10.-11. April: Putzen und Einzugsvorbereitungen

In einer Woche wollen wir umziehen, da hilft es, wenn alles schon mal sauber ist. Das Wochenende verbringen wir also mit Putzen. Ich befreie die Dachschrägen alle von Spinnenweben, wische die Schränke aus, sauge alles und wische, mit Julians Hilfe, die Böden im Haus. Julian legt das Internetkabel frei und putzt auch fleißig mit. Am Sa Abend haben wir irgendwann keine Lust mehr und Julian sagt: Komme, wir machen jetzt nur noch worauf wir Lust haben. Und ich so: Ja, d.h. wir bauen das Bett auf? Gesagt, getan – auch, wenn wir noch keine Matraze haben, denn die kommt ja erst nächste Woche. Wir verpassen dabei die Ausgangssperre und kehren heimlich abends nach Hause zurück, erstaunt darüber wie viele Leute trotzdem noch unterwegs sind…

9. April – Das Haus gehört uns!

Wir haben den Tag freigenommen, nicht nur den Morgen, denn wir dachten, dass wir viel zu aufgeregt sein würden um danach wieder an die Arbeit zu gehen – und so war es dann auch. Unsere Gedanken drehten sich nach der Schlüsselübergabe nur ums Haus und wir sind überglücklich dass es jetzt uns gehört!

Es war nett an dem Morgen noch einmal das Haus zu besichtigen und mit den Besitzern zu plaudern bevor wir es kauften. In Frankreich gilt „gekauft wie gesehen“, deshalb hat Julian vor dem Notartermin noch mal alles kontrolliert. Dass die Heizkörper warm werden, das Warmwasser funktioniert, die Garage und Schränke soweit leer sind, der Pool Ok ist, etc. Ich habe mich total gut mit Angie unterhalten (so wie auch schon am Wochenende zuvor als die Beiden uns alles rund ums Haus erklärt haben). Sie fragte ganz am Anfang, ob ich eine ihrer deutschen Kolleginnen kenne und ich sagte ja. Dann fragte sie, ob ich eine andere deutsche Kollegin kenne und ich sagte wieder ja. Wir tauschten ein paar Details aus und als ich auch die dritte Kollegin kannte, winkten ihr Ehemann und Julian ab und sagten, dass sie jetzt mal die Heizung anschauen gehen. Angie und ich unterhielten uns derweil fleißig weiter über die Leuten, die wir beide kennen.

Dann ging es zum Notar und nach einer guten Stunde war alles erledigt. Während wir uns freuten, hatten die Vorbesitzer doch ein paar feuchte Augen, denn sie haben so viele schöne Erinnerungen an ihre Zeit im Haus. Nach dem offiziellen Akt, wir wussten noch gar nicht wie uns geschah, legte der Vorbesitzer uns dann plötzlich einen riesigen Haufen Schlüssel auf den Tisch und sagte: Hier, das sind jetzt eure!  Hausschlüssel, Garagen- und Poolschlüssel, Toröffner, Müllchips, etc. – und das alles in mehrfacher Ausführung. Julian verstaute sie souverän und sicher bevor wir uns verabredeten und freudestrahlend nach Hause spazierten.

Nach einem Siegesdöner fuhren wir in Haus und ich hatte ein breites Lächeln im Gesicht, als ich zum ersten Mal unser Tor öffnete und unsere Haustür aufschloss in UNSEREM Haus. Wir machten auch ein schnelles erstes Foto, als Erinnerung. Danach widmeten wir uns unserer Hauptaufgabe: Das Leerrohr für das Glasfaserkabel zu finden, was uns letztens leider daran hinderte schon Internet zu haben. Dafür mussten wir, dem Kabel in der Wand folgend, den Putz abschlagen, Stück für Stück, was gar nicht so einfach war. Irgendwann am Wochenende hatten wir es dann auch komplett freigelegt und konnten einen neuen Termin zum Verlegen des Kabels buchen.

Unser kleines Haus

13. Sep. – Kajakfahren auf dem Vierwaldstättersee und Sightseeing in Luzern

Heute ist schon der letzte Tag unseres kleinen Roadtrips durch die Schweiz. Wir starten gemütlich am Morgen und da das Zelt noch nass ist dauert auch alles etwas länger. Als die Sachen zusammengepackt und das Auto umgeparkt ist, gehen wir zum Kajakverleih. Zum Glück ist gerade noch ein Zweier frei und in den nächsten gut 3 h schippern wir damit über den Vierwaldstättersee. Dieser heißt wohl so, weil ihn vier Kantone (Luzern, Unterwalden, Schwyz und Uri) umschließen. Er ist wirklich schön, wenn das Wasser, wie wir später beim Baden feststellen, doch auch wieder sehr kalt ist. Die Kajaktour ist eigentlich auch sehr schön, allerdings habe ich einen Mitfahrer im Boot, der mir während des ganzen Ausflugs gut gemeinte „Tipps“ gibt, wie tief ich das Paddel eintauchen soll, wie lang ein Paddelzug sein muss, wie ich mein Gewicht im Boot am Besten verteile und wie ich das Tempo angeben soll… Ein Heidenspaß!

Nach unserem Ausflug sind wir erst einmal erschöpft. Nach einem kleinen Picknick und einem Powernap im Auto, wollen wir noch einen kurzen Abstecher nach Luzern machen. Durch die Einfahrt ins Parkhaus und aufs Toilettegehen sind wir schon 6,50 CHF los bevor wir überhaupt irgendwas gesehen haben. Die Kapellbrücke, die Häuser an der Seeseite und die nette Innenstadt entschädigen uns jedoch schnell dafür. Wir essen ein Eis und eine Kleinigkeit bevor wir uns nun auf den Rückweg machen. Eigentlich wollten wir noch in Gstaad anhalten, aber der Weg wäre fast eine Stunde länger gewesen und wir sind erledigt. Nach ca. 3h sind wir wieder zu Hause – gut gelaunt, voller toller Eindrücke aus der wunderhübschen Schweiz und froh, dass wir diesen Trip so spontan hinbekommen haben. Aber im Improvisieren sind wir ja Meister, keine Frage.

12. Sep. – Bungeejumping, Eisbaden und Nacktschneckenalarm

Heute ist wieder ein besonders ereignisreicher Tag. Er fängt an mit einem leckeren Frühstück im Hotel (ich liebe es, wenn wir im Hotel übernachten und dort auch Frühstück essen) und einem kleinen Spaziergang am Lago Maggiore. Dann machen wir uns auf den Weg ins bezaubernde Verzascatal, in dem Julian vor vielen Jahren schon mal mit Freunden war und das er mir daher unbedingt zeigen wollte. Nach kurzer Zeit erblicken wir einen Staudamm. Er ist nicht ganz so hoch wie der, den wir vor zwei Tagen begutachtet hatten, dafür ist er aber sehr berühmt, denn James Bond ist im Film Golden Eye am Bungeeseil dieses Staudamms heruntergesprungen. Das wollen jetzt auch viele Touristen machen und es springt fast im Minutentakt einer runter. Manche mit zitternden Knien, andere mit versteinerter Miene, mal in Köppermanier, mal eher weniger grazil, aber sie machen es alle, egal wie ängstlich sie sind. Ich stehe nur daneben und mein Herz rutscht mir in die Hose. Adrenalin pur! Selber Effekt, aber kostenlos… Manche scheinen den Damm aber auch ohne Seil herunterspringen zu wollen. Für die gibt es dort ein Seelsorgetelefon, in der Hoffnung, qualifizierte Berater können sie davon abhalten…

Nach diesem kurzen Stopp fahren wir weiter hinein ins Tal. Wir wollen einen Blick auf die Verzasca, den Fluss, erhaschen, aber da sind wir nicht die einzigen und Parkplätze sind an der engen Straße echt mau. Irgendwannn erhaschen wir einen und suchen uns ein nettes Plätzchen am Fluss, quasi unseren Privatstrand. Das Wasser ist eiskalt und lange hält man es darin nicht aus, aber es macht Spaß in den Schnellen des Flusses zu schwimmen, wenn auch immer nur ein paar Meter um nicht abzutreiben. Viel zu früh ist der Spaß zu Ende, aber wir wollen weiter ins nächste Tal. Das Maggiatal mit dem Fluss Maggia ist dann leider nicht so beeiendruckend, wenn auch grundsätzlich schön…

Danach fahren wir durch den Gotthardtunnel. Dort ist meist viel Verkehr und man kann wegen der Baustelle schon mal ein paar Stunden im Stau stehen. Wir haben per Twitter verfolgt, wie lang dieser ist, und sind dann zum günstigen Zeitpunkt durchgefahren. Nur eine Stunde stockender Verkehr, das ist wirklich ok. Auf der anderen Seite angekommen, reservieren wir uns telefonisch noch einen Platz auf dem Campingplatz. Gerade noch rechtzeitig bestätigt uns der Betreiber den Platz, denn 500m weiter müssen wir auch schon von der Autobahn abfahren.

Der Campingplatz ist sehr modern und echt nett, wenn auch ziemlich voll. Es gibt sogar eine kleine ausgestattete Küche und einen Aufenthaltsraum mit Spielen. Unser Platz ist zwar etwas weit entfernt von den Waschräumen, aber das war nicht das größte Problem. Nachdem wir gekocht hatten, bemerken wir wie die erste Nacktschnecke von außen an unserem Innenzelt entlang kriecht. Ihre Schleimspur verrät, wo sie vorher war. Julian ist angeekelt als er draußen eine weitere Schnecke auf seiner Isomatte findet. Zunächst versucht er die Schnecken um unser Zelt zu entfernen, nach ca. 30 Schnecken gibt er auf. Überall sind diese Viecher und es gibt kein Entkommen. 5m weiter scheint die Welt noch in Ordnung zu sein, also verlegen wir kurzerhand unser Zelt. Der Ärger hat sich gelohnt. Am nächsten Morgen klebt nur eine Nacktschnecke am Außenzelt, natürlich direkt dort, wo man den Reißverschluss aufmacht… Als wir die Zeltplatzleitung auf die Nacktschneckenplage aufmerksam machen, wissen sie schon darüber Bescheid. Auch darüber, dass nur bestimmte Zeltstellplätze davon betroffen sind. Es sei wohl eine Ausnahme in diesem Jahr, da der Sommer so heiß war, und sie seien ratlos, was sie machen sollten. Naja, sie könnten z.B. die paar Plätze, die davon betroffen sind, nicht vermieten…?! Ärgerlich, dass sie es uns bei der Buchung nicht mitgeteilt haben, dann hätten wir sicher woanders übernachtet. Vermutlich ist das auch der Grund fürs Verschweigen…Na ja, das einzig Gute ist, dass wir in Kontakt mit unseren Nachbarn kommen. Direkt neben uns übernachtet ein Schweizer Paar in einem VW California, mit denen wir uns gut unterhalten und die uns letztendlich sogar noch ihren Bully von innen zeigen.

11. Sep. – Über zwei Pässe vom Wallis ins Tessin

Heute reisen wir vom Wallis ins Tessin nach Locarno. Diese Reise führt uns über zwei beiendruckende Pässe: zunächst den Furkapass (vom Wallis nach Uri) und dann über den Gotthardpass (von Uri ins Tessin). Schon auf dem Weg zum Furkapass werden wir von der landschaftlichen Schönheit der Umgebung überwältigt. Doch zunächst geben wir erst einmal das Geschenk für Julians Patenkind bei der Post ab. Juhu, endlich geschafft, nachdem wir gestern drei Mal Pech hatten: erst war die Warteschlange bei der Post 35min lang, dann hätte die zweite Post in der Mittagspause zu und zum Schluss war es einfach schon zu spät geworden… Nun gut, zurück zu unserer Geschichte über die Passüberquerungen. Auf dem Weg zum Furkapass halten wir an einem Flüsschen (wie sich später heraustellt, der Rhone) an, um zu bestaunen, wie sich die Passstraße nach oben windet, bevor wir mit dem Auto selbst hochfahren. Kurz vor dem Pass halten wir an, um den Rhonegletscher zu bestaunen. Den bekommt man von Nahem leider nur zu Gesicht, wenn man ein Ticket in die Eisgrotte bezahlt, also machen wir das, auch wenn wir es nicht gut finden, dass die Natur so abgesperrt wird…Der Ärger über den unfreundlichen Mitarbeiter, der mich am Ende auch noch anmeckert, ist aber schnell verflogen als wir den Rhonegletscher erblicken. Er trägt diesen Namen, weil hier die Rhone entspringt. Schön, dass mal zu sehen! Der Gletscher ist zu unserer Überraschung teilweise mit einer weißen Plane abgedeckt, die das Abschmelzen wohl um bis zu 50% reduzieren soll, denn an einem warmen Sonnentag können sonst wohl bis zu 10 cm abschmelzen. Wir gehen auch in die Eisgrotte, die wohl seit Generationen von einer Familie betrieben wird (ob wohl der Unsympat an der Kasse zur Familie gehört?). Anders als in der Eishöhle in Chamonix sind hier keine Eisskulpturen zu finden, dafür ist der Tunnel mit ca. 100m viel länger und die Wege etwas verzweigter. Es tropft auch ganz schön von der Decke, die zu Anfang im Wesentlichen aus der Plane bestand und später dann auch noch komplett mit Eis überdeckt ist. Nett war der Zwischenstopp.

Als nächstes machen wir einen kleinen Abstecher nach Andermatt. Das Dörfchen ist, anders als Zermatt, offen für den Autoverkehr, was irritierend ist, da sich Autos und Fußgänger die Meile zum Schlendern teilen und sich ständig gegenseitig behindern. Der Ort ist aber sehr schön – mit seinen Häuschen in traditioneller Bauart, dem Fluss Unteralpreuss in der Stadtmitte und seinem Flair. Wir essen in einem niedlichen Restaurant den besten Falafalburger, den wir je probiert haben, bevor wir weiterfahren um den Gotthardpass zu überqueren. Auf dem Pass machen wir noch eine kleine Wanderung (wohl eher einen Spaziergang), auf der wir noch ein Murmeltier und die ganze Vielfalt der Schweizer Militärbauten entdecken. Hinab geht es dann auf der alten Passstraße, die sich wunderhübsch ins Tal schlängelt.

Am Abend erreichen wir Locarno, das am Lago Maggiore liegt. Wir haben uns ein Hotel gegönnt, dort wird schnell geduscht und ab geht es ins abendliche Getümmel. In 5 min sind wir am See, an dem wir erst einmal entlang schlendern bevor es dunkel wird. Dann geht es weiter in die Innenstadt zum Piazza Grande, der nicht nur wunderhübsch und sehr schön bunt beleuchtet ist, sondern auf dem auch echt einiges los ist. Eine Live-Band spielt auf einer Bühne und es gibt zahlreiche Restaurants davor, in denen man essen und gleichzeitig der Musik zuhören kann. Natürlich sind die alle voll, deshalb machen wir nur ein paar Fotos, genießen kurz die Atmosphäre und gehen dann in ein Restaurant etwas weiter weg, in dem wir eine leckere Pizza essen. Die Küche ist im Tessin natürlich sehr italienisch angehaucht und das finden wir auch gut so.

10. Sep. – Schlemmen am Genfer Fastentag

Heute ist Jeune Genevois, also Fastentag in Genf, und wir haben frei. Naja, eigentlich habe nur ich frei und Julian musste frei nehmen, da der Fastentag im Kanton Waadt, in dem Julian arbeitet, erst am 21. September ist. Egal, jedenfalls scheinen wir heute alles andere zu machen als zu fasten… Den ganzen Tag über naschen wir Sachen aus unserer Essenstüte: erst Humus mit Fladenbrot, dann Radieschen, Äpfel und Nektarinen aus unserer Obst- und Gemüsebox, später auch noch Salamis und Brot. Zwischendrin kaufen wir uns noch einen Döner und ein Eis. Am Abend erwärmen wir unser Kürbisrisotto vom Vorabend. Und zwischendrin gibt es auch mal einen Happs Schokolade…Langer Rede, kurzer Sinn: von Fasten ist hier keine Spur.

Eigentlich wollten wir uns morgen mit Julians Patenkind in Lenk, in der Nähe von Gstaad, zum Wandern in der Schweiz treffen, doch leider haben sie uns kurzfristig abgesagt. Daher haben wir umgeplant und machen nun einen kleinen Roadtrip durch die Schweiz. Ins Wallis, Tessin und Berner Oberland soll es gehen. Auf dem Weg ins Wallis halten wir noch kurz in Vevey, wo wir beide noch nie waren. Eigentlich wollte Julian mir ein tolles Haus vom Architekten Le Corbusier zeigen, das war aber leider ein kleiner Reinfall, da nicht besonders gut erhalten. Der Weg dorthin hat uns aber für alles entschädigt: inmitten von steilen Weinhängen führt die Straße hinab zum See. Einfach traumhaft. Kurzerhand entschließen wir uns auch noch am See entlang zu spazieren und genießen das entspannte Getümmel der Leute, die scheinbar gerade ihre Mittagspause zum Essen und Baden nutzen.

Weiter geht es zur Schlucht von Trient. Es ist beeindruckend, wie sich ein kleiner Bach über tausende Jahre so tief in den Fels hinein schürft. Auf einem Holzsteg, der entlang der Schlucht verläuft, bestaunen wir das Wunderwerk. Ganz schön viele Spinnen scheinen sich dort wohl zu fühlen, die mir aber, so lange sie sich nicht hastig auf mich zu bewegen, nichts ausmachen. Über uns auf dem Steg befindet sich bis zum Ende ein Dach aus Metallmaschen gespannt. Auf diesem liegen teils wirklich große Steine und Stöcke. Gut zu wissen, dass wir vor ihnen geschützt sind…Wir sehen sogar noch eine Schlange in der Schlucht, die sich wohl lieber ungeschützt ihren Feinden auf einem Stein in der Sonne präsentiert als in dem kalten Wasser zu schwimmen. Verstehe ich.

Als nächstes fahren wir weiter zum Lac de Dix, der von einer 285m hohen Staumauer eingefasst wird. Die Mauer ist damit fast so hoch wie der Pariser Eiffelturm. Sie staut ca. 400 Mrd. Liter Wasser und ist wohl die größte Gewichtsstaumauer der Welt, obwohl wir ehrlich gesagt nicht genau wissen was das bedeutet. Klingt jedenfalls toll. Einen Besuch war der Staudamm allemal wert und ein paar nette Fotos sind dabei auch entstanden.

Mit einem Zwischenstopp an der Satellitenabhörstation bei Leuk, wo wir die riesigen Satellitenschüsseln aus nächster Nähe betrachten, erreichen wir unseren Campingplatz in Brigerbad beim Thermalbad. Wir kennen ihn schon, da wir hier vor kurzem mit Freunden ein Wochenende verbracht haben. Witzigerweise bekommen wir den selben Platz wie letztes Mal. Lustig! Und im Handumdrehen ist auch wieder das Zelt aufgebaut. Unsere Schnelligkeit lobt sogar ein Nachbarcamper!

30. Juli – Reiten wie die Cowboys und Schwimmen mit Mantarochen

Am Morgen wollen wir in unserer Unterkunft duschen gehen, aber es gibt kein heißes Wasser. Der Boiler sei wohl kaputt, werde aber heute hoffentlich repariert. Ja, ja, wie oft hab ich sowas schon gehört…Wenn es kein heißes Wasser gibt, verstehe ich immer keinen Spaß, aber ich gebe unserer Vermieterin trotzdem eine Chance. Sie ist auch wirklich nett und wir frühstücken gemeinsam, teilen mit ihr unser Müsli und das frische Obst. Sie pflückt aus dem Garten ein paar Maracujas, die wir dann auch noch essen. Wir unterhalten uns auch gut, über Gott und die Welt – und über Mantarochen. Unsere Vermieterin hatte wohl vor ein paar Tagen Geburtstag und ist mit Freunden ins Mauna Kea Resort gefahren, um dort die Mantas zu sehen. Man kann dort mit ihnen im Wasser schwimmen, ganz einfach, und braucht nicht mal zu tauchen. Wir beschließen kurzerhand dem Ganzen heute Abend eine Chance zu geben. Sie bietet uns sogar an noch eine Nacht bei ihr zu bleiben, aber ohne warmes Wasser will ich das nicht und wir reden uns irgendwie nett raus.

Jetzt geht es aber erst einmal zum Reiten. Die Paniolokultur (also Cowboykultur) ist in der Region um Waimea sehr berühmt und daher beschließen wir hier auch reiten zu gehen. Unter Cowboys stellen wir uns kräftige Männer vor, die auf Pferden reiten und die Rinder mit einem Lasso einfangen und mit Hilfe von Hunden zusammen treiben; um so überraschter sind wir als wir beim Parken bemerken, dass moderne Cowboys heute wohl Quads benutzen, um das zu tun. Von Hunden und Lassos weit und breit keine Spur…

Unser Reitausflug ist wunderschön. Wir haben die Möglichkeit ein paar mal zu galoppieren und öfter zu traben, was wir sehr genießen und weshalb wir diesen Stall auch ausgewählt haben, denn das ist nicht überall möglich. Die Gruppe ist relativ klein, wir sind 6 Leute zusammen mit einer anderen Familie, plus unserer Führerin. DSS Wetter ist so lala, ab und zu regnet es, doch der Wind ist so stark, dass unsere nasse Hose zwischen drin wieder zwei Mal trocknet. Außerdem schützen uns die Mäntel, die wir bekommen haben, ganz gut vor Wind und Regen. Cowboystiefel hätte man auch kostenlos zum Reiten bekommen können, aber das war uns dann doch etwas zu viel Aufwand und es hat auch so gepasst.

Nach dem Ausflug erkunden wir noch etwas die Region, fahren zum Aussichtspunkt des Pololu Valleys, dann später zurück zur Küste zur Kiholo Bay (in der wir leider wider Erwarten keine Meeresschildkröten antreffen). Einen Zwischenstopp legen wit in einer Saftbar ein, wo wir frischen Guavensaft mit Eiswürfeln trinken. Wir kehren auch zum Baden (und diesmal auch Kochen) zurück zum Hapuna Beach, wo wir am Vortag schon einmal waren, und starten nach Sonnenuntergang schließlich zum benachbarten Mauna Kea Resort, in das wir uns irgendwie hinein mogeln (dem Pförtner erzählen wir von Freunden, die wir treffen, nachdem das Argument, dass wir baden wollen aufgrund des bereits geschlossenen Strandes bei der Dunkelheit nicht mehr zog). Hätten wir auch mal vorher selbst drauf kommen können…

Egal, das Flunkern hat sich jedenfalls gelohnt: wir sehen mindestens 7 Mantarochen. Zunächst vom Strand aus, dann gehen wir später auch noch rein um sie von noch näher zu sehen. Ach wie schön, und das alles ganz kostenlos. Hätten wir das vorher gewusst, hatten wir das Geld für den Mantatauchgang gespart. Na ja, immerhin sehen wir die Tierchen noch; das entschädigt vor allem Julian, der richtig traurig war, dass wir sie beim Tauchen nicht gesehen haben. Da man die Mantas auf dem Foto unten nicht so gut sieht, hier noch ein paar Videos: Video 1, Video 2, Video 3.

Am Abend erreichen wir dann erst relativ spät, sogar nach Mitternacht, unsere AirBnB Übernachtung, die sich auf der anderen Inselseite in Pahoa befindet. Hätten wir die Mantas nicht noch so spontan eingebaut, wären wir natürlich deutlich früher da gewesen, aber wir bereuen es wegen des tollen Erlebnisses nicht die Bohne… Unsere Unterkunft ist schön. Ums Haus herum wachsen Bananenbäume und Taropflanzen, wie wir am nächsten Morgen bemerken. Wir haben das Haus ganz für uns allein, da unser Vermieter wohl vergessen hatte, dieses Zimmer zum Buchen zu blockieren. Er war wohl im Urlaub und ihm passte es daher nicht schlecht, dass wir erst so spät ankamen, so hatte er noch genügend Zeit unser Zimmer fertig zu machen.

Als wir in der Region um Pahoa ankommen, vernehmen wir ein seltsames singendes Geräusch. Das sind die Pfeiffrösche, eine invasive Froschart, die nach Sonnenuntergang so laut pfeift, dass manche Leute die als Ruhestörung empfinden und die kleinen Dinger mit verschiedensten Mitteln versuchen zu vertreiben oder umzubringen. Es erinnert mich etwas an das verzweifelte Vertreiben eines Maulwurfes, wenn man ein Pendant in Europa sucht. Die Regierung hat wohl viele Jahre versucht die Art zu vertreiben, scheinbar erfolglos, deshalb haben sie jetzt aufgegeben und sich auf Probleme konzentriert, die sie in den Griff bekommen können…

Apropos invasive Arten, das ist eine Phrase, die uns hier immer wieder begegnet und ein bestimmendes Thema auf Hawaii ist. Invasive Pflanzen- bzw. Tierarten, die irgendwann mal eingeschleppt wurden und sich hier zulasten heimischer Arten so stark vermehren, dass diese komplett verdrängt werden. In den Nationalparks mussten wir daher oft unsere Schuhe vor und nach Wanderungen putzen, zwischen den Inseln soll man keine Pflanzenarten transportieren und die Flugzeuge werden von speziellen Mitarbeitern gereinigt, die die Pflanzenarten speziell entsorgen. Vor dem Boarden muss man noch durch die Landwirtschaftsinspektion, etc. – alles zum Schutz der heimischen Pflanzen und Tiere.

29. Juli – Waipio Valley, Hapuna Beach und Hula

Nach der langen und anstrengenden Wanderung gestern, starten wir heute erst gegen 10 Uhr. Unsere Wunden sind geleckt und wir lernen noch etwas über die Bedeutung von Aloha in unserer Unterkunft;-)

Heute besuchen wir das Waipi’o-Tal im Norden von Big Island. Früher lebten in dem Tal tausende Menschen bis ein Tsunami das Tal verwüstete und die Menschen auf den Berg hinaufzogen. Einen tollen Ausblick haben wir von hier oben, aber wir beschließen auch ins Tal hineinzuwandern. Ca. 25% Neigung erwarten uns auf dem Weg nach unten und uns ist klar, dass wir diese auf dem Rückweg auch hinauf gehen müssen. Unten spaltet ein Fluss, der in den Ozean mündet, das Tal in der Mitte. Dort gehen wir bei starkem Wellengang im Meerwasser baden, machen ein paar nette Fotos und sehen Wildpferde grasen. Es ist wirklich nett dort unten und wir verbringen auch relativ viel Zeit damit die Anwohner mit ihren Jeeps und der entsprechenden Campingausrüstung zu beobachten. In nur 30min gehen wir danach den steilen Abhang wieder hoch.

Danach geht es weiter zum Hapuna Beach, denn wir wollen noch einmal baden gehen. Am frühen Abend wollen wir zudem zu einer Hulashow gehen. Die Dinnershows, die man buchen kann, kosten um die 120USD p.P., daher entscheiden wir uns für eine kostenlose Aufführung im Waikoloa Beach Ressort. Wir haben keine große Hoffnung, dass die Show besonders gut wird, aber da sollen wir uns zum Glück täuschen. Eine Musik-/Hulaschule tritt hier jeden Montag auf und uns werden viele verschiedene Tänze, von traditionell bis modern und jung bis alt, gezeigt. Stets übersetzt die Lehrerin die Hawaiianischen Texte auf Englisch, was die Tanzbewegungen unterstreicht und hilft die Geschichte, die mit dem Tanz erzählt wird, zu verstehen. Wir sind hellauf begeistert und sind froh, dass wir diesen Programmpunkt so spontan noch eingebaut haben.

Nach der Hulavorführung gehen wir spontan noch etwas Lokaltypisches essen: Lau Lau und Loco Moco, dazu einen Cocktail mit Zuckerrohrsaft und Lilikoi (Maracuja). Es schmeckt uns alles super!

Bei unserer Unterkunft in Hawi kommen wir wegen des Abendprogramms erst relativ spät an. Unsere Vermieterin treffen wir daher erst am nächsten Morgen. Zum Glück geht das Einchecken aber bei den meisten Unterkünften dank Schlüsselboxen sehr gut ohne Anwesenheit des Vermieters.

28. Juli – Besteigung des Mauna Loa (4169m)

Da die Übernachtungen auf Hawaii sehr teuer sind, nutzen wir viel AirBnB um eine günstige Unterkunft zu bekommen. Meine Lieblingsplattform Booking.com zeigt leider nur selten den Endpreis bei der Unterkunftssuche an, so dass wir beim Buchungsschritt dann oft feststellen, dass der Preis sich plötzlich fast verdoppelt oder es mind. 100 USD teurer wird als gedacht. Die Nacht vom 27.-28. Juli verbringen wir mal in einem günstigen Hotel, da wir wegen der Verfügbarkeit der Plätze für den Reitausflug in ein paar Tagen unseren Reiseplan umstellen mussten und dieses Hotel das Beste war, das wir auf die Schnelle noch zu annehmlichen Preisen gefunden haben. Leider müssen wir von hier noch ca. 2h zum Mauna Loa fahren, deshalb klingelt der Wecker heute schon um halb fünf und um 5 Uhr sitzen wir im Auto und fahren wir los.

Wir haben Glück mit dem Wetter, denn die Sonne scheint und der Himmel ist klar. Vom Parkplatz aus können wir auch die Observatorien auf dem Mauna Kea, der direkt gegenüber liegt, sehen. Eigentlich wollten wir den Mauna Kea besteigen, aber die Pläne zur Errichtung eines neuen Teleskops auf dem heiligen Berg sind unter Hawaiianern sehr umstritten, weshalb diese sich zusammen geschlossen haben und dauerhaft die Straße zum Mauna Kea blockieren, damit die Bauteile nicht hinauf transportiert werden können. So soll der Bau des Teleskops verhindert werden, um die Integrität der heiligen Stätte zu bewahren. Da die Straße zum Mauna Loa auf fast gleicher Höhe, nur auf der anderen Seite, von der Saddle Road abgeht, fahren wir durch dieses riesiges Camp von Hawaiianern und spüren, wie wichtig ihnen das Thema ist. Um diese Uhrzeit schlafen die meisten noch in ihren Zelten, aber auch später demonstrieren sie friedlich.

Die Wanderung ist wirklich schön und am Anfang sehen wir den Mauna Kea gut (auf den Julian in einem gut gestellten Foto auch einen Fuß setzt).

Auf der Wanderung sehen wir auch sehr viel unterschiedliche Lava. Im Vulkannationalpark haben wir gelernt, dass es zwei Arten von Lava gibt: Die Aa-Lava, also Brockenlava, die sehr spitz und scharfkantig ist und über die man nur schwer wandern kann; und die pahoehoe-Lava, auch Seillava genannt, die glatt und daher gut begehbar ist. Von beidem sehen wir auf der Wanderung viel, es ist aber ganz anders als auf der Wanderung auf Island damals, als wir hauptsächlich auf Asche unterwegs waren, da der Vulkan unter dem Eis lag und es eine Ascheeruption war. Hier auf Hawaii liegt kein Schnee und bei der Eruption ist viel Lava direkt hinaus geflossen, daher finden wir immer wieder schöne Formationen. Die ansonsten meist schwarze Lava glänzt außerdem zum Teil in den tollsten Farben – von gold über grün bis hin zu blau oder silber. Manchmal ist sie auch eher rötlich, vermutlich vom Eisen.

So schön es landschaftlich auch ist, so lang und anstrengend ist die Wanderung aber auch. Nach 2h40 erreichen wir den Kessel des Vulkans, an dem wir eine kurze Brotzeitpause machen. Wir denken, dass wir den Gipfel von hier aus schon sehen, täuschen uns aber, denn von hier aus sollen es noch 2h bis dorthin werden. Diese letzten 2h sind wir schon über 4000m und quälen uns dementsprechend etwas hoch, denn die Luft ist dünn und auch, wenn wir keine typischen Höhensymptome zeige, merken wir, dass uns etwas anders ist. Immer wieder halten wir an, checken wie weit es noch ist, und gehen dann weiter. Mit Wasser und Müsliriegeln putschen wir uns auf bis wir schließlich auf dem Gipfel sind. Wir machen ein paar schöne Fotos, Julian trägt uns ins Gipfelbuch ein und wir verweilen nicht länger als eine halbe Stunde hier oben. Wir wissen aus Erfahrung, dass man sich mit jedem Schritt besser fühlt, den man an Höhe wieder verliert. Auch auf dem Weg runter quälen wir uns zunächst, doch dann wird es plötzlich besser und wir machen viel Strecke gut. Nachdem wir insgesamt schon 15km in den Beinen haben, wird es langsam wieder anstrengend. Wir haben noch 5km vor uns bis zum Auto und die ziehen sich. Wir erinnern uns zurück an die ellenlange Islandwanderung, die zwar mit 25km Wegstrecke und ca. 1000 Höhenmetern noch einmal länger war, dafür aber bei weitem nicht so hoch hinaus ging.

Irgendwie schaffen wir es mit den letzten Kräften zurück zum Auto und zu unserer Unterkunft nach Waikoloa, die auch wirklich nett eingerichtet ist. Mein Mann fühlt sich krank, wahrscheinlich hat er einen Sonnenstich – und ich pflege ihn, koche ihm Tee und mache Salat und Ananas zum Abendessen (wegen der extremen Anstrengung haben wir beide keinen großen Hunger). Am nächsten Tag ist er wieder aufgepeppelt und auch ich fühle mich besser. Wir beschließen allerdings es am Tag darauf etwas ruhiger angehen zu lassen…

26.-27. Juli – Kona: Sommer, Sonne, Regen und ein Bodyboardunfall

Unsere AirBnB-Unterkunft in Kona ist wirklich schön und wir fühlen uns wohl hier. Das ist uns wichtig, deshalb wollen wir auch noch einen Tag länger bleiben, aber leider geht das nicht. Wir machen daher das Beste aus den 2 Tagen hier und beschließen das Bodyboard des Apartments heute auszuprobieren. Der Magic Sands Beach soll dafür die besten Bedingungen auf Hawaii bieten. Der Strand heißt so, weil der Sand wohl manchmal über Nacht auf magische Weise bzw. bedingt durch die Strömung verschwunden und dann plötzlich ein anderes Mal wieder da ist. Dort angekommen, bin ich etwas enttäuscht, denn die Bucht ist super klein und auf der Hälfte, in der sich keine Lavasteinformationen im Wasser befinden, tummeln sich die Leute geballt auf einem Haufen. Die Bodyboardbedingungen sind auch nicht optimal, da die Lavasteine am Beginn des Strands frei liegen und man, wenn man eine Welle mal richtig gut erwischt, voll auf diese drauf knallt. Das weiß ich so gut, weil es mir selbst passiert ist. Dank eines gut gemeinten und von mir gewollten Schubses meines Mannes, erwische ich die Welle und kann das ungefähr 2s genießen, bis mir klar wird, dass die Welle doch ganz schön groß ist und ich wohl auf die Steine knallen werde. Ich halte das Bodyboard schützend vor mich und außer ein paar Schürfwunden am Oberarm und den Beinen geht alles gut. Julian, der sich zunächst über meine tollen Bodyboardfähigkeiten freut, kommt mit einem dem Schrecken ins Gesicht geschriebenen Gesicht hastig aus dem Wasser gelaufen, um nach mir zu schauen. Alles OK, gebe ich ihm zu verstehen und überlasse das Bodyboard zunächst erstmal ihm…

Eine der Buchten, die wir an diesem Nachmittag noch besuchen, wurde uns von einem etwas schrägen Vogel, den wir auf dem Zeltplatz im Vulkannationalpark kennen gelernt haben, empfohlen. Er hatte uns sogar eine Art Schatzkarte gemalt, wie wir die Bucht erreichen. Auch, wenn wir erst etwas skeptisch waren, stellt sich die Bucht als Geheimtipp raus und hat einen wirklich tollen Sandstrand. Besonders schön war, dass, während Julian und ich im Waser planschten (und ich doch noch mal bodyboardete), eine Schildkröte um uns herum schwamm und öfter mal ihr Köpfchen heraus streckte. Total niedlich, aber leider sehr schwer zu fotografieren.

Am frühen Abend gehen wir dann zum Abschluss des Tages auf einen Mantarochentauchgang. Wir waren am Tag zuvor froh noch 2 Plätze ergattert zu haben und freuen uns riesig drauf. Die Firma verspricht eine 90%ige Wahrscheinlichkeit, dass man Mantarochen sieht, doch als wir bei Sonnenuntergang dem Briefing des Tauchlehrers lauschen, erzählt er uns, dass sie seit 4 Wochen keine Mantarochen mehr in der Bucht gesehen haben, aber dass am Abend zuvor wohl ein einziger dort war. Die Strategie für den Tauchgang sei wohl, ca. 20-25 min unter Wasser zu warten und, falls keine auftauchen, das Riff zu erkunden. Julian und mir ist sofort klar, dass wir wohl heute keine Mantarochen mehr sehen werden, und wir sollen leider Recht behalten. Ganz schön enttäuschend, denken wir uns, und googlen später noch mal die detaillierten Bewertungen der Tauchfirma, doch das bringt uns auch nicht weiter, denn die Leute sind durchweg zufrieden, auch, wenn sie keine Mantas sehen. Wir können das nicht verstehen, finden es unfair, dass sie uns bei der Buchung (die wir ja erst am Vortag gemacht haben, nicht Monate im Voraus) nicht fairerweise gesagt haben, dass die Wahrscheinlichkeit die Tierchen zu sehen im Moment sehr gering ist. Viele Boote sind wohl deshalb gar nicht erst rausgefahren, weil die Mantas im Moment nicht in die Bucht kommen – kein Plankton. Na ja, wir sind für 159 USD p.P. um eine Erfahrung reicher…

Am nächsten Tag checken wir morgens aus unserer tollen Unterkunft aus; es herrscht ein kleines Chaos, da wir noch ein paar Sachen für die nächsten Tage organisieren mussten, u.a. den Reitausflug buchen, und dann plötzlich die zweite Zimmerkarte weg ist. Wir finden sie nicht mehr, auch nachdem wir alles durchsuchen, geben daher nur die eine ab…und niemand merkt es. Noch mal Glück gehabt. Nach dem Stress am Vormittag, wollen wir jetzt erst einmal etwas Kleines essen gehen. Da der BBQ-Laden, zu dem wir wollten, nicht offen ist, weichen wir auf einen mexikanischen Food Truck aus. Julian bestellt Enchiladas, ich Taquitos – und es schmeckt super lecker. Alles wird frisch zubereitet, deshalb mussten wir einen Moment warten, aber es hat sich echt gelohnt. Das leckerste Essen bisher auf Hawaii und gar nicht so teuer. Hmmm…

Gestärkt fahren wir den Berg hinauf zur Mountain Thunder Kaffeefarm, um den berühmten Konakaffee zu kosten und mehr über dessen Anbau zu lernen. Das Wetter ist so lala, denn es regnet, aber die kostenlose Tour ist super. Eine Hawaiianerin leitet die Führung, erklärt uns alle Schritte und führt uns durch den kleinen, aber modernen Produktionsbereich. Sie ist super nett und interessiert sich für die Besucher, die sie am Anfang nach ihrer Herkunft fragt und dann immer wieder während der Führung einbindet. Das ist persönlich und authentisch, was uns sehr gut gefällt. Um ehrlich zu sein, hat uns das bei unseren Tauchausflügen und im Kontakt mit den Nichturhawaiianern bisher etwas gefehlt. Unsere Tauchlehrer waren zwar oberflächlich nett, aber nur insoweit, wie sie Geld verdienen wollen und nicht darüber hinaus. Auch bei den Kellnern im Restaurant hatten wir öfter das Gefühl, dass die Nettigkeit nur Mittel zum Zweck war. Die Hawaiianer dagegen waren bisher immer sehr freundlich zu uns, z.B. bei Hawaiian Airlines als wir den Flug verpasst hatten oder in verschiedenen Shops. Wir hoffen irgendwie, dass dieser Eindruck vielleicht zufällig etwas einseitig ist, aber unsere weiteren Erfahrungen bestätigen ihn nur. In Hawi, wo wir ein paar Tage später übernachten, unterhalten wir uns auch mit einer Amerikanerin aus Portland, die seit vielen Jahren auf Hawaii wohnt und die, ohne unsere Meinung zu kennen, genau das Gleiche sagt.

Nach der Kaffeefarm überlegen wir im Auto, was wir an diesem überraschenden Regentag noch so machen sollen. Eigentlich hatten wir einen weiteren Strandtag geplant, wollten noch einmal zu der Bucht von gestern, aber das fällt nun ins Wasser. Während ich im Reiseführer Alternativen nachschlage, schläft Julian ein. Nun gut, denke ich mir, der Besuch einer Schokoladenfabrik oder eines Umweltzentrums hat ihn wohl nicht vom Hocker gerissen und vielleicht lassen wir das mit dem Sightseeing einfach und checken gleich in unser neues Hotel ein. Als er aufwacht machen wir das dann auch.

Unser Hotel ist wohl das älteste von Kona und liegt direkt am Meer. Es ist ganz gut erhalten und hat vor allem eine für mich (nicht wirklich) überlebenswichtige Eismaschine, die ich natürlich sofort benutze;-) Von unserem Balkon aus erblicken wir direkt unter uns das Meer, welches vom Wind aufgepeitscht wird. Das fasziniert Julian und lässt uns zunächst freudig stimmen. Die Nacht schlafe ich aber trotz Ohrenstöpsel sehr unruhig, was in erster Linie an den lauten, sich brechenden Wellen liegt, deren Lärm von den dünnen Balkonfenstern minimal abgeschirmt wird. Dazu kommt das wieder einmal sehr weiche Bett. In Amerika scheinen die Leute lieber weich zu schlafen, was für Julian und mich, die zu Hause eine harte Matratze haben, schwierig ist. Ich bin daher froh, dass die Nacht nur kurz ist, denn am nächsten Morgen gehen wir den Mauna Loa besteigen und müssen daher früh raus. Das im Zimmerpreis enthaltene Frühstück müssen wir deswegen leider ausfallen lassen, was mich besonders schmerzt…