4. Juni: Ab nach Panjakent und zu den Ausgrabungen von Sarazm

Heute fahren wir nach Panjakent, einer Stadt mir nur ca. 42000 Einwohnern. Auf dem Weg dahin besorgen wir ein stärkeres Durchfallmittel, was allerdings erst abends richtig zu wirken beginnt. Entsprechend oft halten wir auf dem Weg nach Panjakent:-) Die Stadtbesichtigung in Istarafshan lassen wir ausfallen, kaufen dort nur etwas Wasser und gehen auf die Toilette. Unser Guide meint, dass Panjakent schöner wäre und wir lieber dort Zeit verbringen sollten. Kein Problem für uns. Die Stadt ist auch echt klein. Und die Fahrt nah Panjakent, durch das Aynital, ist auch sehr schön. Im Reiseführer steht, dass der Norden im Vergleich zum Rest des Landes relativ flach ist. Ja, das stimmt, aber die Berge hier sind auch nicht klein.

Während ich auf der Fahrt viel schlafe, unterhält sich Julian blendend mit unserem Guide. Sie reden über sein Autobusiness (er importiert wohl ältere Autos aus Schweden, repariert sie und verkauft diese dann mit Gewinn in Tadschikistan), wie Sachen in Tadschikistan laufen (politisch, militärisch, usw.), über geologische Zusammenhänge, als was der Guide in Schweden gearbeitet hat, etc. Es ist sehr interessant, wenn wir auch den Eindruck haben, dass nicht alles davon vollkommen legal ist. Es scheint als wäre er nicht der Einzige, der die Lücken des Sytems ausnutzt.

In Panjakent angekommen suchen wir nach einer Essensmöglichkeit. Wie üblich, fragt sich unser Guide durch. Das scheint in Tadschikistan (und anderen post-sowietischen Ländern) so zu funktionieren und man erkennt an, dass die Ortsansässigen, die Stadt einfach am Besten kennen – sei es um nach den Weg zu fragen, nach Empfehlungen für Restaurants,  Sehenswürdigkeiten oder, wie in der Pamirregion,  nach der Sicherheitslage. Unsere Hilfe mit den Offlinekarten von Mapsme wird zwar manchmal angenommen, vor allem als wir im Pamir mit schlechtem Empfang unterwegs waren, aber ohne eine Bestätigung des Weges von einem Ortsansässigen geht die Fahrt nicht weiter. Nun ja, zurück zu unserem Mittagessen. Zunächst wird uns das Restaurant Nigina empfohlen (das so heißt wie die Sängerin vom Vorabend), allerdings ist es dann geschlossen. Ein weiterer Ortsansässiger empfiehlt uns alternativ zum Restaurant am See zu fahren. Gesagt, getan. Das Restaurant ist wirklich nett: es gibt frei umher laufende Pfauen, viele Tauben und auch ein Steinhuhn, das allerdings im Käfig gehalten wird. Laut Google finden manche Leute den Gesang so schön, weshalb sie es so halten, aber ich finde es klingt nur wie ein gackerndes Huhn im Käfig. Wie auch immer, es gefällt uns hier so gut, dass wir zum Abendessen wieder zurück kommen sollen. Dann kriegt Julian auch doch noch seinen Kebabspieß, der jetzt leider mindestens eine Stunde gedauert hätte, was uns zu lang dauerte.

Nach dem Mittagessen geht es aber erst einmal zu den Ausgrabungen von Sarazm, die 2010 ins UNESCO Weltkulturerbe aufgenommen wurden, wohl dem einzigen in Tadschikistan. Die Siedlung wurde 1976 zufällig von einem Dorfbewohner entdeckt und ist wohl eine der ältesten Städte Asiens. Mittlerweile sind die Ausgrabungen überdacht, aber wohl nicht seit Anfang an, was man leider an deren Verfall sehen kann. Viele der Fotos vom Fund zeigen, dass die Ausgrabungsstätte deutlich besser erhalten ware als sie entdeckt wurde. Obwohl ich kräftemäßig ganz schön zu kämpfen habe, ist es sehr interessant die Ausgrabungen und das dortige Museum, das mittlerweile die originale Prinzessin beherbergt, zu besuchen, trotz der knallenden Hitze. Gemessen an der Bedeutung, ist es aber auch schade zu sehen, dass so wenige Touristen hierher kommen. Es gibt Parkplätze für nur 5-6 Autos, die Guides, die früher hier Führungen gegeben haben, existieren nicht mehr, und auch sonst scheint fast nichts los zu sein. Unser Guide meint, dass es die meisten Leute von Dushanbe gar nicht bis hierhin schaffen und eher lokale Leute sich die Ausgrabungen anschauen.

Unser Hotel heute ist einsame Spitze. Richtig edel, mit einem Obstteller im Zimmer und echt gutem Wasserdruck. Mir ist es wichtig sich ab und zu doch mal richtig wohl zu fühlen. Heute ist das definitiv der Fall. Zum Abendessen kehren wir wieder in das Restaurant am See ein. Wir haben auch den selben Kellner. Er sieht sehr jung aus und am Ende des Abends unterhalten wir uns, mithilfe des Guides etwas mit ihm. Er erzählt, dass er im Dorf wohnt, 16 Jahre alt ist und schon seit 6 Jahren in diesem Restaurant arbeitet, immer nach der Schule. Sein Kumpel, auch Kellner in dem Restaurant, ist 15 Jahre alt. Wir haben schon immer wieder mal Kinder in Restaurants gesehen, dachten aber naiverweise, dass diese zu den Besitzern gehören. Unser Guide meint, dass Kinder eigentlich auch in Tadschikistan nicht arbeiten dürfen, aber manchmal halt doch, um die Familie zu unterstützen. Der Staat kontrolliert nicht ausreichend genug, vermutlich auch nicht ganz unabsichtlich.

Nach dem Abendessen setzt uns der Guide am Hotel ab und wir gehen spontan im darunterliegenden Supermarkt noch etwas einkaufen. Ich suche Kontaktlinsenflüssigkeit, aber die gibt es wohl nur in Khujand oder Duschanbe. Ich muss also mit dem Rest haushalten. Julian möchte noch ein Eis, also beschließen wir, während er es isst, noch kurz im Rudakipark gegenüber vom Hotel zu schlendern. Irgendwie scheinen wir aufzufallen, denn alle im Park schauen uns nach. Zwei Kinder begrüßen uns mit einem „Hello“ und „What’s your name?“, schwirren dann immer in unserer Nähe umher und fragen am Ende noch nach einem Selfie. Das befindet sich jetzt auf Ihrem Telefon.

Im Park gegenüber unseres Hotels

3. Juni: Khujand und das Tadschikische Meer

Heute geht es auf Besichtigungstour durch Khujand, der mit ca. 400.000 Einwohnern zweitgrößten Stadt Tadschikistans. Wir haben einen neuen Guide, der gleichzeitig auch unser Fahrer ist. Es wäre für Ayat und Ismail nicht schaffbar gewesen, rechtzeitig in Khujand zu sein, da die Fahrt von Duschanbe ca. 6 Stunden in Anspruch nimmt. Wir sind dagegen gestern in nur 45 Minuten von Duschanbe nach Khujand geflogen. Das Terminal in Duschanbe war echt klein, es gab nur einen kleinen Shop und der Duty Free-Laden, den es wohl früher mal gab, war komplett leer. Der Flug war so kurz, dass Julian es kaum geschafft hat den kleinen ausgeschenkten Becher Wasser rechtzeitig auszutrinken. Am Flughafen in Khujand holt uns unser Guide ab. Er erkennt uns gleich an einem Foto, das ihm Ayat wohl geschickt hat, fährt uns ins Hostel und wir gehen noch gemeinsam etwas essen.

Unser neuer Guide führt uns heute Morgen zunächst durch die Stadt. Es geht zur Mechet im. Sheykha Muslikhiddina-Moschee, vor der sich echt viele Tauben tummeln, und dann auf den daneben befindlichen Panjabebasar, auf dem wir etwas lokales Obst und Gemüse kaufen. Auch unser Guide ist gut dabei, er kauft einen Hut, da er seinen wohl vergessen hat, und Kreuzkümmelöl, das wir beide so bei uns noch nie gesehen haben. Er nimmt jeden Morgen einen Löffel davon, was wohl sehr gesund sein soll. Das kann ich mir gut vorstellen. Er lässt sich beim Kauf nicht übers Ohr hauen und will für die fast 12 Euro eine vor ihm abgefüllte Flasche Kreuzkümmelöl, statt der dort vorgefüllten. Julian kann das gut nachvollziehen und scheint sich direkt prächtig mit dem Guide zu verstehen. Danach fahren wir zur Zitadelle und dem angeschlossenen Zentralpark, von dem aus auch eine Seilbahn über den grenzüberschreitenden Fluss Syr Darya verläuft. Ich wollte den Fluss unbedingt sehen, da wir vor kurzem, zusammen mit Kasachstan, Kirgistan, Tajikistan und Usbekistan, ein Projekt dazu implementiert hatten. Wir entscheiden uns bis ans Ufer des Flusses zu laufen und, sollte die Zeit es am Abend erlauben, eventuell zurückzukehren um mit der Seilbahn zu fahren. Danach geht es noch zum Arbobpalast, der ein bisschen weiter weg ist. Er stammt wohl aus der Blütezeit des Sozialismus und wurde 1956 fertiggestellt. Der Palast ist wirklich sehr schön und wir spazieren im Park herum, in dem wir endlich auch das so seltene Marco-Polo-Schaf sehen, wenn auch nur als kunstvoll zugeschnittenen Baum bzw. Kunstrasen;-) Beim Schlendern bemerken wir, dass am selben Abend ein Konzert von Megafon, einem Mobilfunkanbieter, zum 20-jährigen Jubiläum in Tadschikistan in dem Amphitheater des Parks stattfinden wird. Große tadschikische Stars werden kommen, u.a Nigina, und als unser Guide fragt, ob wir uns das ansehen wollen, sagen wir kurzerhand ja. Wir sind froh, dass unser Guide heute etwas auftaut. Am Vorabend beim Abendessen wirkte alles etwas steif und wir haben nicht so richtig viel geredet, aber heute ist das anders. Irgendwie hatten wir das auch gleich so im Gefühl. Wir waren wohl alle noch etwas müde am Vorabend, denn jetzt klappt es ganz gut. Unser Guide weiß viel und wir werden in den kommenden Tagen auch noch zig Sachen von ihm erfahren.

Büsten bekannter Khujander am Ufer des Syr Darya
Marco-Polo-Schaf

Nach der Stadtbesichtigung fahren wir zum Tadschikischen Meer und baden darin. Eigentlich ist das Meer ein See und durch die Errichtung des Staudamms Qayroqqum entstanden, aber die Tadschiken bezeichnen den Stausee als Meer und sind gekränkt, wenn man von einem See spricht. Das wollen wir natürlich nicht, also machen wir es ihnen gleich. Unser Guide führt uns zu einem abgelegenen Ort zum Baden. Die Straße dorthin ist zwar bei Google, nicht aber bei Mapsme eingezeichnet. Das wundert mich, da normalerweise Mapsme immer besser ist. Es sind nur ein paar lokale Jungs vor Ort und ein Haus steht dort, wo wir baden. Es ist echt schön sich bei der Hitze abzukühlen. In Khujand ist es wirklich sehr heiß und wir schwitzen ganz schön, kein Vergleich zur Pamirregion.

Nach dem Baden machen wir einen kleinen Lunchstopp. Ich esse nicht viel, obwohl die Gulaschsuppe echt lecker ist. Irgendwie habe ich seit gestern Durchfall. Ich glaube nicht, dass ich irgendetwas Falsches gegessen habe, vielmehr habe ich das Gefühl, dass das tadschikische Essen doch sehr fettig ist und immer sehr deftig und, dass sich mein Magen jetzt querstellt. Zum Glück fahren wir noch einmal ins Hostel vor dem Konzert, so dass ich mich ausruhen kann. Das Konzent am Abend ist dann sehr schön. Zum Glück würden die Ansagen sowohl auf Tadschikisch als auch auf Russisch gemacht, so konnte ich Julian übersetzen was gesagt wurde. Es entstehen ein paar netter Bilder und Videos bevor wir kurz vor dem Ende zurück zum Hostel fahren. Wir essen wieder in der selben Kantine wie am Vorabend, gegenüber vom Hostel. Die Bedienung erinnert sich an uns und meint, dass sie heute Plov hätten (gestern kamen wir wohl zu spät) und so essen wir das. Ich nehme nur eine Miniportion Nudeln mit Soße und esse etwas Salat. Ich muss meinen Magen schonen. Die Tabletten, die wir in der Apotheke gegen den Durchfall besorgt haben, scheinen nicht zu wirken. Als ich danach google, merke ich, dass das ein probiotisches Produkt ist. Am nächsten Morgen kaufen wir Immodium, was hoffentlich besser wirkt.

1.-2. Juni: Bye, bye Pamir und auf in den Norden Tadschikistans

Man braucht 2 Tage, um in den Pamir zu gelangen. Die indische Reisegruppe macht den Rückweg zwar an einem Tag, aber das ist eher ungewöhnlich und bedeutet mindestens 14 Stunden Fahrt. Besonders auf der ersten Etappe von Khorugh nach Kalaikum ist die Straße sehr schwierig, danach, von Kalaikum nach Duschanbe, geht es dann viel besser. Es ist interessant wie sich die Wahrnehmung verändert. Auf dem Hinweg habe ich die Strecke zwischen Kalaikum und Khorugh noch als Höllenritt bezeichnet, jetzt denke ich, sie ist gar nicht so schlimm. Wir sind offensichtlich später viel schlimmere Straßen gefahren, sonst würde es uns jetzt nicht so vorkommen.

Am 1. Juni fahren wir um 6 Uhr morgens von Khorugh los. Es gab am Vorabend eine kleine Diskussion mit dem Fahrer, der meinte, er würde es bis zur Straßensperre in 4 Stunden schaffen und deshalb erst um 7 Uhr loswollte. Der Guide und wir hatten etwas Bedenken, da wir auf dem Hinweg den ganzen Tag unterwegs waren, und wollten daher eigentlich um 5 Uhr los, um rechtzeitig zur Öffnung der Straße da zu sein. Am Ende schließen wir einen Kompromiss, fahren um 6 Uhr los, müssen dann aber noch eine Stunde an einer Straßensperrung warten, die allerdings früher als erwartet kam. Naja, unser Fahrer hatte wohl doch eher recht, wahrscheinlich, weil auch er nun mehr Erfahrung gesammelt hatte und auch deutlich schneller unterwegs war. Obwohl er auch ganz schön leidet. Als wir an der Straßensperrung halten müssen fragt er mich, warum er so rote Augen hat, und ich gebe ihm meine Augentropfen zur Linderung. Ich zeige ihm, wie man sie benutzt, aber natürlich schafft er es nicht sie sich alleine reinzumachen. Das werde ich in der Wartezeit ein paar Mal für ihn machen. Ich erkläre ihm dann, dass es auch an der starken Sonne liegen kann und er meint, dass er keine Sonnenbrille hat. Ich glaube es war hier, wo er mir sagt, dass er einfach nicht für die Berge gemacht ist. Wir lachen beide.

Irgendwann auf der Strecke ruft mich der tadschikische Arbeitskollege vom Workshop an. Er erkundigt sich freundlich, ob alles in Ordnung ist, bietet noch einmal seine Hilfe an, falls ich irgendetwas brauchen sollte, und schickt mir am Ende sogar noch den Kontakt eines Kollegens im Pamir. Dieser ruft mich am Folgetag sogar an, fragt nach, ob er mir irgendwie helfen kann, und wirkt fast etwas enttäuscht als ich ihm sage, dass wir schon wieder auf dem Rückweg sind. Ach, es ist echt nett zu sehen, dass sich alle so um einen sorgen. Ich berichte dem Kollegen auch, dass wir das Obst schon fast komplett aufgegessen haben und schicke ihm noch ein paar Fotos aus der Region per WhatsApp.

Da wir alle Straßensperrungen mittags durchfahren mussten, was ca. 90 Minuten gedauert hat, können wir erst danach eine Mittagspause machen. Erst 15 Minuten vor unserem heutigen Etappenziel Darvoz bei Kalaikum finden wir ein Restaurant. Wir sind alle total fertig und schlafen beim Essen fast ein, nicht zuletzt, weil irgendwann das Licht ausgeht. Irgendwie raffen wir uns dann aber doch wieder auf, denn das Restaurant ist nicht weit weg von Karon und so beschließen wir danach noch hoch zu der antiken Stadt zu wandern. Aus den 1,4 km laut Schild werden in der Realität 2 km pro Richtung, die auf dem Rückweg bergab deutlich leichter zu passieren sind. Wir machen ein paar schöne Fotos und lassen den Abend ruhig im Homestay ausklingen. Wir sind froh, dass wir Karon noch machen konnten; eigentlich war das für den Hinweg geplant, aber da wir so früh aufstehen mussten um rechtzeitig die Straßensperrungen zu passieren, hatten wir dafür keine Zeit.

Am nächsten Tag fahren wir mit einen tiptop geputzten Auto zurück nach Duschanbe und machen wieder einige schöne Fotos. Unser Fahrer hat am Vorabend noch das Auto geputzt, weshalb wir alle Sachen rausnehmen mussten. Das passte uns ganz gut, so konnten wir schon alles für den Flug nach Khujand zusammenpacken. Ein letztes Mal frühstücken wir in unserem Homestay auf der Terasse über dem Flüsschen. Apropos, der Fluss führt nun richtig viel Wasser und ist eher ein reißender Strom geworden, dabei waren wir nur ein paar Tage weg. Gestern Abend wurde es auf der Terasse auch noch ziemlich abenteuerlich, da es extrem windig war und der Wind so einige Sachen umgeworfen bzw. in den Fluss geweht hat, z.B. die Schüssel der Besitzerin. Unser Guide erzählt uns am nächsten Tag, dass der Wind Afghanka genannt wird, also afghanischer Wind.

Am letzten Tag passiert noch so einiges. U.a. erzählt unser Guide, dass sie alle Check-Points nur passieren konnten indem sie Geld über den Tisch haben wachsen lassen. Üblich sind wohl 1 oder 2 Dollar. Natürlich sagt kein Beamter, dass er Geld will, er stellt einfach nur viele Fragen und am Ende bezahlen die Tadschiken halt Geld, um weiterfahren zu dürfen. Das Gleiche passiert wohl bei der Polizei, die uns allein in Kubol gleich zwei Mal anhält. Manchmal zieht das Argument, dass unser Guide sagt, er hat internationale Gäste im Auto, aber nicht bei allen. Ausserdem werden wir beim Mittagessen noch so richtig abgezogen. An der Straße in Nurek fragen wir nach einem Platz zum Essen und die Kinder dort weisen auf einen Ort ein kleines Stückchen weiter. Der ist wirklich traumhaft, mit einem Taptschan direkt am Wasser. Wir essen leckeren Fisch und Pilze, gehen am Ende sogar noch baden, was auch ziemlich toll ist, wenn auch viel kälter als erwartet. Der Schock kommt dann erst am Ende als wir unseren Guide einsammeln wollen und der mit dem Besitzer lautstark diskutiert. Vom Guide erfahren wir später, dass sie dreimal so viel für das Essen haben wollten wie üblich und, dass sie wohl das Gewicht des Fisches beim Fang, nicht, wie üblich, beim Servieren berechnet haben. Nach 15 Minuten Diskussion und einem 1:3 Ungleichgewicht, bezahlt unser Guide verärgert. Er sagt, er habe soetwas noch nie erlebt und wird sich beim Bürgermeister beschweren, damit der Laden geschlossen wird. Ob er das am Ende tatsächlich macht oder den Einfluss hat, wissen wir nicht, manchmal sagt man solche Dinge ja auch nur so dahin in Rage. Es tut uns trotzdem leid für ihn und überschattet etwas den tollen Nachmittag und Ort dort. Die Fotos sind aber ganz nett geworden.

Nurektal

Am Ende bringen uns die beiden noch zum Flughafen, wir geben Ihnen beiden ein großzügiges Trinkgeld und verabschieden uns von Ihnen. Der Fahrer fand uns sehr nett, will uns nächste Woche in Duschanbe zum Spaziergang treffen und wir tauschen Nummern aus. Er fragt, wann wir wieder mal hier sind und ob er uns anrufen kann, wenn er in den USA ist, was wir bejahen. Auch unser Guide meint, dass er vielleicht die Stadtführung in Duschanbe nächste Woche organisiert. Vielleicht sehen wir dann beide ja noch einmal vor der Abreise wieder, was uns sehr freuen würde. Dann können wir mit dem Fahrer auch noch einmal Englisch üben. Das haben wir während der letzten Tage ständig gemacht und er hat richtig viel aufgeschnappt, mir sogar den einen Tag eine Vokabelliste gezeigt und ich habe ihn abgehört. Er scheint jetzt richtig motiviert zu sein. Das freut uns.

31. Mai: Von Bulunkul zurück nach Khorugh

Heute machen wir die Runde voll und fahren zurück nach Khorugh. Zuvor jedoch absolvieren wir zu viert eine kleine Wanderung von unserem Homestay zum Bulunkulsee. Zum Glück ist es relativ flach hier, denn auf ca. 3700 Meter sind wir ganz schön aus der Puste. Wir haben gut geschlafen, unser Fahrer allerdings nicht. Bei ihm zeigten sich schon am Vorabend die typischen Symptome der Höhenkrankheit: Kopfschmerzen, Schwindel, Müdigkeit und nachts dann auch Schlafschwierigkeiten. Am Morgen ist er total übermüdet und friert, denn sein Reisegepäck besteht nur aus einer kleinen Tüte und seine Standardkleidung aus einem Tshirt, einer Jeans und Lederjacke. Er hat keinen Pulli mit, kein Halstuch oder ne Mütze, nicht mal eine Sonnenbrille. Julian gibt ihm seine Daunenjacke für die Wanderung zum See am Morgen, die er erstaunlicherweise auch annimmt. Irgendwann während der Reise sagt Ismail selbst auch, dass er wohl nicht für die Berge gemacht ist. Hahaha, ja, das mag sein.

Die kleine Wanderung zum Bulunkulsee ist sehr schön und eine nette Abwechslung von den die Tage doch dominierenden Autofahrten. Es ist so ruhig hier, man hört nur das Zwitschern der Vögelchen und niemand ist hier. Es macht Spaß über die nassen Flächen seinen Weg zu finden und teilweise auch zu springen. Ich habe da mit den Stöcken schon einen kleinen Vorteil im Vergleich zu den Männern, von denen unser Guide und Fahrer später sogar mit nassen Schuhen zurückkehren. Wir sehen auch ein paar Pferdchen und eine Kuh mit ihrem Kalb. Als wir das Kalb genauer beobachten, bemerken wir, dass es noch sitzt und beim Aufstehen extrem unsicher ist, sogar wieder zusammenbricht. Wir vermuten, dass die Mutter es gerade erst geboren hat. Nach ein paar Versuchen schafft es das Kleine dann aufzustehen, und auf dem Rückweg unserer Wandeung sehen wir, wie die beiden langsam von Dannen ziehen. Toll, dass wir gerade im richtigen Moment ankamen.

Nach der Wanderung haben wir noch etwas Zeit bis zum Mittagessen und erkunden den kleinen Ort. Ich hätte nicht gedacht, dass das soviel Zeit in Anspruch nehmen würde, da dort nur ca. 20 Häuser standen. Das ist die übliche Art vor Ort die Einwohnerzahl zu bestimmen – über die Häuser, das hatte ich schon auf der Wanderung mit dem Dorfbewohner bei Garm Chashma gelernt. Die genaue Einwohnerzahl weiß man da einfach nicht. Naja, zurück zum Thema, wir erkunden also den Ort. Es fängt damit an, dass wir den Besitzer unserer Unterkunft in den Container, der zur Wetterstation gehört und sich direkt vor der Unterkunft befindet, gehen sehen. Als er nach wenigen Minuten herauskommt, sprechen wir ihn an. Er erzählt uns, dass er alle 3 Stunden, Tag und Nacht, die Wetterdaten nach Khorugh übermittelt. Hier herrschen im Winter wohl sogar um die minus 60 Grad Celsius. Er macht das seit 3 Jahren, davor hat das sein Vater 40 Jahre lang gemacht. Er hat damit eine sichere Einkommensquelle. Ausserdem erzählt er, dass er der Lehrer im Ort ist. Er unterrichtet Mathe, Tadschikisch und Russisch. Er hat 5 Jahre in Khorugh studiert und dort einen Wirtschaftsabschluss gemacht, ausserdem hat er 2 Jahre in Murghob die Lehrerausbildung absolviert. Sehr interessant, denken wir, und sind froh, dass ich Russisch spreche, was Vieles hier einfacher und uns unabhängiger vom Guide macht. Am Ende zeigt er uns noch sein Treibhaus, in dem sie Gurken und Kräuter anbauen. Sie haben auch eine Jurte, wie auch ein oder zwei andere im Ort, die sie im Sommer an Touristen vermieten. Jetzt ist es aber noch zu kalt darin zu übernachten.

Der Ort Bulunkul
Die Wetterstation

Auf dem weiteren Spaziergang schauen wir uns die Schule von außen an, kaufen etwas im einzigen Shop im Ort, der extra für uns aufgeschlossen wird, schauen uns die Brunnen an, aus dem eine Frau auch gerade manuell Wasser holt, beobachten einen Nachbarn beim Hausputz, bewundern die Stapeltrockentechnik für den Kuhmist, der zum Heizen verwendet wird, essen frisches Brot, das uns auf dem Spaziergang von einem Dorfbewohner geschenkt wird, erheitern uns an seiner Technik, den Motor des Autos anzuwerfen (ein paar kräftige Schritte gegen das linke Vorderrad haben wirklich geholfen) und genießen einfach die Landschaft und Ruhe. Hier kann man sich richtig gut entspannen, auch, wenn der Ort das auf den ersten Blick nicht vermuten lässt und mit den europäisch erschlossenen Seeerholungsgebieten nicht vergleichbar ist. Uns hat es hier trotzdem richtig gut gefallen und wir sind froh, dieses Highlight durch einen Tag länger im Pamir statt im Norden reingeschoben zu haben.

Der Dorfshop
Kuhmist wird zum Heizen getrocknet
Der Brunnen

Beim Mittagessen treffen wir auf die indischen Touristen, die gerade ankommen als wir fertig sind. Unser Fahrer beschwert sich beim anderen Fahrer, dass er ihn über den Zustand der Straße falsch beraten hätte; der andere Fahrer meint, er konnte die ganze Nacht nicht schlafen, weil er sich Sorgen um uns gemacht hatte. Naja, ob das wohl stimmt. Sie erzählen, dass nun Schnee auf dem Pass liegt und der Fahrer zeigt an, dass der Schnee bis zum Knie reicht. Als er jedoch, auf Wunsch unseres Fahrers, ein Video davon zeigt, sehen wir, dass er etwas übertrieben hat, denn, die Straße war frei, und der Schnee kam auch erst nach dem Check-Point auf. Wir sind trotzdem froh schon am Vortag ohne Schnee an den steilen Hängen vorbeigefahren zu sein.

Wir sollen im Verlauf des Tages immer mal wieder auf die indische Gruppe treffen, meistens wird das eine Überholjagd zwischen den Fahrern, die sich gegenseitig etwas hochschaukeln, es bleibt aber eigentlich alles sehr freundlich. Am Abend ruft uns der Fahrer der anderen Gruppe sogar an und empfiehlt uns ein günstiges Hotel in Khorugh. Es ist wohl seine Art sich für den falschen Rat zu entschuldigen, oder, was eher meine Vermutung ist, er bekommt vielleicht doch auch etwas Geld oder vermittelt zumindest an einen Freund, da er selbst aus Khorugh stammt. Wie auch immer, das Hotel ist wirklich toll und, laut unserem Guide, auch gar nicht so viel teurer als ein Homestay. Am Ende will er mit dem Eigentümer einen Deal machen, dass Sie in der Zukunft immer hierher kommen. Wir finden das Hotel auch wirklich klasse und eine nette Abwechslung zu den doch sehr einfach gehaltenen Homestays, wenn auch die Dusche im Hotel wohl Luft führt und daher ab und zu gar kein Wasser mehr rauskommt, es sei denn man öffnet den Wasserhahn am Waschbecken um die Luft abzulassen. Die Unterkunft liegt auch vielmehr im Zentrum als der Homestay, in dem wir auf der Hinfahrt übernachtet haben. Unserem Guide war es dort aber zu kalt, deshalb hatten wir eh nach einer anderen Unterkunft für die Nacht Ausschau gehalten.

Auf dem Weg nach Khorugh sehen wir viele Murmeltiere. Am Vortag hatten wir diese schon gehört, aber noch nicht gesehen, und wir hatten schon ein bisschen Angst, dass uns der Fahrer und Guide nicht glauben, dass es sie gibt. Der Besitzer unsere Unterkunft hatte zwar auch gemeint, dass es hier unendlich viele gibt, aber lang haben wir sie nicht gesehen. Vielleicht auch wegen des schlechten Wetters am Vortag. Jetzt jedenfalls sehen wir massig davon und sie sind eher golden, sehen ganz anders aus als die bräunlichen Murmeltiere in den Alpen, die wir kennen. Unser Fahrer läuft sogar einem hinterher und treibt es in die Enge. Es muss sich unter einem Stein verstecken. Unser Fahrer verletzt sich dabei sogar an einem Stein und wir müssen ihn später noch verarzten. Wir machen eine Nahaufnahme von dem Murmeltierchen, fühlen uns aber auch irgendwie schlecht. Am Besten lässt man die Tiere doch in feier Wildbahn in Ruhe leben.

Am Abend gehen wir noch schnell etwas essen. Sie wollen mit uns wieder in das usbekische Café, aber da Julian sich nach dem letzten Besuch übergeben hatte, gehen wir in ein anderes Restaurant. Julian meint später, den Kellner wiederzuerkennen und fragt sich, ob die beiden Restaurants wohl zusammen gehören, aber unser Guide meint, es kann auch sein, dass er einfach mehrere Jobs hat. Wie auch immer, heute essen wir mal Mantij, das sind mit Hackfleisch gefüllte Teigtaschen. Das nimmt jeder von uns und sie schmecken wirklich sehr gut, wenn auch, wie immer, viel zu viel. Und so geht wieder ein eindrucksvoller Tag im Pamir zu Ende.

30. Mai: Über Bibi Fotima und den Khargush-Pass zum Bulunkulsee

Heute geht es Julian wieder richtig gut. Das freut uns. Am Morgen machen wir uns auf zu den heißen Quellen von Bibi Fotima, bennant nach Mohammeds Tochter. Diese liegen relativ weit oben und wir fahren am Ende eine Weile die Serpentinen hinauf. Auf dem Weg dorthin stoppen wir zunächst an einer kleinen Festung, die wir während eines kurzen Stopps zu Fuß zu viert erklimmen. Ausserdem bangen wir danach eine Weile um die Fortführung unserer Reise, denn ein LKW ist im Sand stecken geblieben und versperrt einen Teil der Straße. Der andere Teil wird von dem Bagger versperrt, der hilfeeilend auch steckengeblieben ist. Wir scheinen jedoch zum Finale zu kommen, denn innerhalb einer Viertelstunde haben die Arbeiter das rechte Rad des Baggers mit einer improvisierten Straße aus kleinen Steinen befreit und er schafft es rauszufahren. Der LKW ist zwar immer noch nicht frei, aber jetzt kann man vorbei fahren. Ich bezweifle, dass wir das mit unserem Auto schaffen, denn der Sand ist ganz schön tief, aber unser Fahrer hat Selbstvertrauen und schafft es, mit etwas Geschwindigkeit, auch tatsächlich gut durch. Alle Leute applaudieren ihm, denn das war wirklich nicht offensichtlich. Zuvor hatte der lokale Fahrer eines anderen Autos, in dem vier indische Touristen saßen, die Straße mit seinem Toyota Land Cruiser verlassen und ist über die recht großen Steine neben der Straße gefahren. Es wirkt auf uns etwas waghalsig, aber er schafft es. Die indischen Touristen erzählen uns später an den Quellen, wo wir uns erst kennenlernen, dass sie eineinhalb Stunden gewartet hatten, dass der LKW oder Bagger wohl wegfährt, und dann ihr Fahrer wohl die Nase voll hatte und vorbeigefahren ist. Die Schweizer im Wohnwagen hinter uns, die wir an ihrem St. Gallener Nummernschild erkannt und auch schon mehrmals gesehen hatten, entscheiden sich allerdings nicht vorbeizufahren, denn sie würden wegen des Winkels vermutlich gegen den LKW stoßen.

An den Thermen angekommen, gehen wir hier tatsächlich getrennt baden. Der Männerbereich ist außen und viel schöner, wie ich später auf den Fotos sehe, aber gemeinsam baden ging nicht, da dann doch sehr viele Leute da waren und die Mitarbeiter hier doch lieber ihr Konzept beibehalten. Wir verabreden uns eine halbe Stunde später wieder am Ausgang. Ich gehe nackig baden, da zwei lokale Frauen, das auch so machen, die Männer sind etwas schüchtern und baden in Badehose, außer der Franzose. Dessen Freundin, eine Engländerin, treffe ich später auch noch kurz, ansonsten bade ich noch mit den Inderinnen, von denen nur zwei und fast komplett bekleidet reingehen. Wir erfahren, dass das Baden in dieser heißen Quelle wohl die Fruchtbarkeit anregen soll und, dass viele Frauen, die kein Baby bekommen, wohl extra deswegen hierher kommen. Im Reiseführer steht, dass man dafür in einer kleinen Höhle neben dem Wasserfall innehalten soll. In dieser Höhle, die für die zierlichen Tadschikinnen ok sein soll, sind wohl schon westlichen Touristen steckengeblieben. Naja, der Wasserfall befindet sich im Männerbereich, aber das Wasser ist ja dasselbe 😉

Nach den heißen Quellen geht es weiter Richtung Langar. Unser Guide hatte sich immer mal wieder und zuletzt in Ishkoshim erkundigt, wie die Sicherheitslage in der Region ist, und es scheint ruhig zu sein. Ansonsten wären wir umgedreht und hätten eine längere Route zum Bulunkulsee genommen. Auf der Weiterfahrt muss unser Fahrer irgendwann mal austreten. Julian und ich schauen uns die Umgebung an und wundern uns über das blaue Schild am Wegesrand. Ich zoome es ran und, obwohl wir es nicht lesen können, wird uns klar: da wird vor Mienen gewarnt. Als wir unseren Fahrer schnurstracks auf dieses Gebiet zulaufen sehen, warnen wir ihn und er kommt vollkommen überrascht sofort zurück und bedankt sich bei uns. Wir sagen ihm, dass er doch auf der anderen Straßenseite auf Toilette gehen kann, aber er will nicht. Ihm hat das wohl soviel Angst gemacht, dass wir direkt weiterfahren, ohne Toilettenstop für ihn.

Am Nachmittag erreichen wir Langar, einen kleinen Ort in dem es einen Homestay und Shop gibt. Wir sind noch unentschieden, ob wir hier bleiben oder zum Bulunkulsee über den Khargush-Pass weiterfahren sollen. Eigentlich haben wir alle Hunger und wollen Mittagessen, aber das würde noch eine Stunde dauern. Unser Fahrer hat in der Zwischenzeit mit dem Fahrer der indischen Touristen geredet, der meinte, die Straße über den Pass wäre gut, allerdings riet er davon ab noch am Nachmittag weiterzufahren, wohl wegen dem Wetter und da niemand hinter uns wäre, falls etwas passiert. Am Ende geht es allerdings doch für uns weiter, was wir alle ganz gut finden. Wir decken uns noch mit Brot ein, falls wir liegen bleiben sollten, und ziehen nach kurzer Pause weiter. Die Fahrt über den Pass ist abenteuerlich. Es geht bis auf 4344 Meter hoch und wird ganz schön kalt, am Check-Point schneit es sogar. Die Straße ist allerdings nicht gut, ganz im Gegenteil, und am nächsten Tag wird sich unser Fahrer beim Fahrer der indischen Gruppe auch beschweren, dass er ihm falsche Infos gegeben hätte. Zwischen den Beiden wird in den nächsten Tagen eine Art Hassliebe entstehen… Mehr dazu folgt.

Am Ende erreichen wir, wenn auch spät und schon im Dunkeln, heil den Bulunkulsee und bleiben über Nacht in einem Homestay dort. Unser Guide checkt zunächst, ob die Räume ok sind, denn von aussen sieht die Siedlung sehr heruntergekommen aus. Innen ist aber alles in Ordnung. Der Besitzer macht uns den Ofen an, es wird mit Kuhmist geheizt, und seine Frau kocht uns ein leckeres Abendessen: es gibt panierten Fisch zum Knabbern, eine Suppe und Salat. Wir essen das auf dem Dastarkhan, was in Zentralasien den Ort bezeichnet, an dem traditionell gegessen wird. Unser Guide hatte etwas mehr als sonst bestellt, da wir kein richtiges Mittagessen hatten, nur etwas Brot und einen Schokoriegel aus dem Shop. Wir schaffen unser Abendessen, obwohl es super lecker schmeckt, natürlich nicht komplett. Am Abend unterhalten wir uns noch gut über deutsche und andere Autos. Der Besitzer unserer Unterkunft hört gespannt zu. Viel läuft heute Abend auf Russisch, aber für Julian übersetze ich regelmäßig.

29. Mai: Auf zu den heißen Quellen und weiter zum Eingang des Wakhan-Korridors

Heute kriegen wir mal richtig viel Schlaf. Erst um 9 Uhr fahren wir los. Für Julian war die Nacht allerdings nicht so schön. Obwohl wir alle das Gleiche gegessen haben, hat Julians Magen das Essen vom Vorabend wohl nicht so gut vertragen. Nachdem der Magen die ganze Nacht rumorte, entledigt er sich des unverträglichen Essens am frühen Morgen. Danach fühlt Julian sich sofort besser. Die Magentropfen zum Frühstück und magenschonende Kost sollen ihm helfen schnell wieder auf die Beine zu kommen.

Unser erster Stopp heute sind die Thermen von Garm Chashma. Normalerweise wird getrennt gebadet: es gibt Männer- und Frauenzeiten. Der Mitarbeiter sagt aber, wir könnten wählen, ob wir in einem Séparé gemeinsam baden oder im Hauptbereich. Wir gehen uns beide Orte anschauen und als wir im Hauptbereich eintreffen, sehen wir eine Gruppe nackter Männer. Wir sind etwas überrascht in einem muslimisch geprägten Land Nacktbader anzutreffen und merken später an der Reaktion unseres Fahrers, der total schockiert ist, dass das wohl eher ungewöhnlich ist. Die Männer geben uns zu verstehen, dass wir auch dazukommen sollen und ehrlich gesagt, tendieren wir auch zu dem Hauptbereich, da dieser draußen und einfach viel schöner ist. Wir sind aber etwas verunsichert, gehen erst einmal zurück und fragen unseren Guide, ob das angemessen ist. Der bespricht das mit dem Mitarbeiter, dieser wiederum fragt die Männer und diese sagen, es ist Ok für sie, wenn wir gemeinsam im Hauptbereich baden. Wir gehen also wieder zurück. Jetzt trägt jeder Mann plötzlich seine Unterhose, in der er badet. Hahaha. Vermutlich hat der Mitarbeiter ihnen das angeordnet. Wir ziehen uns also in einer der offenen Kabinen um. Freundlich weisen mir die Männer die Kabine zu, vor der sie sitzen, und ich ziehe meinen Bikini an. Dann baden wir nur ca. 15 oder 20 Minuten, länger geht es gar nicht so richtig in dem 60 Grad heißen Wasser. Ich klettere sogar noch auf den kleinen Felsen und erreiche zwei kleinere Quellen, die, wie wir später von einem Dorfbewohner erfahren, 75 Grad heißes Wasser transportieren. In dem Moment ist mir nur klar: das Wasser ist mir viel zu heiß!

Nach dem Thermenbesuch geht es auf eine kurze Wanderung. Da Julian sich nicht fit genug fühlt, bleibt er mit unserem Fahrer im Auto. Eigentlich will er schlafen, aber dann unterhalten sich beide die gute Stunde, die wir unterwegs sind, doch die ganze Zeit. Es hilft ihnen ein Onlineübersetzer, denn Julian spricht kein Russisch und Ismail kein Englisch. Auch ich amüsiere mich prächtig auf der Wanderung mit dem Guide und einem Dorfbewohner, der uns freiwillig begleitet und unheimlich viel über den Ort weiß. Nach dem Mittagessen mit Schaschlikspießen am Fluss tauschen Julian und ich uns aufgeregt über alles aus. Ich erzähle ihm, dass wir an der eisenhaltigen Narzanquelle waren, dass der Dorfbewohner erzählt hat, dass die Leute mittlerweile nur noch 3-4 Mal im Leben ihr Haus neu bauen müssen (früher sogar öfter), da diese von Lawinen oder Steinschlägen beschädigt werden oder, dass der Dorfbewohner jeden auf dem Friedhof kannte und mir auch erklärt, woran sie gestorben sind. Mir fiel insbesondere auf, dass einige junge Menschen dort lagen (zwischen 20-25 Jahren) und es scheint als wären gehäuft einige beim Drogenschmuggel umgekommen (dem sie sich aus Mangel an anderen Einkommensalternativen zuwenden) und andere hätten sich aus wirtschaftlichen Problemen heraus das Leben genommen. Julian auf der anderen Seite erzählt mir, dass er ein sehr interessantes Gespräch mit Ismail zum Ukrainekrieg hatte und, dass Ismail vor einigen Monaten einen schrecklichen Schicksalsschlag erlitten hat.

Am Abend erreichen wir dann Ishkoshim, den Eingang des Wakhan-Korridors. Auf der Fahrt entstehen wieder wunderschöne Fotos und auch ein Gruppenbild mit uns vieren. Im Homestay treffen wir ein deutsch-rumänisches Pärchen, das wir irgendwie komisch finden. Erst gehen sie beim Einchecken rückwärts wieder mit ihren Rucksäcken raus, was die Vermieterin gar nicht gut findet, dann bleiben sie, aber nur, weil sie den Preis viel zu niedrig diktieren und die tadschikische Gastfreundschaft jemanden nicht abweisen würde. Später erzählen sie, dass es ihnen wichtig ist, den lokalen Leuten etwas zurück zu geben. Gleichzeitig behandeln sie unseren Guide aber etwas herablassend und erwarten von ihm ständig zu übersetzen. Irgendwie ist es zwar nett mal ein paar Touristen zu treffen und sich mit ihnen zu unterhalten, aber so richtig werden wir nicht warm mit ihnen. Zum Glück ist unser Auto voll und es besteht kein Zwang sie mitzunehmen, denn sie trampen oder benutzen Sammeltaxis, wo es welche gibt, um sich fortzubewegen. Julian kriegt von alledem aber nicht so viel mit. Ihm geht es seit unserem kleinen Spaziergang durch die Stadt wieder schlechter und er hat sich hingelegt, steht nur kurz zum Essen auf. Wir bemerken, dass er 39 Grad Fieber hat und nehmen an, dass der Körper wohl irdendetwas bekämpft, was im Essen war. Er nimmt eine fiebersenkende Tablette und schläft fast die ganze Nacht gut durch. Erleichtert stellen wir am nächsten Morgen fest, dass das Fieber weg ist und Julian sich wieder deutlich besser fühlt.

21.-22. Aug. – Bestaunen der roten Sanddünen in Sossusvlei

Tag 1 – Anreise nach (kurz vor) Sossusvlei

Oh Gott, war das eine Straße! 8 Stunden (mit Pausen) sind wir heute unterwegs um 270 km zurückzulegen. Es dauert einfach ewig und wir müssen wegen der schlechten Straßen einmal pro Stunde den Fahrer wechseln. Das Auto wird gerüttelt und geschüttelt, es schlittert und wir sind viel am Gegenlenken. Das Fahren ist einfach nur anstrengend und wir hoffen, die lange und schwierige Anfahrt lohnt sich. Immerhin kommen wir rechtzeitig in unserem Camp an und genießen noch die Sonne…und ich schreibe mal wieder fleißig am Blog:

Einen Vorgeschmack auf das, was uns in Sossusvlei erwartet, bekommen wir schon durch die Anreise, die uns direkt durch die Namibwüste führt. Sand, Savanne und Felslandschaften wechseln sich ab. Es ist sehr trocken und die Sonne brennt einem heiß aufs Haupt. Wir trinken viel, um nicht zu dehydrieren. Irgendwann kommen wir auch am Tropic of Capricorn (dt.: Wendekreis des Steinbocks) vorbei. Es ist der südlichste Breitenkreis, an dem die Mittagssonne noch im Zenit steht, auch, wenn das nur zur Sommersonnenwende (auf der Südhalbkugel) bzw. zur Wintersonnenwende (in Europa) der Fall ist.

Tag 2 – Sossusvlei und Rückreise Richtung Windhoek

Da in den umliegenden Camps nichts mehr frei war, müssen wir am nächsten Tag noch ca. 50 km extra machen, um zum Parkeingang zu kommen. Das bedeutet eine weitere gute Stunde Fahrt, dann, am Parkeingang, ist die Straße plötzlich asphaltiert. Das freut uns sehr, denn vom Parkeingang bis Sossusvlei sind es weitere 60 km und das lässt sich auf Asphalt doch deutlich angenehmer und schneller erreichen.

In Sossusvlei angekommen, müssen wir unser Auto am 2×4 Parkplatz stehen lassen, da die dahinterliegende Straße so weichen Sand führt, dass man nur mit einem 4×4 dort langfahren darf. Am Parkplatz werden Transfers für die ca. 4,5 km lange Strecke (einfach) angeboten, aber wir entscheiden uns (zumindest eine Richtung) zu laufen und das lohnt sich auch. Wie wir später bemerken hätten wir auch gar nicht mehr genug Bargeld gehabt um uns den Transfer von 12 Euro p.P. (für Hin und Rück zusammen) zu leisten, deshalb fragen wir auf dem Rückweg zwei Leute in einem Privatauto, ob sie uns mitnehmen können. Es sind zwei Deutsche – er ist Psychiater, sie Psychotherapeutin – und sie sind so freundlich uns mitzunehmen. Dass die Fahrt aber so abenteuerlich wird, hätten wir nicht gedacht. Den 4×4 da durch zu manövrieren erfordert schon ganz schön Geschick und dass auch der Fahrer etwas angestrengt ist, zeigt sich am seinem Stressschwitzen, u.a. als wir einmal fast einen Baum streifen. Ach, aber die beiden sind sehr nett und wir unterhalten uns auf der kurzen Fahrt gut 🙂

Sossusvlei an sich ist landschaftlich und farblich wunderschön. Ein sattes Rot der Düne, ein volles Weiß des ausgetrockneten Sees und ein dazu perfekt abgestimmtes Blau des Himmels vereinen sich hier zu einem eindrucksvollen Fotomotiv. Wir lassen hier mal die Fotos sprechen, da Bilder mehr als 1000 Worte sagen:

Danach fahren wir über Maltahöhe bis nach Mariental, wo wir noch kurzfristig einen Campingplatz gefunden haben. Auch, wenn diese Route 200 km Umweg bedeutete, so sind wir am Abend doch runter von den Schotterstraßen – ab Maltahöhe kommt nur noch Asphalt – und wir haben in Mariental auch wieder Internetempfang. Da wir ein paar Sachen zu erledigen hatten, war das schon gut so. Auch die Wahrscheinlichkeit, dass wir eine Reifenpanne haben oder das Auto kaputt geht, ist deutlich geringer auf Teerstraßen.

20. Aug. – Stippvisite in Swakopmund und Walvis Bay

Heute müssen wir nun die Buckelpiste vom Camp zurück auf die Hauptstraße, die zwar immer noch nicht geteert ist, aber hoffentlich besser in Schuss ist als die Buckelpiste. Wir stellen fest, dass die andere Seite der selben Straße sich besser fahren lässt, auch, wenn es immer noch kein Spaß ist. Nach nur wenigen Minuten bemerken wir einen roten VW am Straßenrand, der auf einer Spur neben der Straße gefahren und bei der Rückkehr auf die offizielle Straße stecken geblieben ist. Wir bieten unsere Hilfe an, aber es zeigt sich schnell, dass das Auto rausgezogen werden muss, was wir mit unserem Auto nicht schaffen können. Zum Glück hält eine italienische Gruppe, die super ausgerüstet ist, und ruckizucki den VW rauszieht. Wir verabschieden uns von den zwei deutschen Mädels im VW. Später am Tag sehen wir sie winkend an uns vorbeifahren. Auch die Italiener treffen wir in Swakopmund später wieder – sie dachten immer noch, dass wir die Panne hatten (da wir auch Deutsche waren und die Ersten vor Ort)…

Swakopmund gefällt uns gut. Na ja, vielleicht auch deshalb, weil man hier schon ein bisschen das Gefühl hat, man wäre in Deutschland. Die meisten Straßen, Restaurants und Pensionen haben deutsche Namen, die Stadt mit ihren vielen Kolonialgebäuden könnte auch in Deutschland liegen, und wenn man zum Wasser geht, fühlt man sich wie auf Rügen, denn es gibt eine Seebrücke, Seemöwen und das kalte Wasser (hier der Atlantik) mit Wellen wie sie die Ostsee hat, platscht an den Brückenpfeilern hoch. Ganz wie bei uns im Norden. Dass Namibia mal eine deutsche Kolonie war, ist spätestens hier unübersehbar.

Nach einem Spaziergang durch die Stadt, auf der Seebrücke und am Strand entlang, fahren wir weiter in die Walfischbucht (Walvis Bay) in der es, laut unserem Reiseführer, schöner sein soll. Das können wir so gar nicht nachvollziehen, denn die Industriestadt hat keinen eigenen Charme und außer den Flamingos und Pelikanen gibt es hier nicht viel zu sehen. Die sind allerdings ziemlich toll:

Aus Mangel an Alternativen, putzen wir unser Auto von innen. Durch das ständige Öffnen der Fenster im Etoscha-Nationalpark ist soviel Dreck ins Auto gekommen, dass das schwarze Amaturenbrett und die Sitze eine dünne weiße Staubschicht angelegt haben. Wir fühlen uns nicht mehr wohl und wir wollen auch nicht die 70 Euro extra für die Endreinigung zahlen, die laut Vertrag für ein übermäßig stark verschmutztes Auto bei Abgabe abzudrücken sind. Wie effektiv wir doch heute wieder waren, denken wir uns am Ende des Tages…

19. Aug. – Besuch der Spitzkoppe

Auf geht es heute nach Spitzkoppe, einem bzw. zwei Bergen (der kleinen und großen Spitzkoppe) im Zentrum Namibias. Da Sonntag ist, nimmt unter der angegebenen Bürotelefonnummer des Camps am Fuße des Berges, in dem wir übernachten wollen, leider keiner ab. Wir fahren also die 30 km auf schlimmmster Schlaglochpiste ohne zu wissen, ob wir auch dort übernachten können. Mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 40 km/h dauert die Rüttelpartie eine halbe Ewigkeit. Wir sind beeindruckt, dass am Auto kein Reifen geplatzt ist und noch alle Teile dran sind… Zum Glück stellt sich am Ende heraus, dass es noch mehr als genug freie Plätze im Camp gibt, so dass wir nicht umsonst gekommen sind.

Auf dem Campingplatz fühlt man sich als wäre man in der ganzen Gegend allein. Von den meisten Plätzen aus kann man keinen anderen Camper sehen. Wir kommen uns auf unserem Platz mit dem kleinen Zweimannzelt auch etwas verloren vor. Eigentlich hätte hier locker eine ganze Schulklasse Platz… Der Ausblick ist aber sehr gut: Von unserem Zelt aus haben wir einen super Blick auf die Spitzkoppe 🙂

Wir bleiben hier nur kurz und machen noch am selben Tag eine kleine Wanderung auf einen benachbarten Berg (Sugarloaf), um die Spitzkoppe nett einzufangen. Auf dem Weg nach oben, geht irgendwann meine Kamera kaputt. Der Zoom funktioniert nicht mehr, so wie Mitte Mai, vermutlich weil der verbliebenen Sand in der Kamera wieder den Zoommotor beschädigt hat. Irgendwann Mitte Juli hatte die Kamera angefangen ein seltsames Geräusch beim Ausfahren des Zooms zu machen. Als wir sie in Indien reparieren lassen wollten, riet uns der Techniker zu warten bis sie nicht mehr funktioniere. Ich hatte die ganze Zeit Angst, dass sie wieder auf Safari kaputt gehen würde, aber zum Glück hat sie durchgehalten, obwohl ihr vermutlich der Staub vom Etoscha-Nationalpark noch den Rest gegeben hat. Wir nehmen es gelassen, denn unsere Reise ist nun fast zu Ende und dafür reicht uns auch eine Kamera. Möge sie in Frieden ruhen, sie hat uns stets gute Dienste geleistet 🙂

16.-18. Aug. – Auf Selbstfahrersafari in der Etoschapfanne

Und es geht noch toller! Krüger war toll, Chobe war großartig, aber Etoscha ist noch mal ein richtiges Highlight! Zum ersten Mal sind wir auf Selbstfahrersafari und können selbst bestimmen, wo es langgeht und wie viel Zeit wir wo verbringen möchten. Klar, jetzt zeigt uns keiner mehr die Tiere, aber darin waren wir eh schon ganz gut. Es offenbart sich, dass insbesondere ich mich ziemlich gut mache und nach meiner Rente ja vielleicht noch als Hobbysafariguide arbeiten könnte 🙂

Tag 1 – Action an Wasserlöchern und Glamping

Der erste Tag fängt gut an, denn wir sehen Tiere, die wir zuvor noch gar nicht gesehen haben (u.a. Gemsböcke, Straußen und Damara-Dik-Diks, die kleinste Antilopenart) bzw. nur vereinzelt (u.a. Springböcke und Gnus). Aber wir erfreuen uns auch wieder an Giraffen, Zebras, Eleganten und Co.

  • Damara-Dik-Diks:

  • Gemsböcke:

  • Trinkender Strauß:

  • Elefantenherde:

  • Gnus:

  • Giraffen (und Julian):

Am Abend übernachten wir in einen privaten Wildpark vor den Toren des Parks, da im Park in den in Frage kommenden Camps nichts mehr frei war. Dass wir beim Camping waren, hat man aber nicht mehr so stark bemerkt, denn wir hatten unsere eigene Kitchenette, ein eigenes Bad und eine eigene Toilette in der privaten Campingbucht, die uns zugewiesen wurde – mit Rasenstück, Parkplatz und viel Privatsphäre. Hier vereinen sich Glamour und Camping: Glamping eben!

Tag 2 – Im Zeichen des Löwens, des Nashorns und des seltenen Elands

Heute ist wieder ein toller Tag. Am Morgen machen wir uns wieder pünktlich zur Parköffnung auf und sichten gleich zu Anfang einen Löwen aus der Ferne, der wohl in den 4-8 Stunden am Tag, die er nicht schläft oder ruht, sein Territorium abwandert und markiert. Ich bin es, die den Löwen aus der Ferne als Erste erkennt, was dann dazu führt, dass immer mehr Autos, darunter auch einige professionelle Safaritrucks, anhalten (am Ende ca. 10 Stück). Hihi, das macht mich ein wenig Stolz 🙂

Doch das sollte an diesem Tag nicht unsere einzige Begegnung mit Löwen bleiben. Als wir am Abend auf dem Weg ins Okaukejo-Camp sind, läuft uns ein Löwenpärchen direkt auf der Straße entgegen. Wir sind total aufgeregt und können unser Glück kaum fassen! So nah Löwen zu sehen, ist ein richtiges Highlight! Und dann auch noch ein Pärchen! Und, noch besser, die beiden sind gerade auf ihrem romantischen Abendspaziergang um Babylöwen zu zeugen – was sie dann auch zwei Mal direkt vor unseren Augen tun 🙂 Das erkennt man daran, dass die Löwin ihren Schwanz lasziv hebt und schwenkt, um den Löwen anzulocken. Irgendwann legt sie sich dann auf den Bauch und der Löwe schreitet zur Tat, die dann mit einem lauten Brüllen wenig später beendet wird. Danach wird gekuschelt. Hier die Fotolovestory:

Außerdem sehen wir heute auch Nashörner. Diese sind sehr selten und vom Aussterben bedroht, weil Wilderer es auf das Horn abgesehen haben zur Verarbeitung zu chinesischer Medizin. Normalerweise sieht man Nashörner daher kaum bzw. meist nur von Weitem. Um so mehr freuen wir uns, dass wir ein Nashorn direkt neben der Straße entdecken, nur wenige Meter weit weg von uns. Und, was noch dazu kommt, es ist ein Spitzmaulnashorn (mit zwei Hörnern), das noch seltener vorkommt als das Breitmaulnashorn (mit einem Horn). Hier ein Foto von dem Prachtkerl:

Aber auch dies sollte am heutigen Tag nicht unsere einzige Begegnung mit einem Nashorn bleiben. An einem ausgetrockneten Wasserloch, das eigentlich total langweilig scheint, bemerken wir einen großen, dicken Stein mit zwei Vögeln drauf. Es stellt sich aber heraus, dass der Stein ein Nashorn (vermutlich Breitmaulnashorn) ist und die zwei Vögel dessen Ohren:

Und da aller guten Dinge drei sind, hier noch ein (leider qualitativ eher schlechtes) Foto von einem weiteren (Breitmaul)nashorn, das wir nachts am Wasserloch unserer Unterkunft gesehen haben:

Drei Nashörner an einem Tag! Mensch, sind wir Glückspilze! Andere Leute verlassen den Park ohne auch nur eines gesehen zu haben! Wir sind froh sie gesehen zu haben, denn wer weiß, ob es in 10 Jahren überhaupt noch möglich sein wird, frei lebende Nashörner zu beobachten.

Im weiteren Verlauf des Tages sehen wir noch so viele andere Tiere, u.a. auch mehrere Elands (auch Elanantilope genannt), die wohl größte Antilopenart. Antilopen verbinde ich immer mit etwas Grazilem, was den Elands aber irgendwie fehlt; sie erinnern mich eher an Rinder…

Auch Mungos und Erdhörnchen sehen wir heute viele. Hier die niedlichsten Bilder von ihnen:

  • Kap-Borstenhörnchen:

  • Mungos:

Am Abend übernachten wir in einem Buschchalet im Okaukejo Camp. Eigentlich wollten wir zelten, aber als wir vor ein paar Tagen die Verfügbarkeit überprüft hatten, war nichts mehr frei und so blieb uns nur die Wahl zwischen dem 180 Euro teuren Buschchalet oder eben außerhalb des Parks zu übernachten. Da uns von unserem Guide Olivier aus dem Krüger-Nationalpark aber dieses Camp wegen des tollen Wasserlochs empfohlen wurde, beißen wir in den sauren Apfel und nehmen das Chalet. Noch bevor wir dort ankommen, sind wir happy es gemacht zu haben, denn ohne die Übernachtung im Camp wären uns die Löwen nicht über den Weg gelaufen. Unser Buschchalet ist auch wirklich hübsch, mit zwei Zimmern, einem bequemen Bett und einer netten Terasse, auf der wir abends wieder kochen. Außerdem liegt es sehr nahe am Wasserloch, zu dem wir in der kurzen Zeit unseres Aufenthalts mehrmals gehen, weil wir vollends begeistert davon sind 🙂

Tag 3 – Nächtliches Treiben am Wasserloch und Bye bye Etoscha

Um 2 Uhr nachts klingelt der Wecker und wir gehen zum Wasserloch. Olivier hatte uns den Tipp gegeben auch einfach mal nachts ans Wasserloch zu gehen, da es sich lohnen würde. Gesagt, getan und Volltreffer: Nur wenige Minuten nach unserer Ankunft, trudeln vier Löwen ein, um am Wasserloch zu trinken. Wir sind wieder mal total aus dem Häuschen und beobachten das Spektakel gespannt. Die Löwen schauen auch öfter zu uns hinüber und lassen uns genau spüren, dass sie wissen, dass wir da sind. Die Giraffe, die sich von Weitem eigentlich genähert hatte, kommt nun aus Respekt vor den Löwen auch nicht mehr näher. Hier und da sieht man auch einen Schakal vorbei laufen und einmal fliegt eine Weißgesicht-Ohreule direkt über uns zu einem nahe gelegenen Baum. Die Zeit vergeht wie im Flug und so bemerken wir erst spät, dass wir eine Stunde am Wasserloch die Tiere beobachtet haben… Schnell gehen wir kurz nach 3 Uhr wieder ins Bett.

Nach dem leckeren Buffetfrühstück, das bei der Übernachtung dabei war, erkunden wir ein letztes Mal den Park. Wir sehen wieder ein paar tolle Tiere, u.a. Zebras ganz nah, und viele Vögel. Außerdem treffen wir auf eine Gruppe von Kuhantilopen, die wir bisher noch gar nicht im Park gesehen haben. Auch Löwen entdecken wir später noch mal und finden es wieder toll, auch wenn sie relativ weit weg sind.

  • Schildrabe:

  • Doppelband-Rennvogel:

  • Rotschulterglanzstar:

  • Siedelweber:

  • Afrikanische Rohrweihe:

  • Rotbauchschwalbe:

  • Weißbürzel-Singhabicht:

  • Weißscheitelwürger (der zum Schutz vor Schlangen mehrere falsche Nester baut):

Ein wenig wehmütig, aber total happy verlassen wir am Abend den Park…