11.-14. Aug.: Glacier Bay National Park

Am Morgen geht es auf nach Glacier Bay. Der erste Flug nach Juneau geht gegen 11 Uhr, also müssen wir nicht so früh aufstehen. Leider geht es nicht anders als dass wir 3 Stunden Aufenthalt in Juneau haben bevor wir unseren 36-minütigen Flug nach Gustavus nehmen können, der nur ein Mal pro Tag geht. Der Flughafen in Juneau ist echt klein. Es gibt ein Restaurant, eine Kneipe und einen Getränkeautomaten. Ich würde sagen, der Aufenthaltsbereich ist nicht viel größer als ein Handballfeld. Immerhin haben wir Zeit um den Blog zu schreiben und Ausflüge zu recherchieren.

In Gustavus angekommen ist der Flughafen noch kleiner als in Juneau. Es gibt keine Extraspur, um zum Terminal zu fahren, daher macht das Flugzeug nach der Landung eine 180 Grad-Drehung und fährt auf der Start- und Landebahn dorthin. Immerhin klappt es vor Ort ganz gut ein Taxi zu bekommen, auch wenn man dazu online vorher wenig herausfinden konnte. 40 USD für uns zusammen bis zur Glacier Bay ist zwar sportlich (und wir sind nicht die einzigen Fahrgäste), aber aus Mangel an Alternativen bleibt uns nichts anderes übrig. Immerhin freunden wir uns mit dem Fahrer, John, etwas an, so dass er uns am Ende sogar sein Bärenspray leiht. Wir mussten unseres leider in Anchorage lassen, da Alaska Airlines das nicht transportiert.

Am Campingplatz angekommen, checken wir ein, transportieren unser Gepäck auf Schubkarren zum Zeltplatz und bauen unser Zelt auf. Es ist dort wirklich schön und Julian ist froh, die Heringe gut reinzukommen. Es regnet noch leicht, aber wir sind dort im Wald gut geschützt und der Regen soll ab Morgen früh aufhören. So kommt es dann auch. Leider finden wir am Abend kein Gas mehr und essen daher kalt. Es scheint, die Lodge verkauft die Kartuschen seit diesem Jahr nicht mehr und leider können wir auch in keinem der 3 Essenslager eine Kartusche finden. Wir hören von anderen Campern, man könnte auch im Toshco keine mehr bekommen, was ohne Auto ohnehin sehr weit weg von uns ist und für heute eh zu spät wäre. Wir befürchten die nächsten 3 Tage ohne warmes Essen und Tee auskommen zu müssen. Als wir schon aufgegeben haben und ich noch den Müll wegbringe, bemerkt Julian, dass dort auch ein Mülleimer nur für Gaskartuschen ist, also durchsucht er ihn, schüttelt alle vermeintlich leeren Gaskartuschen und findet tatsächlich noch ein oder 2, die man zumindest für Tee benutzen könnte. Als wir es später anderen Campern erzählen, lerne ich ein neues Wort, denn diese Art des Suchens nennt man wohl Dumpster Diving im Englischen, also Im-Müll-Tauchen. Die Camper finden es lustig und, da wir uns den ganzen Abend nett unterhalten (insbesondere über den Bergbau und Klimawandel), bietet einer der 3 Leute uns an, morgen seinen angefangenen Gaskartuschenvorrat mitzubringen. Es stellt sich heraus, dass er beim Nationalpark arbeitet und in Gustavus wohnt. Wir freuen uns über sein Angebot, das wir gerne annehmen, denn so haben wir zumindest dieses Problem gelöst.

Am nächsten Tag leihen wir uns Kajaks aus und schippern durch die Bucht. Ein anderes Paar, mit dem wir beim Warten schon in Kontakt kommen, geht auch alleine Kajaken und so beschließen wir gemeinsam  zu starten. Sie sind viel erfahrener, sitzen jeder in einem eigenen Boot, und dadurch, dass wir im Zweier zwar eigentlich schneller wären, aber weniger Erfahrung haben, geht es sich gut aus. Wir verstehen uns auch so gut und verbringen am Ende den ganzen Trip miteinander. Wir sind darüber ganz froh, denn ohne die beiden hätten wir uns das Kreuzen der Bucht sicher nicht getraut.

Der Auflug ist wirklich sehr nett. Wir sehen viele Seeotter (von denen gibt es in der Bucht unzählige), sogar 2 Buckelwale und immer mal wieder Schweinswale. Es ist schön mal etwas Anderes zu machen als zu wandern und wir genießen die Ruhe, die der Ausflug reinbringt. Es passiert auch noch etwas Lustiges. Irgendwann bittet mich Kevin mit seiner Kamera ein Foto von ihm und Heather zu machen. Dabei übergibt er mir die Kamera und klippt sie zusätzlich noch an meine Schwimmweste. Das tut er mit den Worten „For safety“. Ich verstehe ihn total und bemerke gar nicht den Witz der Situation, denn ich hätte es ja auch so gemacht. Julian lacht sich innerlich kaputt als er das sieht, erzählt mir aber erst an Land, wie lustig er das fand. Da verstehe ich erst warum! Das sage ich ja den Leuten auch immer, wenn ich ihnen meine Kamera übergebe…

Nach dem Kajakausflug sind wir zwar etwas müde, aber immerhin um 15 Uhr schon wieder zurück, raus aus allen Klamotten und haben die Kayaks verstaut. Wir beschließen den Forest Loop Trail zu machen, denn dort soll man ab und zu Moose (nordamerikanische Elche) sehen. Wir sollen ihn während unseres Aufenthalts insgesamt 3 Mal machen, aber nie ein Moose sehen. Immerhin ist der Pfad auch so sehr schön. Er führt durch Regenwald und ist sehr feucht, hat auch zwei Teiche zu bieten. Wir verbinden den Regenwald immer mit tropischen Gebieten, aber es gibt ihn auch woanders. Man spricht wohl von einem Muskeg oder Moorgebiet, wenn alles so feucht ist. Moos ist überall auf dem Boden und hängt auch von den Bäumen, es finden sich viele verschiedene Grüntöne und man sieht einen weitgehend unberührten Wald, in dem Stämme nicht weggeräumt werden sondern liegen bleiben.

Am Tag darauf geht es auf die Bootsfahrt. Am Morgen nieselt es etwas, aber das stört uns nicht weiter, denn unser Frühstück am Strand ist schnell erledigt. Das Wetter wird im Verlauf des Tages immer besser und mittags haben wir sogar Sonnenschein. Es ist ein toller Tagesausflug, auf dem wir sehr viele Adler, Wale, Seeotter, Robben und Seelöwen sehen. Wir sehen auch einige Gletscher, Kormorane und Papageitaucher. Letztere existieren als „Tufted Puffin“ (Gelbschopflund, erkennbar an der blonden Mähne) und „Horned Puffin“ (Hornlund, erkennbar an einem Horn über dem Auge). Der Ranger meint scherzhaft, sie würde den einen an seiner schicken Frisur und den anderen an seinem tollen Make-up erkennen;-)

Tufted Puffin
Seeotter, der eine orange Seegurke frisst
Seelöwen

Uns gefällt die Bootsfahrt ziemlich gut, es scheint aber als hätten wir heute eher Pech, was die Tiersichtungen, insbesondere an Land, angeht. Es gibt lange Phasen, in denen der Ranger oder die Crew gar keine Tiere sichten, obwohl sie die ganze Zeit mit dem Fernglas die Ufer anschauen. Wir sehen leider keine einzige Schneeziege, wo sie normalerweise leben, und an den drei Bärenspots auch nur einen einzigen Bären, dafür beobachten wir aber massig Wale. Wir hören den Captain zu einem Crewmitglied sagen, dass es ihm das Herz zerbricht, dass wir so wenig Tiere sehen, obwohl wir so viele Buchten abgefahren sind. Er weiß nicht, dass wir zuhören.

Robben

Wir sind mit der Bootsfahrt trotzdem sehr zufrieden. Sie nimmt Geschwindigkeit aus unserem bisher doch sehr aktiven Urlaub. Wir können den ganzen Tag kostenlos Tee, Kaffee und heiße Schokolade trinken und werden auch ansonsten gut mit Essen und Snacks versorgt. Außerdem ist die Bärensichtung ein wahres Highlight. Julian ist gerade auf der Toilette, kommt dann aber schnell zurückgeflitzt. Wir scherzen den Rest der Tour, dass er doch mal wieder auf Toilette gehen soll, dann würden wir wieder ein Tier sehen. Der Braunbär (Grizzly) jedenfalls klettert den Berg direkt vor unserer Nase hinauf. Er scheint dabei immer wieder zu uns rüberzuschauen und doch etwas Angst vor uns zu haben. Am Ende verstehe ich auch warum, denn der Captain erklärt, dass der Bär im Wasser war und dann unseretwegen aus dem Wasser raus ist. Den Teil hatten wir nicht gesehen, sind aber total beeindruckt wie schnell der Braunbär den doch steilen Hang hinaufklettert. Wir wussten gar nicht, dass Braunbären so sportlich sind!

Da wir von der Bootsfahrt schon gegen 15:30 Uhr wieder zurück sind, erkunden wir danach noch ein bisschen die Umgebung. Wir besuchen das Stammeshaus der Tlingit, die lange Zeit vom Nationalpark nicht anerkannt wurden, mittlerweile aber miteinander ein gutes, wenn auch nicht unbelastetes Verhältnis haben. Als wir aus dem Haus wieder rauskommen, laufen gerade 4 Schwarzbären keine 50 Meter vor uns über den Wanderpfad. Wir sehen die Bärenmutter mit ihren 3 Jungen nur von hinten, aber dafür richtig gut. Krass, dass sie so nah an der Lodge rumlaufen. Wir bekommen den Eindruck, dass die Bären vielleicht doch nicht so wild sind wie sie sein sollten. Und gleich danach sehen wir ein Stachelschwein, direkt im Busch vor dem Stammeshaus. Zum Glück hatte ich am Vortag im Besucherzentrum das Buch über Stachelschweine gelesen und weiß daher die Zeichen zu deuten. Das Stachelschwein zeigt uns seinen Rücken und stellt seine Stacheln auf, d.h. wir sind zu nah dran und es will, dass wir weggehen. Im nächsten Schritt der Eskalation würde es die Stacheln schütteln, könnte dann diese auch zur Verteidigung abstoßen und einen stinkenden Duft abgeben. Dazu kommt es zum Glück nicht. Es entspannt sich wieder und frisst friedlich weiter. Nach diesem ereignisreichen Tag beschließen wir in der Lodge Abendbrot zu essen statt selbst zu kochen, und lassen es uns dort gut gehen.

Skelett des schwangeren Wals Snow, der 2001 von einem Kreuzfahrtschiff angefahren und instantan tot war

Die Zeit vergeht schnell und plötzlich ist schon unser letzter Tag – zumindest denken wir das. Wir schlafen aus, bauen nach dem Frühstück das Zelt ab, stellen unsere Sachen im Essenslager unter und gehen auf die Flusswanderung. Sie ist nicht so lang, so dass wir unser Taxi um 15:30 Uhr vor dem Anlegesteg kriegen sollten. Wir gehen wieder durch den Regenwald, sehen viel Moos und auch ein paar Lachse und einen Adler. Genau das Richtige für heute. Wir treffen auch noch kurz Patrick, den Nationalparkangestellten, der uns sein Gas geliehen hat, um es ihm zurück zu geben und dann geht es los zum Flughafen.

Gürtelfischer

Am Besucherinformationspunkt checke ich bei der Abfahrt, schon während wir im Taxi sitzen, kurz meine E-Mails, da sehe ich, dass Patrick uns mitgeteilt hat, dass unser Flug heute abgesagt wurde. Wir beschließen trotzdem zum Flughafen zu fahren und zu schauen, ob wir mit einer anderen Fluggesellschaft nach Juneau fliegen können. Ja, das geht, aber für doppelt so viel Geld, da wäre sogar ein Charterflug, den man sich mit 2 oder 3 anderen Gästen teilt günstiger. Überfordert so spontan zu entscheiden und, dank John, wohlwissend, dass morgen auch die Fähre nach Juneau geht, entscheiden wir uns am Ende dafür. Sie fährt nur alle 5 Tage, also haben wir Glück, dass sie morgen kommt, und ist viel günstiger, so dass wir am Ende sogar nur halb soviel wie für den Flug bezahlen. Julian hat auch richtig Lust drauf und das Wetter soll schön werden. So müssen wir nur noch die Unterkunft organisieren. Auf unseren üblichen Onlinebuchungsplattformen ist alles ausverkauft. Wir folgen den Empfehlungen von anderen Leuten, u.a. dem Glaziologen und seiner Familie, die wir von der Bootsfahrt kennen und am Abflugsort der Charterflugzeuge treffen, wo John uns abgesetzt hat. Aber auch in dem Gästehaus ist alles voll bzw. wir können keinen erreichen. Irgendwann, zurück am Flughafen, der fußläufig erreichbar war, halte ich einen Ortsansässigen an, eigentlich  mit dem Ziel zu fragen, ob er zufällig zum Campingplatz fährt. Eigentlich wollen wir dort nicht noch eine Nacht bleiben, da es keine Duschen gibt und uns allein die Fahrt hin und zurück 80 USD kosten würde. Er empfiehlt uns Cottonwoods Cabins und als wir dort anrufen, geht nicht nur jemand ran, sondern sie haben auch noch genau ein Zimmer frei. Der Preis stimmt und wir werden umgehend abgeholt, das passt uns sehr gut. Das Zimmer sieht auch sehr nett aus, nur leider gibt es kein WLAN, das Wasser ist gelb und das Essen ist wirklich sehr schlecht, dafür konnten wir duschen und in einem Bett schlafen. Wir sind froh uns hierfür entschieden zu haben, aber auch, dass wir nur eine Nacht bleiben.

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