1.-3. Dez.: Amboseli-Nationalpark

Heute ist unser langer Reisetag. Wir brauchen ca. 4 Stunden nach Nairobi und von dort noch einmal 3-4 Stunden zum Amboseli-Nationalpark. Am Morgen des 2. Dezember brechen wir nicht all zu früh auf, nicht zuletzt, weil wir nach dem Schock vom Vorabend genug Zeit zum Ausruhen haben wollten und abends auch noch gar nicht wussten, ob wir heute wie geplant weiterreisen können. Doch Manfred geht es den Umständen entsprechend gut und die Fahrt kann beginnen. Leider haben wir beim Hotel wegen der Aufregung am Vorabend kein Mittagessen zum Mitnehmen bestellt, daher handle ich aus, dass wir wenigstens etwas vom Frühstücksbuffet für die lange Reise mitbekommen. Julian findet das nicht angemessen, isst dann aber später auch davon.

Mit etwas Verspätung fahren wir los and machen sogar noch etwas Safari auf dem Weg zum Ausgang. Bis kurz vor Nairobi kommen wir gut durch, dann gibt es einen langen Stau. Der kostet uns fast 2 Stunden. Um sicherzugehen, dass die Straße in den Park befahrbar ist und wir den besten Weg auswählen, rufe ich während der Fahrt die Lodge an, die uns mitteilt, dass nur das Kimana Gate offen ist. Das bedeutet einen längeren Umweg, für den wir eigentlich keine Zeit eingeplant haben. Da wir schon durch den Stau so viel Zeit verloren haben, halten wir danach kaum noch an und essen Mittag im Auto. Wir müssen eigentlich bis 18 Uhr am Parkeingang sein, damit wir bevor er schließt noch reingelassen werden, und bis 19 Uhr dürfen wir, laut Vertrag, nur unser Auto fahren. Am Ende kommen wir gegen 18:45 Uhr am Parkeingang an. Julian hat es mit viel Hin und Her geschafft während der Fahrt Tickets für uns zu kaufen, was unser Durchkommen am Tor vereinfacht. Wir schaffen es auch noch rechtzeitig zum Abendessen in die Lodge, können sogar noch etwas Safari auf dem Weg dorthin machen, obwohl der Tag ganz schön anstrengend war. Der Stau, der Stadtverkehr in Nairobi (außer auf dem Express Highway), die Mombasa Road, die kurzen Pausen und ein kleiner Zwischenfall auf der Reise haben uns ganz schön Kraft gekostet.

Immerhin werden Christine und ich am Eingang des Amboseliparks endlich fündig. Seit Nairobi suchen wir ein Buch mit den typischen Tieren der Region. Am Parkeingang spricht mich eine Frau im Rangeroutfit an, die zwar kein Buch, aber ein Heft mit Tieren und sogar ein paar Bäumen verkauft. Ich zeige Christine das kleine Heft, das sie auch schön findet, verhandele den Preis und kaufe es für 1200 KSH. Das auffällige Rangeroutfit und die Tatsache, dass ich den Preis drücken konnte, lassen mich daran zweifeln, dass die Frau wirklich zum Parkpersonal gehört. Egal, wir sind nur froh endlich eine Übersicht der landestypischen Tiere zu haben.

In der Serena Safari Lodge gefällt es uns gut. Die Zimmer haben typisch afrikanische Wandbemalungen. Bei uns sind es Warzenschweine und ein Gepard, bei Christine und Manfred ein Baum und eine Hyäne. Hier bleiben wir 2 Nächte und fühlen uns sehr wohl. Es ist sehr schick hier, man hat mehrere Bestecke eingedeckt und das Essen wird vornehm am Tisch serviert. Jeden Tag kann man zwischen 2 Suppen, 2 Hauptgerichten bzw. 2 vegetarischen Gerichten sowie Nudeln wählen. Salat und Nachtisch holt man sich vom Buffet. Auch beim Frühstück werden die Eier live gebraten, wie vor Ort bestellt, oder Pancakes frisch gebraten. Manfred und ich sind uns einig, dass es hier bisher die besten Pancakes gab. Das soll auch bis zum Ende unserer Reise so bleiben. Außerdem hat die Lodge 2 Bücher für alle ausliegen, eines mit Tieren und eines mit Pflanzen. Christine und ich bestimmen am ersten Abend fleißig viele Tiere, die wir in den letzten Tagen gesehen haben. Und es gibt einen Shop in der Lodge, in dem wir am 2. Tag auch ein paar Souvenirs kaufen, u.a. ein Tierbestimmungsbuch, das uns während der Fahrten im Nationalpark viel Freude bereiten soll, da wir Tiere, die wir sehen, direkt vor Ort bestimmen können.

Der Amboseli-Nationalpark ist gut ohne Guide zu erkunden, nicht zuletzt, da unser Heft auch eine Karte mit den Wegmarkierungen enthält. Er ist auch sehr komplementär zu dem, was wir bereits in anderen Parks gesehen haben. Hier treffen wir auf viele Wasservögel, können viel näher an die Flamingos heran, es gibt viele Störche, Löffler, größere Gruppen von Kronenkranichen, Gnus, Elefanten uvm. Die Elefanten wandern morgens und abends in größeren Gruppen von einem zum anderen Ende des Parks. Dabei überqueren sie die Parkstraßen und gehen dann ziemlich nah an einem vorbei. Das gefällt uns gut. Wir sehen auch mehrmals Geparden, zwei am Morgen und einen am Abend, als wir einen Deutschen antreffen, der ihn entdeckt hatte. Im Gegenzug verraten wir ihm den Ort der Löwenbabies und wünschen ihm bei der Weiterfahrt noch einen schönen 1. Advent.

Seidenreiher
Goliathreiher
Hagedasch
Sattelstorch
Vmtl. ein Kappengeier
Frühstück bei Regen im Safarijeep
Rotgesichtlöffler
Glanzklaffschnabel
Nimmersatt
Unsere Männer beim Mittagsschlaf auf dem Observation Hill
Zwei Geparden

Die Löwenbabies sind wohl das Highlight unseres Aufenthalts hier. Wir erfahren von den Rangern, dass es die Löwenbabies im Park zu sehen gibt und sie deuten auf eine Region rund um Wegmarkierung 14. Auf dem Weg dorthin treffen wir den Guide wieder, den wir schon auf der Mombasa Road kennen gelernt haben. Er beschreibt uns haargenau, wo wir die Babies finden können und wie wir dorthin kommen. Dann halten wir an einer Gabelung und überlegen wolang wir laut Erklärung wohl fahren müssen, und plötzlich erblicken wir einen Löwen. Wenige Sekunden später stellen wir fest, dass dies die Löwenmutter sein muss, da die Löwenbabies, eins nach dem anderen, hinter ihr her kommen. Wir bleiben stehen, ca. 50 Meter entfernt, und beobachten das Spektakel, unser Motor ist längst aus. Plötzlich steht die Löwenmutter auf und geht direkt auf uns zu. Ich kriege Bammel und kurbele das Fenster hoch. 2 Meter vor uns, bleibt die Mutter stehen und trinkt aus der Pfütze direkt vor uns. Es dauert nicht lange, da folgen ihr die Babies, alle 6, und trinken mit ihr aus der selben Pfütze direkt vor uns. Dann dreht die Mutter ab, geht allein zurück und wir haben alle Babies für uns allein. Was für ein Erlebnis! Wir sind das einzige Auto hier und überglücklich, sie gefunden zu haben und zudem noch so günstig vor der Pfütze geparkt zu haben. Der Wahnsinn! Es ist wirklich schön in diesem Park und wir sind froh, hierher gekommen zu sein.

Nach dem Mittagessen in der Lodge verlassen wir am 2. Tag den Amboseli-Nationalpark und fahren zum Tsavo-West-Nationalpark. Ich hatte mich am Morgen vor Ort schon nach den Straßenverhältnissen erkundigt und daher keine größeren Schwierigkeiten erwartet. Als ich auf dem Weg zur Sicherheit noch einmal die Lodge anrufe, um dies zu bestätigen, sagt mir der Mitarbeiter, dass die Straße, die wir nehmen wollten, nicht passierbar und zudem nur ein einziges Parktor offen ist, nämlich bei Mtito Andei. Oh nein, denken wir uns, wir sind doch extra früher los, damit wir entspannt reisen können und nun müssen wir einen riesigen Umweg fahren. Aus den geplanten 129 km bei ca. drei Stunden Fahrt werden 251 km, also fast doppelt so viele, was uns am Ende mit Pausen, Einkaufen und Parkeingangskontrolle insgesamt 7 Stunden kostet. Statt einem „I“ fahren wir jetzt also ein „U“. Wegen des Umwegs müssen wir zudem über die Mombasa Road, die sehr kräftezehrend ist, und da alles länger dauert als erwartet, sind wir am Ende sogar fast eine Stunde lang im Dunkeln auf der Straße unterwegs. Das ist wirklich kein Spaß, da man ständig überholen muss und bei Dunkelheit die Entfernungen der Leute, die mit Licht unterwegs sind, schlecht einschätzen kann (ja, es sind auch immer mal wieder Fußgänger, Fahrrad- oder Mopedfahrer ohne Licht unterwegs). Was für ein Nervenkitzel! Total erschöpft kommen wir kurz vor 20 Uhr am Parkeingang an und hoffen, dass wir noch reingelassen werden. Es zieht sich etwas, aber wir hatten auf dem Weg schon mit der Lodge und dem KWS Office telefoniert, die uns zugesagt haben, dass wie noch reinfahren dürfen. Vom Tor aus, sind es aber auch noch fast 50 km auf Parkstraßen zur Lodge und das im Dunkeln. Einige Straßen sind auch nicht passierbar, sagt uns ein Mitarbeiter. Uns wird schon ganz bange, denn im Dunkeln auf unbekannten Straßen, vielleicht mit Wasserlöchern und wilden Tieren, zu fahren, wird noch eine ganz schöne Herausforderung, da passiert ein kleines Wunder. Ein Mitarbeiter ist Ranger und wartete auf eine Mitfahrgelegenheit, die ihn zu einer Lodge nahe unserer bringen soll, aber sein Freund hat ihn wohl hängenlassen und ist nicht erreichbar. Er schlägt vor, dass wir ihn bis zur Lodge mitnehmen, während er uns dorthin leitet, und er dann am nächsten Morgen die letzten paar Kilometer weiterreist. Uns kommt das sehr gelegen. Und noch viel besser: Er will fahren, was uns sehr gut reinpasst, da wir ganz schön fertig sind und er die Straßen und den Weg natürlich besser kennt.

Die Fahrt zur Lodge ist sehr interessant. Kano, der Ranger, brettert mit 70 km/h über die Parkstraßen, was wir nie gemacht hätten und was die lange Fahrt doch deutlich verkürzt. Es ist auch sehr lehrreich zu sehen, wie er fährt, das soll uns am Tag drauf noch nützlich sein. Julian und ich unterhalten uns gut mit ihm über alles Mögliche, seinen Job, seine Ausbildung, die Wilderei im Park, die außergewöhnlichen Regenfälle dieses Jahr uvm. Irgendwann steht ein Elefant am Wegesrand und wir müssen etwas warten (und auch mehrmals zurückweichen) bevor er uns vorbeilässt. Kano muss auf dem Weg noch seine Arbeitskluft abholen, daher fahren wir über die Start- und Landebahn des Flugplatzes zu einem Wachhäuschen, er steigt aus, lässt uns seine Waffe auf dem Sitz da (als wüssten wir wie man damit umgeht) und kommt nach kurzer Zeit mit einem vollgepackten Rucksack wieder. Die Fahrt kann weitergehen. Wir entscheiden uns doch die Straße zwischen Wegmarkierung 10 und 11 zu nehmen, die wohl jetzt wieder passierbar ist. Als wir an der kritischen Stelle ankommen, steigt Kano in der Dunkelheit aus, begutachtet, wo er vorbeifährt, und kriegt es dann gut hin. Wir sind alle sehr froh, ihn dabei zu haben. Vor allem Christine fühlt sich sicherer.

Als wir endlich an der Lodge ankommen, eingecheckt haben und sich alle Koffer im Zimmer befinden, ist es 21:30 Uhr. Wir sind alle so erschöpft von der Anreise, dass wir entscheiden, doch nichts mehr zu kochen, sondern von unseren Resten zu picknicken. Wir haben noch Brot, Käse, Aufschnitt, Datteln uvm. Einige unsere Zutaten für die Tomatensauße, vor allem die frischen Tomaten, die wir heute am Straßenrand gekauft haben (mit zig Kinderhänden im Auto und Geschrei), verarbeiten wir am Tag drauf mit den Zwiebeln zu einem Tomatensalat und essen diesen zum Mittag. So geht geht wieder mal ein abenteuerlicher Tag gut zu Ende.

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