Zurück in der Hauptstadt und nur zwei Ecken von unserer alten Wohnung entfernt, entdecken wir nun Havanna. Wir können von der sehr hübschen Wohnung nur zuerst nicht viel erkennen: Im ganzen Viertel ist Stromausfall und ohne Licht sind wir in den teilweise doch sehr zerfallenen Straßen von Havanna doch etwas ängstlich. Unser Vermieter erklärt uns bei Ankunft alles mit Taschenlampe im Dunkeln und nach unserer Rückkehr vom Essen ist der Strom dann zum Glück wieder da.
Revolutionsmuseum
Natürlich darf ein Besuch hier in Kuba nicht fehlen. Das Revolutionsmuseum beschreibt die neuere Geschichte Kubas – natürlich aus Sicht der kommunistischen Partei. Immer wieder konnte man interessante Sachen zwischen den Zeilen lesen und sich eigene Gedanken machen. Wenn man die Missstände in Kuba nicht an jeder Ecke sehen würde, könnte man in dem Museum fast auf die Idee kommen, dass der kubanische Kommunismus eine großartige Idee ist, aber sind wir mal ehrlich auch im Kapitalismus geht es der Unterschicht nicht immer gut und ob in einem kapitalistischen Kuba ein paar Leute auf Kosten der Unterschicht profitiert hätten, wir wissen es nicht. Die USA kommen, wie zu erwarten, natürlich nicht besonders gut weg und nachdem wir vorher in Playa Giron waren, interessiert uns die Invasion in der Schweinebucht besonders. Interessant war es auch am Ende des Rundgangs die z.T. von Fidel Castro und Che Guevara benutzten Fahrzeuge zu sehen, z.B. einen selbstgebauten Panzer mit Einschusslöchern oder die Granma, das Boot mit dem sie von Mexiko übergesetzt waren.
Oldtimerfahrt durch Havanna
Nach der Stadtbesichtigung machen wir auf Julians Wunsch hin eine Oldtimertour. 30 Minuten reichen aus um ein bisschen was von Havanna zu sehen, das Flair zu genießen und ein paar Fotos zu machen. Ich war ja zunächst etwas skeptisch, ob sich die Tour lohnen würde, aber schon nach ein paar Minuten sind die komplett verflogen, denn es ist wirklich nett.
Am Ende der Fahrt fragt unser Fahrer, für wieviel Geld ich ihm meine Sonnenbrille verkaufen würde. Die gefällt ihm wohl sehr und so etwas gibt es in Kuba nicht. Da es die einzige Sonnenbrille ist, die ich mit habe, und sie mir erst kurz vor dem Urlaub gekauft habe, muss ich leider ablehnen.
Live Band im Musikhaus in Havanna
Heute gehen wir aus, denn Tanz und Musik gehören auch zur Kubaerfahrung. In der Casa de la Musica sehen wir uns die Band Guitanos an, die den ganzen Raum unterhält und alle – auch die wenigen Ausländer – miteinbindet. Auch, wenn wir von den Liedern nur wenig verstehen, sind sie eingängig, laden zum mitsingen ein und sorgen für gute Laune. Nach dem Auftritt stehen dann alle von ihren Stühlen auf und fangen selbst an zu tanzen. Irgendwann gegen 3 Uhr nachts liegen wir dann froh über den Abend in unserem Bett.
Kapitolbesichtigung
Eigentlich ist die Idee, das Kapitol zu besichtigen, eher aus der Not heraus entstanden das abgeholte Geld noch auszugeben (irgendwie hatten wir am Ende mehr als wir dachten), aber es wurde dann eines unserer Highlights von Havanna. Dabei hätten wir die Tour fast noch verpasst, denn wir haben vorher noch einen schicken Präsidentenzug angeschaut und als wir dann um kurz nach 12 Uhr ankamen, hatte unsere Gruppe schon begonnen, aber wir konnten uns zum Glück noch ranhängen. Vom Rennen waren wir beide aber ganz schön durchgeschwitzt…
Letzte Eindrücke von Havanna und Kuba
Wir scheinen beim zweiten Mal besser auf Havanna eingestellt zu sein, erkennen langsam, wo es welchen Service oder ein bestimmtes Produkt angeboten gibt. Dennoch, es bleibt die Erkenntnis, dass man oft Sachen, die man jetzt kaufen möchte, in dem Moment nicht bekommt und sehr oft seine Konsumbedürfnisse nicht befriedigen kann. Und gegenüber Kubanern haben wir den Vorteil, dass wir nicht unser Essen selbst zusammenstellen, sondern ins Restaurant gehen und ohne Probleme für Essen und Getränke kubanische Mondpreise bezahlen können.
…Internet
Also, wir waren zunächst total begeistert als wir das Internet in Viñales ausprobiert hatten: Das war schnell und echt gut, so dass ich sogar die Blogbeiträge posten konnte. Dann aber gestaltete sich das schwierig: In Playa Giron gab es im ganzen Ort kein Internet, obwohl die Kubaner wohl ihre Emails übers Telefon abrufen können. In größeren Städten wie Cienfuegos, Trinidad oder Santa Clara, in denen es oft nur einen oder wenige zentrale Zugangspunkte gab, z.B. einen Park, hat es einfach nicht anständig funktioniert. Lange Wartezeiten beim Aufbau der Seiten, mehrere Anmeldeversuche und Frustration standen da auf dem Plan. Beiträge auf unseren Blog hochzuladen, die bereits fertig geschrieben waren, war undenkbar. So richtig gut hat das Internet neben Viñales nur noch in Varadero funktioniert. Und als wir uns in Santa Clara einmal in die Schlange für das Internetcafe vom Telepunto Etecsa gestellt hatten. Nach nur 30 Minuten kamen wir endlich dran und konnten eine gute LAN-Verbindung nutzen.
…Herzlichkeit der Kubaner
Die Kubaner waren wirklich sehr nett: von unseren Airbnb Vermietern, den Besitzern der Casa Particulares bis hin zu Leuten, die uns auf der Straße ausgeholfen haben. Der Vater vom letzten Vermieter, der uns immer Frühstück gemacht hat, kam am ersten Tag mit einer Sonnenblume zur Begrüßung für mich an und am zweiten mit einem Stück Schnittmarmelade, das er mir geschenkt hatte. Als er unsere gewaschene Wäsche zurück brachte, erzählt er uns, dass die Waschfrau sogar unaufgefordert zwei von Julians Socken gestopft hatte. Das war echt süß und Julian auch echt happy, da wir nur so wenig Kleidung mit haben.
Klar gibt es immer auch Leute, die mit Touristen auf unschöne Art Geld machen wollen, aber die gibt es in jedem Land und die werden es nicht sein, die uns am Ende in Erinnerung bleiben. Wenn man die Preise vor Ort etwas kennt, kann man mit den Kubanern ganz gut handeln und das macht irgendwie auch Spaß. Einen haben wir für ne Fahrt von 2 Minuten von anfangs 15 auf 2 CUC runtergehandelt 🙂 Er hatte wohl gehofft, dass wir nicht wissen wie kurz die Fahrt ist.