16.-17. Sep.: See Genezareth und Rückfahrt nach Tel Aviv

Es ist unser erstes Wochenende in Israel, denn letztes Mal sind wir in Jordanien gewesen. Was heißt das in der Praxis? Von Freitag Abend eine Stunde vor Sonnenuntergang und bis Samstag Abend eine Stunde nach Sonnenuntergang fahren keine öffentlichen Verkehrsmittel fast überall in Israel. Auch Taxis fahren nur, wenn sie von Nichtjuden betrieben werden. Alle Geschäfte haben am Samstag zu, obwohl es auch kleinere Ausnahmen gibt. Unsere Vermieterin sagt uns zum Glück, welcher Supermarkt in der Region auch am Samstag auf hat und der ist, wie wir feststellen sollen, auch ziemlich gut besucht. Uns beeinträchtigt das Wochenende nicht weiter, denn wir haben ja ein Auto und wir haben uns auch sonst mit dem Nötigsten gut eingedeckt.

Am Morgen starten wir ins Hula Nature Reserve. Es soll eine wichtige Anlaufstelle für Zugvögel sein, bevor sie weiter in Richtung Afrika fliegen. Es ist wohl noch nicht ganz Saison, deshalb sehen wir nicht super viele Vögel, dafür aber in Massen den dominanten Wels, der bis zu einem Meter groß werden kann. Da er keine Schuppen hat, ist er nicht koscher und wird von Juden nicht gegessen. Als Julian später auf der Aussischtsbrücke seine Kameraabdeckung verliert und sie durch den Schlitz ins Wasser fällt, wird unsere Hoffnung sie noch Herauszufischen schnell von einem solchen zunichte gemacht, da er den Deckel vor unseren Augen einfach verschlingt. Naja, wir trösten uns damit, dass der Wels wohl daran sterben wird und wir damit der Überbevölkerung der dominanten Art entgegenwirken.

Auf dem weiteren Spaziergang durch das kleine Reservat, das in den 50er Jahren ein viel größeres Sumpfgebiet war, damals allerdings für landwirtschaftliche Zwecke absichtlich trockengelegt wurde, sehen wir noch ein paar Pelikane, kleine Wasserschildkröten, 2 Schakale (von denen wir zunächst dachten, es wären Wölfe bis der Mitarbeiter uns aufklärt), ein paar Mungos (von denen wir erst dachten, es wäre eine andere seltene Art des Parks, aber auch hier belehrt der selbe Mitarbeiter uns eines besseren), eine Bisamratte (hier lagen wir mal richtig) sowie verschiedene Reiher, Enten und vieles mehr. Am Ende sind wir daher eigentlich ganz gut drauf und der Meinung, der Besuch hat sich gelohnt. Ich erinnere mich auch gerne an den 3D-Film, den wir auf den animierten Stühlen mit Seifenblasen, Duftstößen und Erschütterungen angeschaut haben. Wir lernen, dass es ein Drittel der Vögel, die losziehen, um in den Süden zu fliegen am Ende nicht schaffen, da die Reise kräftezehrend ist und viele Gefahren bietet, neben dem Wetter in erster Linie auch den Menschen.

Danach erkunden wir den Yehudiyapark. Als wir ankommen, hattes es gerade einen Unfall eines Besuchers auf einem der Wege gegeben (er sei wohl 25 Meter in die Teife gestürzt sein), daher ist der Weg nun geschlossen und der Mitarbeiter empfiehlt einen anderen Weg. Wir wollen gerade los, da meint er, dass eben die Nachricht eingegangen sei, dass ein weitere Tourist abgestürzt sei und nun auch dieser Weg gesperrt sei. Wir sind fast soweit umzudrehen und unser Geld zurück erstatten zu lassen, da nun klar ist, dass wir in einem der Pools nicht mehr Baden können, da entscheiden wir uns doch den einzig noch verbleibenden Weg zu gehen, auch wenn dieser eher kurz ist und man dort in dem Pool nicht baden darf. Am Ende sind wir ziemlich froh ihn doch gemacht zu haben, denn der Weg führt teilweise durchs Wasser, so wie im Ein Gedi Nature Reserve, doch dieses Mal ist der Weg schwieriger und es wird auch an einigen stellen deutlich tiefer. Irgendwann schwimmt hinter Julian eine Wasserschlange aus dem Busch um ans andere Ufer zu entkommen, da entfällt ihm ein kleiner Schrei. Ich finde das erheiternd und fürchte mich nicht, da noch ein Stückchen entfernt im eher flachen Wasser, und folge ihm dann weiter.

Die Zeit vergeht wie im Flug, wir haben gegen 15 Uhr noch nicht mal Mittag gegessen. Als wir nach der Wanderung unser Brot rausholen und es, wie üblich in den Humus dippen wollen, stellen wir fest, dass es leider verschimmelt ist. Wir plündern also nur unsere Gemüsebox, gönnen uns danach noch ein Eis und eine Cola (was für eine tolle Kombi) und fahren dann weiter, um die Golanhöhen anzuschauen. Jetzt sind wir sehr nah an der syrischen Grenze, denn eigentlich gehörten die Golanhöhen zu Syrien bis Israel sie 1967 im Sechs-Tage-Krieg annektierte, und wir sehen auch hier wieder eine UN Basis. Überall in der Region sieht man noch alte Panzer.

Auf dem Rückweg, es ist schon nach 17 Uhr, halten wir schließlich an einem Restaurant an, das zunächst relativ verlassen aussieht, sich dann aber als wahre Oase entpuppt. Eigentlich wollten wir an einem Stand etwas Drusisches essen, der war aber geschlossen. Die Drusen sind neben den Juden, Christen und Muslimen eine weitere Volksgruppe in Israel. Wir haben wegen unserer ausgefallenen Mittagspause jetzt auch schon richtig Hunger und teilen uns deshalb eine gegrillte Aubergine mit Tahina sowie einen Burger mit Süßkartoffelpommes in dem Restaurant. Die Portionen sind groß und aus dem ursprünglich geplanten kleinen Snack ist ein frühes Abendessen geworden, das uns den Rest des Tages satt hält.

Am nächsten Morgen machen wir noch einen kleinen Abstecher zum Strand, entscheiden uns dann aber dagegen im See baden zu gehen. Stattdessen halten wir auf unserem Rückweg in Richtung Tel Aviv zunächst in Bet She’an, einer Römerstadt, die relativ klein und gut zu besichtigen ist. Ich war erst skeptisch, ob wir das noch schaffen, bin dann aber froh, dass wir es noch reingeschoben haben, trotz unseres ohnehin straffen Programms heute.

Weiter geht es dann nach Nazareth, um dort leider das schlimmste Parkchaos zu erleben, das wir je gesehen haben. Irgendwann finden wir uns inmitten einer schmalen Straße, die – wie sich herausstellt – wohl in beide Richtungen befahrbar ist, aber nur gerade so ein Auto beherbergen kann. Als Gegenverkehr kommt müssen wir trotz Beharren weichen, es geht 100 Meter rückwärts. Zum Glück ist unser Auto relativ klein, es ist dennoch oft eine Milimetersache. Wir hätten dort schon umdrehen sollen, fahren allerdings ohne nachzudenken weiter als die Straße frei ist, um dann am Ende keinen Platz zu finden und in der Sackgasse unter hitzigen Diskussionen aller Beteiligten irgendwann an der Reihe zu sein um umdrehen zu können. Es ist nervenaufreibend und unser Puls ganz weit oben! Wir wollen vor lauter Adrenalin schon rausfahren aus der Stadt, finden dann aber bezahlte Parkplätze, die, wenn auch vollkommen überteuert, uns jeden Cent wert sind. Ab dann wird es schön: wir besichtigen die Verkündigungsbasilika (in der angeblich Marias Haus zu sehen ist und die einer der vermuteten Orte ist, an denen Maria der Erzengel Gabriel erschienen sein soll, um ihr zu verkünden, dass sie Jesus gebären wird), die Josefskirche (in der wohl Josefs Schmiede zu sehen ist), den Mariabrunnen und den Soukmarkt. Es entstehen ein paar schöne Fotos und der Abstecher nach Nazareth hat sich dann doch noch ins Gute verkehrt.

Als nächstes steht Caesarea auf unserem Plan. Da wir am Morgen nicht schwimmen waren und unsere Mittagspause im Auto auf dem Weg nach Caesarea machen, können wir die verlorene Zeit fürs Parken in Nazareth aufholen und erreichen Caesarea kurz nach 15 Uhr, haben also noch 2 Stunden um die römische Stadt zu erkunden. Es sollte sich herausstellen, dass das auch vollkommen reicht. Leider sind wir nicht so begeistert von unserem Besuch hier, da das Informationsblatt sehr verwirrend gestaltet ist und die Orientierung eher noch erschwert. Ausserdem ist nicht so viel erhalten, wie wir dachten. In kurzer Zeit sind daher das Amphitheater, der Pferderennplatzund und der Hafen besichtigt. In einer kleinen Kammer hören und sehen wir dann noch Fledermäuse, was wir trotz des Pumagestanks ganz nett finden. Das Aquädukt von Caesarea machen wir am Ende direkt mit dem Auto.

Gegen 17 Uhr erreichen wir den Aquäduktstrand, der kostenlos und sehr beliebt bei Einheimischen zu sein scheint, sowohl zum Baden als auch als Fotomotiv. Wir setzen uns erst einmal in die Strandbar, um uns auszuruhen und einen Melonenslushy zu gönnen. Julian ist so kaputt vom anstrengenden Tag, dass er wegnickt. Verständlich, ich muss trotzdem schmunzeln, weil ich von Anfang an skeptisch war, dass wir alle Städte bis 17 Uhr schaffen und eher dafür war vielleicht lieber eine Sache rauslassen, um uns nicht so zu hetzen. Während Julian schläft, schreibe ich den Blog. Am Ende gehen wir noch gemeinsam Baden und fahren dann in unser Hotel nach Tel Aviv.

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