2.- 5. Aug.:  Im Denalinationalpark mit Bären, Karibus und Co.

Gut ausgeruht starten wir heute in den Denalinationalpark. Morgens fallen uns noch ein paar Kleinigkeiten ein, die wir am Vortag beim Einkaufen vergessen haben, aber die sind schnell besorgt. Frühstück essen wir in einem Donutladen in der Nähe vom Hostel. Die gefüllten Donuts sind sehr lecker, aber auch ziemlich kalorienreich und meine Hoffnungen schwinden langsam, in diesem Urlaub ein paar Kilo zu verlieren, nachdem wir gestern Abend vor dem Schlafengehen auch schon eher kalorienreich (Burger, Pommes und Mozarellasticks) gegessen haben.

Unser Mietwagen ist ein Toyota 4Runner und hat eine gute Größe. Wenn man schneller als 55 Meilen fährt, vibriert er zwar ganz schön (Julian meint das könnte an defekten Stoßdämpfern liegen), aber ansonsten ist er ganz ok. Wir sind begeistert vom Nummernschild, auf dem „Alaska – The last Frontier“ steht. Vorne fehlt es zwar, aber das scheint hier nicht vorgeschrieben zu sein, denn viele Autos fahren so rum.

Auf dem Weg zum Nationalpark fängt es an zu regnen. Das haben wir erwartet, denn der Wetterbericht hatte das für heute und die Nacht angesagt. Ab morgen Mittag soll es aber deutlich besser und am Sonntag sogar sehr sonnig werden. Das wäre gut für unsere Wanderungen.

Unser Aufenthalt im Nationalpark ist wirklich schön und voller interessanter Eindrücke. Am Eingang angekommen registrieren wir uns, erkunden das Besucherzentrum, schreiben uns für einen Discovery Hike am Sonntag ein, besuchen die Schlittenhundevorstellung und nehmen am Abend den Camperbus ins Teklanika Camp, wo wir die nächsten 3 Nächte verbringen werden. Ein Platz fürs Zelt im Camp ist schnell gefunden, ganz nah am Wasserhahn, dem bärensicheren Essenslager und den Latrinen. Duschen geht die nächsten Tage leider nicht und Handyempfang haben wir hier auch keinen, dafür sind wir in der Natur.

Da es abends immer noch regnet und es auf unserem Campingplatz leider keinen Unterstand gibt, kochen wir nicht, sondern essen nur Brot und Käse. Auch, wenn es bei der Nässe schön gewesen wäre etwas Warmes im Bauch zu haben, kommt uns das eigentlich auch gelegen, denn wir sind schon noch ganz schön platt von der Reise und Zeitverschiebung. Daher geht es abends auch schon um 21 Uhr ins Bett. Immerhin schaffen wir es noch den Rangertalk zu besuchen, der am 1. Abend von Ranger Chris gegeben wird, und dabei lernen wir mehr über die Tier- und Pflanzenwelt des Parks.

Da es am 2. Tag immer noch regnet beschließen wir den Park zunächst mit dem Bus zu erkunden. Wir fahren bis East Fork bei Meile 43, wo die Busse im Moment enden, da ein Stück dahinter ein Erdrutsch die Straße so zerstört hat, dass der Park dies zum Anlass genommen hat um gleich eine Brücke als Umgehung zu bauen. Aufgrund der Erderwärmung ist dieser Teil der Straße wohl schon länger instabil. Auf dem Weg sehen wir immer mal wieder ein paar Tiere, u.a. Dallschafe, Karibus (Rentiere) und sogar 3 Bären von weitem. Als wir in East Fork ankommen ist es gegen Mittag und das Wetter klart langsam auf. Wir machen eine kurze Wanderung im Flussbett, wo wir ein paar kleinere Tiere und Bärenexkremente finden. Letztere sind gut an den Soap Berries zu erkennen, die ihrem Namen geschmacklich wohl alle Ehre machen, von Bären aber gerne verspeist werden.

Karibu
Braunbären
Dallschafe
Arktisches Erdhörnchen
Pika (Pfeifhase)
Bärenexkremente

Auf dem Rückweg setzt uns der Busfahrer hinter dem Sable Pass ab und wir wandern den Cathedral Mountain hinauf. Wir begegnen gleich am Anfang erfahrenen Wanderern im Bärenland und gehen das erste Stück gemeinsam. Sie rufen und schreien laut beim Wandern, um die Bären wissen zu lassen, dass wir hier sind und sie nicht zu überraschen, denn Bären mögen keinen Lärm und würden normalerweise abdrehen. So kann man wirkungsvoll einer unangenhmen Begegnung vorbeugen. Das hatten wir im Vorfeld auch gelesen und so wir tun es ihnen gleich. Am Ende sollen wir auf dieser Wanderung dann auch wirklich noch Bären begegnen. Zum Glück in ca. 100 Metern Entfernung, was aber echt wenig ist, wenn man sich überlegt, dass Bären bis zu 35 Meilen (56 km) pro Stunde laufen können. Wir begegnen auch gleich 3 Bären, also einer Mutter mit ihren 2 Kindern und wir wissen ja, dass Bärenmütter ihre Kinder mit ihrem Leben beschützen würden. Noch bevor wir die Bären sehen wundern wir uns, dass ein Murmeltier 3 Mal in kurzen Abständen laut pfeifft. Vermutlich wollte es andere Murmeltiere warnen, aber wir sind auch aufmerksam geworden. Als wir dann die Bären sehen, sind wir erst ganz schön aufgeregt, gruppieren uns dann aber, bleiben ruhig und machen uns groß. Als sie uns bemerken, wirken sie nicht sonderlich interessiert und verziehen sich relativ schnell über den Hang ins andere Tal. Darüber sind wir ganz froh, denn wenn sie auf uns zugekommen wären, hätte das Ganze anders ausgesehen…

Karibu in schmalblättrigen Weidenröschen
Braunbären (Grizzly)

Im Camp haben wir abends eine gute Geschichte zu erzählen. Julian freundet sich schnell mit einer Gruppe Camper an, die uns am letzten Abend auch zum Lagerfeuer einladen. Dort essen wir das typisch amerikanische Lagerfeuerdessert S’More, also ‚Some More‘ (gegrillten Marshmallow im Sandwich mit Schokolade und Kracker), was ehrlich gesagt nicht so unser Ding ist, und erhalten weitere gute Tipps für unsere Reise und eine mögliche Rückkehr im Winter. Ich unterhalte mich auf dem Campingplatz viel mit einem älteren Ehepaar im Wohnwagen. Im Allgemeinen sind alle im Camp sehr offen und es ist nett, da man sich über die Tage immer wieder über den Weg läuft und austauscht.

Am 3. Tag machen wir unseren Discovery Hike, kurz auch Disco Hike. Eigentlich muss man dafür ein extra Busticket kaufen, aber für uns ist es ja bis zum Beginn der Wanderung nur eine Fahrt von ca. 5 Minuten, was wir dem Mitarbeiter des Busunternehmens erklären. Am Ende gibt er uns die Tickets kostenlos, was echt nett ist. Am Morgen werden wir um 9:10 Uhr am Camp abgeholt und erblicken im Bus unseren Guide für den Disco Hike: Es ist Chris, den wir vom Rangertalk am 1. Abend kennen. Der Disco Hike ist genau mein Ding! Wir stapfen durch die Landschaft (jeder soll seinen eigenen Weg gehen, damit ja keine Wanderwege entstehen, pflücken (und essen) Beeren, interpretieren Tierspuren und genießen beim Mittagessen die Ruhe und den Ausblick von einem kleinen Berg aus. Mit Wasserfarben fangen wir dort auch die Eindrücke ein.

Wühlmaus
Karibuexkremente
Schneehuhn (der Staatsvogel von Alaska)
Malen in der Mittagspause
Moltebeere

Gegen 14 Uhr ist die Wanderung vorbei und wir fahren nach Igloo Creek, wo wir Dallschafe sehen wollen. Leider finden wir den Einstieg für unsere Wanderung nicht, enden im Dickicht, und entscheiden daher stattdessen noch einmal mit dem Bus bis East Fork zu fahren, in der Hoffnung die Schafe und andere Tiere vom Bus aus zu sehen. Und tatsächlich, wir sehen Dallschafe, einen Bären im Feld nicht weit vom Bus und erhaschen einen ganz guten Blick auf den Denali.

Am Morgen des 4. Tages bauen wir das Zelt ab und machen eine Flussbettwanderung zur Brücke von unserem Camp aus. Am Ziel angekommen fahren wir noch einmal nach East Fork, aber leider sehen wir diesmal keine Tiere. Die Busfahrerin, ein Charmebolzen, ist auch nicht so engagiert wie so manch anderer. Als wir mit unserem Gepäck später den Camperbus nehmen treffen wir wieder Dale, den Busfahrer vom 1. Tag, und mit ihm machen wir wohl eines unserer besten Karibufotos:

Schneehühner

Am Besucherzentrum schauen wir noch die 2 Lehrfilme, was wir am 1. Tag nicht geschafft haben. Diese machen uns Lust darauf, auch mal im Winter Alaska zu besuchen. Wir begegnen auch Chris wieder und ich zeige ihm stolz meine Tierguides, die ich auf seine Empfehlung hin gekauft habe. Julian erzählt ihm, dass wir eben auch den Permafroststab anschauen waren, von dem er uns auf dem Disco Hike erzählt hat. Wir lernen noch seine Freundin und Hund kennen, dann machen wir uns (ein bisschen wehmütig) auf den Weg nach Fairbanks.