28. Mai: Von Kalaikum nach Khorugh – ein Höllenritt, aber wunderschön

Die Nacht im Homestay war aufregend. Zunächst muss Julian nachts auf Toilette, kriegt allerdings unsere Tür nicht mehr aufgeschlossen. Auch das Fenster mit Fliegennetz ist keine Alternative. Irgendwann wache ich vom Geruckel auf, probiere es 5 Sekunden und die Tür ist auf. Julian scheint mit den Schlössern hier auf Kriegsfuß zu stehen, wie wir auch in den folgenden Tagen immer wieder feststellen werden. Dann hören wir nachts plötzlich sehr lautes und aggressives Klopfen an der Eingangstür des Homestays. Mehrere Männer gehen festen Schrittes an unserem Fenster vorbei, und es wird sich sehr laut unterhalten. Leider verstehen wir nicht worum es geht, aber wir kriegen ehrlich gesagt etwas Angst – und jetzt ist unsere Zimmertür ja auch nicht mehr abgeschlossen. Was, wenn sie jetzt bei uns reinkommen? Sind das Gäste? Was ist los? Recht schnell beruhigt sich alles wieder, zum Glück, und wir schlafen ein.

Am Morgen fragen wir unseren Guide was nachts los war. Er erklärt, dass das die Polizei war, die checken wollte, dass wir auch in diesem Homestay waren. Wir dachten erst, dass es vielleicht mit meinem UN Pass zusammenhängt, den ich zusätzlich zum deutschen Pass vorzeigen musste, da sich nur in dem mein Einreisestempel und Visum befinden, aber es stellt sich heraus, dass der Homestay uns am Abend nicht registriert hatte. Dadurch, dass wir durch die Check Points fahren und unsere Genehmigung die Route vorgibt, wussten die Beamten, dass wir in Darvoz sind, allerdings wusste die dortige Polizei auf Nachfrage nichts von uns. Die lokale Polizei rief nachts also alle Hotels an, nur unsere Unterkunft konnten sie telefonisch nicht erreichen, also kamen sie persönlich vorbei. Der Guide erklärt, dass die Behörden Angst haben, dass ein terroristischer Anschlag verübt wird und deshalb genau kontrollieren wer sich wo befindet. Da es im Moment auch nicht so viele Touristen hier gibt (die Hauptreisezeit ist wohl Juli/August), ist unsere fehlende Registrierung auch sofort aufgefallen. Am nächsten Morgen registriert uns der Homestay dann noch nachträglich, wie mit der Polizei nachts vereinbart. Ich glaube, das passiert ihnen nicht noch einmal.

Um 5 Uhr morgens ist die Nacht dann zu Ende und wir verlassen den Homestay nach dem Frühstück noch vor 5:45 Uhr, um rechtzeitig eine Straße zu passieren, die ab 7:30 Uhr gesperrt sein wird. Zwar schaffen wir das, müssen aber feststellen, dass es mehrere solcher Stellen auf der Route gibt, weshalb wir 2 Zwangspausen einlegen müssen. Uns stört das aber gar nicht so sehr, denn die Straße ist wirklich schlecht und man wird im Auto wie ein Cocktail durchgeschüttelt. Mal auszusteigen und ein Stück zu gehen, sich auf dem Dorfplatz oder in einem Restaurant im Schatten auszuruhen, finden wir eigentlich ganz nett. Und so entstehen ein paar schöne Aufnahmen in unseren Pausen.

An einer Straßensperrung muss unser Fahrer mit dem Auto zwar warten, wir dürfen aber über die Baustelle, die der Straßenverbreiterung dient, laufen. In Deutschland wäre das nie erlaubt gewesen, hier aber kann man es einfach machen; die Arbeiter stoppen sogar kurz und winken einen noch freundlich durch. Irgendwann nimmt uns sogar ein Bauarbeiter ein Stück bis zum nächsten Shop mit. Später dann sind die Steine, die den Weg versperrten, weggeräumt und unser Fahrer darf schon früher die Baustelle passieren. Er gabelt uns auf und wir fahren zum nächsten Restaurant. Dort warten wir dann bis die nächste Straßensperrung aufgehoben wird. Währenddessen nehmen wir dort ein frühes und leichtes Mittagessen ein, freunden uns mit 3 niedlichen Welpen an und tollen mit ihnen herum. Der Restaurantbesitzer will gleich, dass wir einen mitnehmen, aber wir lehnen freundlich ab. Unserem Fahrer ist die Mittagspausenzeit zu früh und er isst nichts. Das bereut er später, denn die Straße wird noch schlechter und er muss sich wirklich konzentrieren um uns über Stunden hinweg gut durch diese Bedingungen zu fahren. Das macht er wirklich gut, aber irgendwann hat er echt Hunger…Bis zum Abend gab es aber ausser kleinerer Snacks nichts Richtiges mehr für ihn.

Der Tag endet spät für uns alle. Obwohl wir so früh los sind, brauchen wir, mit den Zwangspausen fast 15 Stunden bis Khorugh. Das Auto und der Fahrer leiden wegen der Straßenverhältnisse sichtlich. Am Abend ist die Stimmung daher schon etwas angespannt. Unser Fahrer hat, glauben wir, nicht wirklich gewusst, worauf er sich hier eingelassen hat. Den ganzen Tag hat er kaum etwas gegessen, dann finden wir unseren Homestay abends nicht gleich, kommen nur schwer in die Einfahrt und müssen dann noch mal los in die Stadt, da dort kein Abendessen angeboten wird. Tanken wird noch schnell zwischengeschoben, aber es muss eine Gazpromtankstelle sein, da der Fahrer dort eine Kundenkarte hat. Alles kostet Zeit und wir sind alle schon müde. Im ersten Restaurant gibt es kaum etwas, was uns schmeckt und unser Fahrer will Plov. Im zweiten gibt es nur Fast Food und als wir ankommen ist der Dönerspieß leer. Erst im dritten, dem usbekischen, finden wir dann etwas, was für uns alle Ok ist, wenn es auch am Ende doch kein Plov für unseren Fahrer wird. Erschöpft fallen wir am Ende alle ins Bett und erinnern uns an die wunderschöne Landschaft, die wir heute gesehen haben. Erstaunlicherweise haben wir fast nur Afghanistan fotografiert, denn die Straße führt auf der tadschikischen Seite entlang des Panjflusses. Dieser trennt Afghanistan und Tadschikistan voneinander. In der Vergangenheit kam es hier immer mal wieder zu Zwischenfällen. Beliebt ist die Region auch für Drogenschmuggel. Wir sehen auch zahlreiche Talibanflaggen auf der anderen Seite des Flusses. Immer wieder auch UN Zelte. Unser Guide erzählt uns, dass die wenigen Brücken, die es rüber nach Afghanistan gibt, vom Welternährungsprogramm genutzt werden, allerdings nicht von der Normalbevölkerung, da die Grenzen zwischen den beiden Ländern ansonsten geschlossen sind. Auch den Cross-Border-Market, der auf einer Brücke im Vorort Tem von Khorugh stattfand, gibt es deshalb schon seit längerem nicht mehr.

27. Mai: Auf geht es in den Pamir

Oje oje, die Nacht war kurz. Nur 3 Stunden Schlaf kriegen wir bevor uns der Guide morgens abholt. Leider kommt Julian so ziemlich als letzter durch die Passkontrolle am Flughafen in Duschanbe, erst ca. 90 min nach der Landung, die pünktlich um 1 Uhr nachts war. Das liegt daran, dass ihn ein Beamter aus der richtigen Schlange herausgenommen und zur falschen geschickt hat (um ein Visum zu erhalten, das er nicht braucht). Und dann, endlich im Hotel angekommen, müssen wir noch einen Teil des Geldes für die Tour überweisen, aber leider will das nicht so richtig, weder mit meiner, noch mit Julians Karte. Erst ein paar Stunden später, nach dem Aufstehen, klappt es dann endlich. Nach einem leckeren Frühstück im Hotel (Julian meint, ich solle mich nicht mehr beschweren, dass ich keinen Luxus in meinem Job hätte) holt uns das Unternehmen pünktlich ab und wir starten, etwas übermüdet, in das Abenteuer.

Unser Guide heißt Ayat, ist ziemlich jung (24 Jahre alt, wie wir später herausfinden), spricht sehr gut Englisch und ist sehr freundlich. Wir unterhalten uns von Anfang an gut. Der Fahrer, Ismail, spricht zwar kein Englisch, aber Russisch und scheint auch sehr nett. Wir sind erleichtert und haben gleich ein gutes Gefühl mit den beiden, das mit jeder Stunde, die vergeht, stärker wird. Wir erhalten unsere Genehmigungen für die autonome Region Gorno-Badakhstan (GBAO) und dann fahren wir von Duschanbe aus los nach Kalaikum, unserem heutigen Tagesziel. Es ist ein Stückchen zu fahren und da wir so müde sind, schlafen wir auf dem Rücksitz des Lexus immer wieder ein. Auf dem Weg entstehen trotzdem ein paar schöne Schnappschüsse. Zum Glück haben wir uns entschieden nicht selbst zu fahren, denn keiner von uns hätte heute die Kraft dazu gehabt.

Auf dem Weg halten wir in Hulbuk an, um Mittag zu essen (es gibt Plov) und dann das Museum gegenüber der Burg Hulbuk zu besichtigen. Die Burg ist leider im Moment wegen Restaurierungsarbeiten geschlossen, aber das Museum bietet einen guten Einblick in die Geschichte und Hintergründe. Wir haben Glück und der Direktor des Museums führt uns durch die Ausstellung. Sein Englisch ist etwas gewöhnungsbedürftig, vor allem weil er ohne Artikel und Verben spricht und weil er Jahreszahlen als Zahlen ausspricht, aber hat man sich erst einmal eingefuchst, kommt man ganz gut mit. Das Museum war wohl seine Idee. Er hat einen Doktortitel und bei den Ausgrabungen schon 1978 mitgeholfen, was mehrere Fotos an der Wand beweisen. Er erzählt uns von der Geschichte der Burg und lässt uns während der Besichtigung das ein oder andere Foto nachstellen, zum Beispiel wie die Dienerin (ich) dem König/Emir (Julian) die Schale zum Händewaschen reicht. Das Museum ist sehr nett gemacht und man kann dort auch eine Nachbildung der Burg besichtigen.

Danach geht unsere Reise weiter und wir erreichen Darvoz. Nein, wir sind nicht in der Schweiz, aber auch in den Bergen. Unser Homestay liegt direkt am Fluss und es ist ganz schön laut (Julian schläft nachts sogar mit Ohrenstöpseln), aber auch sehr atmosphärisch. Wir ruhen uns erst einmal etwas aus und schlendern danach noch etwas durch den kleinen Ort, um besseres Toilettenpapier und natürlich Selter zu kaufen. Nach einem schnellen Dinner im Homestay gehen wir ins Bett, damit wir am nächsten Morgen fit sind, denn wegen zeitlich begrenzten Straßensperrungen müssen wir schon um 5 Uhr aufstehen.

Unser Homestay ist der zweite Balkon links.

18.-19. Sep.: Tel Aviv und Abschied von Israel

Sonntag ist unser letzter Tag in Israel und den verbringen wir in Tel Aviv. Wir schlendern zunächst über den Carmel Market und kaufen ein paar Souvenirs. Danach laufen wir zum Rothschildboulevard, besichtigen die leider etwas in die Jahre gekommene Independence Hall (in der Ben Gurion die Unabhängigkeit Israels 1948 ausrief) und ein paar Häuser im Bauhausstil (was für mich ähnlich enttäuschend ist wie damals in der Schweiz). Nach einer kleinen Mittagspause im Hotel, leihen wir per App ein Fahrrad an einer der vielen Stationen in der Stadt aus und fahren nach Jaffa. Die Fahrräder sind bei genauerem Hinschauen echt alte Schäsen und erinnern uns an die in Ljubljana letztes Jahr, aber sie bringen uns schneller ans Ziel und so können wir uns doch noch die alte Hafenstadt nahe Tel Avivs anschauen.

Zurück am Ausgangsort gehen wir an den Strand, baden ein wenig und beobachten Leute am Strand. Auf einen Snack probieren wir noch einen Boreka mit Kartoffeln (eine mit unterschiedlichen Sachen gefüllte und beliebte Teigtasche in der Region) und packen dann unsere Koffer bevor wir die Barszene Tel Avivs erkunden.

Da wir in Tel Aviv viele Leute mit ausleihbaren e-Scootern gesehen haben, wollen wir das jetzt auch mal ausprobieren. Um in die Bar zu gelangen, die ich für Cocktails und zum Abendessen rausgesucht habe, leihen wir uns daher einen e-Scooter aus und teilen ihn uns. Sicher nicht Good Practice, aber das scheinen hier alle zu machen. Ich fand die Idee erst gut, habe dann aber ganz schön Bammel und so fährt Julian uns mit dem Ding zum Ziel. Ich kralle mich hinten an ihm fest und merke wie mir der Angstschweiß runterläuft, denn wer hintendraufsteht hat keinerlei Kontrolle. Wer mich kennt, weiß, das ist nicht mein Ding. Julian macht das aber super, auch wenn wir am Berg fast stehen bleiben, weil unser Roller nicht genug Power hat. Auf dem Rückweg überredet mich Julian, dass ich fahre und er hintendrauf steht. Gesagt, getan. Und nach anfänglicher Skepsis, gefällt es mir dann auch ganz gut und ich finde es witzig. Na ja, am Ende wir finden es cool, das mal ausprobiert zu haben, aber jetzt reicht es auch.

Unser Abendessen nehmen wir in einer eher alternativen Szenebar der Stadt ein. Eigentlich hatte ich sie wegen der Cocktails ausgesucht, dann stellte sich aber heraus, dass das Essen auch ganz gut ist. Wir kriegen tatsächlich noch einen Platz auf der Dachterasse und genießen das Essen, die Musik und Atmosphäre. Bevor wir nach unserem e-Scooter-Erlebnis ins Hotel zurückkehren, schlendern wir noch etwas an der Strandpromenade entlang. Dabei entdecken wir die Statue von Ben Gurion im Kopfstand (er soll wohl gerne Yoga gemacht haben) und schwelgen in Erinnerungen der letzten zwei Wochen.

Am nächsten Morgen passiert nicht mehr viel. Wir machen uns gleich auf den Weg zum Flughafen und erreichen diesen 3 Stunden vor Abflug. Wir merken erst nach 20 Minuten Wartezeit, dass wir am falschen Terminal sind, dann verpassen wir gerade das Shuttle zum richtigen und müssen 15 Minuten warten. Am Ende ist die erste Stunde rum als wir zum Check-in gehen und das ganze Prozedere erst beginnen. Obwohl am Flughafen alles ziemlich gut organisiert ist, gibt es relativ viele Kontrollen und, nach dem ersten Sicherheitscheck (Pass und Fragen zum Inhalt des Gepäcks), fängt es beim Check-in schon an mit Schwierigkeiten bei Julians Rucksack, der wegen seiner Größe oder Form in Tel Aviv als Sperrgepäck angesehen wird. Julian muss zu einem Extraschalter, doch genau vor ihm geht die Maschine kaputt und es staut. Da die Maschine nicht so schnell ewpariert werden kann, müssen Julian und ein paar andere Fluggäste ihr Gepäck mit Klebeband einwickeln und dann doch am ursprünglichen Check-in abgeben. Dann geht es weiter durch verschiedene automatische oder persönliche Passkontrollen und am Ende wird auch das Handgepäck gecheckt. Erst 5 Minuten vor dem Einstieg sind wir durch alles durch, besorgen uns dann aber noch etwas Kleines zum Essen und geben dabei unsere letzten Schekel aus. Bei Easyjet stehen wir dann ewig beim Boarden an. Leider sind die nicht so gut organisiert wie sonst alle Anderen am Flughafen. Wir heben mit ner halben Stunde Verspätung schließlich in Richtung Genf ab. Dort angekommen, müssen wir leider feststellen, dass Julians Rucksack fehlt… Eine richtige Überraschung ist das nicht nach dem Check-in-Debakel. Na ja, wir hoffen ihn bald wiederzubekommen, auch wenn Easyjet dafür keinen Service anbietet und wir das selber online deklarieren müssen. Julian hat jetzt online das Fehlen des Koffers berichtet, sollte er allerdings versuchen zusätzlich auch noch anzurufen, würde das Extrakosten für ihn bedeuten. Easyjet halt… Wir hoffen das Beste. Unsere Erinnerung an einen wunderbaren Israelurlaub trübt das aber nicht. Zu Hause müssen wir jetzt erst einmal Wäsche waschen, denn wir haben in unserem Urlaub so viel geschwitzt, dass wir am Ende kein einziges frisches T-Shirt mehr übrige hatten. Nächstes Mal müssen wir unbedingt doppelt so viele Shirts einpacken!

16.-17. Sep.: See Genezareth und Rückfahrt nach Tel Aviv

Es ist unser erstes Wochenende in Israel, denn letztes Mal sind wir in Jordanien gewesen. Was heißt das in der Praxis? Von Freitag Abend eine Stunde vor Sonnenuntergang und bis Samstag Abend eine Stunde nach Sonnenuntergang fahren keine öffentlichen Verkehrsmittel fast überall in Israel. Auch Taxis fahren nur, wenn sie von Nichtjuden betrieben werden. Alle Geschäfte haben am Samstag zu, obwohl es auch kleinere Ausnahmen gibt. Unsere Vermieterin sagt uns zum Glück, welcher Supermarkt in der Region auch am Samstag auf hat und der ist, wie wir feststellen sollen, auch ziemlich gut besucht. Uns beeinträchtigt das Wochenende nicht weiter, denn wir haben ja ein Auto und wir haben uns auch sonst mit dem Nötigsten gut eingedeckt.

Am Morgen starten wir ins Hula Nature Reserve. Es soll eine wichtige Anlaufstelle für Zugvögel sein, bevor sie weiter in Richtung Afrika fliegen. Es ist wohl noch nicht ganz Saison, deshalb sehen wir nicht super viele Vögel, dafür aber in Massen den dominanten Wels, der bis zu einem Meter groß werden kann. Da er keine Schuppen hat, ist er nicht koscher und wird von Juden nicht gegessen. Als Julian später auf der Aussischtsbrücke seine Kameraabdeckung verliert und sie durch den Schlitz ins Wasser fällt, wird unsere Hoffnung sie noch Herauszufischen schnell von einem solchen zunichte gemacht, da er den Deckel vor unseren Augen einfach verschlingt. Naja, wir trösten uns damit, dass der Wels wohl daran sterben wird und wir damit der Überbevölkerung der dominanten Art entgegenwirken.

Auf dem weiteren Spaziergang durch das kleine Reservat, das in den 50er Jahren ein viel größeres Sumpfgebiet war, damals allerdings für landwirtschaftliche Zwecke absichtlich trockengelegt wurde, sehen wir noch ein paar Pelikane, kleine Wasserschildkröten, 2 Schakale (von denen wir zunächst dachten, es wären Wölfe bis der Mitarbeiter uns aufklärt), ein paar Mungos (von denen wir erst dachten, es wäre eine andere seltene Art des Parks, aber auch hier belehrt der selbe Mitarbeiter uns eines besseren), eine Bisamratte (hier lagen wir mal richtig) sowie verschiedene Reiher, Enten und vieles mehr. Am Ende sind wir daher eigentlich ganz gut drauf und der Meinung, der Besuch hat sich gelohnt. Ich erinnere mich auch gerne an den 3D-Film, den wir auf den animierten Stühlen mit Seifenblasen, Duftstößen und Erschütterungen angeschaut haben. Wir lernen, dass es ein Drittel der Vögel, die losziehen, um in den Süden zu fliegen am Ende nicht schaffen, da die Reise kräftezehrend ist und viele Gefahren bietet, neben dem Wetter in erster Linie auch den Menschen.

Danach erkunden wir den Yehudiyapark. Als wir ankommen, hattes es gerade einen Unfall eines Besuchers auf einem der Wege gegeben (er sei wohl 25 Meter in die Teife gestürzt sein), daher ist der Weg nun geschlossen und der Mitarbeiter empfiehlt einen anderen Weg. Wir wollen gerade los, da meint er, dass eben die Nachricht eingegangen sei, dass ein weitere Tourist abgestürzt sei und nun auch dieser Weg gesperrt sei. Wir sind fast soweit umzudrehen und unser Geld zurück erstatten zu lassen, da nun klar ist, dass wir in einem der Pools nicht mehr Baden können, da entscheiden wir uns doch den einzig noch verbleibenden Weg zu gehen, auch wenn dieser eher kurz ist und man dort in dem Pool nicht baden darf. Am Ende sind wir ziemlich froh ihn doch gemacht zu haben, denn der Weg führt teilweise durchs Wasser, so wie im Ein Gedi Nature Reserve, doch dieses Mal ist der Weg schwieriger und es wird auch an einigen stellen deutlich tiefer. Irgendwann schwimmt hinter Julian eine Wasserschlange aus dem Busch um ans andere Ufer zu entkommen, da entfällt ihm ein kleiner Schrei. Ich finde das erheiternd und fürchte mich nicht, da noch ein Stückchen entfernt im eher flachen Wasser, und folge ihm dann weiter.

Die Zeit vergeht wie im Flug, wir haben gegen 15 Uhr noch nicht mal Mittag gegessen. Als wir nach der Wanderung unser Brot rausholen und es, wie üblich in den Humus dippen wollen, stellen wir fest, dass es leider verschimmelt ist. Wir plündern also nur unsere Gemüsebox, gönnen uns danach noch ein Eis und eine Cola (was für eine tolle Kombi) und fahren dann weiter, um die Golanhöhen anzuschauen. Jetzt sind wir sehr nah an der syrischen Grenze, denn eigentlich gehörten die Golanhöhen zu Syrien bis Israel sie 1967 im Sechs-Tage-Krieg annektierte, und wir sehen auch hier wieder eine UN Basis. Überall in der Region sieht man noch alte Panzer.

Auf dem Rückweg, es ist schon nach 17 Uhr, halten wir schließlich an einem Restaurant an, das zunächst relativ verlassen aussieht, sich dann aber als wahre Oase entpuppt. Eigentlich wollten wir an einem Stand etwas Drusisches essen, der war aber geschlossen. Die Drusen sind neben den Juden, Christen und Muslimen eine weitere Volksgruppe in Israel. Wir haben wegen unserer ausgefallenen Mittagspause jetzt auch schon richtig Hunger und teilen uns deshalb eine gegrillte Aubergine mit Tahina sowie einen Burger mit Süßkartoffelpommes in dem Restaurant. Die Portionen sind groß und aus dem ursprünglich geplanten kleinen Snack ist ein frühes Abendessen geworden, das uns den Rest des Tages satt hält.

Am nächsten Morgen machen wir noch einen kleinen Abstecher zum Strand, entscheiden uns dann aber dagegen im See baden zu gehen. Stattdessen halten wir auf unserem Rückweg in Richtung Tel Aviv zunächst in Bet She’an, einer Römerstadt, die relativ klein und gut zu besichtigen ist. Ich war erst skeptisch, ob wir das noch schaffen, bin dann aber froh, dass wir es noch reingeschoben haben, trotz unseres ohnehin straffen Programms heute.

Weiter geht es dann nach Nazareth, um dort leider das schlimmste Parkchaos zu erleben, das wir je gesehen haben. Irgendwann finden wir uns inmitten einer schmalen Straße, die – wie sich herausstellt – wohl in beide Richtungen befahrbar ist, aber nur gerade so ein Auto beherbergen kann. Als Gegenverkehr kommt müssen wir trotz Beharren weichen, es geht 100 Meter rückwärts. Zum Glück ist unser Auto relativ klein, es ist dennoch oft eine Milimetersache. Wir hätten dort schon umdrehen sollen, fahren allerdings ohne nachzudenken weiter als die Straße frei ist, um dann am Ende keinen Platz zu finden und in der Sackgasse unter hitzigen Diskussionen aller Beteiligten irgendwann an der Reihe zu sein um umdrehen zu können. Es ist nervenaufreibend und unser Puls ganz weit oben! Wir wollen vor lauter Adrenalin schon rausfahren aus der Stadt, finden dann aber bezahlte Parkplätze, die, wenn auch vollkommen überteuert, uns jeden Cent wert sind. Ab dann wird es schön: wir besichtigen die Verkündigungsbasilika (in der angeblich Marias Haus zu sehen ist und die einer der vermuteten Orte ist, an denen Maria der Erzengel Gabriel erschienen sein soll, um ihr zu verkünden, dass sie Jesus gebären wird), die Josefskirche (in der wohl Josefs Schmiede zu sehen ist), den Mariabrunnen und den Soukmarkt. Es entstehen ein paar schöne Fotos und der Abstecher nach Nazareth hat sich dann doch noch ins Gute verkehrt.

Als nächstes steht Caesarea auf unserem Plan. Da wir am Morgen nicht schwimmen waren und unsere Mittagspause im Auto auf dem Weg nach Caesarea machen, können wir die verlorene Zeit fürs Parken in Nazareth aufholen und erreichen Caesarea kurz nach 15 Uhr, haben also noch 2 Stunden um die römische Stadt zu erkunden. Es sollte sich herausstellen, dass das auch vollkommen reicht. Leider sind wir nicht so begeistert von unserem Besuch hier, da das Informationsblatt sehr verwirrend gestaltet ist und die Orientierung eher noch erschwert. Ausserdem ist nicht so viel erhalten, wie wir dachten. In kurzer Zeit sind daher das Amphitheater, der Pferderennplatzund und der Hafen besichtigt. In einer kleinen Kammer hören und sehen wir dann noch Fledermäuse, was wir trotz des Pumagestanks ganz nett finden. Das Aquädukt von Caesarea machen wir am Ende direkt mit dem Auto.

Gegen 17 Uhr erreichen wir den Aquäduktstrand, der kostenlos und sehr beliebt bei Einheimischen zu sein scheint, sowohl zum Baden als auch als Fotomotiv. Wir setzen uns erst einmal in die Strandbar, um uns auszuruhen und einen Melonenslushy zu gönnen. Julian ist so kaputt vom anstrengenden Tag, dass er wegnickt. Verständlich, ich muss trotzdem schmunzeln, weil ich von Anfang an skeptisch war, dass wir alle Städte bis 17 Uhr schaffen und eher dafür war vielleicht lieber eine Sache rauslassen, um uns nicht so zu hetzen. Während Julian schläft, schreibe ich den Blog. Am Ende gehen wir noch gemeinsam Baden und fahren dann in unser Hotel nach Tel Aviv.

14.-16. Sep.: Unterwegs im Norden Israels

Nach dem Besuch in Masada am Morgen, lassen wir das Tote Meer nun hinter uns und fahren in Richtung Norden ans Mittelmeer. Auf dem Weg dorthin machen wir einen Zwischenstopp in Rehovot am Weizmanninstitut. Das Institut ist so eine Art israelisches Max Planck Institut. Julian hatte dort nach dem Abi im Rahmen des Life Science Labs an einer 4-wöchigen Sommerschule teilgenommen und wollte es mir zeigen. Dank Besuchergenehmigung ist das auch kein Problem, zumindest im Aussenbereich und der Cafeteria, die wir aber irgendwie nicht finden wollen. Es ist nett auf dem Gelände, das im Vergleich zum CERN einen (oder eher mehrere) Gärtner zu haben scheint. Alles grünt und blüht. Wir sehen hübsche Bäume, nett geschnittene Hecken – und einen vertikal gebauten Linearbeschleuniger. Witzig. In dem Bereich, wo Julian damals mit seiner Gruppe untergebracht war, gibt es einen Wissenschaftsgarten mit ein paar physikalischen Installationen, die wir ausprobieren. In einem Cafe kaufe ich noch einen Eiskaffee, mit dem wir übers Gelände schlendern. Alles in allem ein netter Zwischenstopp für den sich der kleine Umweg gelohnt hat.

Nach einigen Staus erreichen wir endlich Haifa. Unsere Unterkunft befindet sich direkt am Fuße der Baha’igärten, die wir am nächsten Morgen auch besuchen. Sie sind wirklich sehr schön und man fühlt sich richtig wohl dort. Wir lesen etwas über die Baha’ireligion und Julian erzählt mir, dass die Frau seines Cousins dieser Religion angehört, weshalb auch ihre Hochzeit den Baha’iritualen gefolgt ist. Die Gärten spielen in der Baha’ireligion wohl eine zentrale Rolle. Wir dürfen auch den Schrein des Bab ansehen, was wir fast verpasst hätten, wäre der Mitarbeiter uns nicht hinterher gelaufen und hätte gefragt, ob wir ihn nicht sehen wollten (wir dachten, die Barriere hieße der Zutritt wäre nicht erlaubt und waren schon umgedreht). Insgesamt alles sehr hübsch. Wir hatten uns auch moderat gekleidet, worum im Reiseführer gebeten wurde, was uns dann am Einlass auch zugute kommt, wo eine Frau vor uns mit dem Hinweis darauf, dies sei ein heiliger Ort, gebeten wurde, ihr Hemd zuzuknöpfen.

Danach checken wir aus und fahren nach Akko. Unser Apartment war ganz nett, obwohl es etwas muffig roch, und die Schwierigkeiten vom Vorabend (kein Strom in der Küche, dann ging der Kühlschrank nicht mehr zu) konnten zum Glück einigermaßen schnell gelöst werden. Unser Vermieter war sehr nett. Er ist wohl Ukrainer und vor 40 Jahren ausgewandert. Wir bemerken sowieso dass es unheimlich viele russischsprachige Einwohner bzw. Touristen in Israel gibt. Immer wieder hören wir Leute an uns vorbeigehen, an Geschäften steht Text auf Russisch geschrieben. Später in Tel Aviv hören wir zum Teil auch wie jemand Russisch spricht, ihr aber Hebräisch geantwortet wird. Unser Vermieter erklärt uns, dass es zwei Auswanderungswellen aus der UdSSR gegeben hat, einmal in den 70ern und dann noch einmal in den 90er Jahren. Viele Juden haben damals die Chance ergriffen woanders ein neues Leben aufzubauen. Er sagt primär aus ökonomischen Gründen, obwohl es auch Antisemitismus gegeben haben soll.

In Akko angekommen, wollen wir uns die Zitadelle anschauen. Doch zunächst ist es gar nicht so einfach einen Stellplatz für unser Auto zu finden, denn ohne Hebräisch zu sprechen kann man den Parkautomaten nicht bedienen und bezahlen. Das ist nicht das erste Mal, das uns soetwas passiert, denn wir müssen auch jedes Mal, wenn wir Tanken wollen, jemanden fragen uns zu helfen, da die Autonummer (und einmal sogar unsere Passnummer) eingegeben werden muss. Da wir den Parkautomaten nicht verstehen, fragen wir also auch dieses Mal jemanden. Der sagt, es wäre kostenlos und die fehlenden Parkscheine scheinen dies zu belegen. Da wir das aber nicht richtig glauben können, fragen wir auch noch einen zweiten. Der sagt, es wäre nur für Anwohner kostenlos und natürlich sind wir das nicht. Er will uns helfen das Ticket zu bezahlen, aber das geht einfach nicht, auch nicht an einem anderen Automaten. Dann schlägt er vor uns dorthin zu leiten, wo es kostenlose Parkplätze gibt. Wir fahren ihm also hinterher und am Ende nimmt er uns in seinem Auto sogar wieder mit zum Ausgangspunkt zurück, nachdem er noch schnell einen Kindersitz weggeräumt hat. Das ist wirklich nett von ihm. Wir laufen dann noch ein Stück zusammen in Richtung Innenstadt, wobei er uns erzählt, dass er beim Militär gearbeitet hat, allerdings nicht in Uniform. Bei Nachfragen zur Art seines Jobs sagt er nur, dass er an ein paar Projekten gearbeitet hat und gibt in Zeichensprache zu verstehen, dass er darüber nicht reden darf. Wir akzeptieren das und spekulieren später noch, was das denn genau bedeutet. Er ist super nett zu uns, gibt uns beim Abschied auch noch Tipps nicht in die typischen Touristenfallen zu tappen. Was für ein Glück wir doch hatten, dass er Zeit und Lust hatte uns zu helfen. Er meinte, er hätte Freunde besuchen wollen, die waren aber nicht da, und dass es gar kein Problem für ihn war.

In der Zitadelle in Akko angekommen, erhalten wir kostenlos einen Audioguide dazu, der wirklich nett gemacht ist. Es gibt viele kleine Animationen, die Erklärungen sind prägnant und alles ist gut ausgeschildert. Wir bekommen einen guten Eindruck in das Leben der Kreuzfahrer und Hospitaliter während unseres Besuchs. Danach machen wir eine kleine Mittagspause am Hafen, gehen noch durch den 150 Meter langen Templertunnel (den wir uns jedoch etwas Beindruckender vorgestellt hattten) und fahren dann weiter zu den Grotten von Rosh Hanikra, ganz nah an der gut bewachten Grenze zum Libanon, die die UN im Jahr 2000 gemeinsam mit den Staaten gezogen hat. Wir machen ein paar wunderschöne Fotos von den Grotten und erreichen am Abend unsere Unterkunft in Tiberias. Dort gehen wir nett Israelisch essen. Es ist sehr laut in dem Restaurant, was uns zu Hause vermutlich gestört hätte, aber irgendwie gehört das zur Atmosphäre und wir findes es gut. Wir wählen 3 Fleischspieße, die perfekt gegrillt serviert werden, und bekommen viele kleine Salate und leckeres Brot im All-you-can-eat-Format dazu. Es ist ein wirklich leckeres Abendessen und wir genießen es richtig!

12.-14. Sep.: Am Toten Meer in Israel

Am Morgen überqueren wir erneut die Grenze zwischen Aqaba und Eilat. Dieses Mal wird auf israelischer Seite etwas Genauer nachgefragt, was wir beruflich machen, wie unser Reiseplan aussieht, wo wir die nächste Übernachtung gebucht haben, etc. Am Ende wird uns dann eine schöne Reise gewünscht, mit dem Hinweis uns gut einzucremen.

Nachdem wir den Mietwagen in Eilat abgeholt haben, sind wir uns einig  vor der Weiterfahrt ans Tote Meer noch einmal im Roten Meer schnorcheln zu gehen. Gesagt, getan. Die 2 Stunden im Coral Beach Reserve vergehen wie im Flug. Nach einem leider enttäuschenden Abstecher in den Timnapark (obwohl ein paar ganz gute Aufnahmen entstehen), erreichern wir den Kraterrand von Mitzpe Ramon genau zum Sonnenuntergang und machen noch ein paar nette Bilder bevor wir weiterfahren. Am Abend erreichen wir unsere Unterkunft in Arad (zugegeben nicht direkt am Toten Meer, aber es war einfach nichts Erschwingliches mehr zu finden) und machen nicht mehr viel bis auf ein paar organisatorische Sachen um die nächsten Tage zu planen. Immerhin scheint es uns besser zu gehen, denn unsere Tage werden länger (wir stehen jetzt immer schon um 7 Uhr, nicht mehr nach 8 Uhr auf wie am Anfang) und wir schaffen es kräftemäßig besser. Seit einigen Tagen schmecken und riechen wir auch wieder alles komplett, was uns auch tolle kulinarische Erlebnisse verschafft.

Am nächsten Tag erkunden wir das Ein Gedi Nature Reserve. Wir sollen 3 l Wasser pro Person auf die Wanderung mitnehmen und tatsächlich brauchen wir auch fast jeden Tropfen in den 5 Stunden, die wir unterwegs sind. Die Kassiererin empfiehlt die Arugotwanderung, die an dem gleichnamigen Fluss entlang führt und auch einen Wasserpfad hat, den man mit Wasserschuhen begehen kann. Zum Glück haben wir unsere im Auto und so wird es eine wirklich außergewöhnlich schöne Wanderung, die größtenteils durch den Fluss verläuft, eine tolle Flora und Fauna zeigt und ab und zu auch Bademöglichkeiten bietet, z.B. an den Hidden Falls. Aus irgendeinem Grund haben wir unsere Badesachen im Auto gelassen, daher müssen wir später beim Badengehen improvisieren, aber das ist alles kein Problem. Der Weg macht Spaß, kühlt einen gut ab und spendet Schatten. Ich bin hin und weg, deshalb gehen wir ihn auch auf dem Rückweg entlang.

Nach der Wanderung wollen wir im Toten Meer baden. Gar nicht so einfach eine Stelle zu finden, denn ohne Rettungsschwimmer scheint es generell in Israel nicht erlaubt zu sein schwimmen zu gehen. Dann finden wir aber etwas, was auch den Vorteil hat Frischwasser zum Abduschen danach zu haben. Als ich die ersten Schritte ins Wasser mache schreie ich fast vor Schmerzen. Ich habe 2 winzig kleine Scheuerstellen, nicht mal Blasen, von unserer Wanderung in den Wasserschuhen und die machen sich bei dem Salzgehalt schmerzhaft bemerkbar. Im zweiten Versuch klappt es dann, aber später schmerzt noch mein Popo höllisch, denn der Kamelritt hatte auch seine Spuren hinterlassen. Als der ganze Schmerz irgendwann normal wird, kann ich das Baden etwas mehr genießen. Julian macht auch mit und fand es gut, das mal gemacht zu haben, sagt aber später, dass es ihm eigentlich gar keinen richtigen Spaß gemacht hat. Ich kann das verstehen.

Den Abend lassen wir in einer Sportbar bei einem Burger und Blumenkohltahinaauflauf ausklingen, müssen aber noch relativ viel organisieren und kommen deshalb spät ins Bett. Am nächsten Morgen erkunden den wir dann noch die Wüstenfestung Masada. Sie wurde von Herodes maßgeblich geprägt und war auch dessen Wintersitz. Hauptsächlich hat Masada für Israel aber Bedeutung, weil hier der letzte Widerstand gegen die römische Beatzung stattfand. Um Masada einzunehmen, schütteten die Römer eine riesige Rampe auf der Westseite auf. Von dort erklimmen wir auch die Festung und sind das einzige Auto auf dem Parkplatz, erst oben sehen wir dann die Busladungen von Reisegruppen, die den anderen Eingang mit der Seilbahn benutzt haben. Beeindruckend ist auch das Wassersystem, das über zwei große Kanäle, viele kleinere Zisternen am äußeren Berg und schlussendlich Esel die Wasserversorgung in der Stadt sicherstellte.

9.-11. Sep.: Auf nach Jordanien

Am Morgen fahren wir mit einem israelischen Taxi zum Grenzübergang in Eilat, um dort nach Jordanien zu gehen, was relativ problemlos geht. Auf der anderen Seite ist Aqaba, wo wir uns ein jordanisches Taxi zur Mietwagenausleihstation nehmen. Wir hatten im Vorfeld gedacht, wir könnten wie zu Hause einfach ein Taxi über die Grenze nehmen, aber klar, zwischen Israel und Jordanien gibt es kein Schengen-ähnliches Abkommen.

Nach ein paar Startschwierigkeiten (wir müssen nach 10 Minuten Fahrt noch einmal umdrehen, da wir nicht wissen was wir Tanken sollen), erreichen wir gegen 13 Uhr Petra. Es ist heiß und ganz schön viel zu Laufen, wir trinken fast 2,5 l an diesem Nachmittag. Als wir das Schatzhaus durch eine enge und kurvige Schlucht erreichen, ist der Eindruck schon sehr faszinierend. Wie muss es den Nabatäern damals gegangen sein oder Handelsreisenden als sie auf ihrem Weg hier halt machten? Trotz der Hitze erklimmen wir den hoch gelegen Opferplatz, allerdings eher ungewollt, da wir anhand der Karte dachten, er wäre um die Ecke und die Höhenlage dort nicht verzeichnet war. Aus einem kurzen Abstecher wird ein 90minütiger Umweg, der sich wegen des tollen Ausblicks über Petra dann aber doch gelohnt hat.

Wir machen uns an diesem ersten Abend relativ früh auf den Weg zurück, da wir doch noch nicht wieder 100% auf den Beinen sind, vor allem ich schwächele und brauche viele und lange Sitzpausen. Trotzdem bin ich guter Dinge und will auf dem Rückweg noch den Weg mit Ausblick auf das Schatzhaus machen. Als Julian daraufhin meint, dass ich das doch gar nicht mehr schaffen würde, gehe ich den Weg zum Ausgang (ca. 2 km) trotz Müdigkeit ohne Pause durch und sage ihm dann den ganzen Abend, dass ich es locker noch auf das Schatzhaus geschafft hätte. Schmunzeld schauen wir uns dabei jedes Mal an und lachen, wohlwissend, dass ich auch froh war, an dem Abend direkt nach Hause zu gehen.

Unsere Unterkunft ist sehr schön und wir unterhalten uns lange mit dem Besitzer, der sehr gut Englisch kann. Seine Mutter kocht für uns abends Mandy, ein zwar ursprünglich aus dem Jemen stammendes Gericht, das in Jordanien aber sehr beliebt und wohl auch etwas anders als das Original ist. Uns schmeckt es jedenfalls und so lassen wir den Abend ruhig ausklingen.

Am Morgen des zweiten Tages gehen wir noch einmal nach Petra. Die Stadt ist einfach zu groß um sie an einem Nachmittag zu erkunden. Wir sind auch froh über die Pause vom Vortag, denn an einem Tag hätten wir das kräftemäßig nicht alles anschauen können. Heute früh galoppiere ich also erst einmal vom Eingang zur Schlucht, denn ein Ritt auf dem Pferd ist tatsächlich im Ticket enthalten (ok, der Galaopp sicher nicht standardmäßig und er war auch nur kurz). Die Guides nutzen das allerdings um einem weitere Touren aufzuschwatzen, was bei uns aber nichts bringt. Am Ende kaufen wir uns trotzdem mit Trinkgeld frei. Weiter geht es wieder zu Fuß durch die Schlucht, am Schatzhaus und dem Amphitheater vorbei, dieses Mal zum großen Tempel und dem Kloster. Letzteres ist echt weit weg und nur über einen felsigen Aufstieg zu erreichen, den viele Touristen auch auf dem Esel absolvieren. Ich muss sagen, dass der Ruf des Esels schlechter als in Wirklichkeit ist, denn hier erweist er sich sehr geländegängig, robust und stark. Dennoch, wir laufen sowohl hin und zurück zu Fuß. Am Ende lassen uns die lokalen Guides leider nicht ohne sie zu bezahlen auf den Weg zur Aussicht aufs Schatzhaus, obwohl groß ein Warnschild angebracht ist auf dem steht, dass das im Ticket eingeschlossen sei und man keinen Guide bräuchte. Am Ende verzichten wir deshalb leider ganz darauf (ich hätte das kräftemäßig auf jeden Fall geschafft).

An frühen Nachmittag fahren wir weiter zu unserem Wüstencamp nach Wadi Rum, wo wir einen Kamelritt bei Sonnenuntergang gebucht haben. Wie damals in Jaisalmer sind es wieder Dromedare. Der Ritt durch die Wüste ist ganz nett, obwohl wir es schade finden, dass der Guide kein Englisch spricht. Das selbe Problem haben wir am Tag drauf als wir die Jeeptour machen. Der Beduinenguide kann zwar erklären, was die Sehenswürdigkeit ist, wo wir uns treffen, aber er versteht keine Nachfragen. Man merkt er hat das Wichtige durch die Arbeit gelernt zu sagen, die Sprache aber nie gelernt. Na ja, dafür entschädigt uns die Übernachtung im Quiet Village Camp. Unser Zelt ist eher eine Hütte und wir haben sogar ein eigenes Bad mit warmem Wasser über Solarstrom. Duschen kann man in der Praxis aber nur zu bestimmten Zeiten, da das Wasser sonst trotz Beimischung von kaltem Wasser einfach zu heiß ist. Als Julian am Morgen noch einmal duschen will ist es zu kalt. Später sehen wir warum: das Camp lag am Morgen noch im Schatten.

Am Abend des zweiten Tages entspannen wir noch lange ums Feuer herum, trinken stark gesüßten Salbeitee und lauschen der Musik, die jemand auf einem traditionellen Instrument, einer Mischung aus Gitarre und Okulele, spielt. Die Jeeptour am Tag darauf ist auch sehr schön, auch wenn es wirklich extrem heiß ist. Wir sind nur zu zweit auf der Tour, machen ein paar nette Fotos und bekommen Mittagessen von unserem Guide in der Wüste gekocht. Gegen 16 Uhr sind wir zurück am Parkplatz und fahren nach Aqaba zurück. Dort gehen wir nett essen und Julian isst das jordanische Nationalgericht Mansaf, also Lamm in fermentierter Joghurtsauße mit Reis. Danach schlendern wir abends noch kurz durch die Stadt und organisieren noch ein paar Kleinigkeiten für unsere Rückkehr nach Israel am nächsten Morgen. Schön war der kleine Abstecher nach Jordanien.

8. Sep.: Relaxen am Roten Meer in Eilat

Heute erkunden wir Eilat, die einzige Stadt Israels am Roten Meer. Die Busfahrt am Vorabend war sehr schön, durchs Westjordanland und vorbei am Toten Meer. Die 4h30 vergingen wie im Flug. Am Morgen starten wir mit einer Bootstour, denn ich bin nicht richtig fit. Die Nacht war kurz für mich: erst polterten unsere oberen Nachbarn bis 1 Uhr laut herum, dann, ich war kurz vorm Einschlafen, bekam Julian einen fiesen Hustenanfall. Als er endlich schlief, konnte auch ich so gegen 2 Uhr einschlafen. Die Bootstour mit dem Glasbodenbodenboot ist lustig. Wir sind mit einer spanischen Gruppe auf dem Boot und die amüsiert sich mit lauter Musik vom Kapitän, Gesängen und irgendwann dann auch einer Polonaise auf dem Oberdeck. Wir finden es unterhaltsam (können zum Glück ihren Versuchen uns zum Mitmachen zu animieren widerstehen) und schlürfen gutgelaunt unseren Wassermelonenslushy. Die Glasbodenerfahrung, war sie auch kurz, gefällt uns auch und so ist es insgesamt ein gelungener Ausflug.

Der Tag verläuft nach unserem Geschmack. Nach der Bootstour essen wir etwas Griechisches im Schnellrestaurant, schlendern an der Strandpromenade entlang und schauen uns abends zu einen Falafelpita die Lichtershow an der Music Fountain in Eilat an. Ich wollte unbedingt noch einen Cocktail trinken gehen, also lassen wir den Abend in einer cool beleuchteten Beachbar mit Korbmöbeln, Tipizelten und Schaukeln ausklingen. Ich bin am Ende dann doch zu geizig über 20 Euro für einen Cocktail auszugeben und schwenke auf ein Shandy, also ein Radler, um. Julian kuriert seinen Husten mit einem Maracujaslushy, natürlich nur aus medizinischen Gründen. Am Abend entdecken wir die heilende Wirkung des Tigerbalm, das Julians Husten sehr gut entgegenwirkt und ihm und mir eine erholsame Nacht beschert. Das machen wir fortan jeden Abend. Soft kitty, warm kitty, little ball of fur…

5.-7. Sep.: Auf religiöser Entdeckungstour in Jerusalem

Wir hatten es ganz anders erwartet, sind also am Ende froh, dass alles so problemlos am Flughafen und mit den Sicherheitskontrollen in Genf und Tel Aviv klappt. Julians Erfahrungen 2008 mit Lufthansa und vor allem 2004 mit El Al ließen uns separate Sicherheitskontrollen und detaillierte Kofferdurchsuchungen vermuten, daher sind wir schon 3 Stunden vor Abflug am Flughafen. Nichts von alledem passiert am Ende, zum Glück, und so läuft alles wie am Schnürchen, auch im Zug nach Jerusalem. Müde, aber glücklich, dass wir endlich und doch noch in den Urlaub konnten, checken wir in unserem Hotel ein.

Wie sind noch nicht wieder ganz auf dem Damm, also gehen wir es langsam an. Nach einem Mittagsschläfchen (wir sind schon um 3:30 aufgestanden) und einer längeren Aktion um den Bus nach Eilat zu buchen (am Ende hilft der Hotelmitarbeiter mit seiner eigenen Personalausweisnummer), kommen wir endlich los. Nach 2 Stationen drehen wir um, ich hatte mein Tuch vergessen und wir wollten ja zur Klagemauer. Naja, nicht so schlimm, denn alles ist mit der Tram oder dem Bus gut zu ereichen. Der zweite Versuch glückt dann, obwohl wir in der Zwischenzeit umgeplant haben und nun durchs christliche Viertel spazieren und die Grabeskirche, einschl. des angeblichen Grabs Jesu, besuchen. Der erste Eindruck von Jerusalem ist sehr gut, auch kulinarisch. Nach ein paar Pommes um den größten Hunger zu stillen, essen wir in einem alternativen Café Shakshouka, also pochierte Eier in gewürzter Tomatensauce. Wir werden nicht alt an diesem Tag und so gehen wir früh ins Bett, um morgen fit zu sein.

Am zweiten Tag machen wir einen Abstecher nach Yad Vashem, der Gedenkstätte der Märtyrer und Helden des Staates Israel im Holocaust. Ganz schön heavy und sicherlich keine leichte Urlaubsaktivität, aber dafür ein wichtiger Punkt auf unserer Reise, an dem wir viel Zeit verbringen. Zunächst reden wir nach dem Besuch gar nicht viel darüber, später am Abend als wir schon im Bett das Licht ausmachen wollten, hatten wir unsere Eindrücke verdaut und uns noch viel zu sagen. Nach dem Besuch der Gedenkstätte stärken wir uns in einem sehr leckeren palästinensischen Ecklokal (unser Geschmacksinn kommt langsam zurück), erkunden die Shoppingmeile ein wenig (obwohl ich nichts kaufe) und ruhen uns dann erst einmal im Hotel aus (im Moment schaffen wir noch keine Tagesausflüge ohne Zwischenstopp). Nach kurzer Pause erkunden wir die Klagemauer und spazieren durchs jüdische und muslimische Viertel. Letzteres verlassen wir für unsere Verhältnisse etwas zu spät, es ist schon dunkel und die Gassen sind sehr verwinkelt. Irgendwann folgen wir der (wie hier überall) krass bewaffneten Polizei, sogar so treu, dass wir den Ausgang übersehen und dann zum nächsten eilen. Als wir endlich wieder in einem hellen, belebten Bereich ankommen und kurz darauf auch das Damaskustor durchschreiten, atmen wir beide auf. Nächstes Mal müssen wir früher umkehren. Auf den Schock gehen wir in der Nähe unseres Hotels ein Falafelpita und Schawarma essen. Wieder mal kehren wir so gegen 20 Uhr ins Hotel zurück und lassen den Abend ruhig ausklingen. Da immer noch kraftlos, gucken wir irgendeine Herzenswunschsendung, genau das Richtige für uns.

Am Morgen des dritten Tages checken wir aus und fahren auf direktem Weg zum Tempelberg, um dort den Felsendom zu besichtigen. Na ja, um ehrlich zu sein war es eher ein längerer Weg, denn die ersten zwei Eingänge konnten wir leider nicht nehmen, da wir nicht muslimisch sind, so dass wir am Ende einen ganz schönen Marsch hinlegen. Egal, es lohnt sich, wie wir finden. Der Felsendom ist sehr hübsch und dort oben alles sehr friedlich, auch, wenn wir das Bauwerk als Tourist leider nicht von innen sehen können. Weiter geht es zum Mauerspaziergang, von wo aus wir das christliche und muslimische Viertel von oben erkunden. Der Weg ist schön, aber auch holprig und sehr sonnig. In einem armenischen Restaurant im Hinterhof der Via Dolorosa, die wir in den letzten Tagen etliche Male entlang gegangen sind, stärken wir uns und erweitern uns an den Gästen hinter uns, die sehr offen sind und die Franzosen am Nebentisch durch eher direkte Fragen zu witzigen Antworten bringen. Nach einem kurzen Abstecher zum King David Hotel und dem eindrucksvollen YMCA Gebäude (das vom Architekten dea Empire State Buildings geplant wurde), holen wir unser Gepäck ab und machen wir uns auf den Weg zum Busbahnhof. Es geht nach Eilat ans Rote Meer!

30. Juli: Lippizianer und Salinen

Am Morgen checken wir aus und fahren direkt zum Lippizianergestüt. Was als Besuch von zwei Stunden gedacht war, wird zum Halbtagsausflug. Das Gestüt ist riesig und es gibt echt viel zu erkunden: die Reitställe, das Hippodrom, der alte Gestütsbereich, die Alleen und natürlich die Pferde. Wir gehen auch zum Ponystreicheln, zum Kontakt mit einem Lippizianerpferd und zur Führung. Am Ende schaffen wir es gar nicht mehr ins Kutschenmuseum, machen dafür aber auf der Wiese vor unserem Autoparkplatz ein Picknick im Schatten. Wir lernen viel über die weißen Pferde, die zunächst dunkel sind und erst mit den Jahren weiß werden. Ich hatte erst Sorge, dass das Gestüt zu kommerziell sein würde, da man Eintritt bezahlen musste und Karten für die Vorstellungen und Trainings verkauft werden, aber am Ende war das unbegründet. Der Besuch hat uns beiden wirklich gut gefallen! Witzig ist auch, dass wir heute im Partnerlook unterwegs sind;-)

Weiter geht es zum Campingplatz, um dort erst mal einen Platz zu sichern und das Zelt aufzubauen. Da wir keine bezahlbare Unterkunft mehr bekommen haben, beschließen wir kurzerhand zu campen. Wir hätten keinen schlechteren Moment zum Campen aussuchen können, denn es ist heiß und die Olivenbäume spenden nur mäßig Schatten. Nachts schlafen wir halbnackt und schwitzen trotzdem, und der Schlafsack dient eher als Unterlage denn zum Wärmen. Na ja, daher bleiben wir auch nur eine Nacht. Julian zieht es irgendwie eh nach Hause. Immerhin testen wir mal unseren neuen Campingtisch und die Stühle. Für uns ist das ja Glamping im Vergleich zu sonst…

Nachdem wir das Zelt aufgebaut haben, geht es noch zu den Salinen. Es ist unerträglich heiß heute, eigentlich schon die ganze Zeit in unserem Urlaub, aber je näher wir an die Küste kommen, um so weniger Wind scheint zu wehen. Die Salinen sind ganz nett. Da alles so groß ist, wären sie mit dem Fahrrad sicher besser zu erkunden gewesen, aber das haben wir jetzt so schnell nicht mehr organisiert bekommen. Am Ende der Weges angekommen, essen wir ein leckeres Joghurt-Limetten-Eis um uns abzukühlen, kaufen noch etwas Salz und machen uns dann auf den Weg zurück ins Camp und unser persönliches Saunazelt…