Heute geht es von Panjakent aus ins Fangebirge zu den 7 Seen. Einer Legende nach hatte ein Bauer aus Shing sieben Töchter, eine schöner als die andere. Ein Mann hatte von der Schönheit der Bauerntöchter gehört und machte sich auf nach Shing um um die Hand einer der Töchter anzuhalten. Der Vater der Bauerntöchter fand den Mann jedoch hässlich und grob, daher verweigerte er ihm die Hand einer seiner Töchter. Der Fremde war enttäuscht und entpuppte sich als Zauberer, der aus Frust die 7 Schönheiten in 7 Seen verwandelte: 1. Mijgon, 2. Soya, 3. Khusher, 4. Nofin, 5. Khurdak, 6. Marguzor und 7. Hazorchashma. Ich finde diese Geschichte schöner als zu sagen, dass die 7 Seen durch ein Erdbeben entstanden sind.
Wir fahren bis zum 6. See, Marguzor, und machen dann eine Wanderung von dort nach Hazorchashma. Mir geht es heute ganz gut, daher mache ich die Wanderung mit, und mit jeder Stunde, die vergeht habe ich das Gefühl es wird besser. Nach einer kleinen Pause mit leckeren Müsliriegeln aus Sonnenblumenkernen & Co. am Anfang des 7. Sees, wandern wir noch bis zu dessen Ende. Der Guide füllt für seine Lehrerin und sich selbst 2 Flaschen mit dem Wasser voll. Wir sitzen am Ufer und beobachten noch ein paar Bachstelzen und gelbe Vögelchen. Dabei sehen wir auch eine Frau, die alleine wandert und ziemlich flott unterwegs ist. Wir holen sie zwar zu Fuß nicht ein, sollen aber später mit dem Auto an ihr vorbeifahren. Es stellt sich heraus, dass sie Deutsche ist und im selben Gästehaus wohnt wie wir. Wir bieten ihr an, sie mitzunehmen, aber sie meint, sie hätte Zeit und könnte den restlichen Weg auch laufen. Leider sehen wir sie dann doch nicht mehr wieder. Das Gästehaus Najimiddin ist doch größer als man denkt und wir müssen überraschend nach Ankunft noch ein paar dringende Sachen zu Hause zu klären. Zum Glück haben wir mit Tcell Internet dort, unser Guide hat gar keinen Empfang, und sind nicht mehr Schwimmen gefahren.
Im Gästehaus lernen wir ein britisches Pärchen kennen, Carol und John, die schon in Rente sind und jetzt einen ihrer Urlaube in Zentralsasien machen. Wir verstehen uns gut mit ihnen und sollen sie auch noch einmal wiedertreffen. Wir sind froh, dass wir abends mal nach dem Frühstück gefragt werden, denn normalerweise könne wir nichts auswählen: es gibt immer nur 2 Spiegeleier und üblicherweise 1-2 Würstchen zum Frühstück. Das essen wir jetzt seit fast 2 Wochen und irgendwie kommt es uns langsam zum Hals raus. Früher am Tag sagte Julian mir noch, dass er keine Eier mehr sehen kann und dann, als wir heute mal Milchreis zum Frühstück am Tag darauf angeboten bekommen, entscheidet sich Julian doch wieder für die Spiegeleivariante mit Würstchen. Ich lache als ich das höre.
Obwohl es uns in dem Gästehaus ganz gut gefällt sind die elektrischen Installationen ein Graus oder, um es mit Julians Worten zu sagen, eine Vollkatastrophe. Irgendwann am Abend frage ich Julian was so komisch riecht und da bemerke ich, dass es der Stecker des Boilers ist, der die Steckdose fast komplett verschmort hat. Auch andere Steckdosen in jnserem Zimmer zeigen solche Spuren. Julian meint, er hätte so etwas Schlimmes nicht einmal auf Kuba gesehen und legt dem Guide, natürlich mit anderen Worten, ans Herz, es dem Vermieter zu sagen, denn es ist abzusehen, dass es in nächster Zeit auch mal brennen kann.
Die Natur im Norden Tadschikistans ist einfach schön. Wir sehen auf unseren Fahten viele Aprikosen-, Kirsch-, Walnuss-, Maulbeeren- und Apfelbäume. Oft naschen wir auf unseren Wanderungen etwas davon, wenn sie denn schon reif sind. Meistens sind das die Aprikosen, schwarzen oder weißen Maulbeeren und Sauerkirschen. Auch in unserem Gästehaus gibt es einige Obstbäume. Wir verstehen jetzt auch viel besser, warum die Tadschiken so stolz auf ihr heimisches Obst sind. Es schmeckt ja auch wirklich immer sehr gut.