Heute ist schon der letzte Tag unseres kleinen Roadtrips durch die Schweiz. Wir starten gemütlich am Morgen und da das Zelt noch nass ist dauert auch alles etwas länger. Als die Sachen zusammengepackt und das Auto umgeparkt ist, gehen wir zum Kajakverleih. Zum Glück ist gerade noch ein Zweier frei und in den nächsten gut 3 h schippern wir damit über den Vierwaldstättersee. Dieser heißt wohl so, weil ihn vier Kantone (Luzern, Unterwalden, Schwyz und Uri) umschließen. Er ist wirklich schön, wenn das Wasser, wie wir später beim Baden feststellen, doch auch wieder sehr kalt ist. Die Kajaktour ist eigentlich auch sehr schön, allerdings habe ich einen Mitfahrer im Boot, der mir während des ganzen Ausflugs gut gemeinte „Tipps“ gibt, wie tief ich das Paddel eintauchen soll, wie lang ein Paddelzug sein muss, wie ich mein Gewicht im Boot am Besten verteile und wie ich das Tempo angeben soll… Ein Heidenspaß!
Nach unserem Ausflug sind wir erst einmal erschöpft. Nach einem kleinen Picknick und einem Powernap im Auto, wollen wir noch einen kurzen Abstecher nach Luzern machen. Durch die Einfahrt ins Parkhaus und aufs Toilettegehen sind wir schon 6,50 CHF los bevor wir überhaupt irgendwas gesehen haben. Die Kapellbrücke, die Häuser an der Seeseite und die nette Innenstadt entschädigen uns jedoch schnell dafür. Wir essen ein Eis und eine Kleinigkeit bevor wir uns nun auf den Rückweg machen. Eigentlich wollten wir noch in Gstaad anhalten, aber der Weg wäre fast eine Stunde länger gewesen und wir sind erledigt. Nach ca. 3h sind wir wieder zu Hause – gut gelaunt, voller toller Eindrücke aus der wunderhübschen Schweiz und froh, dass wir diesen Trip so spontan hinbekommen haben. Aber im Improvisieren sind wir ja Meister, keine Frage.
Heute ist wieder ein besonders ereignisreicher Tag. Er fängt an mit einem leckeren Frühstück im Hotel (ich liebe es, wenn wir im Hotel übernachten und dort auch Frühstück essen) und einem kleinen Spaziergang am Lago Maggiore. Dann machen wir uns auf den Weg ins bezaubernde Verzascatal, in dem Julian vor vielen Jahren schon mal mit Freunden war und das er mir daher unbedingt zeigen wollte. Nach kurzer Zeit erblicken wir einen Staudamm. Er ist nicht ganz so hoch wie der, den wir vor zwei Tagen begutachtet hatten, dafür ist er aber sehr berühmt, denn James Bond ist im Film Golden Eye am Bungeeseil dieses Staudamms heruntergesprungen. Das wollen jetzt auch viele Touristen machen und es springt fast im Minutentakt einer runter. Manche mit zitternden Knien, andere mit versteinerter Miene, mal in Köppermanier, mal eher weniger grazil, aber sie machen es alle, egal wie ängstlich sie sind. Ich stehe nur daneben und mein Herz rutscht mir in die Hose. Adrenalin pur! Selber Effekt, aber kostenlos… Manche scheinen den Damm aber auch ohne Seil herunterspringen zu wollen. Für die gibt es dort ein Seelsorgetelefon, in der Hoffnung, qualifizierte Berater können sie davon abhalten…
Nach diesem kurzen Stopp fahren wir weiter hinein ins Tal. Wir wollen einen Blick auf die Verzasca, den Fluss, erhaschen, aber da sind wir nicht die einzigen und Parkplätze sind an der engen Straße echt mau. Irgendwannn erhaschen wir einen und suchen uns ein nettes Plätzchen am Fluss, quasi unseren Privatstrand. Das Wasser ist eiskalt und lange hält man es darin nicht aus, aber es macht Spaß in den Schnellen des Flusses zu schwimmen, wenn auch immer nur ein paar Meter um nicht abzutreiben. Viel zu früh ist der Spaß zu Ende, aber wir wollen weiter ins nächste Tal. Das Maggiatal mit dem Fluss Maggia ist dann leider nicht so beeiendruckend, wenn auch grundsätzlich schön…
Danach fahren wir durch den Gotthardtunnel. Dort ist meist viel Verkehr und man kann wegen der Baustelle schon mal ein paar Stunden im Stau stehen. Wir haben per Twitter verfolgt, wie lang dieser ist, und sind dann zum günstigen Zeitpunkt durchgefahren. Nur eine Stunde stockender Verkehr, das ist wirklich ok. Auf der anderen Seite angekommen, reservieren wir uns telefonisch noch einen Platz auf dem Campingplatz. Gerade noch rechtzeitig bestätigt uns der Betreiber den Platz, denn 500m weiter müssen wir auch schon von der Autobahn abfahren.
Der Campingplatz ist sehr modern und echt nett, wenn auch ziemlich voll. Es gibt sogar eine kleine ausgestattete Küche und einen Aufenthaltsraum mit Spielen. Unser Platz ist zwar etwas weit entfernt von den Waschräumen, aber das war nicht das größte Problem. Nachdem wir gekocht hatten, bemerken wir wie die erste Nacktschnecke von außen an unserem Innenzelt entlang kriecht. Ihre Schleimspur verrät, wo sie vorher war. Julian ist angeekelt als er draußen eine weitere Schnecke auf seiner Isomatte findet. Zunächst versucht er die Schnecken um unser Zelt zu entfernen, nach ca. 30 Schnecken gibt er auf. Überall sind diese Viecher und es gibt kein Entkommen. 5m weiter scheint die Welt noch in Ordnung zu sein, also verlegen wir kurzerhand unser Zelt. Der Ärger hat sich gelohnt. Am nächsten Morgen klebt nur eine Nacktschnecke am Außenzelt, natürlich direkt dort, wo man den Reißverschluss aufmacht… Als wir die Zeltplatzleitung auf die Nacktschneckenplage aufmerksam machen, wissen sie schon darüber Bescheid. Auch darüber, dass nur bestimmte Zeltstellplätze davon betroffen sind. Es sei wohl eine Ausnahme in diesem Jahr, da der Sommer so heiß war, und sie seien ratlos, was sie machen sollten. Naja, sie könnten z.B. die paar Plätze, die davon betroffen sind, nicht vermieten…?! Ärgerlich, dass sie es uns bei der Buchung nicht mitgeteilt haben, dann hätten wir sicher woanders übernachtet. Vermutlich ist das auch der Grund fürs Verschweigen…Na ja, das einzig Gute ist, dass wir in Kontakt mit unseren Nachbarn kommen. Direkt neben uns übernachtet ein Schweizer Paar in einem VW California, mit denen wir uns gut unterhalten und die uns letztendlich sogar noch ihren Bully von innen zeigen.
Heute reisen wir vom Wallis ins Tessin nach Locarno. Diese Reise führt uns über zwei beiendruckende Pässe: zunächst den Furkapass (vom Wallis nach Uri) und dann über den Gotthardpass (von Uri ins Tessin). Schon auf dem Weg zum Furkapass werden wir von der landschaftlichen Schönheit der Umgebung überwältigt. Doch zunächst geben wir erst einmal das Geschenk für Julians Patenkind bei der Post ab. Juhu, endlich geschafft, nachdem wir gestern drei Mal Pech hatten: erst war die Warteschlange bei der Post 35min lang, dann hätte die zweite Post in der Mittagspause zu und zum Schluss war es einfach schon zu spät geworden… Nun gut, zurück zu unserer Geschichte über die Passüberquerungen. Auf dem Weg zum Furkapass halten wir an einem Flüsschen (wie sich später heraustellt, der Rhone) an, um zu bestaunen, wie sich die Passstraße nach oben windet, bevor wir mit dem Auto selbst hochfahren. Kurz vor dem Pass halten wir an, um den Rhonegletscher zu bestaunen. Den bekommt man von Nahem leider nur zu Gesicht, wenn man ein Ticket in die Eisgrotte bezahlt, also machen wir das, auch wenn wir es nicht gut finden, dass die Natur so abgesperrt wird…Der Ärger über den unfreundlichen Mitarbeiter, der mich am Ende auch noch anmeckert, ist aber schnell verflogen als wir den Rhonegletscher erblicken. Er trägt diesen Namen, weil hier die Rhone entspringt. Schön, dass mal zu sehen! Der Gletscher ist zu unserer Überraschung teilweise mit einer weißen Plane abgedeckt, die das Abschmelzen wohl um bis zu 50% reduzieren soll, denn an einem warmen Sonnentag können sonst wohl bis zu 10 cm abschmelzen. Wir gehen auch in die Eisgrotte, die wohl seit Generationen von einer Familie betrieben wird (ob wohl der Unsympat an der Kasse zur Familie gehört?). Anders als in der Eishöhle in Chamonix sind hier keine Eisskulpturen zu finden, dafür ist der Tunnel mit ca. 100m viel länger und die Wege etwas verzweigter. Es tropft auch ganz schön von der Decke, die zu Anfang im Wesentlichen aus der Plane bestand und später dann auch noch komplett mit Eis überdeckt ist. Nett war der Zwischenstopp.
Als nächstes machen wir einen kleinen Abstecher nach Andermatt. Das Dörfchen ist, anders als Zermatt, offen für den Autoverkehr, was irritierend ist, da sich Autos und Fußgänger die Meile zum Schlendern teilen und sich ständig gegenseitig behindern. Der Ort ist aber sehr schön – mit seinen Häuschen in traditioneller Bauart, dem Fluss Unteralpreuss in der Stadtmitte und seinem Flair. Wir essen in einem niedlichen Restaurant den besten Falafalburger, den wir je probiert haben, bevor wir weiterfahren um den Gotthardpass zu überqueren. Auf dem Pass machen wir noch eine kleine Wanderung (wohl eher einen Spaziergang), auf der wir noch ein Murmeltier und die ganze Vielfalt der Schweizer Militärbauten entdecken. Hinab geht es dann auf der alten Passstraße, die sich wunderhübsch ins Tal schlängelt.
Am Abend erreichen wir Locarno, das am Lago Maggiore liegt. Wir haben uns ein Hotel gegönnt, dort wird schnell geduscht und ab geht es ins abendliche Getümmel. In 5 min sind wir am See, an dem wir erst einmal entlang schlendern bevor es dunkel wird. Dann geht es weiter in die Innenstadt zum Piazza Grande, der nicht nur wunderhübsch und sehr schön bunt beleuchtet ist, sondern auf dem auch echt einiges los ist. Eine Live-Band spielt auf einer Bühne und es gibt zahlreiche Restaurants davor, in denen man essen und gleichzeitig der Musik zuhören kann. Natürlich sind die alle voll, deshalb machen wir nur ein paar Fotos, genießen kurz die Atmosphäre und gehen dann in ein Restaurant etwas weiter weg, in dem wir eine leckere Pizza essen. Die Küche ist im Tessin natürlich sehr italienisch angehaucht und das finden wir auch gut so.
Heute ist Jeune Genevois, also Fastentag in Genf, und wir haben frei. Naja, eigentlich habe nur ich frei und Julian musste frei nehmen, da der Fastentag im Kanton Waadt, in dem Julian arbeitet, erst am 21. September ist. Egal, jedenfalls scheinen wir heute alles andere zu machen als zu fasten… Den ganzen Tag über naschen wir Sachen aus unserer Essenstüte: erst Humus mit Fladenbrot, dann Radieschen, Äpfel und Nektarinen aus unserer Obst- und Gemüsebox, später auch noch Salamis und Brot. Zwischendrin kaufen wir uns noch einen Döner und ein Eis. Am Abend erwärmen wir unser Kürbisrisotto vom Vorabend. Und zwischendrin gibt es auch mal einen Happs Schokolade…Langer Rede, kurzer Sinn: von Fasten ist hier keine Spur.
Eigentlich wollten wir uns morgen mit Julians Patenkind in Lenk, in der Nähe von Gstaad, zum Wandern in der Schweiz treffen, doch leider haben sie uns kurzfristig abgesagt. Daher haben wir umgeplant und machen nun einen kleinen Roadtrip durch die Schweiz. Ins Wallis, Tessin und Berner Oberland soll es gehen. Auf dem Weg ins Wallis halten wir noch kurz in Vevey, wo wir beide noch nie waren. Eigentlich wollte Julian mir ein tolles Haus vom Architekten Le Corbusier zeigen, das war aber leider ein kleiner Reinfall, da nicht besonders gut erhalten. Der Weg dorthin hat uns aber für alles entschädigt: inmitten von steilen Weinhängen führt die Straße hinab zum See. Einfach traumhaft. Kurzerhand entschließen wir uns auch noch am See entlang zu spazieren und genießen das entspannte Getümmel der Leute, die scheinbar gerade ihre Mittagspause zum Essen und Baden nutzen.
Weiter geht es zur Schlucht von Trient. Es ist beeindruckend, wie sich ein kleiner Bach über tausende Jahre so tief in den Fels hinein schürft. Auf einem Holzsteg, der entlang der Schlucht verläuft, bestaunen wir das Wunderwerk. Ganz schön viele Spinnen scheinen sich dort wohl zu fühlen, die mir aber, so lange sie sich nicht hastig auf mich zu bewegen, nichts ausmachen. Über uns auf dem Steg befindet sich bis zum Ende ein Dach aus Metallmaschen gespannt. Auf diesem liegen teils wirklich große Steine und Stöcke. Gut zu wissen, dass wir vor ihnen geschützt sind…Wir sehen sogar noch eine Schlange in der Schlucht, die sich wohl lieber ungeschützt ihren Feinden auf einem Stein in der Sonne präsentiert als in dem kalten Wasser zu schwimmen. Verstehe ich.
Als nächstes fahren wir weiter zum Lac de Dix, der von einer 285m hohen Staumauer eingefasst wird. Die Mauer ist damit fast so hoch wie der Pariser Eiffelturm. Sie staut ca. 400 Mrd. Liter Wasser und ist wohl die größte Gewichtsstaumauer der Welt, obwohl wir ehrlich gesagt nicht genau wissen was das bedeutet. Klingt jedenfalls toll. Einen Besuch war der Staudamm allemal wert und ein paar nette Fotos sind dabei auch entstanden.
Mit einem Zwischenstopp an der Satellitenabhörstation bei Leuk, wo wir die riesigen Satellitenschüsseln aus nächster Nähe betrachten, erreichen wir unseren Campingplatz in Brigerbad beim Thermalbad. Wir kennen ihn schon, da wir hier vor kurzem mit Freunden ein Wochenende verbracht haben. Witzigerweise bekommen wir den selben Platz wie letztes Mal. Lustig! Und im Handumdrehen ist auch wieder das Zelt aufgebaut. Unsere Schnelligkeit lobt sogar ein Nachbarcamper!