Da die Übernachtungen auf Hawaii sehr teuer sind, nutzen wir viel AirBnB um eine günstige Unterkunft zu bekommen. Meine Lieblingsplattform Booking.com zeigt leider nur selten den Endpreis bei der Unterkunftssuche an, so dass wir beim Buchungsschritt dann oft feststellen, dass der Preis sich plötzlich fast verdoppelt oder es mind. 100 USD teurer wird als gedacht. Die Nacht vom 27.-28. Juli verbringen wir mal in einem günstigen Hotel, da wir wegen der Verfügbarkeit der Plätze für den Reitausflug in ein paar Tagen unseren Reiseplan umstellen mussten und dieses Hotel das Beste war, das wir auf die Schnelle noch zu annehmlichen Preisen gefunden haben. Leider müssen wir von hier noch ca. 2h zum Mauna Loa fahren, deshalb klingelt der Wecker heute schon um halb fünf und um 5 Uhr sitzen wir im Auto und fahren wir los.
Wir haben Glück mit dem Wetter, denn die Sonne scheint und der Himmel ist klar. Vom Parkplatz aus können wir auch die Observatorien auf dem Mauna Kea, der direkt gegenüber liegt, sehen. Eigentlich wollten wir den Mauna Kea besteigen, aber die Pläne zur Errichtung eines neuen Teleskops auf dem heiligen Berg sind unter Hawaiianern sehr umstritten, weshalb diese sich zusammen geschlossen haben und dauerhaft die Straße zum Mauna Kea blockieren, damit die Bauteile nicht hinauf transportiert werden können. So soll der Bau des Teleskops verhindert werden, um die Integrität der heiligen Stätte zu bewahren. Da die Straße zum Mauna Loa auf fast gleicher Höhe, nur auf der anderen Seite, von der Saddle Road abgeht, fahren wir durch dieses riesiges Camp von Hawaiianern und spüren, wie wichtig ihnen das Thema ist. Um diese Uhrzeit schlafen die meisten noch in ihren Zelten, aber auch später demonstrieren sie friedlich.
Die Wanderung ist wirklich schön und am Anfang sehen wir den Mauna Kea gut (auf den Julian in einem gut gestellten Foto auch einen Fuß setzt).
Auf der Wanderung sehen wir auch sehr viel unterschiedliche Lava. Im Vulkannationalpark haben wir gelernt, dass es zwei Arten von Lava gibt: Die Aa-Lava, also Brockenlava, die sehr spitz und scharfkantig ist und über die man nur schwer wandern kann; und die pahoehoe-Lava, auch Seillava genannt, die glatt und daher gut begehbar ist. Von beidem sehen wir auf der Wanderung viel, es ist aber ganz anders als auf der Wanderung auf Island damals, als wir hauptsächlich auf Asche unterwegs waren, da der Vulkan unter dem Eis lag und es eine Ascheeruption war. Hier auf Hawaii liegt kein Schnee und bei der Eruption ist viel Lava direkt hinaus geflossen, daher finden wir immer wieder schöne Formationen. Die ansonsten meist schwarze Lava glänzt außerdem zum Teil in den tollsten Farben – von gold über grün bis hin zu blau oder silber. Manchmal ist sie auch eher rötlich, vermutlich vom Eisen.
So schön es landschaftlich auch ist, so lang und anstrengend ist die Wanderung aber auch. Nach 2h40 erreichen wir den Kessel des Vulkans, an dem wir eine kurze Brotzeitpause machen. Wir denken, dass wir den Gipfel von hier aus schon sehen, täuschen uns aber, denn von hier aus sollen es noch 2h bis dorthin werden. Diese letzten 2h sind wir schon über 4000m und quälen uns dementsprechend etwas hoch, denn die Luft ist dünn und auch, wenn wir keine typischen Höhensymptome zeige, merken wir, dass uns etwas anders ist. Immer wieder halten wir an, checken wie weit es noch ist, und gehen dann weiter. Mit Wasser und Müsliriegeln putschen wir uns auf bis wir schließlich auf dem Gipfel sind. Wir machen ein paar schöne Fotos, Julian trägt uns ins Gipfelbuch ein und wir verweilen nicht länger als eine halbe Stunde hier oben. Wir wissen aus Erfahrung, dass man sich mit jedem Schritt besser fühlt, den man an Höhe wieder verliert. Auch auf dem Weg runter quälen wir uns zunächst, doch dann wird es plötzlich besser und wir machen viel Strecke gut. Nachdem wir insgesamt schon 15km in den Beinen haben, wird es langsam wieder anstrengend. Wir haben noch 5km vor uns bis zum Auto und die ziehen sich. Wir erinnern uns zurück an die ellenlange Islandwanderung, die zwar mit 25km Wegstrecke und ca. 1000 Höhenmetern noch einmal länger war, dafür aber bei weitem nicht so hoch hinaus ging.
Irgendwie schaffen wir es mit den letzten Kräften zurück zum Auto und zu unserer Unterkunft nach Waikoloa, die auch wirklich nett eingerichtet ist. Mein Mann fühlt sich krank, wahrscheinlich hat er einen Sonnenstich – und ich pflege ihn, koche ihm Tee und mache Salat und Ananas zum Abendessen (wegen der extremen Anstrengung haben wir beide keinen großen Hunger). Am nächsten Tag ist er wieder aufgepeppelt und auch ich fühle mich besser. Wir beschließen allerdings es am Tag darauf etwas ruhiger angehen zu lassen…