7. Juni: Relaxen am Iskanderkul, dem See des Alexanders

Die Nacht im Zelt war Ok, wenn vielleicht etwas hart auf dem Boden und etwas laut wegen der teilweise kläffenden Hunde. Wie immer geht es recht früh raus aus den Federn: um 6:40 Uhr klingelt der Wecker, um 7 Uhr gibt es Frühstück (Standard 2 Eier und 2 Würste) und um 8 Uhr fahren wir los. Gegen Mittag kommen wir am Iskanderkul an, dem See der nach Alexander dem Großen bennant wurde. Der See liegt auf 2255 Meter Höhe, ist an der tiefsten Stelle 72 Meter tief und ca. 5 Kilometer lang. Es ist wirklich hübsch dort. Zunächst fahren wir ans andere Ende des Sees, um dort die 5 Quellen zu besichtigen. Diese befinden sich direkt neben dem Ferienhaus des Präsidenten und, wenn wir das Kabel richtig deuten, scheint dieser auch direkt Wasser von der Quelle zu beziehen. Da der Präsident gerade nicht da ist, ist die Straße geöffnet und so fahren wir direkt am See entlang. Die Quelle, ebenso wir das Seewasser, ist sehr kalt. Obwohl wir später noch kurz im See baden gehen sollen, halten wir es mit den Füßen in der Quelle nicht lange aus. Die scheint wohl noch kälter zu sein.

Im Artuch Camp
Unser Wachhund vorm Zelt

Nach einem Mittagessen direkt am See, in traumhafter Kulisse, wandern wir zum Wasserfall und Snake Lake. Die Wanderung zum Wasserfall ist länger als gedacht, aber sehr schön. An der Aussichtsplattform wird einem ganz bange, denn sie scheint nicht betoniert, sondern nur aufgelegt und mit großen Steinen beschwert worden zu sein. Außerdem kann man nach unten hindurch schauen. Entsprechend verkrampft wage ich mich anfangs gar nicht und später doch noch auf die überhängende Aussichtsplattform, um den Wasserfall zu begutachten. Unser Guide ist total verrückt. Er klettert auf Felsvorsprünge, macht zig Fotos von sich und erzählt uns später, dass es als Student immer sein Traum war, das mal zu machen, aber seine Lehrer es ihm verboten hätten. Ja, kein Wunder! Wir fragen eine andere Gruppe, genauer gesagt die zwei Engländer John and Carol, die wir vor 2 Tagen im Najimiddin Gästehaus kennengelernt haben, scherzhaft (oder auch nicht), ob wir mit ihnen mitfahren können, falls unser Guide seine waghalsige Kletteraktion nicht überlebt und abstürzt. Sie sagen lachend ja. Am Ende kommt unser Guide heile zurück, aber ohne seine Sonnenbrille, denn die ist ihm auf dem Felsvorsprung abhanden gekommen. Er meinte, er hätte sie noch fangen können, wollte aber kein Risiko eingehen. Hahaha.

Aussichtsplattform
Selfie mit unserem Guide auf dem Felsen im Hintergrund

Der Iskanderkul ist wirklich wunderschön. Wir schaffen es hier richtig einmal Tempo rauszunehmen, schlendern gemütlich durch die Anlage des Campingplatzes, schaukeln mehrmals auf einer der Hollywoodschaukeln, gehen kurz baden, spazieren dann zum Shop, kaufen dort ein Eis und genießen einfach die Schönheit der Natur und die Ruhe. Einmal wird diese kurz unterbrochen, da ein anderer Guide hektisch umherläuft und, wie sich herausstellt, Leute fragt, ob sie eine Kameratasche verloren hätten. Wir sind so ziemlich die letzten, die er fragt, und es stellt sich heraus, dass es meine Kameratasche ist. Wir haben ihr Fehlen noch gar nicht bemerkt, obwohl wir sie schon vor Stunden verloren hatten, irgendwo auf dem Rückweg vom Wasserfall. Zum Glück haben wir sie jetzt wieder. Es ist echt nett zu sehen, wie die Leute einem hier immer helfen und überall rumfragen, um etwas zurückzugeben.

Wir freunden uns auf unseren Streifzügen durchs Camp auch mit ein paar Leuten vor Ort an, die uns am Ende drei Mal zu ihrer Party mit gegrillter Ziege (oder so) einladen. Julian ist fast etwas neidisch, dass ich schon wieder eingeladen werde, aber die Erklärung ist einfach: ich spreche halt Russisch, kann mich mit den Leuten unterhalten und daher schneller integrieren. Am Ende gehen wir aber nicht auf die Party, denn unser Guide will sich der Gruppe zum Essen nicht anschließen, da die Leute massig Alkohol dabei haben. Wir haben schon ein paar Mal erlebt, dass er das nicht gutheißt. Ehrlich gesagt, finden wir es super angenehm, dass hier so wenig Alkohol getrunken wird. Die meisten meiner Kollegen und bisher auch alle unsere Guides und Fahrer trinken gar keinen Alkohol. Man selbst wird daher auch nicht dazu gedrängt und es kommt nicht zu unangenehmen Situationen. Das ist eine der Sachen, die ich in Tadschikistan wirklich sehr angenehm finde.

Eigentlich sollen wir heute noch eine zweite Nacht campen, aber der Boden in der Bungalowsiedlung ist überall ziemlich hart, mit vielen Kieselsteinen und keinem weichem Gras. Ohne Isomatte wird das kein Spaß, daher beschließen wir ein Zimmer für die Nacht zu mieten. Unser Guide handelt den Preis von 50 USD auf 35 USD herunter, was für uns Ok ist. Die Übernachtung im Bungalow hat auch den Vorteil, dass wir unsere Sachen für den Rückflug trocknen und schon ganz gut packen können. In den letzten Tagen hatten wir ziemlich viele Sachen im Auto herausgezottelt und nun können wir diese wieder ordentlich verstauen.

Marco-Polo-Schaf im Restaurant am See

Am Abend lüfte ich auch endlich das Geheimnis der Badelatschen im Bad. In zahlreichen Unterkünften hatten wir immer wieder nur ein einziges Paar Badelatschen im Bad stehen sehen und ich habe mich immer gefragt, was das soll. Jetzt endlich wird es mir klar: Da die Bäder oft keinen Duschvorhang hatten oder so designt sind, dass man beim Duschen alles nassspritzt, sind die Badelatsche dafür da nach dem Duschen trockenen Fußes auf die Toilette oder zum Waschbecken zu gehen. Dass ich da nicht schon vorher drauf gekommen bin!

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