18.-19. Sep.: Tel Aviv und Abschied von Israel

Sonntag ist unser letzter Tag in Israel und den verbringen wir in Tel Aviv. Wir schlendern zunächst über den Carmel Market und kaufen ein paar Souvenirs. Danach laufen wir zum Rothschildboulevard, besichtigen die leider etwas in die Jahre gekommene Independence Hall (in der Ben Gurion die Unabhängigkeit Israels 1948 ausrief) und ein paar Häuser im Bauhausstil (was für mich ähnlich enttäuschend ist wie damals in der Schweiz). Nach einer kleinen Mittagspause im Hotel, leihen wir per App ein Fahrrad an einer der vielen Stationen in der Stadt aus und fahren nach Jaffa. Die Fahrräder sind bei genauerem Hinschauen echt alte Schäsen und erinnern uns an die in Ljubljana letztes Jahr, aber sie bringen uns schneller ans Ziel und so können wir uns doch noch die alte Hafenstadt nahe Tel Avivs anschauen.

Zurück am Ausgangsort gehen wir an den Strand, baden ein wenig und beobachten Leute am Strand. Auf einen Snack probieren wir noch einen Boreka mit Kartoffeln (eine mit unterschiedlichen Sachen gefüllte und beliebte Teigtasche in der Region) und packen dann unsere Koffer bevor wir die Barszene Tel Avivs erkunden.

Da wir in Tel Aviv viele Leute mit ausleihbaren e-Scootern gesehen haben, wollen wir das jetzt auch mal ausprobieren. Um in die Bar zu gelangen, die ich für Cocktails und zum Abendessen rausgesucht habe, leihen wir uns daher einen e-Scooter aus und teilen ihn uns. Sicher nicht Good Practice, aber das scheinen hier alle zu machen. Ich fand die Idee erst gut, habe dann aber ganz schön Bammel und so fährt Julian uns mit dem Ding zum Ziel. Ich kralle mich hinten an ihm fest und merke wie mir der Angstschweiß runterläuft, denn wer hintendraufsteht hat keinerlei Kontrolle. Wer mich kennt, weiß, das ist nicht mein Ding. Julian macht das aber super, auch wenn wir am Berg fast stehen bleiben, weil unser Roller nicht genug Power hat. Auf dem Rückweg überredet mich Julian, dass ich fahre und er hintendrauf steht. Gesagt, getan. Und nach anfänglicher Skepsis, gefällt es mir dann auch ganz gut und ich finde es witzig. Na ja, am Ende wir finden es cool, das mal ausprobiert zu haben, aber jetzt reicht es auch.

Unser Abendessen nehmen wir in einer eher alternativen Szenebar der Stadt ein. Eigentlich hatte ich sie wegen der Cocktails ausgesucht, dann stellte sich aber heraus, dass das Essen auch ganz gut ist. Wir kriegen tatsächlich noch einen Platz auf der Dachterasse und genießen das Essen, die Musik und Atmosphäre. Bevor wir nach unserem e-Scooter-Erlebnis ins Hotel zurückkehren, schlendern wir noch etwas an der Strandpromenade entlang. Dabei entdecken wir die Statue von Ben Gurion im Kopfstand (er soll wohl gerne Yoga gemacht haben) und schwelgen in Erinnerungen der letzten zwei Wochen.

Am nächsten Morgen passiert nicht mehr viel. Wir machen uns gleich auf den Weg zum Flughafen und erreichen diesen 3 Stunden vor Abflug. Wir merken erst nach 20 Minuten Wartezeit, dass wir am falschen Terminal sind, dann verpassen wir gerade das Shuttle zum richtigen und müssen 15 Minuten warten. Am Ende ist die erste Stunde rum als wir zum Check-in gehen und das ganze Prozedere erst beginnen. Obwohl am Flughafen alles ziemlich gut organisiert ist, gibt es relativ viele Kontrollen und, nach dem ersten Sicherheitscheck (Pass und Fragen zum Inhalt des Gepäcks), fängt es beim Check-in schon an mit Schwierigkeiten bei Julians Rucksack, der wegen seiner Größe oder Form in Tel Aviv als Sperrgepäck angesehen wird. Julian muss zu einem Extraschalter, doch genau vor ihm geht die Maschine kaputt und es staut. Da die Maschine nicht so schnell ewpariert werden kann, müssen Julian und ein paar andere Fluggäste ihr Gepäck mit Klebeband einwickeln und dann doch am ursprünglichen Check-in abgeben. Dann geht es weiter durch verschiedene automatische oder persönliche Passkontrollen und am Ende wird auch das Handgepäck gecheckt. Erst 5 Minuten vor dem Einstieg sind wir durch alles durch, besorgen uns dann aber noch etwas Kleines zum Essen und geben dabei unsere letzten Schekel aus. Bei Easyjet stehen wir dann ewig beim Boarden an. Leider sind die nicht so gut organisiert wie sonst alle Anderen am Flughafen. Wir heben mit ner halben Stunde Verspätung schließlich in Richtung Genf ab. Dort angekommen, müssen wir leider feststellen, dass Julians Rucksack fehlt… Eine richtige Überraschung ist das nicht nach dem Check-in-Debakel. Na ja, wir hoffen ihn bald wiederzubekommen, auch wenn Easyjet dafür keinen Service anbietet und wir das selber online deklarieren müssen. Julian hat jetzt online das Fehlen des Koffers berichtet, sollte er allerdings versuchen zusätzlich auch noch anzurufen, würde das Extrakosten für ihn bedeuten. Easyjet halt… Wir hoffen das Beste. Unsere Erinnerung an einen wunderbaren Israelurlaub trübt das aber nicht. Zu Hause müssen wir jetzt erst einmal Wäsche waschen, denn wir haben in unserem Urlaub so viel geschwitzt, dass wir am Ende kein einziges frisches T-Shirt mehr übrige hatten. Nächstes Mal müssen wir unbedingt doppelt so viele Shirts einpacken!

16.-17. Sep.: See Genezareth und Rückfahrt nach Tel Aviv

Es ist unser erstes Wochenende in Israel, denn letztes Mal sind wir in Jordanien gewesen. Was heißt das in der Praxis? Von Freitag Abend eine Stunde vor Sonnenuntergang und bis Samstag Abend eine Stunde nach Sonnenuntergang fahren keine öffentlichen Verkehrsmittel fast überall in Israel. Auch Taxis fahren nur, wenn sie von Nichtjuden betrieben werden. Alle Geschäfte haben am Samstag zu, obwohl es auch kleinere Ausnahmen gibt. Unsere Vermieterin sagt uns zum Glück, welcher Supermarkt in der Region auch am Samstag auf hat und der ist, wie wir feststellen sollen, auch ziemlich gut besucht. Uns beeinträchtigt das Wochenende nicht weiter, denn wir haben ja ein Auto und wir haben uns auch sonst mit dem Nötigsten gut eingedeckt.

Am Morgen starten wir ins Hula Nature Reserve. Es soll eine wichtige Anlaufstelle für Zugvögel sein, bevor sie weiter in Richtung Afrika fliegen. Es ist wohl noch nicht ganz Saison, deshalb sehen wir nicht super viele Vögel, dafür aber in Massen den dominanten Wels, der bis zu einem Meter groß werden kann. Da er keine Schuppen hat, ist er nicht koscher und wird von Juden nicht gegessen. Als Julian später auf der Aussischtsbrücke seine Kameraabdeckung verliert und sie durch den Schlitz ins Wasser fällt, wird unsere Hoffnung sie noch Herauszufischen schnell von einem solchen zunichte gemacht, da er den Deckel vor unseren Augen einfach verschlingt. Naja, wir trösten uns damit, dass der Wels wohl daran sterben wird und wir damit der Überbevölkerung der dominanten Art entgegenwirken.

Auf dem weiteren Spaziergang durch das kleine Reservat, das in den 50er Jahren ein viel größeres Sumpfgebiet war, damals allerdings für landwirtschaftliche Zwecke absichtlich trockengelegt wurde, sehen wir noch ein paar Pelikane, kleine Wasserschildkröten, 2 Schakale (von denen wir zunächst dachten, es wären Wölfe bis der Mitarbeiter uns aufklärt), ein paar Mungos (von denen wir erst dachten, es wäre eine andere seltene Art des Parks, aber auch hier belehrt der selbe Mitarbeiter uns eines besseren), eine Bisamratte (hier lagen wir mal richtig) sowie verschiedene Reiher, Enten und vieles mehr. Am Ende sind wir daher eigentlich ganz gut drauf und der Meinung, der Besuch hat sich gelohnt. Ich erinnere mich auch gerne an den 3D-Film, den wir auf den animierten Stühlen mit Seifenblasen, Duftstößen und Erschütterungen angeschaut haben. Wir lernen, dass es ein Drittel der Vögel, die losziehen, um in den Süden zu fliegen am Ende nicht schaffen, da die Reise kräftezehrend ist und viele Gefahren bietet, neben dem Wetter in erster Linie auch den Menschen.

Danach erkunden wir den Yehudiyapark. Als wir ankommen, hattes es gerade einen Unfall eines Besuchers auf einem der Wege gegeben (er sei wohl 25 Meter in die Teife gestürzt sein), daher ist der Weg nun geschlossen und der Mitarbeiter empfiehlt einen anderen Weg. Wir wollen gerade los, da meint er, dass eben die Nachricht eingegangen sei, dass ein weitere Tourist abgestürzt sei und nun auch dieser Weg gesperrt sei. Wir sind fast soweit umzudrehen und unser Geld zurück erstatten zu lassen, da nun klar ist, dass wir in einem der Pools nicht mehr Baden können, da entscheiden wir uns doch den einzig noch verbleibenden Weg zu gehen, auch wenn dieser eher kurz ist und man dort in dem Pool nicht baden darf. Am Ende sind wir ziemlich froh ihn doch gemacht zu haben, denn der Weg führt teilweise durchs Wasser, so wie im Ein Gedi Nature Reserve, doch dieses Mal ist der Weg schwieriger und es wird auch an einigen stellen deutlich tiefer. Irgendwann schwimmt hinter Julian eine Wasserschlange aus dem Busch um ans andere Ufer zu entkommen, da entfällt ihm ein kleiner Schrei. Ich finde das erheiternd und fürchte mich nicht, da noch ein Stückchen entfernt im eher flachen Wasser, und folge ihm dann weiter.

Die Zeit vergeht wie im Flug, wir haben gegen 15 Uhr noch nicht mal Mittag gegessen. Als wir nach der Wanderung unser Brot rausholen und es, wie üblich in den Humus dippen wollen, stellen wir fest, dass es leider verschimmelt ist. Wir plündern also nur unsere Gemüsebox, gönnen uns danach noch ein Eis und eine Cola (was für eine tolle Kombi) und fahren dann weiter, um die Golanhöhen anzuschauen. Jetzt sind wir sehr nah an der syrischen Grenze, denn eigentlich gehörten die Golanhöhen zu Syrien bis Israel sie 1967 im Sechs-Tage-Krieg annektierte, und wir sehen auch hier wieder eine UN Basis. Überall in der Region sieht man noch alte Panzer.

Auf dem Rückweg, es ist schon nach 17 Uhr, halten wir schließlich an einem Restaurant an, das zunächst relativ verlassen aussieht, sich dann aber als wahre Oase entpuppt. Eigentlich wollten wir an einem Stand etwas Drusisches essen, der war aber geschlossen. Die Drusen sind neben den Juden, Christen und Muslimen eine weitere Volksgruppe in Israel. Wir haben wegen unserer ausgefallenen Mittagspause jetzt auch schon richtig Hunger und teilen uns deshalb eine gegrillte Aubergine mit Tahina sowie einen Burger mit Süßkartoffelpommes in dem Restaurant. Die Portionen sind groß und aus dem ursprünglich geplanten kleinen Snack ist ein frühes Abendessen geworden, das uns den Rest des Tages satt hält.

Am nächsten Morgen machen wir noch einen kleinen Abstecher zum Strand, entscheiden uns dann aber dagegen im See baden zu gehen. Stattdessen halten wir auf unserem Rückweg in Richtung Tel Aviv zunächst in Bet She’an, einer Römerstadt, die relativ klein und gut zu besichtigen ist. Ich war erst skeptisch, ob wir das noch schaffen, bin dann aber froh, dass wir es noch reingeschoben haben, trotz unseres ohnehin straffen Programms heute.

Weiter geht es dann nach Nazareth, um dort leider das schlimmste Parkchaos zu erleben, das wir je gesehen haben. Irgendwann finden wir uns inmitten einer schmalen Straße, die – wie sich herausstellt – wohl in beide Richtungen befahrbar ist, aber nur gerade so ein Auto beherbergen kann. Als Gegenverkehr kommt müssen wir trotz Beharren weichen, es geht 100 Meter rückwärts. Zum Glück ist unser Auto relativ klein, es ist dennoch oft eine Milimetersache. Wir hätten dort schon umdrehen sollen, fahren allerdings ohne nachzudenken weiter als die Straße frei ist, um dann am Ende keinen Platz zu finden und in der Sackgasse unter hitzigen Diskussionen aller Beteiligten irgendwann an der Reihe zu sein um umdrehen zu können. Es ist nervenaufreibend und unser Puls ganz weit oben! Wir wollen vor lauter Adrenalin schon rausfahren aus der Stadt, finden dann aber bezahlte Parkplätze, die, wenn auch vollkommen überteuert, uns jeden Cent wert sind. Ab dann wird es schön: wir besichtigen die Verkündigungsbasilika (in der angeblich Marias Haus zu sehen ist und die einer der vermuteten Orte ist, an denen Maria der Erzengel Gabriel erschienen sein soll, um ihr zu verkünden, dass sie Jesus gebären wird), die Josefskirche (in der wohl Josefs Schmiede zu sehen ist), den Mariabrunnen und den Soukmarkt. Es entstehen ein paar schöne Fotos und der Abstecher nach Nazareth hat sich dann doch noch ins Gute verkehrt.

Als nächstes steht Caesarea auf unserem Plan. Da wir am Morgen nicht schwimmen waren und unsere Mittagspause im Auto auf dem Weg nach Caesarea machen, können wir die verlorene Zeit fürs Parken in Nazareth aufholen und erreichen Caesarea kurz nach 15 Uhr, haben also noch 2 Stunden um die römische Stadt zu erkunden. Es sollte sich herausstellen, dass das auch vollkommen reicht. Leider sind wir nicht so begeistert von unserem Besuch hier, da das Informationsblatt sehr verwirrend gestaltet ist und die Orientierung eher noch erschwert. Ausserdem ist nicht so viel erhalten, wie wir dachten. In kurzer Zeit sind daher das Amphitheater, der Pferderennplatzund und der Hafen besichtigt. In einer kleinen Kammer hören und sehen wir dann noch Fledermäuse, was wir trotz des Pumagestanks ganz nett finden. Das Aquädukt von Caesarea machen wir am Ende direkt mit dem Auto.

Gegen 17 Uhr erreichen wir den Aquäduktstrand, der kostenlos und sehr beliebt bei Einheimischen zu sein scheint, sowohl zum Baden als auch als Fotomotiv. Wir setzen uns erst einmal in die Strandbar, um uns auszuruhen und einen Melonenslushy zu gönnen. Julian ist so kaputt vom anstrengenden Tag, dass er wegnickt. Verständlich, ich muss trotzdem schmunzeln, weil ich von Anfang an skeptisch war, dass wir alle Städte bis 17 Uhr schaffen und eher dafür war vielleicht lieber eine Sache rauslassen, um uns nicht so zu hetzen. Während Julian schläft, schreibe ich den Blog. Am Ende gehen wir noch gemeinsam Baden und fahren dann in unser Hotel nach Tel Aviv.

14.-16. Sep.: Unterwegs im Norden Israels

Nach dem Besuch in Masada am Morgen, lassen wir das Tote Meer nun hinter uns und fahren in Richtung Norden ans Mittelmeer. Auf dem Weg dorthin machen wir einen Zwischenstopp in Rehovot am Weizmanninstitut. Das Institut ist so eine Art israelisches Max Planck Institut. Julian hatte dort nach dem Abi im Rahmen des Life Science Labs an einer 4-wöchigen Sommerschule teilgenommen und wollte es mir zeigen. Dank Besuchergenehmigung ist das auch kein Problem, zumindest im Aussenbereich und der Cafeteria, die wir aber irgendwie nicht finden wollen. Es ist nett auf dem Gelände, das im Vergleich zum CERN einen (oder eher mehrere) Gärtner zu haben scheint. Alles grünt und blüht. Wir sehen hübsche Bäume, nett geschnittene Hecken – und einen vertikal gebauten Linearbeschleuniger. Witzig. In dem Bereich, wo Julian damals mit seiner Gruppe untergebracht war, gibt es einen Wissenschaftsgarten mit ein paar physikalischen Installationen, die wir ausprobieren. In einem Cafe kaufe ich noch einen Eiskaffee, mit dem wir übers Gelände schlendern. Alles in allem ein netter Zwischenstopp für den sich der kleine Umweg gelohnt hat.

Nach einigen Staus erreichen wir endlich Haifa. Unsere Unterkunft befindet sich direkt am Fuße der Baha’igärten, die wir am nächsten Morgen auch besuchen. Sie sind wirklich sehr schön und man fühlt sich richtig wohl dort. Wir lesen etwas über die Baha’ireligion und Julian erzählt mir, dass die Frau seines Cousins dieser Religion angehört, weshalb auch ihre Hochzeit den Baha’iritualen gefolgt ist. Die Gärten spielen in der Baha’ireligion wohl eine zentrale Rolle. Wir dürfen auch den Schrein des Bab ansehen, was wir fast verpasst hätten, wäre der Mitarbeiter uns nicht hinterher gelaufen und hätte gefragt, ob wir ihn nicht sehen wollten (wir dachten, die Barriere hieße der Zutritt wäre nicht erlaubt und waren schon umgedreht). Insgesamt alles sehr hübsch. Wir hatten uns auch moderat gekleidet, worum im Reiseführer gebeten wurde, was uns dann am Einlass auch zugute kommt, wo eine Frau vor uns mit dem Hinweis darauf, dies sei ein heiliger Ort, gebeten wurde, ihr Hemd zuzuknöpfen.

Danach checken wir aus und fahren nach Akko. Unser Apartment war ganz nett, obwohl es etwas muffig roch, und die Schwierigkeiten vom Vorabend (kein Strom in der Küche, dann ging der Kühlschrank nicht mehr zu) konnten zum Glück einigermaßen schnell gelöst werden. Unser Vermieter war sehr nett. Er ist wohl Ukrainer und vor 40 Jahren ausgewandert. Wir bemerken sowieso dass es unheimlich viele russischsprachige Einwohner bzw. Touristen in Israel gibt. Immer wieder hören wir Leute an uns vorbeigehen, an Geschäften steht Text auf Russisch geschrieben. Später in Tel Aviv hören wir zum Teil auch wie jemand Russisch spricht, ihr aber Hebräisch geantwortet wird. Unser Vermieter erklärt uns, dass es zwei Auswanderungswellen aus der UdSSR gegeben hat, einmal in den 70ern und dann noch einmal in den 90er Jahren. Viele Juden haben damals die Chance ergriffen woanders ein neues Leben aufzubauen. Er sagt primär aus ökonomischen Gründen, obwohl es auch Antisemitismus gegeben haben soll.

In Akko angekommen, wollen wir uns die Zitadelle anschauen. Doch zunächst ist es gar nicht so einfach einen Stellplatz für unser Auto zu finden, denn ohne Hebräisch zu sprechen kann man den Parkautomaten nicht bedienen und bezahlen. Das ist nicht das erste Mal, das uns soetwas passiert, denn wir müssen auch jedes Mal, wenn wir Tanken wollen, jemanden fragen uns zu helfen, da die Autonummer (und einmal sogar unsere Passnummer) eingegeben werden muss. Da wir den Parkautomaten nicht verstehen, fragen wir also auch dieses Mal jemanden. Der sagt, es wäre kostenlos und die fehlenden Parkscheine scheinen dies zu belegen. Da wir das aber nicht richtig glauben können, fragen wir auch noch einen zweiten. Der sagt, es wäre nur für Anwohner kostenlos und natürlich sind wir das nicht. Er will uns helfen das Ticket zu bezahlen, aber das geht einfach nicht, auch nicht an einem anderen Automaten. Dann schlägt er vor uns dorthin zu leiten, wo es kostenlose Parkplätze gibt. Wir fahren ihm also hinterher und am Ende nimmt er uns in seinem Auto sogar wieder mit zum Ausgangspunkt zurück, nachdem er noch schnell einen Kindersitz weggeräumt hat. Das ist wirklich nett von ihm. Wir laufen dann noch ein Stück zusammen in Richtung Innenstadt, wobei er uns erzählt, dass er beim Militär gearbeitet hat, allerdings nicht in Uniform. Bei Nachfragen zur Art seines Jobs sagt er nur, dass er an ein paar Projekten gearbeitet hat und gibt in Zeichensprache zu verstehen, dass er darüber nicht reden darf. Wir akzeptieren das und spekulieren später noch, was das denn genau bedeutet. Er ist super nett zu uns, gibt uns beim Abschied auch noch Tipps nicht in die typischen Touristenfallen zu tappen. Was für ein Glück wir doch hatten, dass er Zeit und Lust hatte uns zu helfen. Er meinte, er hätte Freunde besuchen wollen, die waren aber nicht da, und dass es gar kein Problem für ihn war.

In der Zitadelle in Akko angekommen, erhalten wir kostenlos einen Audioguide dazu, der wirklich nett gemacht ist. Es gibt viele kleine Animationen, die Erklärungen sind prägnant und alles ist gut ausgeschildert. Wir bekommen einen guten Eindruck in das Leben der Kreuzfahrer und Hospitaliter während unseres Besuchs. Danach machen wir eine kleine Mittagspause am Hafen, gehen noch durch den 150 Meter langen Templertunnel (den wir uns jedoch etwas Beindruckender vorgestellt hattten) und fahren dann weiter zu den Grotten von Rosh Hanikra, ganz nah an der gut bewachten Grenze zum Libanon, die die UN im Jahr 2000 gemeinsam mit den Staaten gezogen hat. Wir machen ein paar wunderschöne Fotos von den Grotten und erreichen am Abend unsere Unterkunft in Tiberias. Dort gehen wir nett Israelisch essen. Es ist sehr laut in dem Restaurant, was uns zu Hause vermutlich gestört hätte, aber irgendwie gehört das zur Atmosphäre und wir findes es gut. Wir wählen 3 Fleischspieße, die perfekt gegrillt serviert werden, und bekommen viele kleine Salate und leckeres Brot im All-you-can-eat-Format dazu. Es ist ein wirklich leckeres Abendessen und wir genießen es richtig!