Heute ist ein Reisetag. Wir fahren zunächst mit dem Shuttle zurück nach Chitina und dann weiter mit dem Mietwagen bis kurz hinter Anchorage. Vor allem auf der McCarthy Road hoffen wir darauf noch einen Elch zu sehen, werden aber leider enttäuscht. Bisher haben wir nur im Denalinationalpark einen Elch gesehen, aber nur ganz kurz und auch nur von hinten als er über die Straße ins Gebüsch huschte. Da geht noch mehr, denken wir, aber wohl nicht heute. Vielleicht liegt es auch am Wetter, denn seit gestern Nacht regnet es. Das ist echt gutes Timing, denken wir, schließlich reisen wir ja heute ab.
Im Auto lassen wir noch einmal die letzten Tage Revue passieren. An den Reaktionen der Alaskaner beginnen wir langsam zu begreifen, wieviel Glück wir bisher mit dem Wetter hatten, denn Regen ist wohl eher üblich zu dieser Jahreszeit als so viel Sonnenschein. Julian erzählt mir den Witz der Mitarbeiterin, die uns an der Fußgängerbrücke rausgelassen hat und den ich auf dem Rücksitz leider nicht verstehen konnte. Sie meinte, die Briten würden „on the left side of the road“ fahren. Die Alaskaner dagegen „on what is left on the road“. Haha, wie lustig, wenn es nicht so wahr wäre, fügte sie selbst hinzu. Außerdem nehmen wir uns vor, den Podcast zu hören, von dem wir in den Blackburn Cabins gelsen hatten. Er heißt „Out here“ und soll das Leben der Leute in McCarthy ganz gut darstellen. Ein paar Tage später fangen wir ihn an und erfahren u.a., dass nicht alle Einwohner damit einverstanden waren als in den 60er Jahren die Straße nach McCarthy gebaut wurde. Vorher war der Ort nur über die Schienen erreichbar, die für die Mine gebaut wurde, bzw. mit dem Flugzeug. Außerdem erzählt der Podcast von einer Frau, die zwei ihrer Kinder zu Hause geboren hat, nur mit der Hilfe ihres Mannes. Auch die Mitarbeiterin der Blackburn Cabins hatte uns erzählt, dass sie eine Hausgeburt war, da das nächste Krankenhaus einfach zu weit weg ist. Das lässt uns nachdenklich stimmen. Solange es keine Komplikationen gibt, ok, aber wenn doch, dann ist Hilfe weit weg. Und wir jammern manchmal, dass wir im Pays de Gex eine schlechte Gesundheitsversorgung haben, aber immerhin ist das nächste Krankenhaus von uns nur eine gute halbe Stunde Autofahrt entfernt.
Auf unserem Weg nach Anchorage regnet es fast die ganze Zeit. Obwohl wir an landschaftlich sehr schönen Orten vorbeikommen, u.a. dem Matanuska-Gletscher, steigen wir kaum aus und machen auch kaum Fotos. Wir halten einmal kurz am Besucherzentrum in Copper Centre an, was ganz nett, aber sicher kein Highlight ist. Kaffee gibt es dort leider auch keinen. Irgendwann sehen wir auf dem Weg an einem Abhang an der Straße mal ein paar Dallschafe, die wir fotografieren, aber ansonsten fahren wir durch. Julian ist auch ziemlich müde und schläft viel.
In Anchorage tanken wir, kaufen etwas ein und fahren weiter zum Beluga Point. Leider keine Belugas. Wir buchen auf der Fahrt eine Übernachtung in einer Cabin in Hope und fahren daher sogar noch weiter als gedacht. Eigentlich wollten wir wieder zelten, aber das Wetter lädt uns nicht gerade dazu ein und die Hütten hier gefallen uns ganz gut. Nach einem Zwischenstopp in Girdwood, einem Wintersportort, wo wir echt leckere Pommes essen, fahren wir noch eine Stunde weiter nach Hope, wo wir in einer Hütte am Fluss die Nacht verbringen.