14.-16. Sep.: Unterwegs im Norden Israels

Nach dem Besuch in Masada am Morgen, lassen wir das Tote Meer nun hinter uns und fahren in Richtung Norden ans Mittelmeer. Auf dem Weg dorthin machen wir einen Zwischenstopp in Rehovot am Weizmanninstitut. Das Institut ist so eine Art israelisches Max Planck Institut. Julian hatte dort nach dem Abi im Rahmen des Life Science Labs an einer 4-wöchigen Sommerschule teilgenommen und wollte es mir zeigen. Dank Besuchergenehmigung ist das auch kein Problem, zumindest im Aussenbereich und der Cafeteria, die wir aber irgendwie nicht finden wollen. Es ist nett auf dem Gelände, das im Vergleich zum CERN einen (oder eher mehrere) Gärtner zu haben scheint. Alles grünt und blüht. Wir sehen hübsche Bäume, nett geschnittene Hecken – und einen vertikal gebauten Linearbeschleuniger. Witzig. In dem Bereich, wo Julian damals mit seiner Gruppe untergebracht war, gibt es einen Wissenschaftsgarten mit ein paar physikalischen Installationen, die wir ausprobieren. In einem Cafe kaufe ich noch einen Eiskaffee, mit dem wir übers Gelände schlendern. Alles in allem ein netter Zwischenstopp für den sich der kleine Umweg gelohnt hat.

Nach einigen Staus erreichen wir endlich Haifa. Unsere Unterkunft befindet sich direkt am Fuße der Baha’igärten, die wir am nächsten Morgen auch besuchen. Sie sind wirklich sehr schön und man fühlt sich richtig wohl dort. Wir lesen etwas über die Baha’ireligion und Julian erzählt mir, dass die Frau seines Cousins dieser Religion angehört, weshalb auch ihre Hochzeit den Baha’iritualen gefolgt ist. Die Gärten spielen in der Baha’ireligion wohl eine zentrale Rolle. Wir dürfen auch den Schrein des Bab ansehen, was wir fast verpasst hätten, wäre der Mitarbeiter uns nicht hinterher gelaufen und hätte gefragt, ob wir ihn nicht sehen wollten (wir dachten, die Barriere hieße der Zutritt wäre nicht erlaubt und waren schon umgedreht). Insgesamt alles sehr hübsch. Wir hatten uns auch moderat gekleidet, worum im Reiseführer gebeten wurde, was uns dann am Einlass auch zugute kommt, wo eine Frau vor uns mit dem Hinweis darauf, dies sei ein heiliger Ort, gebeten wurde, ihr Hemd zuzuknöpfen.

Danach checken wir aus und fahren nach Akko. Unser Apartment war ganz nett, obwohl es etwas muffig roch, und die Schwierigkeiten vom Vorabend (kein Strom in der Küche, dann ging der Kühlschrank nicht mehr zu) konnten zum Glück einigermaßen schnell gelöst werden. Unser Vermieter war sehr nett. Er ist wohl Ukrainer und vor 40 Jahren ausgewandert. Wir bemerken sowieso dass es unheimlich viele russischsprachige Einwohner bzw. Touristen in Israel gibt. Immer wieder hören wir Leute an uns vorbeigehen, an Geschäften steht Text auf Russisch geschrieben. Später in Tel Aviv hören wir zum Teil auch wie jemand Russisch spricht, ihr aber Hebräisch geantwortet wird. Unser Vermieter erklärt uns, dass es zwei Auswanderungswellen aus der UdSSR gegeben hat, einmal in den 70ern und dann noch einmal in den 90er Jahren. Viele Juden haben damals die Chance ergriffen woanders ein neues Leben aufzubauen. Er sagt primär aus ökonomischen Gründen, obwohl es auch Antisemitismus gegeben haben soll.

In Akko angekommen, wollen wir uns die Zitadelle anschauen. Doch zunächst ist es gar nicht so einfach einen Stellplatz für unser Auto zu finden, denn ohne Hebräisch zu sprechen kann man den Parkautomaten nicht bedienen und bezahlen. Das ist nicht das erste Mal, das uns soetwas passiert, denn wir müssen auch jedes Mal, wenn wir Tanken wollen, jemanden fragen uns zu helfen, da die Autonummer (und einmal sogar unsere Passnummer) eingegeben werden muss. Da wir den Parkautomaten nicht verstehen, fragen wir also auch dieses Mal jemanden. Der sagt, es wäre kostenlos und die fehlenden Parkscheine scheinen dies zu belegen. Da wir das aber nicht richtig glauben können, fragen wir auch noch einen zweiten. Der sagt, es wäre nur für Anwohner kostenlos und natürlich sind wir das nicht. Er will uns helfen das Ticket zu bezahlen, aber das geht einfach nicht, auch nicht an einem anderen Automaten. Dann schlägt er vor uns dorthin zu leiten, wo es kostenlose Parkplätze gibt. Wir fahren ihm also hinterher und am Ende nimmt er uns in seinem Auto sogar wieder mit zum Ausgangspunkt zurück, nachdem er noch schnell einen Kindersitz weggeräumt hat. Das ist wirklich nett von ihm. Wir laufen dann noch ein Stück zusammen in Richtung Innenstadt, wobei er uns erzählt, dass er beim Militär gearbeitet hat, allerdings nicht in Uniform. Bei Nachfragen zur Art seines Jobs sagt er nur, dass er an ein paar Projekten gearbeitet hat und gibt in Zeichensprache zu verstehen, dass er darüber nicht reden darf. Wir akzeptieren das und spekulieren später noch, was das denn genau bedeutet. Er ist super nett zu uns, gibt uns beim Abschied auch noch Tipps nicht in die typischen Touristenfallen zu tappen. Was für ein Glück wir doch hatten, dass er Zeit und Lust hatte uns zu helfen. Er meinte, er hätte Freunde besuchen wollen, die waren aber nicht da, und dass es gar kein Problem für ihn war.

In der Zitadelle in Akko angekommen, erhalten wir kostenlos einen Audioguide dazu, der wirklich nett gemacht ist. Es gibt viele kleine Animationen, die Erklärungen sind prägnant und alles ist gut ausgeschildert. Wir bekommen einen guten Eindruck in das Leben der Kreuzfahrer und Hospitaliter während unseres Besuchs. Danach machen wir eine kleine Mittagspause am Hafen, gehen noch durch den 150 Meter langen Templertunnel (den wir uns jedoch etwas Beindruckender vorgestellt hattten) und fahren dann weiter zu den Grotten von Rosh Hanikra, ganz nah an der gut bewachten Grenze zum Libanon, die die UN im Jahr 2000 gemeinsam mit den Staaten gezogen hat. Wir machen ein paar wunderschöne Fotos von den Grotten und erreichen am Abend unsere Unterkunft in Tiberias. Dort gehen wir nett Israelisch essen. Es ist sehr laut in dem Restaurant, was uns zu Hause vermutlich gestört hätte, aber irgendwie gehört das zur Atmosphäre und wir findes es gut. Wir wählen 3 Fleischspieße, die perfekt gegrillt serviert werden, und bekommen viele kleine Salate und leckeres Brot im All-you-can-eat-Format dazu. Es ist ein wirklich leckeres Abendessen und wir genießen es richtig!

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