkt von uns zu nehmen und so fahren sie alle ohne uns ab. Nach dem vierten Bus, der wegfährt, obwohl noch Platz drin ist, beschließen wir einfach ein Stück weiter weg zu gehen und den Bus dann auf dem Weg anzuhalten, wo die Busfahrer nicht mehr unter dem Druck des Gangsters stehen. Es kommt dann aber anders, denn es hält ein Tourenanbieter aus Bukit Lawang an, der seine Gäste am Flughafen von Medan abgesetzt hat und nun als Leerfahrt zrückfährt. Er bietet uns an, uns für umgerechnet 10 Euro mitzunehmen, was wir beim Anblick des Wagens (klimatisiert, bequeme Sitze, funktionierende Anschnallgurte und viel Beinfreiheit) in Anspruch nehmen. Im Vergleich zu dem Preis, den das eine Paar im Bemo bezahlen musste (66 Cent weniger als wir), klingt das super. Wir bereuen es nicht mit Trimo mitgefahren zu sein, denn er erweist sich als sehr nett. Nach ca. 10 Minuten hält er an und holt gekühlte Cola für uns alle drei aus der Kühlbox im Wagen. Außerdem teilt er seine gebackenen Bananen mit uns, was sich nach der anstrengenden Anfahrt bisher als toller Snack erweist. Und das Beste von allem ist dann, dass wir schon nach 90 Minuten, also der Hälfte der Zeit mit dem Bemo, in Bukit Lawang ankommen. Der einzige Beigeschmack, der bleibt, ist, dass wir beim Einsteigen in den Wagen von Trimo den Gangster wiedersehen. Der muss uns die ganze Zeit beobachtet haben und kommt dann mit dem Moped angefahren um von Trimo sein Schutzgeld zu kassieren. Als wir ihn darauf ansprechen, was der Typ von ihm wollte, sagt Trimo, das sei ein Gangster (daher nennen wir ihn in diesem Bericht auch so – und ehrlich, mit dem Mundtuch bis unter die Augen, hatte er damit auch viel gemein) und er hätte ihm kein Geld gegeben. Na ja, hoffen wir mal letzteres stimmt, denn wir haben da so unsere Zweifel…

Am Abend gehen wir ins Junia Gasthaus etwas essen und es sollte das beste Essen werden, das wir in Indonesien gehabt haben! Das Kartoffelrendang war wirklich großartig. Wir hatten den Tipp mit dem Gasthaus von Johanna, der Freundin von Julians Bruder, bekommen, die auch gerade zur selben Zeit in Indonesien ist und ein paar Tage vorher in Bukit Lawang war. Leider waren die Zimmer in dem Gasthaus schon ausgebucht, deshalb sind wir nur zum Essen rüber. Es hat sich wirklich gelohnt 🙂

Dschungeltrekking

Ach, wie toll war das denn! Wir haben so um die 10-15 Orang Utans gesehen und das war richtig aufregend. Manche sind uns wirklich sehr nah gekommen, z.B. der erste große männliche Oran Utan, der nur knapp 2m an mir (und dem Rest des Touristenschwarms) vorbeigeht, um dann wieder auf einen Baum zu klettern, seine Gefährtin mit einem Grunzen zu sich zu rufen und dann mit ihr vor unser aller Augen einen Baby-Orang Utan zu zeugen. Hier ein jugendfreies Video von dem Muskelpaket 🙂

Das war schon ziemlich toll als Einstand, auch wenn uns ein bisschen zu viele Leute vor Ort waren. Im Verlauf der drei Tage sehen wir immer wieder Oran Utans, auch ganz kleine und Mamis mit ihren Babies:

Es ist toll immer wieder Oran Utans zu sehen und ihnen beim Klettern und Fressen zuzuschauen (siehe Videos). Die, die uns sehr nah kommen, sind eindeutig an Menschen gewöhnt (und das sind die meisten auf dem Trekking). Viele von ihnen wurden früher regelmäßig an der Fütterungsstelle, die wohl seit einiger Zeit geschlossen ist, von Parkwächtern gefüttert. Einmal sehen wir wilde Orang Utans, aber die bleiben weit oben in den Baumwipfeln, weil sie Angst vor uns haben. Wir finden es eigentlich nicht gut, wenn Oran Utans gefüttert werden, merken aber während der Tour, dass wir, ob wir es wollen oder nicht, indirekt auch dazu beitragen. Denn für die Touristen wird von allen Guides Obst mitgenommen und die Reste davon werden im Wald gelassen, wo sie die Orang Utans und Affen später oder direkt vor unseren Augen finden und verspeisen. Alle Touristen essen immer an der selben Stelle und dort sind meist auch ein Orang Utan oder Gibbons zu sehen. Das ist natürlich kein Zufall. Die Fütterung der Orang Utans durch den Menschen hat natürlich Einfluss auf ihr Verhalten: Im besten Fall sind Orang Utans einfach nur entspannt in der Gegenwart von Menschen, allerdings erlernen manche auch schlechte Verhaltensweisen. Der auf YouTube berühmte Orang Utan Mina z.B. zieht Touristen regelmäßig in den Wald und beßt auch gerne mal bis sie etwas zu fressen kriegt. Jackie, ein anderer bekannter Orang Utan aus Bukit Lawang, greift die Hand der Touristen und lässt diese erst wieder los, wenn sie etwas bekommt. Wir sind froh keinem der beiden auf unserem Trekking begegnet zu sein.

Auch sonst sehen wir immer wieder Tiere im Wald und am Fluss, z.B. Pfaue, riesige Ameisen, Gibbons oder Warane. Hier ein Gibbonvideo.

Am letzten Tag unser Tour fahren wir mit dem “Dschungeltaxi“ zurück zum Hotel, d.h. genauergesagt, dass vier Reifen zusammen geschnürt werden, wir uns samt unseres Gepäcks (das in Tüten verpackt festgeschnürt ist) zu zweit in einen Reifen setzen und den Fluss runterfahren. Unser Guide Nang Nang findet es lustig, dass seine Gruppe aus zwei Paaren besteht und setzt uns so in den Reifen, dass der Mann hinten und die Frau davor sitzt. Er nennt das das Hochzeitsreisetaxi und wir merken erst später, dass jede andere Zweiergruppe im Reifen nebeneinander sitzt, nicht hintereinander… Hier noch ein paar Eindrücke aus dem Dschungel und unseren Lagern:

Am frühen Nachmittag erreichen wir unser Hotel, vor dem wir wenig später zwei Orang Utans am Fluss entlang spazieren sehen (siehe Video). Danach machen wir uns auf den Weg zurück nach Medan, diesmal mit einem organisierten Transfer, und schauen abends das kleine WM-Finale, das Belgien zum Glück gewinnt:-)

8.-10. Juli – Tut-tut nach Yogyakarta und Tempeltour

Unser Zug heute ist wieder etwas luxuriöser, d.h. wir haben jeder einen Sitz mit Armlehne für uns alleine, und müssen uns nicht, wie auf dem Weg nach Malang, eine Bank zu dritt teilen. Auch genügend Platz für unsere Rucksäcke findet sich im Zug, der trotz gleicher Klasse wie beim letzten Mal anders ist und zum Glück mehr Platz bietet.

Wir wollten uns nach der Erfahrung mit dem Hotelzimmer vom Vortag mal wieder etwas gönnen und buchen daher ein besseres Hotel, das auch nicht weit vom Zentrum liegt. Die anfängliche Freude darüber verfliegt jedoch schon am zweiten Tag als wir am Nachmittag einige Zeit auf dem Zimmer verbringen und mehrere Kakerlaken an uns vorbeihuschen sehen. Wir wechseln das Zimmer und es ist dann ok, aber ich bin angewidert und enttäuscht vom Hotelpersonal, das die Sache als “kleinen Zwischenfall“ bezeichnet und uns zunächst gar kein anderes Zimmer geben wollte, sondern nur die Kakerlake, die wir getötet hatten, wegräumen und mit Insektenspray das Zimmer einsprühen wollte…

Abgesehen davon sind die beiden Tempel, die wir uns anschauen, sehr schön. Beide erreichen wir mit öffentlichen Verkehrsmitteln, was in Yogya (wie die Ortsansässigen zu Yogyakarta sagen) ziemlich gut funktioniert und auch sehr günstig ist. Am ersten Tag fahren wir mit den Bus zum Borobudur, einem buddhistischen Tempel. Dort nehmen wir uns einen Guide, der uns viel über den Buddhismus, die Zeichnungen an den Außen- und Innenwänden des Tempels sowie über die zwei Restaurierungen und die Säuberung des Tempels nach dem Vulkanausbruch von 2006 erzählt. Es sprechen uns lustigerweise irgendwann auch Schüler an, die um ihr Englisch zu üben, während der Ferien mehrere Stunden pro Tag versuchen mit Touristen sprechen. Julian hatte davon im Vorfeld gelesen und wir finden es witzig, dass wir dann auch tatsächlich von ihnen angesprochen werden und so üben wir freundlich etwas mit ihnen.

Auch im Prambanan, einem hinduistischen Tempel, schließen sich uns als wir einen Guide buchen drei Schülerinnen an, um ihr Englisch zu verbessern:

Der Führer in dem Tempel (oben in orange) hat sehr viel Ahnung und sogar zwei Bücher über die beiden Tempel geschrieben. Er ist aber auch etwas seltsam, da er immer wieder die Fortpflanzungssymbole und Geschlechtsorgane und -akte in den Zeichnungen am Tempel besonders bildhaft herausstellt. Ich glaube, ich habe noch nie so oft die Worte Vagina und Penis in einem Vortrag über einen Tempel und eine Weltreligion gehört. Zum Schluss wollte der Guide auch noch, dass Julian und ich vor einer Zeichnung hocken und die Geschlechtsorgane der Abgebildeten anfassen. Letzteres haben wir unterlassen, so dass das Bild ganz züchtig aussieht.

In beiden Tempeln fällt aber eines auf: Es gibt sehr viele einheimische Besucher und wir scheinen dort für die meisten Indonesier die weitaus größere Attraktion als das Bauwerk zu sein, denn ständig werden wir gebeten uns mit ihnen ablichten zu lassen (was wir auch jedes Mal freundlich tun). Als Julian mich mal kurz alleine lässt, um auf Toilette zu gehen, werde ich drei Mal um ein Foto gebeten. Das vierte machen wir dann zu zweit als er wieder da ist. Als ich mal kurz auf Toilette gehe, wird Julian nicht einmal angesprochen. Tja, er hat eben keine blonden Haare und blau-graue Augen 🙂

Nein, aber im Ernst: Die Indonesier bestaunen unsere Andersartigkeit, da wir so weiße Haut haben, blonde Haare und manche eben auch blaue Augen. Außerdem, so erklärt uns der erste Guide, gelten unsere langen Nasen als Schönheitsideal. Florian, den wir in Yogyakarta wieder treffen, erzählt uns beim gemeinsamen Abendessen, dass er von jemandem Pinocchio genannt wurde. Auch, wenn das für Europäer vielleicht eher eine negative Konnotation hat, war das hier durchaus positiv gemeint. Java ist noch nicht so touristisch wie Bali, deshalb haben wir es auch erst hier bemerkt, dass wir wohl für viele Indonesier etwas “Besonderes“ sind. Später auf Sumatra sind die Leute, die normalerweise nicht mit Touristen arbeiten, noch mehr aus dem Häuschen, wenn sie uns sehen…

Apropos langer Nase: Julian wollte sich eine Sonnenbrille kaufen, gibt diese Idee aber schnell auf als er ein paar Modelle probiert hat. Die Sonnenbrillen hier sind für Indonesier gemacht und Julian einfach zu klein. Wenn er sie aufsetzt, reichen die Henkel nicht bis über beide Ohren, weil Julians Nase einfach zu lang ist. Hahaha, jetzt versteht man auch warum wir Europäer in Asien oft Langnasen genannt werden 🙂

Ein weiterer Eindruck, den wir auf Java gewonnen haben, ist, dass die Leute uns Touristen nicht abzocken wollen. Sowohl auf der Straße als auch im Bus oder Restaurant werden für uns nie andere Preise verlangt als für die normale Bevölkerung (mit Ausnahme des Eintritts in die Tempel, wo wir ein internationales, kein nationales Ticket kaufen müssen, was aber völlig ok ist). Auf Bali musste man ständig den Preis runterhandeln, weil er einfach oft 3 oder 4 Mal höher war als normal und am Ende hat man immer noch zu viel bezahlt, aber es dann doch gemacht. Das wurde auf die Dauer anstrengend, daher ist es hier jetzt sehr angenehm…

7. Juli – Kolonialarchitektur in Malang

Hm, ich denke am Besten lässt sich unser Aufenthalt in Malang als Reinfall beschreiben. Wir hatten hier wegen der angeblich schönen Kolonialarchitektur einen Zwischenstopp eingelegt, aber was wir sahen waren maximal hier und da ein paar verfallene Häuser im holländischen Stil. Ein paar andere kleine Schmuckstücke hatte der Ort zwar (z.B. den chinesischen Tempel oder den Nachtmarkt), aber dafür hätte man hier jetzt nicht unbedingt einen Zwischenstopp einplanen müssen…

Außerdem hatten wir wirklich Pech mit unserer Unterkunft, die die schlechteste war, die wir in ganz Indonesien gebucht hatten. Es fing damit an, dass die Adresse falsch eingezeichnet und die Hausnummer inkorrekt waren (an der angegebenen Hausnummer befand sich ein verfallenes Haus ohne Fenster). Die Besitzer sprachen kein Englisch, aber zum Glück haben wir 2 Studenten getroffen, die Englisch sprachen und uns nach zwei weiteren Telefonaten und mit einem 8-minütigen Marsch zu unserer tatsächlichen Unterkunft brachten. Ohne die beiden hätten wir das nie im Leben gefunden! Dort halfen sie uns zum Glück auch noch die Bezahlung und andere “Kleinigkeiten“ zu regeln, was wegen der schlechten Organisation der Unterkunft (sie hatte am selben Tag erst eröffnet und wir waren die ersten Gäste) noch mal eine Dreiviertelstunde dauerte…

Als wir abends vorm Schlafengehen das Licht in unserem Zimmer ausmachen wollten, funktionierte auch das nicht, stattdessen flackerte es nur. Der Vermieter schob das massive Bett mühselig mit Julians Hilfe weg, eine Leiter wurde aufgestellt, die Birne rausgedreht, Problem gelöst. Nachdem zunächst das Internetpasswort falsch war, funktionierte das WLAN dann am Abend mit dem richtigen Passwort. Am nächsten Morgen ging es aber schon wieder nicht mehr; anscheinend wurde die Rechnung nicht beglichen, weshalb das Internet vom Betreiber abgestellt wurde…

Das Frühstück war leider auch schrecklich: Die Spiegeleier wurden kalt serviert und den Schokoaufstrich musste man mit dem Löffel aufs Brot schmieren. Immerhin hat der Tee geschmeckt. Wach und ausgeruht waren wir aber am Morgen nicht, denn das Licht im Flur brannte die ganze Nacht (bis Julian es irgendwann nachts ausschaltete) und wir hatten keinen Vorhang vor der Glastür zum Flur. Außerdem gab es große Lüftungsschlitze zum Wohnzimmer, die man nicht schließen konnte, so dass wir alles hörten, was sich im Wohnzimmer abspielte. Bis tief in die Nacht spielten und schrien die Kinder. Von Erholung war also keine Spur, trotz Ohrenstöpseln..

So sind wir dann am nächsten Morgen froh weiterzureisen. Einzig den Nachtmarkt in Malang haben wir sehr positiv in Erinnerung. Es gab zahlreiche Möglichkeiten für kleine Kinder dort (mit Hilfe ihrer Eltern) mit Knete und baggern zu spielen, Karrussel zu fahren, zu kegeln und zu fischen, usw. Julian hätte gerne ne Runde gebaggert oder mit Knete etwas geformt, aber wir hatten leider kein Kind dabei, das wir hätten vorschieben können 🙂 Tja, dann müssen wir wohl noch etwas warten… Frustriert davon, dass wir von den Spielsachen nichts ausprobieren dürfen, kaufen wir uns beim nächsten Alfamarkt ein Eis 🙂

5.-6. Juli – Vulkane im Bromo-Tengger-Semeru-Nationalpark

In Probolinggo trifft unser Zug pünktlich ein und wir nehmen uns ein Grab-Taxi zum Busbahnhof. Dort treffen wir auf eine Gruppe von insgesamt 8 Leuten, die dort z.T. seit Stunden darauf warten, dass der Bus endlich voll wird und nach Cemero Lawang losfährt, denn der Busfahrer will die 15 Plätze vollmachen. Wir warten zum Glück nur knapp 40 Minuten bis es losgeht, nachdem noch 2 weitere Passagiere dazukommen und wir in der Gruppe vereinbart haben, dass wir uns alle die Differenz der 3 fehlenden Passagiere teilen. Irgendwie ist da vorher aus der Gruppe niemand darauf gekommen, aber unsere Idee findet zum Glück gleich Anklang. Zwischenzeitlich hatte der Busfahrer schon gesagt, dass der Bus heute nicht mehr fährt, wenn nicht 15 Leute zusammen kommen… Ach man, immer diese mühseligen Verhandlungen mit den Busfahrern!

Die Fahrt nach Cemero Lawang ist anstrengend in dem kleinen, unbequemen Minibus, auch, wenn sie mit 90 Minuten gar nicht lang war. Im Ort angekommen, folgen wir dem Dreiergespann – bestehend aus einer Österreicherin, einem Peruaner (der witzigerweise auf der Insel Amantani imTiricacasee geboren wurde, wo wir unseren Homestay hatten) und einem Niederländer – zu einem Gasthaus, das ihnen empfohlen wurde. Wir sind nicht sonderlich entzückt vom Charme der Unterkunft, aber bleiben nach einem Preisnachlass und aus Genügsamkeit dann dort. Nach dem Abendessen im lokalen Restaurant (ein Essen kostet 1 Euro) und einem Obstteller im Café Lava, gehen wir – noch immer erschöpft von der Besteigung des Ijen in der Nacht zuvor – früh ins Bett und bekommen sogar noch 6h Schlaf bevor der Wecker wieder um 2:30 Uhr klingelt und wir um 3 Uhr zum Bromoaussichtspunkt losmarschieren.

Eigentlich wollten wir bis zum King Kong Hill gehen, dann entscheiden wir uns aber spontan dazu, die letzten paar Höhenmeter dorthin nicht zu absolvieren, da wir schon ein nettes (und nicht so volles) Plätzchen für den Sonnenaufgang gefunden hatten, wohingegen der King Kong Hill vermutlich sehr voll sein wird, da man ihn auch mit dem Auto erreichen kann. Zunächst teilen wir uns den Platz mit zwei Österreichern, dann stoßen später auch noch ein paar andere Leute dazu, u.a. auch das Dreiergespann von gestern (allerdings ohne die Österreicherin Linda, der es zu anstrengend hier hoch wurde und die sich deshalb an einem der vielen anderen Aussichtspunkte auf dem Weg schon niedergelassen hat).

Die Fotos vom Bromo werden richtig schön und die Stimmung in unserer kleinen Gruppe ist gut. Zur Unterhaltung trägt vor allem der Peruaner bei, der technisch extrem gut ausgestattet ist: Außer seinem Stativ fürs iPhone (an dem am Vortag auch ein Mikrofon befestigt war), holt er später seine Drohne raus, die er natürlich auch über sein Telefon steuern kann, und macht witzige Videos und Fotos von uns und der Landschaft aus der Luft. Als die Batterie plötzlich zu blinken beginnt, ruft er die Drohne zurück, die es auch noch rechtzeitig schafft. Natürlich hat er einen Ersatzakku mit, so dass nach zwei, drei Handgriffen die Drohne wieder in der Luft ist. Auch dieses Mal verliert er sie wieder aus den Augen, aber dank dem Knopf mit der Rückkehroption, geht sie ihm nicht verloren 🙂

Nach dem Sonnenaufgang kehren wir zurück in unsere Unterkunft, schlafen noch 2 Stunden und gehen dann zu Fuß hinein in den Tenggerkrater zum Bromovulkan. Wir sind total begeistert davon, denn so nah sind wir einem aktiven Vulkan noch nie gekommen. Wir hatten zunächst vor, den Bromovulkankrater am Rand zu umrunden, aber nach nur wenigen Schritten wird mir das ganze zu heikel. Der Weg ist gerade mal hüftbreit, es gibt kein Geländer, links und rechts fällt es steil ab und an Gegenverkehr will ich gar nicht denken. Wir beschließen umzudrehen und es von der anderen Seite aus zu probieren. Dort ist der Weg viel breiter und wir gehen ca. 20 Minuten weit, bis wir zu dem Schluss kommen, dass sich die Aussicht auch von anderen Punkten des Kraters nicht groß ändert und so drehen wir um.

In Cemero Lawang nehmen wir wieder einen Minibus (der diesmal sogar mit 16 Leuten besetzt wird) und verbringen die Nacht in Probolinggo, von wo aus wir am Folgetag nach Malang mit dem Zug weiterreisen.