3. Juni: Khujand und das Tadschikische Meer

Heute geht es auf Besichtigungstour durch Khujand, der mit ca. 400.000 Einwohnern zweitgrößten Stadt Tadschikistans. Wir haben einen neuen Guide, der gleichzeitig auch unser Fahrer ist. Es wäre für Ayat und Ismail nicht schaffbar gewesen, rechtzeitig in Khujand zu sein, da die Fahrt von Duschanbe ca. 6 Stunden in Anspruch nimmt. Wir sind dagegen gestern in nur 45 Minuten von Duschanbe nach Khujand geflogen. Das Terminal in Duschanbe war echt klein, es gab nur einen kleinen Shop und der Duty Free-Laden, den es wohl früher mal gab, war komplett leer. Der Flug war so kurz, dass Julian es kaum geschafft hat den kleinen ausgeschenkten Becher Wasser rechtzeitig auszutrinken. Am Flughafen in Khujand holt uns unser Guide ab. Er erkennt uns gleich an einem Foto, das ihm Ayat wohl geschickt hat, fährt uns ins Hostel und wir gehen noch gemeinsam etwas essen.

Unser neuer Guide führt uns heute Morgen zunächst durch die Stadt. Es geht zur Mechet im. Sheykha Muslikhiddina-Moschee, vor der sich echt viele Tauben tummeln, und dann auf den daneben befindlichen Panjabebasar, auf dem wir etwas lokales Obst und Gemüse kaufen. Auch unser Guide ist gut dabei, er kauft einen Hut, da er seinen wohl vergessen hat, und Kreuzkümmelöl, das wir beide so bei uns noch nie gesehen haben. Er nimmt jeden Morgen einen Löffel davon, was wohl sehr gesund sein soll. Das kann ich mir gut vorstellen. Er lässt sich beim Kauf nicht übers Ohr hauen und will für die fast 12 Euro eine vor ihm abgefüllte Flasche Kreuzkümmelöl, statt der dort vorgefüllten. Julian kann das gut nachvollziehen und scheint sich direkt prächtig mit dem Guide zu verstehen. Danach fahren wir zur Zitadelle und dem angeschlossenen Zentralpark, von dem aus auch eine Seilbahn über den grenzüberschreitenden Fluss Syr Darya verläuft. Ich wollte den Fluss unbedingt sehen, da wir vor kurzem, zusammen mit Kasachstan, Kirgistan, Tajikistan und Usbekistan, ein Projekt dazu implementiert hatten. Wir entscheiden uns bis ans Ufer des Flusses zu laufen und, sollte die Zeit es am Abend erlauben, eventuell zurückzukehren um mit der Seilbahn zu fahren. Danach geht es noch zum Arbobpalast, der ein bisschen weiter weg ist. Er stammt wohl aus der Blütezeit des Sozialismus und wurde 1956 fertiggestellt. Der Palast ist wirklich sehr schön und wir spazieren im Park herum, in dem wir endlich auch das so seltene Marco-Polo-Schaf sehen, wenn auch nur als kunstvoll zugeschnittenen Baum bzw. Kunstrasen;-) Beim Schlendern bemerken wir, dass am selben Abend ein Konzert von Megafon, einem Mobilfunkanbieter, zum 20-jährigen Jubiläum in Tadschikistan in dem Amphitheater des Parks stattfinden wird. Große tadschikische Stars werden kommen, u.a Nigina, und als unser Guide fragt, ob wir uns das ansehen wollen, sagen wir kurzerhand ja. Wir sind froh, dass unser Guide heute etwas auftaut. Am Vorabend beim Abendessen wirkte alles etwas steif und wir haben nicht so richtig viel geredet, aber heute ist das anders. Irgendwie hatten wir das auch gleich so im Gefühl. Wir waren wohl alle noch etwas müde am Vorabend, denn jetzt klappt es ganz gut. Unser Guide weiß viel und wir werden in den kommenden Tagen auch noch zig Sachen von ihm erfahren.

Büsten bekannter Khujander am Ufer des Syr Darya
Marco-Polo-Schaf

Nach der Stadtbesichtigung fahren wir zum Tadschikischen Meer und baden darin. Eigentlich ist das Meer ein See und durch die Errichtung des Staudamms Qayroqqum entstanden, aber die Tadschiken bezeichnen den Stausee als Meer und sind gekränkt, wenn man von einem See spricht. Das wollen wir natürlich nicht, also machen wir es ihnen gleich. Unser Guide führt uns zu einem abgelegenen Ort zum Baden. Die Straße dorthin ist zwar bei Google, nicht aber bei Mapsme eingezeichnet. Das wundert mich, da normalerweise Mapsme immer besser ist. Es sind nur ein paar lokale Jungs vor Ort und ein Haus steht dort, wo wir baden. Es ist echt schön sich bei der Hitze abzukühlen. In Khujand ist es wirklich sehr heiß und wir schwitzen ganz schön, kein Vergleich zur Pamirregion.

Nach dem Baden machen wir einen kleinen Lunchstopp. Ich esse nicht viel, obwohl die Gulaschsuppe echt lecker ist. Irgendwie habe ich seit gestern Durchfall. Ich glaube nicht, dass ich irgendetwas Falsches gegessen habe, vielmehr habe ich das Gefühl, dass das tadschikische Essen doch sehr fettig ist und immer sehr deftig und, dass sich mein Magen jetzt querstellt. Zum Glück fahren wir noch einmal ins Hostel vor dem Konzert, so dass ich mich ausruhen kann. Das Konzent am Abend ist dann sehr schön. Zum Glück würden die Ansagen sowohl auf Tadschikisch als auch auf Russisch gemacht, so konnte ich Julian übersetzen was gesagt wurde. Es entstehen ein paar netter Bilder und Videos bevor wir kurz vor dem Ende zurück zum Hostel fahren. Wir essen wieder in der selben Kantine wie am Vorabend, gegenüber vom Hostel. Die Bedienung erinnert sich an uns und meint, dass sie heute Plov hätten (gestern kamen wir wohl zu spät) und so essen wir das. Ich nehme nur eine Miniportion Nudeln mit Soße und esse etwas Salat. Ich muss meinen Magen schonen. Die Tabletten, die wir in der Apotheke gegen den Durchfall besorgt haben, scheinen nicht zu wirken. Als ich danach google, merke ich, dass das ein probiotisches Produkt ist. Am nächsten Morgen kaufen wir Immodium, was hoffentlich besser wirkt.