13.-15. Aug. – Planen und Organisieren in Windhoek

Heute fliegen wir von Katima Mulilo nach Windhoek. Es ist ein kurzer Flug in einem wirklich kleinen Flugzeug, und von Kasane (Botswana) nach Katima Mulilo (Namibia) zu gelangen war gar nicht so einfach, aber die Alternative wäre eine 22 Stunden Busfahrt von Victoria Falls (Simbabwe) nach Windhoek gewesen. Letzteres wäre zwar deutlich günstiger gewesen, aber es wäre auch super anstrengend geworden (ohne Liegesitze im Bus) und wir hätten danach mindestens einen Tag Pause zum Erholen gebraucht, der uns dann später vielleicht irgendwo gefehlt hätte. Also gönnen wir uns den Flug – mal wieder 🙂

In Windhoek angekommen, beziehen wir unser Zimmer, das wir die nächsten zwei Tage nur verlassen werden, um Besorgungen zu machen und was zu essen zu kochen 🙂 Sehenswürdigkeiten schauen wir in Windhoek keine an, denn es gibt einfach noch zu viel zu organisieren: Ich besorge uns wie aus Zauberhand innerhalb von 1,5 Tagen noch einen Mietwagen und plane den Einkauf für unsere Campingkocherküche für die nächsten 4 Tage ohne Kühlmöglichkeit; Julian kümmert sich um die Unterkünfte, recherchiert die Straßenverhältnisse und Route für die 9 Tage, die wir den Mietwagen haben, etc. Außerdem besorgen wir eine englische Übersetzung für Julians Führerschein, so dass er auch fahren kann und versicherungstechnisch im Falle eines Unfalls abgedeckt ist. Super Teamwork, wieder mal!

Am Morgen des 15. Aug. machen wir uns mit unserem Mietwagen – ein Toyota Avanza mit Handschaltung – auf den Weg in Richtung Etoscha-Nationalpark. Es ist ungewöhnlich links zu schalten, aber nach kurzer Eingewöhnungsphase klappt es sehr gut. An den Toren des Etoscha-Nationalparks wollen wir die erste Nacht zelten und dann früh am nächsten Morgen in den Park fahren. Auf dem Weg zum Zeltplatz halten wir noch am Hoba-Meteoriten an, der vor ca. 80000 Jahren auf die Erde geknallt ist und wohl der bisher größte auf der Erde gefundene Meteorit ist. Der 90-minütige Umweg dorthin auf den Schotterstraßen Namibias war etwas kräftezehrend und leider gab es bis auf ein paar Schildchen am Eingang auch keinen lehrreichen Museumsteil beim Meteoriten, aber der Besuch war trotzdem ganz nett und wir haben ein paar schöne Bilder gemacht:

11.-12. Aug. – Auf Fotopirsch im Chobe-Nationalpark in Botswana

Heute machen wir einen Tagesausflug zum Chobe-Nationalpark. Im Gegensatz zu den anderen 4 Gästen fahren wir aber nicht mit zurück nach Victoria Falls, sondern bleiben in Kasane, Botswana. Die Anfahrt in den Park ist interessant, denn zunächst müssen wir nach ca. 1h Fahrt aus Simbabwe aus- und nach Botswana einreisen. Das bedeutet weitere Stempel im Pass, aber da ich in den letzten Monaten den Grenzbeamten genaue Anweisungen gegeben hatte, wo welche Stempel zu setzen wären, falls möglich, habe ich jetzt noch ein paar Seiten frei und muss nicht um die Einreise bangen…

Der Chobe-Nationalpark gefällt uns richtig gut. Ich hatte mir anfangs Sorgen gemacht, dass wir nicht genug Tiere sehen würden, da wir nicht zu den typischen Safarizeiten im Park sein würden (Im Krüger-Nationalpark begannen die Safaris um 6 Uhr morgens und 15 Uhr nachmittags, da die Tiere zu Sonnenauf- bzw. -untergang am aktivsten sind.). Diese Sorge war jedoch unbegründet, denn das Wassergebiet im Park zieht so viele Tiere an, dass man diese entweder auf dem Weg dorthin an Land oder spätestens bei der Wassersafari gesehen hat. Es gefällt uns so gut im Park, dass wir spontan für den Tag darauf eine Halbtagssafari buchen, denn außer nach Katima Mulilo (Namibia) zu fahren, was mit Grenzübertritt nur max. 3 Stunden einnehmen sollte, haben wir nichts weiter vor. Am nächsten Morgen startet also unsere Safari um 6 Uhr, und wir fahren sehr tief in den Park hinein. Wir sind überrascht, dass das Wassergebiet im Vergleich zum Vortag relativ leer ist und der Guide erklärt uns, dass die Tiere erst, wenn es heißer wird im Laufe des Tages dorthin ziehen, nicht so früh am Morgen. Ab und zu hält unser Guide an so genannten „Stretch Points“ an, damit wir uns mal bewegen und stretchen können. Das ist auch wirklich nötig, denn die Straßen im Park sind sehr abenteuerlich. Während wir im Krüger-Nationalpark weitgehend Asphaltstraßen und gute Feldwege vorfanden, ist der Chobe-Nationalpark mit seinen buckeligen Sandpisten ohne 4×4 Jeep gar nicht stressfrei machbar. Auch die Allradautos hatten mit den Straßen zu kämpfen und wir haben ein Pärchen gesehen, dass sich festgefahren hat und nicht ohne fremde Hilfe weiter konnte.

An Tieren sehen wir auf unseren beiden Safaris wieder viele der uns schon bekannten Tiere: Elefanten, Giraffen, Impalas (diesmal auch das Schwarzfersenimpala, nicht nur die Schwarznasenimpalas), Warzenschweine, Flusspferde, Adler, Geier, Perlhühner, usw…. Auch, wenn wir diese schon gesehen haben, ist es jedes Mal wieder schön, die Tiere in der freien Wildbahn zu beobachten und Langeweile kommt gar nicht auf. Außerdem sehen wir einige der Elefanten, Wasserböcke und Giraffen hier auch zum ersten Mal in sehr großen Herden, während wir sie im Krüger-Nationalpark eher in kleineren Gruppen bzw. auch allein gesehen haben.

a) Impala bzw. Schwarzfersenantilope:

b) Perlhühner

Wir sehen aber auch Tiere, die wir noch nicht gesehen haben (z.B. Pukus, Jacanas, usw.), und dazu zählen in erster Linie die Löwen. Auf unserer Halbtagssafari am zweiten Tag haben wir das Glück vier Löwen zu entdecken, die kurz zuvor einen Büffel erlegt hatten und nun vollgefressen die Reste des Büffels vor den Aasgeiern und Schakalen verteidigten. Es lag eine sehr interessante Dynamik in dem Spektakel, denn sofern der Löwe sich etwas vom Büffel entfernte, näherte sich der Schabrackenschakal um etwas von der Beute zu stiebitzen. Sobald der Löwe das sah, machte er kehrt und lief manchmal auch drohend zum Schakal, der sofort den Rückzug antrat. Wenn der Schakal es doch mal geschafft hatte so nah an die Beute zu kommen, dass er etwas stiebitzen konnte, dann ließ er aber auch nicht zu, dass die Weißrückengeier, die nebendran auch auf ihre Chance lauerten, etwas abbekamen, sondern jagte diese weg. Das Schauspiel wiederholte sich etwa 10 Minuten lang, bis der Löwe genug hatte und einen weiteren Löwen zur Unterstützung holte, der die andere Seite bewachte. Der Schakal lenkte ein und hielt sich nun zurück, aber natürlich entfernte er sich nicht, sondern legte sich hin, wartend auf die nächste Gelegenheit die Beute zu stiebitzen…

a) Löwen

b) Pukus

c) Jacanas

Ein zweites Highlight neben den Löwen war es einen Elefanten bei der Flussüberquerung zu beobachten. Im Krüger-Nationalpark hatten wir die Elefanten stets im Schatten von Bäumen oder wandernd in trockener Landschaft erlebt, nun sahen wir einen Elefanten zum ersten Mal schwimmend und das war großartig mit anzusehen! Auch den Schabrackenschakal sahen wir im Park (noch vor der Szene mit den Löwen) zum ersten Mal als uns eine Vierergruppe auf dem Weg zum Wasser um zu trinken plötzlich über den Weg lief. Schakale sind eigentlich sehr scheue Tiere und man sieht sie selten, laut unserem Guide.

Am Ende der Safari setzt uns unser Guide wieder an der Lodge ab, in der wir am Vortag schon Mittag gegessen haben. Es ist ein bisschen Luxus dort noch einmal zu essen, aber das Buffetessen hatte uns so gut geschmeckt, dass wir uns das mal gönnen. Julian muss immer lachen, wenn ich sage: „Na ja, man muss sich ja auch mal etwas gönnen!“, denn „mal“ ist es in den letzten Tagen eher nicht, sondern mehr die Regel. Am Nachmittag leisten wir uns nämlich auch ein privates Taxi zur Grenze und ein weiteres, das uns auf der namibischen Seite abholt (Zu unserer Verteidigung muss man sagen, dass es keine Alternativen für die Route gab.). Na ja, und die Safaris waren jetzt auch nicht super günstig… Irgendwie haben wir das Gefühl, dass wir jetzt gegen Ende des Urlaubs wieder mehr Geld ausgeben, eher so wie am Anfang als wir noch so Geld ausgegeben haben wie wenn wir unseren zwei- oder dreiwöchigen Jahresurlaub machen. Dann irgendwann haben wir uns umgestellt und erfolgreich deutlich weniger ausgegeben (auch, wenn wir nie genau nachgerechnet haben). Und jetzt sind wir eher wieder etwas großzügiger.

Hier noch ein paar nette Fotos von unseren Safaris:

  • Gänse (Sporengans links, Nilgans rechts):

  • Marabustorch (Mitte) und andere Störche:

  • Weißstirnbienenfresser:

  • Riesentrappe

  • Trinkende Giraffe:

  • Krokodil:

  • Waran:

9.-11. Aug. – Auf nach Simbabwe zu den Victoriafällen

Heute reisen wir zu den Victoriafällen nach Simbabwe, leider ohne in Südafrika noch nach Kapstadt zu fahren… Ich bin deswegen etwas betrübt, aber es lag nicht so richtig auf unserem Weg, spreche ich Julians Worte immer wieder nach. Na ja, dann müssen wir eben noch mal zurück kommen, denke ich mir im Stillen 🙂

Eigentlich hatten wir geplant mit dem Bus zu den Victoriafällen zu reisen. Wegen der Wahlen am 30. Juni hatten wir uns im Vorfeld aber dann doch aus Sicherheitsgründen fürs Fliegen entschieden und das war im Nachhinein auch gut so, denn in Harare kam es am Tag nach den Wahlen zu Protesten gegen den neugewählten Präsidenten (der Mugabe sehr nahe stand, aber jetzt nach eigener Aussage natürlich komplett demokratisch ist) und bei diesen Protesten wurden mindestens drei Leute getötet. Unter diesen Umständen sind wir froh mit dem Bus nicht durch das Land fahren zu müssen.

In Victoria Falls angekommen schauen wir uns die Wasserfälle an, die wirklich sehr schön sind und einen ganz schön nass machen 🙂 Ansonsten unternehmen wir dort nicht viel (obwohl wir zwei Nächte dort bleiben), sondern organisieren den weiteren Reiseverlauf. Wir kochen in unserer Unterkunft die meiste Zeit selbst und genießen das so richtig. Wir hatten in Joburg damit angefangen und fanden es nach so langer Zeit des Essengehens (wir Armen 🙂 einfach richtig toll mal wieder selbst zu kochen und bestimmen zu können, was es gibt. An einem Abend gehen wir allerdings im Three Monkeys Restaurant etwas essen und bestellen einen Grillteller mit Rindfleisch, Warzenschwein und Impala. Sehr lecker und das Ambiente des Restaurants gefällt uns gut. Scheinbar nicht nur uns: Am Nebentisch macht ein junger Mann seiner Freundin einen Heiratsantrag und als sie Ja sagt, klatscht das ganze Restaurant. Das Three Monkeys ist ziemlich angesagt und wohl ein beliebter Ort für solche und andere Anlässe.

Ein wenig wehmütig verlassen wir nach zwei Tagen Simbabwe schon wieder. Hätten wir den Bus nach Victoria Falls genommen, hätten wir mehr Zeit im Land verbracht. Simbabwe gefällt uns ziemlich gut und die Menschen sind sehr nett. In der Stadt sprechen uns ständig Leute an und wollen uns ihre selbstgemachten Figuren, alte Geldscheine oder Aktivitäten verkaufen, aber sie sind nicht aufdringlich, sondern irgendwie charmant und sie akzeptieren es, wenn man Nein sagt. Durch einen solchen Kontakt werden wir auch auf ein Unternehmen aufmerksam, mit dem wir schließlich einen wunderbaren Ausflug in den Chobe-Nationalpark buchen – und das für 40 USD p.P. weniger als mit dem Marktführer.

5.-8. Aug. – Auf Safari im Krüger-Nationalpark: Big 5, wir kommen!

Die Firma, mit der wir die Safari gebucht haben, ist wirklich toll und organisiert uns eine rundum gelungene Safari. Zunächst fahren wir von Jo(hannes)burg zum Krüger-Nationalpark. Nach ca. 6h Fahrt sind wir da und beziehen unser Zelt. Das ist ziemlich groß, hat Belüftungsfenster und man kann sogar drin stehen. Im Zelt gibt es auch zwei Liegen links und rechts, einen Nachttisch in der Mitte mit Ventilator zu jedem Bett, Steckdosen und Licht. Das ist für uns schon Luxus im Vergleich zu sonst. Hinzu kommt, dass wir selbst kein Essen zubereiten müssen, sondern bekocht werden. Das Campessen ist immer sehr lecker und abwechslungsreich: Es gibt immer drei Gänge, mit Vor- und Nachspeise und tollen Hauptgerichten wie Lamm oder Hühnchen. Zum Abendessen wird auch immer Wein gereicht. Letzteres hätte zwar nicht sein müssen, aber irgendwie passt es zum Paket und wir nehmen es gerne an, uns mal ein paar Tage bewirten zu lassen und nichts planen oder organisieren zu müssen:-)

Auf unserer allerersten Safari sehen wir gleich drei der „Big 5“, genauer gesagt einen Leoparden sowie Elefanten und Büffel. Das Nashorn (Breitmaulnashorn) entdecken wir in den folgenden Tagen noch, aber Löwen sehen wir leider keine… Aber auch ohne die Big 5 ist der Krüger-Nationalpark einfach wunderschön. Außerdem haben wir mit Olivier, einem Franzosen, der seit mehr als 20 Jahren in Südafrika lebt, einen sehr erfahrenen Führer, der uns nicht nur viele Tiere zeigt, sondern uns auch viel über deren Verhaltensweisen, Ernährung und Lebensräume erzählt.

Auf unseren Safaris – auf denen es im Übrigen ganz schön windig und kühl wird, so dass man Ponchos bekommt (siehe Bild oben) – sehen wir unfassbar viele Tiere, die meisten auch mehrmals. Ich unternehme mal einen Versuch hier die meisten Tiere, die wir gesehen haben, aufzuzählen und mit ein paar Bildern zu unterlegen, auch, wenn ich sicher ein paar vergessen werde:

  • Affen (Meerkatzen, Baboons)

  • Adler (Schreisee- und Kampfadler)

  • Afrikanische Elefanten

  • Afrikanische Wildhunde

  • Antilopen (meistens Schwarznasen-Impalas und Kudus, aber auch Kronenducker, Steinböckchen, eine Säbelantilope, Wasserböcke und Klippspringer)

a) Schwarznasen-Impalas

b) Kudus

c) Kronenducker

d) Steinböckchen

e) Wasserböcke

f) Klippspringer

  • Büffel

  • Flächenzebras

  • Flusspferde

  • Gabelracken

  • Gelbschnabeltokos

  • Geparden

  • Ginsterkatzen
  • Giraffen

  • Nashörner (Breitmaulnashorn)

  • Krokodile
  • Leoparden

  • Perlhühner
  • Riesentrappe
  • Riesenglanzstare

  • Streifengnus

  • Störche

  • Südlicher Hornrabe

  • Tüpfelhyänen

  • Warzenschweine

  • Wasserschildkröten
  • Weißrückengeier

  • Zwergmangusten

1.-4. Aug. – Ankunft in Südafrika und Erkundung von Johannesburg und Pretoria

Wir sind in Südafrika und es ist schön hier! Obwohl hier Winter herrscht, ist es für uns Europäer eher frühlingshaft, denn es ist warm und die Sonne scheint tagsüber, aber man sollte schon ein Jäckchen zum Überziehen dabei haben. Außerdem treten auch meine Allergien wieder etwas zu Tage: Die Nase läuft und ich niese öfter, so wie im Frühling.

Wir sind wieder mal in einem Land in dem Linksverkehr herrscht! Uns fällt das schon gar nicht mehr auf, da wir nun schon so sehr daran gewöhnt sind. Bis auf Kuba, Peru und Patagonien (also Chile und Argentinien), herrscht in allen anderen Ländern, die wir bisher bereist haben, Linksverkehr. Auch in denen, die noch kommen, d.h. in Botswana, Simbabwe, Sambia und Namibia. In 8 von 12 Ländern, die wir bereist haben oder vermutlich noch bereisen werden, herrscht Linksverkehr. Man könnte meinen, dass wir die Länder danach ausgesucht haben, in Wirklichkeit ist es aber nur Zufall…

Nur noch ein Monat, dann ist die Auszeit vorbei und wir müssen wieder arbeiten gehen. Wie schnell die Zeit doch vergeht… Das Gute ist, dass wir uns jetzt wieder in unserer heimatlichen Zeitzone befinden. Obwohl Johannesburg ca. 12 Flugstunden von Deutschland entfernt ist, gehen die Uhren hier gleich. Das ist gut, da wir so nach unserer Ankunft eher keinen Jetlag haben sollten…

Nach unserer Ankunft in Johannesburg organisieren wir am Abend zunächst die Safari in den Krügernationalpark. Wir sind spät dran dafür, aber wir sind, was den Start- und Endtermin angeht auch flexibel, und so klappt es am nächsten Morgen doch noch zwei Plätze für eine Safari bei einem guten Anbieter zu ergattern. Als wir dann gegen Mittag zum Sightseeing aufbrechen, wird dieses Vorhaben leider schnell durch den Streik des Öffentlichen Nahverkehrs in Johannesburg und Pretoria abgeblasen. Es fahren weder Züge noch Busse in bzw. nach Pretoria und Johannesburg, und ein Ende des Streiks ist nicht in Sicht… Nur zu Stoßzeiten, also morgens und abends, verkehren Züge und Busse, um Pendler zur Arbeit und nach Hause zu bringen. Wir stehen am nächsten Tag daher früh auf und nutzen die Stoßzeiten um uns fortzubewegen. Zwischendrin bestellen wir uns immer mal wieder ein Uber um zur nächsten Sehenswürdigkeit zu gelangen. In Pretoria sind die Attraktionen leider soweit voneinander entfernt, dass wir die Distanz nicht, wie sonst üblich, zu Fuß überbrücken können. Hier ein paar Bilder aus Pretoria, u.a. vom Botanischen Garten (wo wir auch Mittag gegessen haben) und den Regierungsgebäuden:

Den anderen Tag besichtigen wir Johannesburg mit einem Hop-on-Hop-off-Bus (Spring-auf-Spring-ab-Bus:-) Darin eingeschlossen ist eine Soweto-Tour, die der eigentliche Grund dafür ist, dass wir den Bus wählen. Außerdem bietet das Unternehmen einen kostenlosen Abhol- und Ablieferungsservice von einem Hotel in der Nähe an, was uns wegen des Streiks sehr gelegen kommt.

Soweto bedeutet South Western Townships. Sie bestehen aus 49 unterschiedlichen Bezirken, in die während der Apartheid die nicht weißen Bewohner Johannesburgs nach Hautfarbe und Ethnie getrennt umgesiedelt wurden. Die Tour ist wirklich sehr interessant und wir lernen viel. Unser Guide ist selbst in Soweto aufgewachsen und vermittelt uns auch ein paar Insiderinformationen, was typische Gesten, Abklatschrituale und Slang in Soweto angeht.

Im Anschluss besuchen wir noch das Apartheidmuseum und beschäftigen uns intensiv mit dem Thema. Das Museum hat zwei Eingänge: einen für “Weiße“ und einen für “Nicht-Weiße“. Die Eintrittskarten weisen jedem Besucher eine Hautfarbe zufällig zu und man muss dann den entsprechenden Eingang nehmen. Die ersten Minuten im Museum verbringen wir daher getrennt und der weiße Bereich ist deutlich länger, so dass die Leute im nicht-weißen Bereich automatisch denken, sie würden etwas verpassen.

Wir lernen, dass es im Apartheidsystem nicht nur “Schwarze“ und “Weiße“ gab, sondern auch “Farbige“, d.h. z.B. Kinder aus Mischehen, Asiaten oder verschiedene afrikanische Ethnien. Leider bemerken wir erst sehr spät, dass wir am Anfang in die Wanderausstellung zum 100. Geburtstag von Nelsen Mandela geraten sind – die auch sehr interessant ist (wir lernen z.B. dass Gandhi und Mandela sich gut kannten) – aber so bleibt uns am Ende nicht mal mehr eine halbe Stunde für das eigentliche Museum. Irgenwann gehen dann die Lichter aus, ein klares Zeichen, dass wir gehen sollen.

31. Juli – Letzter Tag in Indien, juhu

Endlich ist es soweit: Heute verlassen wir Indien. Wir nutzen den letzten Tag gar nicht mehr um Sehenswürdigkeiten in Dehli anzuschauen, denn wir wollen nicht raus auf die Straße. Wir sind so froh darüber am Abend endlich abreisen zu können und hoffen, dass Südafrika besser wird. Wir haben ein Reisetief, was nicht am Reisen selbst liegt, sondern an Indien, das uns echt viel abverlangt hat…

Es gab auch ein paar schöne Dinge an Indien, z.B. das Essen, das uns bis auf die Tage in Jaipur auch immer gut bekommen ist. Hier in Indien gibt es viele vegetarische Restaurants und diese werben auch damit, dass sie rein vegetarisch sind. In Europa wäre das eher ein Nachteil und man würde vermutlich eher damit werben, dass man auch eine große Auswahl an vegetarischen Gerichten anbietet. Nicht so hier. Wir müssen aber auch sagen, dass wir vegetarisch hier immer besser als nicht vegetarisch gegessen haben. Nur drei Mal haben wir etwas mit Fleisch bestellt und zwei Mal waren wir davon geschmacklich etwas enttäuscht. Meistens schmeckten die vegetarischen Gerichte uns einfach besser. In Indien ist man als Vegetarier wirklich im Paradies!

Außerdem gab es in Indien Selter zu kaufen. Endlich wieder! In den letzten Monaten blieben mir aus Mangel an Alternativen oft nur Softdrinks um den Durst zu stillen oder ich habe stilles Wasser mit Sirup angereichert, beides nicht besonders gesunde Alternativen. Doch das war jetzt vorbei: Überall konnte ich Sodawasser, wie es hier heißt, kaufen und es war nicht mal schwer zu bekommen. Ein Traum!

Wir erinnern uns auch gerne an die Highlights unserer Indienreise: den wunderschönen Taj Mahal in Agra, den bezaubernden Kochkurs in Udaipur, das traumhafte Hotel in Jaisalmer und die abenteuerliche Kamelsafari! Das war alles wirklich nett. Von den negativen Sachen haben wir ja genug berichet…

Unser erster Flug nach Mumbai hat gleich etwas Verspätung und Julian scherzt, dass das Schlimmste in unserer Situation jetzt wäre, wenn wir den Anschlussflug verpassen würden und noch länger in Indien bleiben müssten. Wir lachen darüber und es sollte zum Glück nur ein Scherz bleiben, denn wir kriegen den Flug nach Johannesburg planmäßig. Dieser verläuft über Mahe auf den Seychellen und als wir dort aus dem Flugzeug steigen fragen wir uns ernsthaft, warum wir hier nicht ein paar Tage einen Zwischenstopp eingeplant haben. Das Wetter ist sommerlich warm, aber nicht zu heiß, die Sonne scheint einem wohlig aufs Haupt, knallt aber nicht so und es kommt Inselflair auf. Schade, denken wir uns, und freuen uns auf Südafrika.

28.-30. Juli – Kamelsafari in der Tharwüste bei Jaisalmer

Ach, war das toll auf der Kamelsafari! Weit weg vom Trubel der Großstädte. Mit netten Leuten und tollen Kamelen! Das hat uns gefallen!

Zunächst einmal müssen wir klarstellen, dass zwar alle Tourenanbieter Kamelsafaris anbieten, dass in der Tharwüste aber gar keine Kamele leben. In Wirklichkeit reiten wir auf Dromedaren, laut Fateh, unserem Fahrer, der in der ersten Nacht mit seiner spanischen Freundin Cristina auch mit uns in der Wüste übernachtet. Das verkauft sich aber nicht so gut, laut Fateh, da die Touristen eine Kamelsafari machen wollen. Also nennen es alle Kamelsafari. Außerdem, so erläutert Fateh, machen die Ortsansässigen da eh keinen Unterschied. Hm, es scheint also wie mit der Zigarettenmarke zu sein, denke ich mir: Steht Kamel drauf, ist aber ein Dromedar abgebildet. Merkt auch keiner…

Wir starten am Nachmittag, besichtigen auf dem Weg in die Wüste eine verlassene Stadt, ein Dorf und einen Fluss, und reiten dann ca. 2 Stunden auf den Kamelen zu unserem Camp. Camp ist vielleicht zu viel gesagt, denn eigentlich befinden sich dort nur Feldbetten und ein aus Stöcken und Büschen gefertigter Windschutz, so dass beim Kochen kein Sand ins Essen kommt. Unser Essen wird frisch zubereitet (und schmeckt lecker), wir übernachten unter freiem Himmel (genauergesagt auf unserer eigenen Sanddüne, auf der die zwei Feldbetten für uns hergerichtet wurden) und beobachten vorm Einschlafen die Sterne. Klingt total romantisch, war es aber nur bedingt…

Da es auf der Sanddüne sehr windig war, wehte einem ständig Sand ins Gesicht. Das schien aber nur die Europäer in der Gruppe zu stören, die sich nachts alle komplett in die Decke eingemummelt hatten, während die Inder den Kopf alle unter der Decke rausschauen hatten 🙂 Nicht zu unterschätzen waren übrigens auch die Geräusche vom Wind, so dass ich die ganze Nacht nicht fest geschlafen habe. Die zweite Nacht verbringen wir an einem anderen Ort und unser Kameltreiber Sambu, mit dem wir den zweiten Tag quasi allein verbringen, sucht extra ein windstilles Plätzchen aus, damit ich diese Nacht besser schlafe. Es hilft ein wenig, aber so richtig ausgeschlafen bin ich nicht. Das Schlafen unter freiem Himmel, so ohne Schutz, ist einfach nicht meins…

Auch am zweiten Tag besuchen wir wieder ein Wüstendorf und auch hier sind wir bei den Kindern die Attraktion des Tages. “Chocolate, chocolate“, rufen sie uns erneut zu, aber hier sind sie nicht so kontaktfreudig wie die Kinder im Dorf am Tag zuvor, die direkt in bzw. an die Taschen griffen, um gleich mal nachzuprüfen, ob wir wirklich keine Schokolade dabei haben. Na ja, es sind ja nur Kinder…

Das Reiten auf einem Kamel ist nicht besonders bequem, um ehrlich zu sein, aber man kommt gut voran. Wir haben drei Kamele dabei: Meins heißt Mr. Lucky und ist sehr genügsam (er kann sich wirklich glücklich schätzen mich als Reiterin zu haben :-); Julians heißt Johnny und ist auch ganz ok, mag es aber nicht gestreichelt zu werden (meins dagegen scheint es zu mögen oder zumindest nichts dagegen zu haben); und dann ist da noch Mr. India oder, wie ich ihn immer nenne, Heulsusi. Er ist der Jüngste in der Runde und vermisst wohl seine Freundin, von der er irgendwann während unserer Safari getrennt wurde, deshalb gibt er fast unaufhörlich wehleidige Jammerlaute von sich, was ganz schön nerven kann… Hier ein paar Fotos von den Kamelen und ein Video davon wie mein Kamel mit mir aufsteht:

Die Safari gefällt uns gut und unser Kameltreiber lässt uns gegen Ende der Safari auch kurz mal mit den Tieren traben, was nett ist und gar nicht so unbequem wie wir dachten. Dass wir nicht Galoppieren finden wir in der Hitze gar nicht so schlecht. Hier noch ein paar weitere Eindrücke von der Safari (und Julians Schuh, bei dem sich zum wiederholten Mal die Sohle abgelöst hat):

Alle Fotos haben wir übrigens mit Julians Kamera geknipst. Meine haben wir nach der Erfahrung in der Wüste von Huacachina in Peru vorsichtshalber lieber nicht mitgenommen…

26.-27. Juli – Zu Besuch in der blauen Stadt Jodhpur

Nun sind wir in Jodhpur. Da wir immer noch nicht 100%ig auf dem Damm waren und die Reviews der Busfahrten uns etwas abschreckten, haben wir uns für ca. 37 Euro ein Taxi gegönnt, das uns in ca. 5 Stunden nach Jodhpur brachte. Nicht wirklich Backpackerstyle, aber das Taxi war wirklich jeden Cent wert.

In Jodhpur herrscht das übliche Treiben, aber die Leute sind so wie in Udaipur weniger aufdringlich. Als wir durch die Stadt zu unserem Hotel schlendern (die Gassen in Jodhpur sind zu eng für Autos), sehen wir viele wirklich wunderschöne Kleider. Ich könnte jedes zweite davon anprobieren, so sehr gefallen sie mir, aber nein, wir haben keinen Platz dafür. Auf dem Inlandsflug nach Delhi in ein paar Tagen haben wir nur 15kg Gepäck, d.h. geshoppt wird, wenn überhaupt, erst in Delhi.

Jodhpur wird auch “Blaue Stadt“ genannt, weil es so viele blaue Häuser hat. Während heutzutage jeder sein Haus blau streichen kann, hatten ursprünglich nur die Brahmanen blaue Häuser. Der Zufall will es, dass wir im Hotel The Blue House unterkommen. Jodhpur zeichnet sich auch durch seine vielen schmalen Gassen aus. Im Reiseführer wird vorher gesagt, dass man such nicht selten verirrt und irgendwo ganz anders als gedacht wieder heraus kommt. So geht es uns auch ein paar Mal:-)

Jodhpur ist ganz nett, wenn man von den üblichen Problemen, denen wir im Alltag gegenüberstehen, absieht. Wie immer fällt es uns schwer ein Restaurant zu finden in dem wir etwas essen können, da Tripadvisor und Google überholt sind. Auch Mouthshut, eine Art indischer Tripadvisor, lässt uns im Stich. Indische Fast Food Ketten kennt Google nicht und zum McDonalds wollen wir nicht. Am ersten Tag finden wir dann doch noch ein Tripadvisorrestaurant, von dem aus wir einen wunderschönen Blick auf die Burg haben (die wir am zweiten Tag auch besuchen). Am zweiten Tag essen wir Samosa an einem Eckstand, der auf Tripadvisor zu recht sehr gelobt wird. Und, weil es uns mittags so gut geschmeckt hat, nehmen wir uns auch noch ein paar Samosas mit auf unsere Zugfahrt nach Jaisalmer am Abend.

Der zentrale Treffpunkt in Jodhpur ist der Uhrenturm:

Die Festung gefällt uns ganz gut und wir lernen während der unfreiwillig aufgezwungenen Audiotour, die Ausländer mitkaufen müssen, etwas über Sati, den Brauch der Witwenverbrennung, sowie das Kastensystem in Indien. Früher wurden die Witwen wohl zusammen mit ihren verstorbenen Ehemännern verbrannt. So als wären sie ein Spielzeug oder Lieblingsgegenstand, das/den die Männer besaßen und mit ins Grab nehmen wollen. Heute ist das Praktizieren dieses Brauches zwar verboten, kommt aber immer noch vereinzelt vor, insbesondere in Rajasthan. Es scheint, dass die Verbrennung meist nicht so freiwillig ist und flüchtende Witwen auch gewalttätig zurück auf den Scheiterhaufen gebracht wurden… Die Hände von den verbrannten Witwen in der Festung findet man an einem der Tore. Was für ein grausamer Brauch…

24.-26. Juli – Zu Besuch im “Venedig des Ostens“ in Udaipur

Uns geht es langsam besser und wir werden wieder aktiver. Es hat sich gelohnt nach Udaipur zu fahren. Wir erkunden den See mit Wasserpalast sowie den Stadtpalast, wohl den größten Indiens. Alles sehr schön und wir verstehen warum Udaipur den Beinamen “Venedig des Ostens“ trägt. Wir belegen auch einen Kochkurs hier, während dessen wir mit sehr netten Indern (der Mutter, die den Kochkurs leitet, und ihrem Sohn, der die Emails beantwortet) in Kontakt sind. Das tut uns gut und das Essen, das wir kochen (Dhal, vegetarisches Curry, Biryani und Masalatee) ist wirklich sehr lecker. Unser persönliches Highlight ist die Zubereitung des Chapati und Naanbrotes – die man wohl zum Schluss noch einmal kurz auf die offene Flamme legt – und von Kartoffelparatha:-)

23.-24. Juli – Am See in der Pilgerstadt Pushkar

Nach Pushkar reisen wir mit dem Zug ins nahe gelegene Ajmer und nehmen dann ein Olataxi in den Ort. Wir reisen auch deshalb ganz gerne mit Ola und Uber, weil der Preis im Vorfeld klar ist und wir nicht handeln müssen. Mir geht es immer noch nicht so gut und ich schlafe fast 3 Stunden am Stück nach Ankunft in unserem Hostel. Julian hustet mindestens einmal pro Minute laut, aber ich kriege nichts davon mit. Auch nicht, dass er mich irgendwann mit Mückenspray einsprüht. Als ich aufwache geht es mir aber besser und wir erkunden noch ein bisschen den See im Ort. Um den See herum befinden sich zahlreiche Ghats, also Badebecken für Pilger, von denen die meisten umgekippt und komplett grün sind. An den See und auf die heilige Brücke darf man nur ohne Schuhe gehen, was wir am zweiten Tag schließlich machen, obwohl uns die Kuh- und Taubenkacke an Tag eins zunächst davon abhält.

Pushkar ist kleiner und ruhiger als die Orte an denen wir vorher waren. Die Leute hier wirken freundlicher und wir fühlen uns schlecht, dass wir mittlerweile jedes Ansprechen mit einem “Nein, danke“ abwehren, auf keinerlei Gespräche mit Fremden mehr eingehen und einfach weitergehen. Wir sind zu sehr gebrandmarkt von den Erfahrungen in Delhi, Agra und Jaipur… Julian und ich überlegen immer noch früher abzureisen und unseren Flug vorzuverlegen, aber die Umbuchungsgebühr ist uns zu hoch, also bleiben wir. Wir diskutieren auch unsere Reiseroute zu ändern, vielleicht einfach direkt nach Jaisalmer zu gehen und dort eine längere Kamelsafari zu machen, weit weg von den Menschenmassen. Doch dann treffen wir beim Falafelstand drei Argentinier, die aus Udaipur kommen, und uns sagen, dass die Stadt und die Leute sehr nett sind und, dass wir die Tour in die richtige Richtung machen, da es nach Dehli, Agra und Jaipur nur noch besser (ruhiger) werden kann. Wir schenken ihnen Glauben und fahren am Nachmittag wie geplant mit dem Zug nach Udaipur. Der ist auch diesmal pünktlich und wir kommen rechtzeitig an…

Hier noch ein Foto vom See im Pilgerort Pushkar: