17. Aug.: Fahrradfahren und Wasserflugzeuge in Anchorage am letzten Tag

Heute ist schon unser letzter Tag in Alaska. Eigentlich wollen wir nicht mehr viel machen, nur ausschlafen, packen und vielleicht ein bisschen die Umgebung vom Hotel erkunden, wo es einen See mit einer Start- und Landebahn für Wasserflugzeuge gibt. Ich hatte dieses Hotel u.a. deswegen gebucht und dachte, es könnte meinem Mann gefallen. Was ich nicht einkalkuliert hatte war, dass die startenden Flugzeuge einen morgens wecken könnten. Das ist zum Glück erst ab 8 Uhr der Fall und am Ende gar nicht so schlimm für uns.

Gegen 10 Uhr kommen wir los und wollen ein bisschen am See spazieren gehen. Schon nach kurzer Zeit sehen wir eine Fahrradleihstation und beschließen kurzerhand für 20 USD p.P. ein Fahrrad für max. 6 Stunden auszuleihen. Das stellt sich als exzellente Idee heraus und ermöglicht uns viel mehr zu sehen als wir gehofft hatten. Die Fahrräder sind auch gut in Schuss, haben sogar einen Smartphonehalter zum Navigieren, so dass wir am Ende noch eine 30km lange Rundtour machen! Wir können unseren Augen kaum glauben, aber das kommt schon hin, schließlich sind wir bis zur Küste und einmal um den Flughafen gefahren. Als wir dann mit unserem Gepäck später am Flughafen sind, merken wir aber schon die Kilometer in den Knochen und wie müde wir sind. Es war zwar oft flach, aber es gab, besonders an der Küste, auch einige steilere Stückchen, die wir mit den 8 Gängen des City Bikes meistern mussten.

Es entstehen ein paar nette Bilder. Wir hätten nicht gedacht heute noch so sportlich zu sein, freuen uns aber noch einen besseren Eindruck von Anchorage gewinnen zu haben. Das Wetter war mal wieder auf unserer Seite. Nun heißt es aber Goodbye, Alaska! Auf bald mal wieder, vielleicht ja sogar im Winter!

15.-16. Aug.: Unterwegs in der Hauptstadt Alaskas

Da die Fähre erst um 13:30 Uhr abfährt, machen wir am Vormittag noch einen kleinen Spaziergang, den Nagoonberry Trail. Die Nagoonberries werden auch nordische Himbeeren oder Allackerbeeren genannt und sind leider noch nicht reif, trotzdem entscheiden wir uns für den Spaziergang. Er ist nicht weit weg von unserer Unterkunft und wir können die Fahrräder kostenlos nutzen. Die sind leider nicht gut in Schuss, aber wir müssen ja auch nicht sehr weit damit fahren.

Weiße Zimthimbeere (Thimbleberry)
Kelp

Es scheint als hätte ich heute den Tag an dem ich Sachen verliere (aber auch wieder bekomme). Erst verliere ich auf dem Trail unsere 2 Akkus mit Aufladekabel, da ich die Kameratasche nicht zugemacht hatte. Julian bemerkt die offene Tasche und wir gehen den Weg zurück wie gekommen. Nach ca. 10 Minuten finden wir dann alle 3 Teile an einem Ort im Gras. Dann liegt auf unserem Gepäck nach unserer Rückkehr in die Lodge plötzlich mein Nachthemd, das ich wohl im Zimmer vergessen hatte…Oje, oje…

Die Alaskaner sind wirklich alle sehr nett und es ist leicht mit ihnen in Kontakt zu kommen. Insbesondere in der Glacier Bay spüren wir die ausgeprägte Hilfsbereitschaft, vermutlich schon auch, weil es hier sehr abgelegen ist. Ein wenig wehmütig verlassen wir Gustavus und die Glacier Bay, wo jeder jeden grüßt, man einander kennt und hilft.

Die Fährenfahrt ist sehr nett und geht sehr schnell vorbei. Das Wetter ist toll und wir sehen viele Seeotter und ab und zu sogar Wale. Auf der Fähre freunden wir uns mit einem Alaskaner aus Juneau an, der am Nebentisch sitzt und beruflich Waagen eicht. Er hilft uns den Campingplatz zu erreichen und gibt uns wertvolle Tipps. Wir werden „Ferry friends“ und sollen ihn am nächsten Tag sogar am Flughafen wiedertreffen, da er dort ungefähr zur selben Zeit seinen Neffen aus Seattle abholt. Er mag uns sogar so sehr, dass er uns noch am selben Abend seine Frau vorstellen will und mit ihr zum Mendenhall  Campground fahren will. Am Ende schaffen sie es doch nicht, was uns ganz gut passt, da die Fähre später ablegt und wir erst spät dort eintreffen. Als wir essen, ist es schon dunkel. Danach gehen wir quasi direkt ins Bett.

Durch die Flugannulierung bleiben wir am Ende nur eine Nacht auf dem Zeltplatz am Mendenhallgletscher. Der Ausblick von dort auf den Gletscher ist wirklich traumhaft und viel besser als vom Besucherzentrum, aber es ist unheimlich schwer von dort irgendwohin zu kommen. Zum Bus sind es knapp 2 km, der fährt dann aber nur ein kurzes Stück und wir müssten noch einmal 1,5 km bis zum Besucherzentrum laufen. Daher wollen wir ein Uber bestellen, aber es gibt nur sehr wenige Fahrer und die lehnen unsere Fahrten alle ab. Wie wir später erfahren, dürfen nur 2 Taxifirmen dort reinfahren und auch bei denen muss eine Extragebühr von 20 USD p.P. geleistet werden. Dann versuchen wir Taxifirmen, aber auch die sind entweder voll oder antworten nicht. Am Ende trampen wir zum Gletscher, aber sind schon fast an der Bushaltestelle bis das erste Auto vorbeikommt. Das hält zum Glück an und setzt uns dort ab, obwohl die Frau eigentlich einen Termin hat und gar nicht dort lang wollte. Das ist echt nett.

Wir hatten eigentlich ein Auto mieten wollen, fanden es dann aber zu teuer. Ich bin froh, dass wir das nicht gemacht haben, sonst hätten wir fast 200 USD durch die verspätete Anreise verloren. Wir hatten noch gedacht, dass wie für 200 USD echt viel Taxi fahren können. Es stellt sich raus, wir bleiben zwar unter dem Budget, aber ein Taxi oder Uber zu bekommen ist die Herausforderung. In Downtown Juneau ist das zum Glück anders.

Obwohl wir nur einen Tag in Juneau haben, schaffen wir es uns sowohl den Gletscher anzuschauen als auch die Innenstadt. Die Wanderung, die uns von der Frau beim Trampen empfohlen wurde ist schön, führt aber weg vom Gletscher. Nach 2,5 Stunden und einer kleinen Mittagspause in der Sonne ist sie erledigt und wir wandern in Richtung Ausgang. Ich halte irgendwann ein Taxi an, das uns für 40 USD nach Juneau fährt und, vermutlich da wir schon fast am Ausgsind, nimmt er auch keine Gebühr von 20 USD zusätzlich p.P. Den Taxifahrer treffen wir bei unserer Stadtbesichtigung noch das ein oder andere Mal und wir sollen mit ihm auch zum Campingplatz fahren (um unsere Taschen zu holen) und dann direkt weiter zum Flughafen.

Juneau hat ein tolles Flair. Die riesengroßen Kreuzfahrtschiffe im Hafen, gemixt mit den Holzgebäuden und den hügeligen und für amerikanische Verhältnisse eher engen Straßen schaffen eine nette Atmosphäre. Nach einer von Julian geführten Stadtbesichtigung, bei der wir mehr über Herrn Seward lernen (der den Ankauf Alaskas von den Russen angeleiert hat), kaufen wir ein paar Souvenirs und gehen im Deckhand Dave’s Fischtacos essen. Die wurden uns von mehreren Leuten bisher empfohlen und lohnen sich tatsächlich. Es ist nett draußen in der Sonne zu sitzen und die Füße zu schonen. Wir merken beide, dass unsere Füße seit der langen Wanderung zum Harding Icefield auch nach kurzen Wanderungen schon anfangen etwas wehzutun. Ich glaube, die brauchen Erholung, also setzen wir uns 😉

Am Abend fliegen wir zurück nach Anchorage, denn morgen geht schon unser Rückflug nach Frankreich. Wir sind froh, dass wir zuerst in die Glacier Bay and dann nach Juneau gereist sind, nicht andersrum. Ich hatte das noch einmal geändert, weil ich Angst hatte, dass wir es nicht rechtzeitig zurück nach Anchorage schaffen würden, wenn mal ein Flug ausfallen sollte, schließlich gibt es nur einen am Tag. In unserem Fall wurde der Flug ja sogar gleich beide Tage annulliert, d.h. 2 Tag Puffer hätten nicht gereicht. Julian gratuliert mir zu dieser ausgezeichneten Planung und weisen Voraussicht.

11.-14. Aug.: Glacier Bay National Park

Am Morgen geht es auf nach Glacier Bay. Der erste Flug nach Juneau geht gegen 11 Uhr, also müssen wir nicht so früh aufstehen. Leider geht es nicht anders als dass wir 3 Stunden Aufenthalt in Juneau haben bevor wir unseren 36-minütigen Flug nach Gustavus nehmen können, der nur ein Mal pro Tag geht. Der Flughafen in Juneau ist echt klein. Es gibt ein Restaurant, eine Kneipe und einen Getränkeautomaten. Ich würde sagen, der Aufenthaltsbereich ist nicht viel größer als ein Handballfeld. Immerhin haben wir Zeit um den Blog zu schreiben und Ausflüge zu recherchieren.

In Gustavus angekommen ist der Flughafen noch kleiner als in Juneau. Es gibt keine Extraspur, um zum Terminal zu fahren, daher macht das Flugzeug nach der Landung eine 180 Grad-Drehung und fährt auf der Start- und Landebahn dorthin. Immerhin klappt es vor Ort ganz gut ein Taxi zu bekommen, auch wenn man dazu online vorher wenig herausfinden konnte. 40 USD für uns zusammen bis zur Glacier Bay ist zwar sportlich (und wir sind nicht die einzigen Fahrgäste), aber aus Mangel an Alternativen bleibt uns nichts anderes übrig. Immerhin freunden wir uns mit dem Fahrer, John, etwas an, so dass er uns am Ende sogar sein Bärenspray leiht. Wir mussten unseres leider in Anchorage lassen, da Alaska Airlines das nicht transportiert.

Am Campingplatz angekommen, checken wir ein, transportieren unser Gepäck auf Schubkarren zum Zeltplatz und bauen unser Zelt auf. Es ist dort wirklich schön und Julian ist froh, die Heringe gut reinzukommen. Es regnet noch leicht, aber wir sind dort im Wald gut geschützt und der Regen soll ab Morgen früh aufhören. So kommt es dann auch. Leider finden wir am Abend kein Gas mehr und essen daher kalt. Es scheint, die Lodge verkauft die Kartuschen seit diesem Jahr nicht mehr und leider können wir auch in keinem der 3 Essenslager eine Kartusche finden. Wir hören von anderen Campern, man könnte auch im Toshco keine mehr bekommen, was ohne Auto ohnehin sehr weit weg von uns ist und für heute eh zu spät wäre. Wir befürchten die nächsten 3 Tage ohne warmes Essen und Tee auskommen zu müssen. Als wir schon aufgegeben haben und ich noch den Müll wegbringe, bemerkt Julian, dass dort auch ein Mülleimer nur für Gaskartuschen ist, also durchsucht er ihn, schüttelt alle vermeintlich leeren Gaskartuschen und findet tatsächlich noch ein oder 2, die man zumindest für Tee benutzen könnte. Als wir es später anderen Campern erzählen, lerne ich ein neues Wort, denn diese Art des Suchens nennt man wohl Dumpster Diving im Englischen, also Im-Müll-Tauchen. Die Camper finden es lustig und, da wir uns den ganzen Abend nett unterhalten (insbesondere über den Bergbau und Klimawandel), bietet einer der 3 Leute uns an, morgen seinen angefangenen Gaskartuschenvorrat mitzubringen. Es stellt sich heraus, dass er beim Nationalpark arbeitet und in Gustavus wohnt. Wir freuen uns über sein Angebot, das wir gerne annehmen, denn so haben wir zumindest dieses Problem gelöst.

Am nächsten Tag leihen wir uns Kajaks aus und schippern durch die Bucht. Ein anderes Paar, mit dem wir beim Warten schon in Kontakt kommen, geht auch alleine Kajaken und so beschließen wir gemeinsam  zu starten. Sie sind viel erfahrener, sitzen jeder in einem eigenen Boot, und dadurch, dass wir im Zweier zwar eigentlich schneller wären, aber weniger Erfahrung haben, geht es sich gut aus. Wir verstehen uns auch so gut und verbringen am Ende den ganzen Trip miteinander. Wir sind darüber ganz froh, denn ohne die beiden hätten wir uns das Kreuzen der Bucht sicher nicht getraut.

Der Auflug ist wirklich sehr nett. Wir sehen viele Seeotter (von denen gibt es in der Bucht unzählige), sogar 2 Buckelwale und immer mal wieder Schweinswale. Es ist schön mal etwas Anderes zu machen als zu wandern und wir genießen die Ruhe, die der Ausflug reinbringt. Es passiert auch noch etwas Lustiges. Irgendwann bittet mich Kevin mit seiner Kamera ein Foto von ihm und Heather zu machen. Dabei übergibt er mir die Kamera und klippt sie zusätzlich noch an meine Schwimmweste. Das tut er mit den Worten „For safety“. Ich verstehe ihn total und bemerke gar nicht den Witz der Situation, denn ich hätte es ja auch so gemacht. Julian lacht sich innerlich kaputt als er das sieht, erzählt mir aber erst an Land, wie lustig er das fand. Da verstehe ich erst warum! Das sage ich ja den Leuten auch immer, wenn ich ihnen meine Kamera übergebe…

Nach dem Kajakausflug sind wir zwar etwas müde, aber immerhin um 15 Uhr schon wieder zurück, raus aus allen Klamotten und haben die Kayaks verstaut. Wir beschließen den Forest Loop Trail zu machen, denn dort soll man ab und zu Moose (nordamerikanische Elche) sehen. Wir sollen ihn während unseres Aufenthalts insgesamt 3 Mal machen, aber nie ein Moose sehen. Immerhin ist der Pfad auch so sehr schön. Er führt durch Regenwald und ist sehr feucht, hat auch zwei Teiche zu bieten. Wir verbinden den Regenwald immer mit tropischen Gebieten, aber es gibt ihn auch woanders. Man spricht wohl von einem Muskeg oder Moorgebiet, wenn alles so feucht ist. Moos ist überall auf dem Boden und hängt auch von den Bäumen, es finden sich viele verschiedene Grüntöne und man sieht einen weitgehend unberührten Wald, in dem Stämme nicht weggeräumt werden sondern liegen bleiben.

Am Tag darauf geht es auf die Bootsfahrt. Am Morgen nieselt es etwas, aber das stört uns nicht weiter, denn unser Frühstück am Strand ist schnell erledigt. Das Wetter wird im Verlauf des Tages immer besser und mittags haben wir sogar Sonnenschein. Es ist ein toller Tagesausflug, auf dem wir sehr viele Adler, Wale, Seeotter, Robben und Seelöwen sehen. Wir sehen auch einige Gletscher, Kormorane und Papageitaucher. Letztere existieren als „Tufted Puffin“ (Gelbschopflund, erkennbar an der blonden Mähne) und „Horned Puffin“ (Hornlund, erkennbar an einem Horn über dem Auge). Der Ranger meint scherzhaft, sie würde den einen an seiner schicken Frisur und den anderen an seinem tollen Make-up erkennen;-)

Tufted Puffin
Seeotter, der eine orange Seegurke frisst
Seelöwen

Uns gefällt die Bootsfahrt ziemlich gut, es scheint aber als hätten wir heute eher Pech, was die Tiersichtungen, insbesondere an Land, angeht. Es gibt lange Phasen, in denen der Ranger oder die Crew gar keine Tiere sichten, obwohl sie die ganze Zeit mit dem Fernglas die Ufer anschauen. Wir sehen leider keine einzige Schneeziege, wo sie normalerweise leben, und an den drei Bärenspots auch nur einen einzigen Bären, dafür beobachten wir aber massig Wale. Wir hören den Captain zu einem Crewmitglied sagen, dass es ihm das Herz zerbricht, dass wir so wenig Tiere sehen, obwohl wir so viele Buchten abgefahren sind. Er weiß nicht, dass wir zuhören.

Robben

Wir sind mit der Bootsfahrt trotzdem sehr zufrieden. Sie nimmt Geschwindigkeit aus unserem bisher doch sehr aktiven Urlaub. Wir können den ganzen Tag kostenlos Tee, Kaffee und heiße Schokolade trinken und werden auch ansonsten gut mit Essen und Snacks versorgt. Außerdem ist die Bärensichtung ein wahres Highlight. Julian ist gerade auf der Toilette, kommt dann aber schnell zurückgeflitzt. Wir scherzen den Rest der Tour, dass er doch mal wieder auf Toilette gehen soll, dann würden wir wieder ein Tier sehen. Der Braunbär (Grizzly) jedenfalls klettert den Berg direkt vor unserer Nase hinauf. Er scheint dabei immer wieder zu uns rüberzuschauen und doch etwas Angst vor uns zu haben. Am Ende verstehe ich auch warum, denn der Captain erklärt, dass der Bär im Wasser war und dann unseretwegen aus dem Wasser raus ist. Den Teil hatten wir nicht gesehen, sind aber total beeindruckt wie schnell der Braunbär den doch steilen Hang hinaufklettert. Wir wussten gar nicht, dass Braunbären so sportlich sind!

Da wir von der Bootsfahrt schon gegen 15:30 Uhr wieder zurück sind, erkunden wir danach noch ein bisschen die Umgebung. Wir besuchen das Stammeshaus der Tlingit, die lange Zeit vom Nationalpark nicht anerkannt wurden, mittlerweile aber miteinander ein gutes, wenn auch nicht unbelastetes Verhältnis haben. Als wir aus dem Haus wieder rauskommen, laufen gerade 4 Schwarzbären keine 50 Meter vor uns über den Wanderpfad. Wir sehen die Bärenmutter mit ihren 3 Jungen nur von hinten, aber dafür richtig gut. Krass, dass sie so nah an der Lodge rumlaufen. Wir bekommen den Eindruck, dass die Bären vielleicht doch nicht so wild sind wie sie sein sollten. Und gleich danach sehen wir ein Stachelschwein, direkt im Busch vor dem Stammeshaus. Zum Glück hatte ich am Vortag im Besucherzentrum das Buch über Stachelschweine gelesen und weiß daher die Zeichen zu deuten. Das Stachelschwein zeigt uns seinen Rücken und stellt seine Stacheln auf, d.h. wir sind zu nah dran und es will, dass wir weggehen. Im nächsten Schritt der Eskalation würde es die Stacheln schütteln, könnte dann diese auch zur Verteidigung abstoßen und einen stinkenden Duft abgeben. Dazu kommt es zum Glück nicht. Es entspannt sich wieder und frisst friedlich weiter. Nach diesem ereignisreichen Tag beschließen wir in der Lodge Abendbrot zu essen statt selbst zu kochen, und lassen es uns dort gut gehen.

Skelett des schwangeren Wals Snow, der 2001 von einem Kreuzfahrtschiff angefahren und instantan tot war

Die Zeit vergeht schnell und plötzlich ist schon unser letzter Tag – zumindest denken wir das. Wir schlafen aus, bauen nach dem Frühstück das Zelt ab, stellen unsere Sachen im Essenslager unter und gehen auf die Flusswanderung. Sie ist nicht so lang, so dass wir unser Taxi um 15:30 Uhr vor dem Anlegesteg kriegen sollten. Wir gehen wieder durch den Regenwald, sehen viel Moos und auch ein paar Lachse und einen Adler. Genau das Richtige für heute. Wir treffen auch noch kurz Patrick, den Nationalparkangestellten, der uns sein Gas geliehen hat, um es ihm zurück zu geben und dann geht es los zum Flughafen.

Gürtelfischer

Am Besucherinformationspunkt checke ich bei der Abfahrt, schon während wir im Taxi sitzen, kurz meine E-Mails, da sehe ich, dass Patrick uns mitgeteilt hat, dass unser Flug heute abgesagt wurde. Wir beschließen trotzdem zum Flughafen zu fahren und zu schauen, ob wir mit einer anderen Fluggesellschaft nach Juneau fliegen können. Ja, das geht, aber für doppelt so viel Geld, da wäre sogar ein Charterflug, den man sich mit 2 oder 3 anderen Gästen teilt günstiger. Überfordert so spontan zu entscheiden und, dank John, wohlwissend, dass morgen auch die Fähre nach Juneau geht, entscheiden wir uns am Ende dafür. Sie fährt nur alle 5 Tage, also haben wir Glück, dass sie morgen kommt, und ist viel günstiger, so dass wir am Ende sogar nur halb soviel wie für den Flug bezahlen. Julian hat auch richtig Lust drauf und das Wetter soll schön werden. So müssen wir nur noch die Unterkunft organisieren. Auf unseren üblichen Onlinebuchungsplattformen ist alles ausverkauft. Wir folgen den Empfehlungen von anderen Leuten, u.a. dem Glaziologen und seiner Familie, die wir von der Bootsfahrt kennen und am Abflugsort der Charterflugzeuge treffen, wo John uns abgesetzt hat. Aber auch in dem Gästehaus ist alles voll bzw. wir können keinen erreichen. Irgendwann, zurück am Flughafen, der fußläufig erreichbar war, halte ich einen Ortsansässigen an, eigentlich  mit dem Ziel zu fragen, ob er zufällig zum Campingplatz fährt. Eigentlich wollen wir dort nicht noch eine Nacht bleiben, da es keine Duschen gibt und uns allein die Fahrt hin und zurück 80 USD kosten würde. Er empfiehlt uns Cottonwoods Cabins und als wir dort anrufen, geht nicht nur jemand ran, sondern sie haben auch noch genau ein Zimmer frei. Der Preis stimmt und wir werden umgehend abgeholt, das passt uns sehr gut. Das Zimmer sieht auch sehr nett aus, nur leider gibt es kein WLAN, das Wasser ist gelb und das Essen ist wirklich sehr schlecht, dafür konnten wir duschen und in einem Bett schlafen. Wir sind froh uns hierfür entschieden zu haben, aber auch, dass wir nur eine Nacht bleiben.