Oje oje, die Nacht war kurz. Nur 3 Stunden Schlaf kriegen wir bevor uns der Guide morgens abholt. Leider kommt Julian so ziemlich als letzter durch die Passkontrolle am Flughafen in Duschanbe, erst ca. 90 min nach der Landung, die pünktlich um 1 Uhr nachts war. Das liegt daran, dass ihn ein Beamter aus der richtigen Schlange herausgenommen und zur falschen geschickt hat (um ein Visum zu erhalten, das er nicht braucht). Und dann, endlich im Hotel angekommen, müssen wir noch einen Teil des Geldes für die Tour überweisen, aber leider will das nicht so richtig, weder mit meiner, noch mit Julians Karte. Erst ein paar Stunden später, nach dem Aufstehen, klappt es dann endlich. Nach einem leckeren Frühstück im Hotel (Julian meint, ich solle mich nicht mehr beschweren, dass ich keinen Luxus in meinem Job hätte) holt uns das Unternehmen pünktlich ab und wir starten, etwas übermüdet, in das Abenteuer.
Unser Guide heißt Ayat, ist ziemlich jung (24 Jahre alt, wie wir später herausfinden), spricht sehr gut Englisch und ist sehr freundlich. Wir unterhalten uns von Anfang an gut. Der Fahrer, Ismail, spricht zwar kein Englisch, aber Russisch und scheint auch sehr nett. Wir sind erleichtert und haben gleich ein gutes Gefühl mit den beiden, das mit jeder Stunde, die vergeht, stärker wird. Wir erhalten unsere Genehmigungen für die autonome Region Gorno-Badakhstan (GBAO) und dann fahren wir von Duschanbe aus los nach Kalaikum, unserem heutigen Tagesziel. Es ist ein Stückchen zu fahren und da wir so müde sind, schlafen wir auf dem Rücksitz des Lexus immer wieder ein. Auf dem Weg entstehen trotzdem ein paar schöne Schnappschüsse. Zum Glück haben wir uns entschieden nicht selbst zu fahren, denn keiner von uns hätte heute die Kraft dazu gehabt.
Auf dem Weg halten wir in Hulbuk an, um Mittag zu essen (es gibt Plov) und dann das Museum gegenüber der Burg Hulbuk zu besichtigen. Die Burg ist leider im Moment wegen Restaurierungsarbeiten geschlossen, aber das Museum bietet einen guten Einblick in die Geschichte und Hintergründe. Wir haben Glück und der Direktor des Museums führt uns durch die Ausstellung. Sein Englisch ist etwas gewöhnungsbedürftig, vor allem weil er ohne Artikel und Verben spricht und weil er Jahreszahlen als Zahlen ausspricht, aber hat man sich erst einmal eingefuchst, kommt man ganz gut mit. Das Museum war wohl seine Idee. Er hat einen Doktortitel und bei den Ausgrabungen schon 1978 mitgeholfen, was mehrere Fotos an der Wand beweisen. Er erzählt uns von der Geschichte der Burg und lässt uns während der Besichtigung das ein oder andere Foto nachstellen, zum Beispiel wie die Dienerin (ich) dem König/Emir (Julian) die Schale zum Händewaschen reicht. Das Museum ist sehr nett gemacht und man kann dort auch eine Nachbildung der Burg besichtigen.
Danach geht unsere Reise weiter und wir erreichen Darvoz. Nein, wir sind nicht in der Schweiz, aber auch in den Bergen. Unser Homestay liegt direkt am Fluss und es ist ganz schön laut (Julian schläft nachts sogar mit Ohrenstöpseln), aber auch sehr atmosphärisch. Wir ruhen uns erst einmal etwas aus und schlendern danach noch etwas durch den kleinen Ort, um besseres Toilettenpapier und natürlich Selter zu kaufen. Nach einem schnellen Dinner im Homestay gehen wir ins Bett, damit wir am nächsten Morgen fit sind, denn wegen zeitlich begrenzten Straßensperrungen müssen wir schon um 5 Uhr aufstehen.