Am Morgen wollen wir in unserer Unterkunft duschen gehen, aber es gibt kein heißes Wasser. Der Boiler sei wohl kaputt, werde aber heute hoffentlich repariert. Ja, ja, wie oft hab ich sowas schon gehört…Wenn es kein heißes Wasser gibt, verstehe ich immer keinen Spaß, aber ich gebe unserer Vermieterin trotzdem eine Chance. Sie ist auch wirklich nett und wir frühstücken gemeinsam, teilen mit ihr unser Müsli und das frische Obst. Sie pflückt aus dem Garten ein paar Maracujas, die wir dann auch noch essen. Wir unterhalten uns auch gut, über Gott und die Welt – und über Mantarochen. Unsere Vermieterin hatte wohl vor ein paar Tagen Geburtstag und ist mit Freunden ins Mauna Kea Resort gefahren, um dort die Mantas zu sehen. Man kann dort mit ihnen im Wasser schwimmen, ganz einfach, und braucht nicht mal zu tauchen. Wir beschließen kurzerhand dem Ganzen heute Abend eine Chance zu geben. Sie bietet uns sogar an noch eine Nacht bei ihr zu bleiben, aber ohne warmes Wasser will ich das nicht und wir reden uns irgendwie nett raus.
Jetzt geht es aber erst einmal zum Reiten. Die Paniolokultur (also Cowboykultur) ist in der Region um Waimea sehr berühmt und daher beschließen wir hier auch reiten zu gehen. Unter Cowboys stellen wir uns kräftige Männer vor, die auf Pferden reiten und die Rinder mit einem Lasso einfangen und mit Hilfe von Hunden zusammen treiben; um so überraschter sind wir als wir beim Parken bemerken, dass moderne Cowboys heute wohl Quads benutzen, um das zu tun. Von Hunden und Lassos weit und breit keine Spur…
Unser Reitausflug ist wunderschön. Wir haben die Möglichkeit ein paar mal zu galoppieren und öfter zu traben, was wir sehr genießen und weshalb wir diesen Stall auch ausgewählt haben, denn das ist nicht überall möglich. Die Gruppe ist relativ klein, wir sind 6 Leute zusammen mit einer anderen Familie, plus unserer Führerin. DSS Wetter ist so lala, ab und zu regnet es, doch der Wind ist so stark, dass unsere nasse Hose zwischen drin wieder zwei Mal trocknet. Außerdem schützen uns die Mäntel, die wir bekommen haben, ganz gut vor Wind und Regen. Cowboystiefel hätte man auch kostenlos zum Reiten bekommen können, aber das war uns dann doch etwas zu viel Aufwand und es hat auch so gepasst.
Nach dem Ausflug erkunden wir noch etwas die Region, fahren zum Aussichtspunkt des Pololu Valleys, dann später zurück zur Küste zur Kiholo Bay (in der wir leider wider Erwarten keine Meeresschildkröten antreffen). Einen Zwischenstopp legen wit in einer Saftbar ein, wo wir frischen Guavensaft mit Eiswürfeln trinken. Wir kehren auch zum Baden (und diesmal auch Kochen) zurück zum Hapuna Beach, wo wir am Vortag schon einmal waren, und starten nach Sonnenuntergang schließlich zum benachbarten Mauna Kea Resort, in das wir uns irgendwie hinein mogeln (dem Pförtner erzählen wir von Freunden, die wir treffen, nachdem das Argument, dass wir baden wollen aufgrund des bereits geschlossenen Strandes bei der Dunkelheit nicht mehr zog). Hätten wir auch mal vorher selbst drauf kommen können…
Egal, das Flunkern hat sich jedenfalls gelohnt: wir sehen mindestens 7 Mantarochen. Zunächst vom Strand aus, dann gehen wir später auch noch rein um sie von noch näher zu sehen. Ach wie schön, und das alles ganz kostenlos. Hätten wir das vorher gewusst, hatten wir das Geld für den Mantatauchgang gespart. Na ja, immerhin sehen wir die Tierchen noch; das entschädigt vor allem Julian, der richtig traurig war, dass wir sie beim Tauchen nicht gesehen haben. Da man die Mantas auf dem Foto unten nicht so gut sieht, hier noch ein paar Videos: Video 1, Video 2, Video 3.
Am Abend erreichen wir dann erst relativ spät, sogar nach Mitternacht, unsere AirBnB Übernachtung, die sich auf der anderen Inselseite in Pahoa befindet. Hätten wir die Mantas nicht noch so spontan eingebaut, wären wir natürlich deutlich früher da gewesen, aber wir bereuen es wegen des tollen Erlebnisses nicht die Bohne… Unsere Unterkunft ist schön. Ums Haus herum wachsen Bananenbäume und Taropflanzen, wie wir am nächsten Morgen bemerken. Wir haben das Haus ganz für uns allein, da unser Vermieter wohl vergessen hatte, dieses Zimmer zum Buchen zu blockieren. Er war wohl im Urlaub und ihm passte es daher nicht schlecht, dass wir erst so spät ankamen, so hatte er noch genügend Zeit unser Zimmer fertig zu machen.
Als wir in der Region um Pahoa ankommen, vernehmen wir ein seltsames singendes Geräusch. Das sind die Pfeiffrösche, eine invasive Froschart, die nach Sonnenuntergang so laut pfeift, dass manche Leute die als Ruhestörung empfinden und die kleinen Dinger mit verschiedensten Mitteln versuchen zu vertreiben oder umzubringen. Es erinnert mich etwas an das verzweifelte Vertreiben eines Maulwurfes, wenn man ein Pendant in Europa sucht. Die Regierung hat wohl viele Jahre versucht die Art zu vertreiben, scheinbar erfolglos, deshalb haben sie jetzt aufgegeben und sich auf Probleme konzentriert, die sie in den Griff bekommen können…
Apropos invasive Arten, das ist eine Phrase, die uns hier immer wieder begegnet und ein bestimmendes Thema auf Hawaii ist. Invasive Pflanzen- bzw. Tierarten, die irgendwann mal eingeschleppt wurden und sich hier zulasten heimischer Arten so stark vermehren, dass diese komplett verdrängt werden. In den Nationalparks mussten wir daher oft unsere Schuhe vor und nach Wanderungen putzen, zwischen den Inseln soll man keine Pflanzenarten transportieren und die Flugzeuge werden von speziellen Mitarbeitern gereinigt, die die Pflanzenarten speziell entsorgen. Vor dem Boarden muss man noch durch die Landwirtschaftsinspektion, etc. – alles zum Schutz der heimischen Pflanzen und Tiere.