Heute geht es Julian wieder richtig gut. Das freut uns. Am Morgen machen wir uns auf zu den heißen Quellen von Bibi Fotima, bennant nach Mohammeds Tochter. Diese liegen relativ weit oben und wir fahren am Ende eine Weile die Serpentinen hinauf. Auf dem Weg dorthin stoppen wir zunächst an einer kleinen Festung, die wir während eines kurzen Stopps zu Fuß zu viert erklimmen. Ausserdem bangen wir danach eine Weile um die Fortführung unserer Reise, denn ein LKW ist im Sand stecken geblieben und versperrt einen Teil der Straße. Der andere Teil wird von dem Bagger versperrt, der hilfeeilend auch steckengeblieben ist. Wir scheinen jedoch zum Finale zu kommen, denn innerhalb einer Viertelstunde haben die Arbeiter das rechte Rad des Baggers mit einer improvisierten Straße aus kleinen Steinen befreit und er schafft es rauszufahren. Der LKW ist zwar immer noch nicht frei, aber jetzt kann man vorbei fahren. Ich bezweifle, dass wir das mit unserem Auto schaffen, denn der Sand ist ganz schön tief, aber unser Fahrer hat Selbstvertrauen und schafft es, mit etwas Geschwindigkeit, auch tatsächlich gut durch. Alle Leute applaudieren ihm, denn das war wirklich nicht offensichtlich. Zuvor hatte der lokale Fahrer eines anderen Autos, in dem vier indische Touristen saßen, die Straße mit seinem Toyota Land Cruiser verlassen und ist über die recht großen Steine neben der Straße gefahren. Es wirkt auf uns etwas waghalsig, aber er schafft es. Die indischen Touristen erzählen uns später an den Quellen, wo wir uns erst kennenlernen, dass sie eineinhalb Stunden gewartet hatten, dass der LKW oder Bagger wohl wegfährt, und dann ihr Fahrer wohl die Nase voll hatte und vorbeigefahren ist. Die Schweizer im Wohnwagen hinter uns, die wir an ihrem St. Gallener Nummernschild erkannt und auch schon mehrmals gesehen hatten, entscheiden sich allerdings nicht vorbeizufahren, denn sie würden wegen des Winkels vermutlich gegen den LKW stoßen.
An den Thermen angekommen, gehen wir hier tatsächlich getrennt baden. Der Männerbereich ist außen und viel schöner, wie ich später auf den Fotos sehe, aber gemeinsam baden ging nicht, da dann doch sehr viele Leute da waren und die Mitarbeiter hier doch lieber ihr Konzept beibehalten. Wir verabreden uns eine halbe Stunde später wieder am Ausgang. Ich gehe nackig baden, da zwei lokale Frauen, das auch so machen, die Männer sind etwas schüchtern und baden in Badehose, außer der Franzose. Dessen Freundin, eine Engländerin, treffe ich später auch noch kurz, ansonsten bade ich noch mit den Inderinnen, von denen nur zwei und fast komplett bekleidet reingehen. Wir erfahren, dass das Baden in dieser heißen Quelle wohl die Fruchtbarkeit anregen soll und, dass viele Frauen, die kein Baby bekommen, wohl extra deswegen hierher kommen. Im Reiseführer steht, dass man dafür in einer kleinen Höhle neben dem Wasserfall innehalten soll. In dieser Höhle, die für die zierlichen Tadschikinnen ok sein soll, sind wohl schon westlichen Touristen steckengeblieben. Naja, der Wasserfall befindet sich im Männerbereich, aber das Wasser ist ja dasselbe 😉
Nach den heißen Quellen geht es weiter Richtung Langar. Unser Guide hatte sich immer mal wieder und zuletzt in Ishkoshim erkundigt, wie die Sicherheitslage in der Region ist, und es scheint ruhig zu sein. Ansonsten wären wir umgedreht und hätten eine längere Route zum Bulunkulsee genommen. Auf der Weiterfahrt muss unser Fahrer irgendwann mal austreten. Julian und ich schauen uns die Umgebung an und wundern uns über das blaue Schild am Wegesrand. Ich zoome es ran und, obwohl wir es nicht lesen können, wird uns klar: da wird vor Mienen gewarnt. Als wir unseren Fahrer schnurstracks auf dieses Gebiet zulaufen sehen, warnen wir ihn und er kommt vollkommen überrascht sofort zurück und bedankt sich bei uns. Wir sagen ihm, dass er doch auf der anderen Straßenseite auf Toilette gehen kann, aber er will nicht. Ihm hat das wohl soviel Angst gemacht, dass wir direkt weiterfahren, ohne Toilettenstop für ihn.
Am Nachmittag erreichen wir Langar, einen kleinen Ort in dem es einen Homestay und Shop gibt. Wir sind noch unentschieden, ob wir hier bleiben oder zum Bulunkulsee über den Khargush-Pass weiterfahren sollen. Eigentlich haben wir alle Hunger und wollen Mittagessen, aber das würde noch eine Stunde dauern. Unser Fahrer hat in der Zwischenzeit mit dem Fahrer der indischen Touristen geredet, der meinte, die Straße über den Pass wäre gut, allerdings riet er davon ab noch am Nachmittag weiterzufahren, wohl wegen dem Wetter und da niemand hinter uns wäre, falls etwas passiert. Am Ende geht es allerdings doch für uns weiter, was wir alle ganz gut finden. Wir decken uns noch mit Brot ein, falls wir liegen bleiben sollten, und ziehen nach kurzer Pause weiter. Die Fahrt über den Pass ist abenteuerlich. Es geht bis auf 4344 Meter hoch und wird ganz schön kalt, am Check-Point schneit es sogar. Die Straße ist allerdings nicht gut, ganz im Gegenteil, und am nächsten Tag wird sich unser Fahrer beim Fahrer der indischen Gruppe auch beschweren, dass er ihm falsche Infos gegeben hätte. Zwischen den Beiden wird in den nächsten Tagen eine Art Hassliebe entstehen… Mehr dazu folgt.
Am Ende erreichen wir, wenn auch spät und schon im Dunkeln, heil den Bulunkulsee und bleiben über Nacht in einem Homestay dort. Unser Guide checkt zunächst, ob die Räume ok sind, denn von aussen sieht die Siedlung sehr heruntergekommen aus. Innen ist aber alles in Ordnung. Der Besitzer macht uns den Ofen an, es wird mit Kuhmist geheizt, und seine Frau kocht uns ein leckeres Abendessen: es gibt panierten Fisch zum Knabbern, eine Suppe und Salat. Wir essen das auf dem Dastarkhan, was in Zentralasien den Ort bezeichnet, an dem traditionell gegessen wird. Unser Guide hatte etwas mehr als sonst bestellt, da wir kein richtiges Mittagessen hatten, nur etwas Brot und einen Schokoriegel aus dem Shop. Wir schaffen unser Abendessen, obwohl es super lecker schmeckt, natürlich nicht komplett. Am Abend unterhalten wir uns noch gut über deutsche und andere Autos. Der Besitzer unserer Unterkunft hört gespannt zu. Viel läuft heute Abend auf Russisch, aber für Julian übersetze ich regelmäßig.