Kaum zu glauben, aber der Monat ist jetzt schon vorbei. Eigentlich hatten wir “nur“ 20 Tage für Indonesien vorgesehen, es sind dann in der Vorbereitung aber 30 Tage geworden und wir haben noch gar nicht Westpapua erkundet oder Borneo… Indonesien ist einfach echt groß und seine ca. 255 Mio. Einwohner verteilen sich auf knapp 18.000 Inseln. Von den großen Hauptinseln, die wir erkundet haben (Java, Bali, Flores und Sumatra), können wir sagen, dass sie sich sehr stark unterscheiden, sowohl vom Glauben her, als auch von der Mentalität und Kultur. Bali war sehr touristisch, chaotisch vom Verkehr her und man musste als Tourist ständig aufpassen nicht über den Tisch gezogen zu werden. Flores war zwar auch touristisch gut erschlossen, aber man hatte nicht das Gefühl andauernd übervorteilt zu werden. Auf Java und Sumatra merkten wir, dass wir mit unserer weißen Haut und langen Nasen für viele Indonesier etwas Besonderes zu sein scheinen, entsprechend respektvoll war der Umgang mit uns. Aber egal, wo wir sind, die Indonesier sind sehr höflich und gastfreundlich. Indonesien ist wirklich ein sehr vielfältig und keineswegs homogenes Land.
Wenn wir nun zurückschauen hat es uns hier wirklich gut gefallen. Zu unseren Highlights zählen vor allem das (wenn auch schweißtreibende) Dschungeltrekking mit den Orang Utans am Ende, aber auch die entspannten Tage auf Gili Air und das Tauchen (leider ohne Mondfische) auf Nusa Lembongan und vor Komodo. Eines ist uns klar: Wir werden auf jeden Fall wieder kommen, denn wir haben noch längst nicht alles gesehen. Wir sind nicht traurig Jakarta ausgelassen zu haben, im Gegenteil, immer wenn wir Touristen treffen, die dort waren und von dem Großstadtrummel klagen, fühlen wir uns bestätigt auf unsere Freundin Anne gehört zu haben, die selbst längere Zeit dort gelebt hatte und bei unserer Reiseplanung meinte, dass wir Jakarta getrost überspringen können. Nein, es ist nicht Jakarta für das wir zurückkommen wollen, sondern zum Tauchen und Trekking auf Westpapua z.B.
Nun freuen wir uns aber auf Indien, vor allem die indische Küche, die Julian und ich so mögen. Nach einem Monat in Indonesien ist vor allem bei mir mittlerweile der Wunsch nach Abwechslung beim Essen da. Ich liebe gebratenen Reis und gebratene Nudeln, aber nun sehne ich mich nach etwas anderem, deshalb waren wir in den Tagen vorm Dschungeltrekking auch schon öfter mal Pizza oder Burger essen. Auf die Dauer ist die indonesische Küche doch etwas eintönig…
Noch ein letztes Wort zu den Arbeitsbedingungen in Indonesien. Man mag über Bismarck denken, was man möchte, aber auch, wenn er damals das Sozialversicherungssystem als Mittel zum Zweck im Deutschen Reich eingeführt hat, so hat er es dennoch eingeführt und das ist wirklich eines der besten Dinge, die wir heute in Deutschland haben. In Indonesien scheinen die Arbeitnehmer nur ungenügend gesichert zu sein. Wir sehen das sowohl beim Tauchen als auch beim Schwefelabbau. Auch, wenn ich unseren ersten Tauchlehrer auf Flores nicht mochte, so tat es mir dennoch sehr leid zu sehen, wie er sich Tag für Tag abmühte trotz der Sinusschmerzen, die er bei und nach den Tauchgängen mit uns und anderen Gruppen hatte. Seine Schmerzen waren z.T. so groß, dass er auftauchen musste oder mit den Händen vorm Gesicht über der Reling hing. Jeder vernünftige Mensch hätte ihm geraten eine Pause einzulegen oder den Beruf zu wechseln, wenn es nicht besser wird, aber ein paar Tage Pause bedeuten für ihn vermutlich kein Einkommen in der Zeit und berufliche Alternativen in der Region sind mau, also quält er sich weiter. Ähnlich ist das bei den Schwefelarbeitern im Ijenvulkan gewesen. Wo wir es nur kurz mit Gasmasken aushielten, bauen die Schwefelarbeiter der Region tagtäglich ohne Atemmaske mehrere Stunden lang Schwefel ab und tragen dieses dann auf dem Rücken aus dem steilen Krater hinaus. 60 bis 100kg schleppen sie pro Fuhre und bekommen 9000 IDR (ca. 60 Cent) pro Kilo für den Knochenjob. Zudem erkranken viele irgendwann an Lungenkrebs und ich bezweifle, dass sie eine ordentliche Versicherung oder die Rücklagen für die Behandlung haben. Unser Guide auf dem Ijen hatte vorher 15 Jahre lang in der Grube gearbeitet und auch schon einen wirklich ungesunden, schleimigen Reizhusten, von dem ich mir denken kann, woher er kommt… Als wir in Bukit Lawang die Träger die Reifen ins Lager am Fluss tragen sehen, die wir (und andere Touristen) am nächsten Tag fürs Rafting zurück zum Hotel verwendet haben, sind wir froh zu hören, dass die Träger – zumindest für indonesische Verhältnisse – ganz gut bezahlt werden. Ein Träger schafft max. 4 Reifen, was ca. 30kg sind, schleppt diese ca. 3 Stunden flussaufwärts und bekommt dafür knapp 7 Euro pro Reifen. Bis zu zwei Mal machen sie das am Tag. Na ja, es ist und bleibt trotzdem kein Zuckerschlecken und, wenn wir ehrlich sind, würden wir den Job auch nicht machen wollen. Mir wird noch einmal bewusst wie wichtig Bildung doch ist und wie glücklich wir uns schätzen können, dass unsere Eltern uns eine so gute Ausbildung ermöglicht haben, so dass wir heute nicht solche körperlich schweren Arbeiten verrichten müssen.