28.-30. Juli – Kamelsafari in der Tharwüste bei Jaisalmer

Ach, war das toll auf der Kamelsafari! Weit weg vom Trubel der Großstädte. Mit netten Leuten und tollen Kamelen! Das hat uns gefallen!

Zunächst einmal müssen wir klarstellen, dass zwar alle Tourenanbieter Kamelsafaris anbieten, dass in der Tharwüste aber gar keine Kamele leben. In Wirklichkeit reiten wir auf Dromedaren, laut Fateh, unserem Fahrer, der in der ersten Nacht mit seiner spanischen Freundin Cristina auch mit uns in der Wüste übernachtet. Das verkauft sich aber nicht so gut, laut Fateh, da die Touristen eine Kamelsafari machen wollen. Also nennen es alle Kamelsafari. Außerdem, so erläutert Fateh, machen die Ortsansässigen da eh keinen Unterschied. Hm, es scheint also wie mit der Zigarettenmarke zu sein, denke ich mir: Steht Kamel drauf, ist aber ein Dromedar abgebildet. Merkt auch keiner…

Wir starten am Nachmittag, besichtigen auf dem Weg in die Wüste eine verlassene Stadt, ein Dorf und einen Fluss, und reiten dann ca. 2 Stunden auf den Kamelen zu unserem Camp. Camp ist vielleicht zu viel gesagt, denn eigentlich befinden sich dort nur Feldbetten und ein aus Stöcken und Büschen gefertigter Windschutz, so dass beim Kochen kein Sand ins Essen kommt. Unser Essen wird frisch zubereitet (und schmeckt lecker), wir übernachten unter freiem Himmel (genauergesagt auf unserer eigenen Sanddüne, auf der die zwei Feldbetten für uns hergerichtet wurden) und beobachten vorm Einschlafen die Sterne. Klingt total romantisch, war es aber nur bedingt…

Da es auf der Sanddüne sehr windig war, wehte einem ständig Sand ins Gesicht. Das schien aber nur die Europäer in der Gruppe zu stören, die sich nachts alle komplett in die Decke eingemummelt hatten, während die Inder den Kopf alle unter der Decke rausschauen hatten 🙂 Nicht zu unterschätzen waren übrigens auch die Geräusche vom Wind, so dass ich die ganze Nacht nicht fest geschlafen habe. Die zweite Nacht verbringen wir an einem anderen Ort und unser Kameltreiber Sambu, mit dem wir den zweiten Tag quasi allein verbringen, sucht extra ein windstilles Plätzchen aus, damit ich diese Nacht besser schlafe. Es hilft ein wenig, aber so richtig ausgeschlafen bin ich nicht. Das Schlafen unter freiem Himmel, so ohne Schutz, ist einfach nicht meins…

Auch am zweiten Tag besuchen wir wieder ein Wüstendorf und auch hier sind wir bei den Kindern die Attraktion des Tages. “Chocolate, chocolate“, rufen sie uns erneut zu, aber hier sind sie nicht so kontaktfreudig wie die Kinder im Dorf am Tag zuvor, die direkt in bzw. an die Taschen griffen, um gleich mal nachzuprüfen, ob wir wirklich keine Schokolade dabei haben. Na ja, es sind ja nur Kinder…

Das Reiten auf einem Kamel ist nicht besonders bequem, um ehrlich zu sein, aber man kommt gut voran. Wir haben drei Kamele dabei: Meins heißt Mr. Lucky und ist sehr genügsam (er kann sich wirklich glücklich schätzen mich als Reiterin zu haben :-); Julians heißt Johnny und ist auch ganz ok, mag es aber nicht gestreichelt zu werden (meins dagegen scheint es zu mögen oder zumindest nichts dagegen zu haben); und dann ist da noch Mr. India oder, wie ich ihn immer nenne, Heulsusi. Er ist der Jüngste in der Runde und vermisst wohl seine Freundin, von der er irgendwann während unserer Safari getrennt wurde, deshalb gibt er fast unaufhörlich wehleidige Jammerlaute von sich, was ganz schön nerven kann… Hier ein paar Fotos von den Kamelen und ein Video davon wie mein Kamel mit mir aufsteht:

Die Safari gefällt uns gut und unser Kameltreiber lässt uns gegen Ende der Safari auch kurz mal mit den Tieren traben, was nett ist und gar nicht so unbequem wie wir dachten. Dass wir nicht Galoppieren finden wir in der Hitze gar nicht so schlecht. Hier noch ein paar weitere Eindrücke von der Safari (und Julians Schuh, bei dem sich zum wiederholten Mal die Sohle abgelöst hat):

Alle Fotos haben wir übrigens mit Julians Kamera geknipst. Meine haben wir nach der Erfahrung in der Wüste von Huacachina in Peru vorsichtshalber lieber nicht mitgenommen…

26.-27. Juli – Zu Besuch in der blauen Stadt Jodhpur

Nun sind wir in Jodhpur. Da wir immer noch nicht 100%ig auf dem Damm waren und die Reviews der Busfahrten uns etwas abschreckten, haben wir uns für ca. 37 Euro ein Taxi gegönnt, das uns in ca. 5 Stunden nach Jodhpur brachte. Nicht wirklich Backpackerstyle, aber das Taxi war wirklich jeden Cent wert.

In Jodhpur herrscht das übliche Treiben, aber die Leute sind so wie in Udaipur weniger aufdringlich. Als wir durch die Stadt zu unserem Hotel schlendern (die Gassen in Jodhpur sind zu eng für Autos), sehen wir viele wirklich wunderschöne Kleider. Ich könnte jedes zweite davon anprobieren, so sehr gefallen sie mir, aber nein, wir haben keinen Platz dafür. Auf dem Inlandsflug nach Delhi in ein paar Tagen haben wir nur 15kg Gepäck, d.h. geshoppt wird, wenn überhaupt, erst in Delhi.

Jodhpur wird auch “Blaue Stadt“ genannt, weil es so viele blaue Häuser hat. Während heutzutage jeder sein Haus blau streichen kann, hatten ursprünglich nur die Brahmanen blaue Häuser. Der Zufall will es, dass wir im Hotel The Blue House unterkommen. Jodhpur zeichnet sich auch durch seine vielen schmalen Gassen aus. Im Reiseführer wird vorher gesagt, dass man such nicht selten verirrt und irgendwo ganz anders als gedacht wieder heraus kommt. So geht es uns auch ein paar Mal:-)

Jodhpur ist ganz nett, wenn man von den üblichen Problemen, denen wir im Alltag gegenüberstehen, absieht. Wie immer fällt es uns schwer ein Restaurant zu finden in dem wir etwas essen können, da Tripadvisor und Google überholt sind. Auch Mouthshut, eine Art indischer Tripadvisor, lässt uns im Stich. Indische Fast Food Ketten kennt Google nicht und zum McDonalds wollen wir nicht. Am ersten Tag finden wir dann doch noch ein Tripadvisorrestaurant, von dem aus wir einen wunderschönen Blick auf die Burg haben (die wir am zweiten Tag auch besuchen). Am zweiten Tag essen wir Samosa an einem Eckstand, der auf Tripadvisor zu recht sehr gelobt wird. Und, weil es uns mittags so gut geschmeckt hat, nehmen wir uns auch noch ein paar Samosas mit auf unsere Zugfahrt nach Jaisalmer am Abend.

Der zentrale Treffpunkt in Jodhpur ist der Uhrenturm:

Die Festung gefällt uns ganz gut und wir lernen während der unfreiwillig aufgezwungenen Audiotour, die Ausländer mitkaufen müssen, etwas über Sati, den Brauch der Witwenverbrennung, sowie das Kastensystem in Indien. Früher wurden die Witwen wohl zusammen mit ihren verstorbenen Ehemännern verbrannt. So als wären sie ein Spielzeug oder Lieblingsgegenstand, das/den die Männer besaßen und mit ins Grab nehmen wollen. Heute ist das Praktizieren dieses Brauches zwar verboten, kommt aber immer noch vereinzelt vor, insbesondere in Rajasthan. Es scheint, dass die Verbrennung meist nicht so freiwillig ist und flüchtende Witwen auch gewalttätig zurück auf den Scheiterhaufen gebracht wurden… Die Hände von den verbrannten Witwen in der Festung findet man an einem der Tore. Was für ein grausamer Brauch…