15. Juli – Abschied von Indonesien, schnief, und letzte Worte…

Kaum zu glauben, aber der Monat ist jetzt schon vorbei. Eigentlich hatten wir “nur“ 20 Tage für Indonesien vorgesehen, es sind dann in der Vorbereitung aber 30 Tage geworden und wir haben noch gar nicht Westpapua erkundet oder Borneo… Indonesien ist einfach echt groß und seine ca. 255 Mio. Einwohner verteilen sich auf knapp 18.000 Inseln. Von den großen Hauptinseln, die wir erkundet haben (Java, Bali, Flores und Sumatra), können wir sagen, dass sie sich sehr stark unterscheiden, sowohl vom Glauben her, als auch von der Mentalität und Kultur. Bali war sehr touristisch, chaotisch vom Verkehr her und man musste als Tourist ständig aufpassen nicht über den Tisch gezogen zu werden. Flores war zwar auch touristisch gut erschlossen, aber man hatte nicht das Gefühl andauernd übervorteilt zu werden. Auf Java und Sumatra merkten wir, dass wir mit unserer weißen Haut und langen Nasen für viele Indonesier etwas Besonderes zu sein scheinen, entsprechend respektvoll war der Umgang mit uns. Aber egal, wo wir sind, die Indonesier sind sehr höflich und gastfreundlich. Indonesien ist wirklich ein sehr vielfältig und keineswegs homogenes Land.

Wenn wir nun zurückschauen hat es uns hier wirklich gut gefallen. Zu unseren Highlights zählen vor allem das (wenn auch schweißtreibende) Dschungeltrekking mit den Orang Utans am Ende, aber auch die entspannten Tage auf Gili Air und das Tauchen (leider ohne Mondfische) auf Nusa Lembongan und vor Komodo. Eines ist uns klar: Wir werden auf jeden Fall wieder kommen, denn wir haben noch längst nicht alles gesehen. Wir sind nicht traurig Jakarta ausgelassen zu haben, im Gegenteil, immer wenn wir Touristen treffen, die dort waren und von dem Großstadtrummel klagen, fühlen wir uns bestätigt auf unsere Freundin Anne gehört zu haben, die selbst längere Zeit dort gelebt hatte und bei unserer Reiseplanung meinte, dass wir Jakarta getrost überspringen können. Nein, es ist nicht Jakarta für das wir zurückkommen wollen, sondern zum Tauchen und Trekking auf Westpapua z.B.

Nun freuen wir uns aber auf Indien, vor allem die indische Küche, die Julian und ich so mögen. Nach einem Monat in Indonesien ist vor allem bei mir mittlerweile der Wunsch nach Abwechslung beim Essen da. Ich liebe gebratenen Reis und gebratene Nudeln, aber nun sehne ich mich nach etwas anderem, deshalb waren wir in den Tagen vorm Dschungeltrekking auch schon öfter mal Pizza oder Burger essen. Auf die Dauer ist die indonesische Küche doch etwas eintönig…

Noch ein letztes Wort zu den Arbeitsbedingungen in Indonesien. Man mag über Bismarck denken, was man möchte, aber auch, wenn er damals das Sozialversicherungssystem als Mittel zum Zweck im Deutschen Reich eingeführt hat, so hat er es dennoch eingeführt und das ist wirklich eines der besten Dinge, die wir heute in Deutschland haben. In Indonesien scheinen die Arbeitnehmer nur ungenügend gesichert zu sein. Wir sehen das sowohl beim Tauchen als auch beim Schwefelabbau. Auch, wenn ich unseren ersten Tauchlehrer auf Flores nicht mochte, so tat es mir dennoch sehr leid zu sehen, wie er sich Tag für Tag abmühte trotz der Sinusschmerzen, die er bei und nach den Tauchgängen mit uns und anderen Gruppen hatte. Seine Schmerzen waren z.T. so groß, dass er auftauchen musste oder mit den Händen vorm Gesicht über der Reling hing. Jeder vernünftige Mensch hätte ihm geraten eine Pause einzulegen oder den Beruf zu wechseln, wenn es nicht besser wird, aber ein paar Tage Pause bedeuten für ihn vermutlich kein Einkommen in der Zeit und berufliche Alternativen in der Region sind mau, also quält er sich weiter. Ähnlich ist das bei den Schwefelarbeitern im Ijenvulkan gewesen. Wo wir es nur kurz mit Gasmasken aushielten, bauen die Schwefelarbeiter der Region tagtäglich ohne Atemmaske mehrere Stunden lang Schwefel ab und tragen dieses dann auf dem Rücken aus dem steilen Krater hinaus. 60 bis 100kg schleppen sie pro Fuhre und bekommen 9000 IDR (ca. 60 Cent) pro Kilo für den Knochenjob. Zudem erkranken viele irgendwann an Lungenkrebs und ich bezweifle, dass sie eine ordentliche Versicherung oder die Rücklagen für die Behandlung haben. Unser Guide auf dem Ijen hatte vorher 15 Jahre lang in der Grube gearbeitet und auch schon einen wirklich ungesunden, schleimigen Reizhusten, von dem ich mir denken kann, woher er kommt… Als wir in Bukit Lawang die Träger die Reifen ins Lager am Fluss tragen sehen, die wir (und andere Touristen) am nächsten Tag fürs Rafting zurück zum Hotel verwendet haben, sind wir froh zu hören, dass die Träger – zumindest für indonesische Verhältnisse – ganz gut bezahlt werden. Ein Träger schafft max. 4 Reifen, was ca. 30kg sind, schleppt diese ca. 3 Stunden flussaufwärts und bekommt dafür knapp 7 Euro pro Reifen. Bis zu zwei Mal machen sie das am Tag. Na ja, es ist und bleibt trotzdem kein Zuckerschlecken und, wenn wir ehrlich sind, würden wir den Job auch nicht machen wollen. Mir wird noch einmal bewusst wie wichtig Bildung doch ist und wie glücklich wir uns schätzen können, dass unsere Eltern uns eine so gute Ausbildung ermöglicht haben, so dass wir heute nicht solche körperlich schweren Arbeiten verrichten müssen.

11.-14. Juli – Dschungeltrekking mit Orang Utans in Bukit Lawang und unser gescheiterter Versuch der Mafia zu entkommen…

Am 10. Juli verlassen wir Java und fliegen auf die Nachbarinsel Sumatra. In Medan gelandet übernachten wir in einem Hotel nicht weit vom Flughafen, zu dem wir am nächsten Morgen zurückkehren um mit dem Bus nach Bukit Lawang weiterzureisen. Dort wollen wir Orang Utans in freier Wildbahn sehen, zum ersten Mal in unserem Leben.

Anreise

Die Anreise nach Bukit Lawang ist abenteuerlich und wieder machen wir unangenehme Erfahrungen mit der hiesigen Mafia… Zunächst fahren wir zwei Stunden mit einem (komfortablen und klimatisierten) Bus nach Binjai, nehmen uns dann ein Grabtaxi zum anderen Busbahnhof der Stadt, von wo aus wir einen Minibus (sogenannte Bemos) nehmen müssen, der noch mal drei Stunden nach Bukit Lawang tuckert. Dort werden wir von unserer Unterkunft mit dem Moped abgeholt (und haben unsere riesigen Rucksäcke noch auf). Nach kurzer Fahrt geht es noch mal 20 Minuten zu Fuß weiter bis wir unsere Unterkunft schließlich erreichen. Puh, geschafft, denken wir uns, essen ein ziemlich tolles Chicken und Veggie Curry, buchen noch den Dreitagesausflug fürs Dschungeltrekking und gehen dann im Fluss schwimmen.

Wir sind froh überhaupt angekommen zu sein, denn das war zwischenzeitlich nicht so klar. In Binjai haben wir einfach kein Bemo bekommen. Das lag zunächst am Preis, dann hatten wir den aber ausgehandelt und trotzdem haben mehrere Minibusse uns nicht mitgenommen, weil wir den Busfahrer direkt und nach Fahrtantritt bezahlen wollten (was üblich ist) und nicht den Gangster von den Mafia, der das Geld vor Fahrtantritt haben wollte. Dieser Gangster hat dann aber allen Fahrern verboten das Geld direkt von uns zu nehmen und so fahren sie alle ohne uns ab. Nach dem vierten Bus, der wegfährt, obwohl noch Platz drin ist, beschließen wir einfach ein Stück weiter weg zu gehen und den Bus dann auf dem Weg anzuhalten, wo die Busfahrer nicht mehr unter dem Druck des Gangsters stehen. Es kommt dann aber anders, denn es hält ein Tourenanbieter aus Bukit Lawang an, der seine Gäste am Flughafen von Medan abgesetzt hat und nun als Leerfahrt zrückfährt. Er bietet uns an, uns für umgerechnet 10 Euro mitzunehmen, was wir beim Anblick des Wagens (klimatisiert, bequeme Sitze, funktionierende Anschnallgurte und viel Beinfreiheit) in Anspruch nehmen. Im Vergleich zu dem Preis, den das eine Paar im Bemo bezahlen musste (66 Cent weniger als wir), klingt das super. Wir bereuen es nicht mit Trimo mitgefahren zu sein, denn er erweist sich als sehr nett. Nach ca. 10 Minuten hält er an und holt gekühlte Cola für uns alle drei aus der Kühlbox im Wagen. Außerdem teilt er seine gebackenen Bananen mit uns, was sich nach der anstrengenden Anfahrt bisher als toller Snack erweist. Und das Beste von allem ist dann, dass wir schon nach 90 Minuten, also der Hälfte der Zeit mit dem Bemo, in Bukit Lawang ankommen. Der einzige Beigeschmack, der bleibt, ist, dass wir beim Einsteigen in den Wagen von Trimo den Gangster wiedersehen. Der muss uns die ganze Zeit beobachtet haben und kommt dann mit dem Moped angefahren um von Trimo sein Schutzgeld zu kassieren. Als wir ihn darauf ansprechen, was der Typ von ihm wollte, sagt Trimo, das sei ein Gangster (daher nennen wir ihn in diesem Bericht auch so – und ehrlich, mit dem Mundtuch bis unter die Augen, hatte er damit auch viel gemein) und er hätte ihm kein Geld gegeben. Na ja, hoffen wir mal letzteres stimmt, denn wir haben da so unsere Zweifel…

Am Abend gehen wir ins Junia Gasthaus etwas essen und es sollte das beste Essen werden, das wir in Indonesien gehabt haben! Das Kartoffelrendang war wirklich großartig. Wir hatten den Tipp mit dem Gasthaus von Johanna, der Freundin von Julians Bruder, bekommen, die auch gerade zur selben Zeit in Indonesien ist und ein paar Tage vorher in Bukit Lawang war. Leider waren die Zimmer in dem Gasthaus schon ausgebucht, deshalb sind wir nur zum Essen rüber. Es hat sich wirklich gelohnt 🙂

Dschungeltrekking

Ach, wie toll war das denn! Wir haben so um die 10-15 Orang Utans gesehen und das war richtig aufregend. Manche sind uns wirklich sehr nah gekommen, z.B. der erste große männliche Oran Utan, der nur knapp 2m an mir (und dem Rest des Touristenschwarms) vorbeigeht, um dann wieder auf einen Baum zu klettern, seine Gefährtin mit einem Grunzen zu sich zu rufen und dann mit ihr vor unser aller Augen einen Baby-Orang Utan zu zeugen. Hier ein jugendfreies Video von dem Muskelpaket 🙂

Das war schon ziemlich toll als Einstand, auch wenn uns ein bisschen zu viele Leute vor Ort waren. Im Verlauf der drei Tage sehen wir immer wieder Oran Utans, auch ganz kleine und Mamis mit ihren Babies:

Es ist toll immer wieder Oran Utans zu sehen und ihnen beim Klettern und Fressen zuzuschauen (siehe Videos). Die, die uns sehr nah kommen, sind eindeutig an Menschen gewöhnt (und das sind die meisten auf dem Trekking). Viele von ihnen wurden früher regelmäßig an der Fütterungsstelle, die wohl seit einiger Zeit geschlossen ist, von Parkwächtern gefüttert. Einmal sehen wir wilde Orang Utans, aber die bleiben weit oben in den Baumwipfeln, weil sie Angst vor uns haben. Wir finden es eigentlich nicht gut, wenn Oran Utans gefüttert werden, merken aber während der Tour, dass wir, ob wir es wollen oder nicht, indirekt auch dazu beitragen. Denn für die Touristen wird von allen Guides Obst mitgenommen und die Reste davon werden im Wald gelassen, wo sie die Orang Utans und Affen später oder direkt vor unseren Augen finden und verspeisen. Alle Touristen essen immer an der selben Stelle und dort sind meist auch ein Orang Utan oder Gibbons zu sehen. Das ist natürlich kein Zufall. Die Fütterung der Orang Utans durch den Menschen hat natürlich Einfluss auf ihr Verhalten: Im besten Fall sind Orang Utans einfach nur entspannt in der Gegenwart von Menschen, allerdings erlernen manche auch schlechte Verhaltensweisen. Der auf YouTube berühmte Orang Utan Mina z.B. zieht Touristen regelmäßig in den Wald und beßt auch gerne mal bis sie etwas zu fressen kriegt. Jackie, ein anderer bekannter Orang Utan aus Bukit Lawang, greift die Hand der Touristen und lässt diese erst wieder los, wenn sie etwas bekommt. Wir sind froh keinem der beiden auf unserem Trekking begegnet zu sein.

Auch sonst sehen wir immer wieder Tiere im Wald und am Fluss, z.B. Pfaue, riesige Ameisen, Gibbons oder Warane. Hier ein Gibbonvideo.

Am letzten Tag unser Tour fahren wir mit dem “Dschungeltaxi“ zurück zum Hotel, d.h. genauergesagt, dass vier Reifen zusammen geschnürt werden, wir uns samt unseres Gepäcks (das in Tüten verpackt festgeschnürt ist) zu zweit in einen Reifen setzen und den Fluss runterfahren. Unser Guide Nang Nang findet es lustig, dass seine Gruppe aus zwei Paaren besteht und setzt uns so in den Reifen, dass der Mann hinten und die Frau davor sitzt. Er nennt das das Hochzeitsreisetaxi und wir merken erst später, dass jede andere Zweiergruppe im Reifen nebeneinander sitzt, nicht hintereinander… Hier noch ein paar Eindrücke aus dem Dschungel und unseren Lagern:

Am frühen Nachmittag erreichen wir unser Hotel, vor dem wir wenig später zwei Orang Utans am Fluss entlang spazieren sehen (siehe Video). Danach machen wir uns auf den Weg zurück nach Medan, diesmal mit einem organisierten Transfer, und schauen abends das kleine WM-Finale, das Belgien zum Glück gewinnt:-)