Wann hat man schon mal Zeit einen Surfkurs zu machen, wenn man seinen Sommerurlaub macht? Wenn wir verreisen, müssen wir immer Prioritäten setzen, um in der kurzen Zeit das zu machen, was uns wirklich wichtig ist. Ein Surfkurs würde da letztendlich immer raus gestrichen werden… Deshalb machen wir ihn jetzt! Wann, wenn nicht jetzt, wo wir 5 Monate unterwegs sind und mal Zeit für so etwas haben?
Am ersten Tag findet der Kurs um 7 Uhr morgens statt, was für uns heißt, dass der Wecker um 5:45 Uhr klingelt und wir um 6:15 Uhr losgehen, da unsere Unterkunft relativ weit von der Surfschule entfernt ist. Am dritten und vierten Tag trifft es uns mit 8 und 9 Uhr deutlich besser, da sich die Zeiten nach der Tide und der damit einhergehenden Wellengröße richten. Am zweiten Tag bekommen wir nur noch einen Platz im Nachmittagskurs, was uns aber ziemlich gut passt, da wir so nach dem Deutschlandspiel ausschlafen können.
Uns macht der Kurs richtig Spaß und wir sind erstaunt, wie schnell man Fortschritte macht. In der ersten Stunde lernen wir aufzustehen und reiten auch schon die ersten gebrochenen Wellen bis zum Strand. Klar, die Fehlerquote ist noch recht hoch, man bekommt nicht jede Welle und der Lehrer hält das Board fest und gibt uns einen Schubs, so dass es besser klappt. Im zweiten Kurs meistern wir das dann alles schon alleine, müssen dafür dann aber mehr paddeln um die Welle zu kriegen. Für jemanden mit Armmuskeln wie bei einen Frosch, gar nicht so einfach, aber meine Lehrer loben meinen Gleichgewichtssinn und raten mir einfach etwas früher als normal mit dem Paddeln anzufangen, damit ich die Welle nicht verpasse:-)
Beim dritten Kurs lernen wir wie beim richtigen Surfen auf dem Brett zu sitzen, eine Welle auszusuchen, uns dann zu drehen und die Welle zu erhaschen. Das kostet deutlich mehr Kraft als sonst und, wenn man sich dann verschätzt und die Welle doch nicht kriegt, hat man ganz schön viel Energie beim Umdrehen umsonst verschwendet, aber egal, man versucht es trotzdem wieder und freut sich um so mehr, wenn es denn richtig klappt. Surfen ist übrigens deutlich anstrengender als wir dachten und nach 2,5h Surfkurs sind wir doch ganz gut am Ende. Unser Lehrer ist aber richtig happy mit uns und uns macht es einen riesen Spaß.
Am letzten Tag geht Julian alleine zum Kurs, da ich mich verlegen hatte und mir mein Nacken weh tut. Das fällt mir sehr schwer, aber ich kümmere mich lieber drum einen Massagetermin zu bekommen. Zum Glück bin ich nicht mit gegangen, denke ich mir als Julian zurück kommt und aussieht als wäre er verprügelt worden. Überall am Körper, hauptsächlich an den Knien und Oberschenkeln, hat er Schürfwunden vom Surfbrett. Im vierten Kurs lernt man nämlich so genannte grüne Wellen zu erhaschen, d.h. man paddelt raus und wartet in der Zone kurz bevor die Wellen brechen auf eine, die man dann versucht zu bekommen. Das ist gar nicht so einfach und man fällt relativ schnell runter vom Brett, wenn man so wenig Erfahrung hat wie wir. Das Brett kann dann schon mal von hinten auf einen draufgespült werden und die Wellen können einen mit ihrer gewaltigen Kraft schon gut runterdrücken. Außerdem muss man, um in die Zone zu kommen hinter der die Wellen brechen, mit dem Surfbrett durch die Zone, wo sie brechen. Auch, wenn wir in den ersten Kursen die sogenannte Schildkrötenrolle gelernt haben, also eine Technik mit der man sich selbst und sein Board möglichst kraftsparend dadurch bringt, ist es für Ungeübte trotzdem anstrengend und die Wellen haben ganz schön Kraft. Kein Wunder also, dass Julian so geschunden zurückkommt. Zugegeben sehen die Bilder davon aber trotzdem cool aus:
Meine Surfbilder stinken dagegen etwas ab, sind aber trotzdem ganz nett: