26. Nov.: Hell’s Gate Nationalpark

Am Morgen wird unser Mietwagen ins Hotel geliefert. Der Fahrer, der sich mit dem Wagen auskennt, musste leider schon vorher weg, was die Einweisung in die Benutzung, vor allem der Allradfunktion, erschwert. Der Wagen ist riesig und erfüllt uns beim Anblick mit Erfurcht, schließlich müssen wir ihn ja auch fahren. Er ist zudem deutlich älter und abgenutzer als wir es erwartet haben, aber wir haben das Gefühl, dass das eher zu unserem Vorteil ist. Die Angestellte, die den Mietwagen überstellt, ist sehr nett und wir bauen in der kurzen Zeit ein gutes Verhältnis zu ihr auf. Sie erkundigt sich nach unserem Verwandtschaftsverhältnis und meint, man würde sehen, dass Christine und ich gut miteinander zurechtkommen, was in Familien doch wichtig sei. Das stimmt und wir hören es natürlich gern;-)

Dann geht es los und wir stürzen uns ins Getümmel. Als ein Fahrer auf dem Hotelparkplatz sieht, dass ich die Fahrerin dieses Gefährts bin, ist er sichtlich beeindruckt und wünscht uns eine gute Fahrt. Unser Gepäck ist verstaut und wir begeben uns in den Nairobistadtverkehr. Es herrscht Linksverkehr in Kenia, d.h, man fährt nicht nur auf der (für uns) falschen Seite, sondern es befindet sich auch im Auto fast alles seitenverkehrt. Man muss sich wieder umstellen und das gleich unter diesen Bedingungen, es ist also ein Sprung ins kalte Wasser. Das Fahren klappt eigentlich ganz gut, aber es verlangt am Anfang sehr viel Konzentration. Wie immer, verwechsle ich den Blinker und die Scheibenwischer auf den ersten Metern. Dann beschlägt die Windschutzscheibe und, da die Lüftung nicht so schnell hinterherkommt, hilft Julian mir erstmal aus und wischt sie selbst von innen ab. Zwischendrin navigiert er. Als es dann auch noch zu regnen anfängt, ist es zu viel Koordination und ich muss zur Bedienung der Scheibenwischer kurz anhalten. Nach einer Viertelstunde halten wir kurz an der Tankstelle, um den Tank zu befüllen. Eine gute Verschnaufpause um die Aufregung der ersten Meter abzubauen. Als wir nach kurzer Zeit bei der UN in Nairobi ankommen, läuft alles schon viel flüssiger. Die UN Avenue hatte ich mir prestigehafter vorgestellt, stattdessen erwartet uns eine ungeteerte Straße mit vielen Schlaglöchern. Auch hier dürfen wir wieder kein Foto machen, und parken ist nicht erlaubt, also schauen wir uns nur kurz die Fahnen an und ziehen weiter.

Die Fahrt zum Hells Gate Nationalpark ist eine ganz schöne Herausforderung. Zwar ist die Straße geteert, allerdings ist sie in jede Richtung nur einspurig und das obwohl sie eine Hauptverkehrsstraße ist, die gleichermaßen von Autofahrern, LKWs, Mopedfahrern und Fußgängern benutzt wird. Entsprechend chaotisch ist das Treiben und aufgrund der unterschiedlichen Geschwindigkeiten ist man ständig am Überholen anderer Fahrzeuge. Aber nicht nur das. Man wird auch ständig überholt und die Leute erwarten, dass man sie reinlässt. Unser Auto ist leider nicht das Spritzigste, aber wir kriegen das alles gut hin.

Welcome to Hell! Mit diesen Worten werden wir auf dem Parkplatz des Hell’s Gate Nationalparks von einem Massai begrüßt. Hell bedeutet dabei nicht, dass man sich am Eingang zur „Hölle“ befindet, sondern das Wort bezieht sich vielmehr auf einen Spalt im Fels, den seine Entdecker Thompson und Fisher 1883 so nannten. Nach einem idyllischen Picknick mit Vollkornbrot, Salami und Käse am Eingang, erkunden wir den Park mit Fahrrädern. Diese haben wir an der Straße zum Park geliehen. Nachdem jeder ein Rad gefunden hat, das einigermaßen benutzbar ist, werden 4 Räder auf ein Motorbike geladen und zum Parkeingang gebracht. Die Ranger meinen, ein Moped könnte bis zu 10 Fahrräder transportieren. Das können wir nicht glauben, aber, nachdem was wir bisher gesehen haben, halten wir es auch nicht für unmöglich. Ein paar Tage später sehen wir einen Mopedfahrer ein Sofa (Dreisitzer!) quer auf der Rückbank seines Mopeds transportieren…

Es ist schon etwas Besonderes, den Park mit Fahrrädern zu erkunden, obwohl wir auch schnell merken, dass die Wege lang und die Räder nicht die Bequemsten sind. Auf unserer Fahrradtour sehen wir Zebras, Warzenschweine, Impalas, Thompsongazellen, Büffel, Elandantilopen, Perlhühner, Paviane, Murmeltiere, Stare, uvm. Es ist schön die Tiere in der freien Natur, beim friedlichen Zusammenleben und oftmals auch sehr nah zu erleben. Da sich der Himmel irgendwann zuzieht, drehen wir um und schaffen es gerade noch rechtzeitig vor dem Regen zum Auto. Leider war die eindrucksvolle Schlucht geschlossen, so dass wir dort nicht mehr wandern konnten. Vermutlich wäre das vom Programm her eh zu knapp geworden. Dennoch, wir verlassen den Park mit ein paar schönen Erinnerungen und Fotos:

Impala
Elandantilope
Dreifarbenglanzstar
Thompsongazelle

Da der Tag heute so aufregend war, hatten wir ganz vergessen uns mit Wasser einzudecken. Wir fahren also zunächst ein paar Kleinigkeiten einkaufen bevor wir einchecken. Auf dem Weg zur Unterkunft sind wir dann froh einen Safarijeep gebucht zu haben, denn es geht ca. 300m durch matschige Schlaglöcher bis wir die Unterkunft erreichen. Sie liegt auf einem Steg und die Aussicht auf den Naivashasee und dessen reiche Vogelwelt ist sehr schön. Das Hotel hat nur 2 Zimmer und wir scherzen, dass wir das ganze Hotel ausgebucht haben. Am Abend sind wir alle ganz schön platt von unserem aufregenden und aktiven Tag. Wir essen noch Abendbrot im Restaurant nebenan, wo wir lernen, dass man Fisch, Fleisch oder Hähnchen hier immer als entweder „wet“ (also mit Soße) oder „dry“ (ohne Soße, mit Zwiebeln) bestellen kann. Danach will ich nur noch auf unserem Zimmer einen Tee trinken und duschen. Mit dem stromhungrigen Wasserkocher setze ich Wasser auf und plötzlich ist der Strom weg. Er kehrt auch vor unserer Abreise nicht mehr zurück. Es stellt sich aber am nächsten Tag heraus, dass das Eine mit dem Anderen nichts zu tun hatte, sondern die Bauarbeiter Schuld waren. Der Besitzer bietet uns am nächten Morgen andere Zimmer zum Duschen an, aber wir sind uns einig, dass wir lieber weiterfahren und dann in der nächten Unterkunft ausgiebige Körperpflege betreiben. Bei der Abfahrt sind wir erstaunt, dass sich die Zufahrtsstraße trotz des heftigen Regens in der Nacht kaum verändert hat. Wir hatten sie uns deutlich überschwemmter und schwieriger vorgestellt.

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