31. Juli – Letzter Tag in Indien, juhu

Endlich ist es soweit: Heute verlassen wir Indien. Wir nutzen den letzten Tag gar nicht mehr um Sehenswürdigkeiten in Dehli anzuschauen, denn wir wollen nicht raus auf die Straße. Wir sind so froh darüber am Abend endlich abreisen zu können und hoffen, dass Südafrika besser wird. Wir haben ein Reisetief, was nicht am Reisen selbst liegt, sondern an Indien, das uns echt viel abverlangt hat…

Es gab auch ein paar schöne Dinge an Indien, z.B. das Essen, das uns bis auf die Tage in Jaipur auch immer gut bekommen ist. Hier in Indien gibt es viele vegetarische Restaurants und diese werben auch damit, dass sie rein vegetarisch sind. In Europa wäre das eher ein Nachteil und man würde vermutlich eher damit werben, dass man auch eine große Auswahl an vegetarischen Gerichten anbietet. Nicht so hier. Wir müssen aber auch sagen, dass wir vegetarisch hier immer besser als nicht vegetarisch gegessen haben. Nur drei Mal haben wir etwas mit Fleisch bestellt und zwei Mal waren wir davon geschmacklich etwas enttäuscht. Meistens schmeckten die vegetarischen Gerichte uns einfach besser. In Indien ist man als Vegetarier wirklich im Paradies!

Außerdem gab es in Indien Selter zu kaufen. Endlich wieder! In den letzten Monaten blieben mir aus Mangel an Alternativen oft nur Softdrinks um den Durst zu stillen oder ich habe stilles Wasser mit Sirup angereichert, beides nicht besonders gesunde Alternativen. Doch das war jetzt vorbei: Überall konnte ich Sodawasser, wie es hier heißt, kaufen und es war nicht mal schwer zu bekommen. Ein Traum!

Wir erinnern uns auch gerne an die Highlights unserer Indienreise: den wunderschönen Taj Mahal in Agra, den bezaubernden Kochkurs in Udaipur, das traumhafte Hotel in Jaisalmer und die abenteuerliche Kamelsafari! Das war alles wirklich nett. Von den negativen Sachen haben wir ja genug berichet…

Unser erster Flug nach Mumbai hat gleich etwas Verspätung und Julian scherzt, dass das Schlimmste in unserer Situation jetzt wäre, wenn wir den Anschlussflug verpassen würden und noch länger in Indien bleiben müssten. Wir lachen darüber und es sollte zum Glück nur ein Scherz bleiben, denn wir kriegen den Flug nach Johannesburg planmäßig. Dieser verläuft über Mahe auf den Seychellen und als wir dort aus dem Flugzeug steigen fragen wir uns ernsthaft, warum wir hier nicht ein paar Tage einen Zwischenstopp eingeplant haben. Das Wetter ist sommerlich warm, aber nicht zu heiß, die Sonne scheint einem wohlig aufs Haupt, knallt aber nicht so und es kommt Inselflair auf. Schade, denken wir uns, und freuen uns auf Südafrika.

28.-30. Juli – Kamelsafari in der Tharwüste bei Jaisalmer

Ach, war das toll auf der Kamelsafari! Weit weg vom Trubel der Großstädte. Mit netten Leuten und tollen Kamelen! Das hat uns gefallen!

Zunächst einmal müssen wir klarstellen, dass zwar alle Tourenanbieter Kamelsafaris anbieten, dass in der Tharwüste aber gar keine Kamele leben. In Wirklichkeit reiten wir auf Dromedaren, laut Fateh, unserem Fahrer, der in der ersten Nacht mit seiner spanischen Freundin Cristina auch mit uns in der Wüste übernachtet. Das verkauft sich aber nicht so gut, laut Fateh, da die Touristen eine Kamelsafari machen wollen. Also nennen es alle Kamelsafari. Außerdem, so erläutert Fateh, machen die Ortsansässigen da eh keinen Unterschied. Hm, es scheint also wie mit der Zigarettenmarke zu sein, denke ich mir: Steht Kamel drauf, ist aber ein Dromedar abgebildet. Merkt auch keiner…

Wir starten am Nachmittag, besichtigen auf dem Weg in die Wüste eine verlassene Stadt, ein Dorf und einen Fluss, und reiten dann ca. 2 Stunden auf den Kamelen zu unserem Camp. Camp ist vielleicht zu viel gesagt, denn eigentlich befinden sich dort nur Feldbetten und ein aus Stöcken und Büschen gefertigter Windschutz, so dass beim Kochen kein Sand ins Essen kommt. Unser Essen wird frisch zubereitet (und schmeckt lecker), wir übernachten unter freiem Himmel (genauergesagt auf unserer eigenen Sanddüne, auf der die zwei Feldbetten für uns hergerichtet wurden) und beobachten vorm Einschlafen die Sterne. Klingt total romantisch, war es aber nur bedingt…

Da es auf der Sanddüne sehr windig war, wehte einem ständig Sand ins Gesicht. Das schien aber nur die Europäer in der Gruppe zu stören, die sich nachts alle komplett in die Decke eingemummelt hatten, während die Inder den Kopf alle unter der Decke rausschauen hatten 🙂 Nicht zu unterschätzen waren übrigens auch die Geräusche vom Wind, so dass ich die ganze Nacht nicht fest geschlafen habe. Die zweite Nacht verbringen wir an einem anderen Ort und unser Kameltreiber Sambu, mit dem wir den zweiten Tag quasi allein verbringen, sucht extra ein windstilles Plätzchen aus, damit ich diese Nacht besser schlafe. Es hilft ein wenig, aber so richtig ausgeschlafen bin ich nicht. Das Schlafen unter freiem Himmel, so ohne Schutz, ist einfach nicht meins…

Auch am zweiten Tag besuchen wir wieder ein Wüstendorf und auch hier sind wir bei den Kindern die Attraktion des Tages. “Chocolate, chocolate“, rufen sie uns erneut zu, aber hier sind sie nicht so kontaktfreudig wie die Kinder im Dorf am Tag zuvor, die direkt in bzw. an die Taschen griffen, um gleich mal nachzuprüfen, ob wir wirklich keine Schokolade dabei haben. Na ja, es sind ja nur Kinder…

Das Reiten auf einem Kamel ist nicht besonders bequem, um ehrlich zu sein, aber man kommt gut voran. Wir haben drei Kamele dabei: Meins heißt Mr. Lucky und ist sehr genügsam (er kann sich wirklich glücklich schätzen mich als Reiterin zu haben :-); Julians heißt Johnny und ist auch ganz ok, mag es aber nicht gestreichelt zu werden (meins dagegen scheint es zu mögen oder zumindest nichts dagegen zu haben); und dann ist da noch Mr. India oder, wie ich ihn immer nenne, Heulsusi. Er ist der Jüngste in der Runde und vermisst wohl seine Freundin, von der er irgendwann während unserer Safari getrennt wurde, deshalb gibt er fast unaufhörlich wehleidige Jammerlaute von sich, was ganz schön nerven kann… Hier ein paar Fotos von den Kamelen und ein Video davon wie mein Kamel mit mir aufsteht:

Die Safari gefällt uns gut und unser Kameltreiber lässt uns gegen Ende der Safari auch kurz mal mit den Tieren traben, was nett ist und gar nicht so unbequem wie wir dachten. Dass wir nicht Galoppieren finden wir in der Hitze gar nicht so schlecht. Hier noch ein paar weitere Eindrücke von der Safari (und Julians Schuh, bei dem sich zum wiederholten Mal die Sohle abgelöst hat):

Alle Fotos haben wir übrigens mit Julians Kamera geknipst. Meine haben wir nach der Erfahrung in der Wüste von Huacachina in Peru vorsichtshalber lieber nicht mitgenommen…

26.-27. Juli – Zu Besuch in der blauen Stadt Jodhpur

Nun sind wir in Jodhpur. Da wir immer noch nicht 100%ig auf dem Damm waren und die Reviews der Busfahrten uns etwas abschreckten, haben wir uns für ca. 37 Euro ein Taxi gegönnt, das uns in ca. 5 Stunden nach Jodhpur brachte. Nicht wirklich Backpackerstyle, aber das Taxi war wirklich jeden Cent wert.

In Jodhpur herrscht das übliche Treiben, aber die Leute sind so wie in Udaipur weniger aufdringlich. Als wir durch die Stadt zu unserem Hotel schlendern (die Gassen in Jodhpur sind zu eng für Autos), sehen wir viele wirklich wunderschöne Kleider. Ich könnte jedes zweite davon anprobieren, so sehr gefallen sie mir, aber nein, wir haben keinen Platz dafür. Auf dem Inlandsflug nach Delhi in ein paar Tagen haben wir nur 15kg Gepäck, d.h. geshoppt wird, wenn überhaupt, erst in Delhi.

Jodhpur wird auch “Blaue Stadt“ genannt, weil es so viele blaue Häuser hat. Während heutzutage jeder sein Haus blau streichen kann, hatten ursprünglich nur die Brahmanen blaue Häuser. Der Zufall will es, dass wir im Hotel The Blue House unterkommen. Jodhpur zeichnet sich auch durch seine vielen schmalen Gassen aus. Im Reiseführer wird vorher gesagt, dass man such nicht selten verirrt und irgendwo ganz anders als gedacht wieder heraus kommt. So geht es uns auch ein paar Mal:-)

Jodhpur ist ganz nett, wenn man von den üblichen Problemen, denen wir im Alltag gegenüberstehen, absieht. Wie immer fällt es uns schwer ein Restaurant zu finden in dem wir etwas essen können, da Tripadvisor und Google überholt sind. Auch Mouthshut, eine Art indischer Tripadvisor, lässt uns im Stich. Indische Fast Food Ketten kennt Google nicht und zum McDonalds wollen wir nicht. Am ersten Tag finden wir dann doch noch ein Tripadvisorrestaurant, von dem aus wir einen wunderschönen Blick auf die Burg haben (die wir am zweiten Tag auch besuchen). Am zweiten Tag essen wir Samosa an einem Eckstand, der auf Tripadvisor zu recht sehr gelobt wird. Und, weil es uns mittags so gut geschmeckt hat, nehmen wir uns auch noch ein paar Samosas mit auf unsere Zugfahrt nach Jaisalmer am Abend.

Der zentrale Treffpunkt in Jodhpur ist der Uhrenturm:

Die Festung gefällt uns ganz gut und wir lernen während der unfreiwillig aufgezwungenen Audiotour, die Ausländer mitkaufen müssen, etwas über Sati, den Brauch der Witwenverbrennung, sowie das Kastensystem in Indien. Früher wurden die Witwen wohl zusammen mit ihren verstorbenen Ehemännern verbrannt. So als wären sie ein Spielzeug oder Lieblingsgegenstand, das/den die Männer besaßen und mit ins Grab nehmen wollen. Heute ist das Praktizieren dieses Brauches zwar verboten, kommt aber immer noch vereinzelt vor, insbesondere in Rajasthan. Es scheint, dass die Verbrennung meist nicht so freiwillig ist und flüchtende Witwen auch gewalttätig zurück auf den Scheiterhaufen gebracht wurden… Die Hände von den verbrannten Witwen in der Festung findet man an einem der Tore. Was für ein grausamer Brauch…

24.-26. Juli – Zu Besuch im “Venedig des Ostens“ in Udaipur

Uns geht es langsam besser und wir werden wieder aktiver. Es hat sich gelohnt nach Udaipur zu fahren. Wir erkunden den See mit Wasserpalast sowie den Stadtpalast, wohl den größten Indiens. Alles sehr schön und wir verstehen warum Udaipur den Beinamen “Venedig des Ostens“ trägt. Wir belegen auch einen Kochkurs hier, während dessen wir mit sehr netten Indern (der Mutter, die den Kochkurs leitet, und ihrem Sohn, der die Emails beantwortet) in Kontakt sind. Das tut uns gut und das Essen, das wir kochen (Dhal, vegetarisches Curry, Biryani und Masalatee) ist wirklich sehr lecker. Unser persönliches Highlight ist die Zubereitung des Chapati und Naanbrotes – die man wohl zum Schluss noch einmal kurz auf die offene Flamme legt – und von Kartoffelparatha:-)

23.-24. Juli – Am See in der Pilgerstadt Pushkar

Nach Pushkar reisen wir mit dem Zug ins nahe gelegene Ajmer und nehmen dann ein Olataxi in den Ort. Wir reisen auch deshalb ganz gerne mit Ola und Uber, weil der Preis im Vorfeld klar ist und wir nicht handeln müssen. Mir geht es immer noch nicht so gut und ich schlafe fast 3 Stunden am Stück nach Ankunft in unserem Hostel. Julian hustet mindestens einmal pro Minute laut, aber ich kriege nichts davon mit. Auch nicht, dass er mich irgendwann mit Mückenspray einsprüht. Als ich aufwache geht es mir aber besser und wir erkunden noch ein bisschen den See im Ort. Um den See herum befinden sich zahlreiche Ghats, also Badebecken für Pilger, von denen die meisten umgekippt und komplett grün sind. An den See und auf die heilige Brücke darf man nur ohne Schuhe gehen, was wir am zweiten Tag schließlich machen, obwohl uns die Kuh- und Taubenkacke an Tag eins zunächst davon abhält.

Pushkar ist kleiner und ruhiger als die Orte an denen wir vorher waren. Die Leute hier wirken freundlicher und wir fühlen uns schlecht, dass wir mittlerweile jedes Ansprechen mit einem “Nein, danke“ abwehren, auf keinerlei Gespräche mit Fremden mehr eingehen und einfach weitergehen. Wir sind zu sehr gebrandmarkt von den Erfahrungen in Delhi, Agra und Jaipur… Julian und ich überlegen immer noch früher abzureisen und unseren Flug vorzuverlegen, aber die Umbuchungsgebühr ist uns zu hoch, also bleiben wir. Wir diskutieren auch unsere Reiseroute zu ändern, vielleicht einfach direkt nach Jaisalmer zu gehen und dort eine längere Kamelsafari zu machen, weit weg von den Menschenmassen. Doch dann treffen wir beim Falafelstand drei Argentinier, die aus Udaipur kommen, und uns sagen, dass die Stadt und die Leute sehr nett sind und, dass wir die Tour in die richtige Richtung machen, da es nach Dehli, Agra und Jaipur nur noch besser (ruhiger) werden kann. Wir schenken ihnen Glauben und fahren am Nachmittag wie geplant mit dem Zug nach Udaipur. Der ist auch diesmal pünktlich und wir kommen rechtzeitig an…

Hier noch ein Foto vom See im Pilgerort Pushkar:

20.-23. Juli – Auskurieren in der Pink City Jaipur

3 Nächte und 2 Tage verbringen wir hier. Wir haben viel vor, wollen den Stadtpalast & Co besichtigen, schaffen es aber am Ende nur an einem Nachmittag die pinke Innenstadt und das Observatorium anzuschauen. Wir sind erschöpft von der Anreise, denn unser Zug hatte fast 5 Stunden Verspätung und wir erreichen unser Hotel statt gegen Mitternacht erst morgens um 5 Uhr. Die zwei Jungs, die uns abholen, haben genauso lange wie wir am Bahnhof warten müssen… Außerdem wird Julian krank, was vermutlich der Klimaanlage im Zug geschuldet ist, unter der er 4 Stunden lang lag. Es kann aber auch an den Restaurants liegen, die oft so stark runtergekühlt sind, dass zwischen draußen und drinnen nicht selten 15 Grad liegen… Auch mir geht es Magen-Darm-technisch nicht gut und so verbringen wir den Großteil unseres Aufenthalts in Jaipur in unserem Hotel. Das ist zum Glück ziemlich toll, so dass wir uns wohl fühlen und gut zurückziehen können.

Wir sind ehrlich gesagt froh nicht raus auf die Straße zu müssen und in unserem Hotelzimmer unsere Ruhe zu haben, denn Indien ist echt anstrengend. Dauernd werden wir angesprochen und angetatscht, ständig müssen wir Tuk-Tuk-Fahrer, Händler oder Bettler auf der Straße abwehren, der Verkehr ist super hektisch und laut, in vielen Gassen riecht es unangenehm und Dreck liegt überall rum, zig Menschen passieren einen und spucken auf die Straße, bei jeder Dienstleistung wird einem ein horrender Preis genannt, den man erst stark runterhandeln muss… Ach, das alles macht einem keine Lust auf mehr und wir kommen zu dem Schluss, dass wir jetzt eigentlich abreisen würden, wenn wir könnten und dass wir nach Indien wohl nicht noch mal zurückkehren werden…

Hier noch ein paar nette Eindrücke aus der (wenn auch nicht richtig) pinken Stadt Jaipur…

…und dem königlichen Observatorium “Jantar Mantar“:

18.-20. Juli – Taj Mahal, Baby Taj, Geisterstadt & Co in und um Agra

Am Abend verlassen wir Dehli und reisen mit dem Zug nach Agra. Wir sind gespannt wie es wohl wird und sind positiv überrascht, dass der Zug rechtzeitig abfährt und ankommt.

Tag 1 – Taj Mahal, Festung in Agra und Baby Taj

In Agra haben wir uns in ein Hostel eingemietet, dass so nah am Taj Mahal liegt, dass wir am nächsten Morgen zu Fuß dorthin laufen können. Es ist nicht viel los als wir gegen dreiviertel sechs am Eingang stehen und wir kommen gleich mit unseren Onlinetickets rein. Der Taj Mahal ist wirklich wunderschön und wir verbringen viel Zeit dort, um Fotos zu machen und die Atmosphäre auf uns wirken zu lassen. Der Taj Mahal wurde von Shah Jahan als Grabstätte für seine dritte bzw. vierte Frau (je nach Quelle) errichtet nachdem diese bei der Geburt ihres 14. Kindes gestorben war. Es heißt, ihr Tod hätte ihm das Herz gebrochen und er wäre fast über Nacht ergraut. Sie war wohl seine liebste Ehefrau. Ach, ich hätte auch nichts dagegen, wenn mir mal einer so eine Pracht baut…

Als wir am Morgen zum Taj Mahal gehen sind die Scharen an Affen noch nicht da. Als wir jedoch hinausgehen, sind sie überall: auf Bäumen, Bänken und im Teich. Dort planschen sie umher und kühlen sich ab. Bei der Hitze können wir das gut nachvollziehen (wie man an unserer glänzenden Haut vielleicht erkennen kann) und sind fast etwas neidisch 🙂

Zurück im Hotel frühstücken wir und ruhen uns aus bis es gegen 14 Uhr zur Festung von Agra geht. Leider kann man 90% der Festung nicht besichtigen, u.a. weil ein großer Teil vom Militär genutzt wird. In niedrigeren Eintrittspreisen schlägt sich das leider nicht wieder und wir sind insgesamt etwas enttäuscht. Erst am Ende entdecken wir den Ausblick zum Taj Mahal und machen dieses Foto:

Witzig ist, dass wir am Anfang der Besichtigung an derselben Stelle standen, aber nichts gesehen haben. Denn als wir ankamen fing es gleich danach an zu gewittern und der Himmel zog sich so zu, dass man den Taj Mahal gar nicht erkennen konnte. Als dann später die Sicht wieder frei wurde, entschädigt uns das zumindest etwas für den leider kurzen Besuch der Festung. Siehe hier die Aussicht “vorher“ und oben “nachher“:

Als letzte Station geht es an dem Tag zum “Baby Taj“, einer Art Miniversion des Taj Mahal, die nicht so pompös ist und auch im Design graziler wirkt. Hier liegt der Großvater der verstorbenen Ehefrau von Shah Jahan begraben, und der Besuch gefällt uns gut. Unten sieht man das Eingangstor und den Baby Taj.

Tag 2 – Tagesausflug nach Fatehpur Sikri und Sikandra

Heute fahren wir mit dem Tuk-Tuk nach Fatehpur Sikri, neben Agra eine weitere frühere Hauptstadt Indiens. Wir besichtigen dort eine Moschee und einen Palast. In der Moschee begrüßt uns jemand und zeigt uns herum. Wir sind irritiert, weil die Leute normalerweise Geld dafür wollen, aber er versichert uns immer wieder, dass er “kein Geld, keine Schokolade und keine Geschenke“ von uns will, denn dies sei ein heiliger Ort und er möchte ihn uns näherbringen. Irgendwann glauben wir es ihm fast, aber dann führt er uns am Ende doch an den Stand seines Onkels, der uns aus “Marmor“ geschliffene Handarbeiten verkaufen will (im Reiseführer steht, dass man nicht glauben soll, dass es wirklich Marmor ist). Unsere Rucksäcke sind leider zu klein um Souvenirs zu kaufen, was sich auf unserer Reise wirklich als Manko herausstellt, aber das ist nicht der einzige Grund, weshalb wir hier nichts kaufen. Wir wollen ihn mit seiner Tour auch nicht noch bestärken… Immerhin entstehen ein paar nette Fotos mit den Fenstern, durch die man von innen zwar hinaus-, von außen aber nicht hineinschauen kann:

Die Geisterstadt Fatehpur Sikri, die sich direkt daneben befindet ist sehr interessant und es gefällt uns, mit Hilfe des Reiseführers die unterschiedlichen Gebäude, Höfe, dekorativen Elemente und Geheimfächer zu erkunden:-)

In Sikandra besuchen wir die Grabstätte von Akhbar, um die herum sich auch viele Tiere (Antilopen, Gänse, Wiesel, Affen, Pfauen, usw.) befinden, und auch dieser Komplex gefällt uns gut, auch wenn der eigentliche Sarg sehr schlicht gehalten wurde.

Was uns dort nicht so gut gefällt ist der Typ, der sich zunächst freundlich mit Julian unterhält und dann nach einem Foto mit ihm und mir fragt (obwohl ich mich gar nicht mit ihm unterhalten habe). Als ich an der Reihe bin, legt er erst ungefragt seinen Arm um mich, dann macht er mehrere Fotos, wobei er mich immer mehr an sich randrückt, bis er schließlich seine Lippen spitzt und mich küssen will. Ich sage mehrmals “Nein“, was er aber ignoriert und mich weiter an sich randrückt. Schließlich befreie ich mich aus seinen Klauen und entferne mich von ihm. Nur langsam sieht er ein, dass er weggehen soll. Was für eine unangenehme Erfahrung und dabei ist er Lehrer…!

Es ist nicht das erste oder letzte Mal, dass ich hier unangenehm berührt werde. Das passiert eigentlich jeden Tag. Zunächst dachte ich noch, dass die Männer vielleicht nur zufällig im Gedränge an meinen Hintern oder meine Oberschenkel gekommen sind, aber es passiert einfach zu oft als dass es Zufall ist und, wenn ich mich dann schockiert umdrehe, sagen die Männer mir auch ganz bewusst “Hallo“. Auch bettelnde Jungen tatschen mich an und, wenn ich danach sage, dass sie mich nicht anfassen sollen, dann respektieren sie das nicht und das ist unabhängig davon, ob ich ein Kleid oder eine Hose trage. Ich würde gerne etwas Netteres über die indischen Männer schreiben, aber das sind nun mal meine Erfahrungen hier. Im Übrigen treffen wir ein paar Tage später eine Filipina, die genau das selbe berichtet. Ich bin mir sicher, dass nicht die Mehrheit der indischen Männer so ist (wir kennen von zu Hause ja selbst genug positive Beispiele), aber es sind genug, dass man sich als Touristin oft unwohl fühlt.

16.-18. Juli – Ankunft in Indien und Erkundung von Dehli

Kurz nach Mitternacht kommen wir in Dehli an und wollen nur schnell ins Hotel, das wir extra nah am Flughafen gebucht hatten, um rechtzeitig ins Bett zu kommen. Falsch gedacht, denn im Hotel gibt es ein Elektrizitätsproblem auf der Etage, auf der sich unser Zimmer befindet. Davon erfahren wir aber erst als wir empört von dem Zimmer, das wir vermeintlich gebucht haben sollen und das sich in einem anderen Hotel befindet, zurück zur Rezeption stürmen, um uns zu beschweren. Nach einer Weile ist dann eine Lösung gefunden und wir übernachten in einem Hotel nebenan, das sogar ein bisschen toller ist als das, was wir gebucht hatten.

Am nächsten Morgen ziehen wir in ein Hotel im Zentrum um. Mann, ist das laut und hektisch hier!, denken wir uns auf der Fahrt und ganz oft in den kommenden Tagen als wir Dehli erkunden. Es wird vor allen Dingen viel und lange gehupt, außerdem sind zig Leute auf den Straßen, die zum Teil eine sehr eigenwillige Auslegung der Verkehrsregeln zu haben scheinen. Obwohl dieser Trubel offensichtlich viel krasser ist als in Havanna, bin ich relativ gelassen. Ich glaube, das liegt daran, dass ich im Flugzeug etwas länger im Reiseführer gelesen habe und einfach besser auf Dehli eingestellt bin als ich es auf Havanna war. Dennoch ist es stressig hier, nicht zuletzt, weil wir als Ausländer unter den Indern extrem auffallen und ständig angesprochen werden: von lauernden Tuk-Tuk-Fahrern, von bettelnden Kindern, von aufdringlichen Ladenbesitzern und bei Besichtigungen auch von normalen Indern, die gerne ein Foto mit uns (meistens nur mir) haben wollen. Letzteres kann ganz schön anstrengend sein, denn meistens bleibt es, trotz der Frage nach “einem Foto“ nicht bei einem, da nicht nur der Mann, sondern auch seine Frau ein Bild wollen, da nicht nur der eine Junge ein Bild will, sondern auch seine Freunde nebendran, da nicht nur ein Einzelbild geschossen wird, sondern noch ein Gruppenbild, usw. Und haben erst die Leute drumherum gesehen, dass wir mit Indern Fotos machen, dann wollen sie auch welche. Irgendwann muss man einfach Nein sagen und fliehen… So ging es uns vor allem am ersten Tag als wir die Rote Festung in Dehli besucht haben. Ich habe sicher an die 50 Fotos mit anderen in der Festung gemacht. Der Höhepunkt war sicher die Familie, die mir ungefragt ihr Neugeborenes in die Hand drückte, um dann zusammen mit mir und dem Kleinen ein Foto von uns zu machen… Zugegeben, ich hatte ein sehr hübsches Kleid an dem Tag an, was laut unserer Freundin Anne “schon ein bisschen sexy für Indien ist“. Als ich an den anderen Tagen eine Hose anziehe, verringern sich die Anfragen deutlich, obwohl immer noch welche kommen, und als wir uns am India Gate, einem Minitriumpfbogen im Regierungsviertel von Dehli, befinden, lassen sich sogar ein paar Jungs die Bilder mit mir auf Hochglanzpapier ausdrucken…

Dehli ist anstrengend und das nicht nur wegen der Erfahrungen, die wir oben beschrieben haben. Wir schwitzen auch unheimlich hier, und zwar noch schlimmer als beim Dschungeltrekking in Bukit Lawang (was wir damals noch für unmöglich hielten). Wir schwitzen sogar so sehr, dass wir glauben uns aufgrund des erhöhten Ausscheidens von Mineralstoffen so schlapp zu fühlen. Hinzu kommt, dass wir nicht ausgewogen essen, um unseren Mineralstoffhaushalt auszugleichen, da wir Schwierigkeiten haben, wenn wir unterwegs sind (irgend)ein Restaurant zu finden. Im Reiseführer stand, dass man mit dem Straßenessen sehr vorsichtig in Indien sein soll und, wenn man es doch wagen sollte Essen von der Straße zu kaufen, eine Liste mit 15 Grundregeln beachten sollte. Das macht uns nicht wirklich Lust drauf und wenn wir uns die Straßen oder die Küche von manchen Restaurants so anschauen und die Eindrücke und Gerüche auf uns wirken lassen, dann wollen wir da eigentlich nichts essen. Das ist aber gar nicht unsere Art, denn in den Ländern, die wir vorher besucht haben, sind wir gerne in die kleinen Straßenlokale gegangen und haben das Essen dort immer sehr gemocht. Leider ist in Indien auf Tripadvisor bei der Restaurantsuche kaum Verlass, weil dort nur sehr wenige Restaurants zu finden sind und diese oft gar nicht mehr existieren, wenn wir davor stehen… So essen wir am ersten Tag Mittag im Hotel und am zweiten bei McDonalds, da wir nichts anderes finden… Dann kommen uns Anne und ihr Freund Vin zur Hilfe und versorgen uns mit einer Liste von indischen und ausländischen Restaurantketten im Land. Am dritten Tag essen wir mittags im Saravana Bhavan 🙂

Ansonsten machen wir in den ersten Tagen nach Ankunft in einem neuen Land das, was wir immer tun: Geld abheben und uns eine neue SIM-Karte besorgen. Hier in Indien ist mobiles Internet wirklich nicht teuer: Für die nächsten 84 Tage können wir innerhalb Indiens jeden Tag max. 1,4GB verbrauchen und zahlen dafür insgesamt nur ca. 7 Euro. Anders als sonst kaufen wir uns in Dehli auch einen Regenschirm, denn wir besuchen Indien in der Regenzeit und gleich am ersten Tag hat es ziemlich geschüttet.

Hier noch ein paar Eindrücke aus Neu und Alt Dehli, einschließlich des Mahatma Ghandi Monuments mit der brennenden Flamme: