Heute ist ein Reisetag. Wir fahren zunächst mit dem Shuttle zurück nach Chitina und dann weiter mit dem Mietwagen bis kurz hinter Anchorage. Vor allem auf der McCarthy Road hoffen wir darauf noch einen Elch zu sehen, werden aber leider enttäuscht. Bisher haben wir nur im Denalinationalpark einen Elch gesehen, aber nur ganz kurz und auch nur von hinten als er über die Straße ins Gebüsch huschte. Da geht noch mehr, denken wir, aber wohl nicht heute. Vielleicht liegt es auch am Wetter, denn seit gestern Nacht regnet es. Das ist echt gutes Timing, denken wir, schließlich reisen wir ja heute ab.
Im Auto lassen wir noch einmal die letzten Tage Revue passieren. An den Reaktionen der Alaskaner beginnen wir langsam zu begreifen, wieviel Glück wir bisher mit dem Wetter hatten, denn Regen ist wohl eher üblich zu dieser Jahreszeit als so viel Sonnenschein. Julian erzählt mir den Witz der Mitarbeiterin, die uns an der Fußgängerbrücke rausgelassen hat und den ich auf dem Rücksitz leider nicht verstehen konnte. Sie meinte, die Briten würden „on the left side of the road“ fahren. Die Alaskaner dagegen „on what is left on the road“. Haha, wie lustig, wenn es nicht so wahr wäre, fügte sie selbst hinzu. Außerdem nehmen wir uns vor, den Podcast zu hören, von dem wir in den Blackburn Cabins gelsen hatten. Er heißt „Out here“ und soll das Leben der Leute in McCarthy ganz gut darstellen. Ein paar Tage später fangen wir ihn an und erfahren u.a., dass nicht alle Einwohner damit einverstanden waren als in den 60er Jahren die Straße nach McCarthy gebaut wurde. Vorher war der Ort nur über die Schienen erreichbar, die für die Mine gebaut wurde, bzw. mit dem Flugzeug. Außerdem erzählt der Podcast von einer Frau, die zwei ihrer Kinder zu Hause geboren hat, nur mit der Hilfe ihres Mannes. Auch die Mitarbeiterin der Blackburn Cabins hatte uns erzählt, dass sie eine Hausgeburt war, da das nächste Krankenhaus einfach zu weit weg ist. Das lässt uns nachdenklich stimmen. Solange es keine Komplikationen gibt, ok, aber wenn doch, dann ist Hilfe weit weg. Und wir jammern manchmal, dass wir im Pays de Gex eine schlechte Gesundheitsversorgung haben, aber immerhin ist das nächste Krankenhaus von uns nur eine gute halbe Stunde Autofahrt entfernt.
Auf unserem Weg nach Anchorage regnet es fast die ganze Zeit. Obwohl wir an landschaftlich sehr schönen Orten vorbeikommen, u.a. dem Matanuska-Gletscher, steigen wir kaum aus und machen auch kaum Fotos. Wir halten einmal kurz am Besucherzentrum in Copper Centre an, was ganz nett, aber sicher kein Highlight ist. Kaffee gibt es dort leider auch keinen. Irgendwann sehen wir auf dem Weg an einem Abhang an der Straße mal ein paar Dallschafe, die wir fotografieren, aber ansonsten fahren wir durch. Julian ist auch ziemlich müde und schläft viel.
In Anchorage tanken wir, kaufen etwas ein und fahren weiter zum Beluga Point. Leider keine Belugas. Wir buchen auf der Fahrt eine Übernachtung in einer Cabin in Hope und fahren daher sogar noch weiter als gedacht. Eigentlich wollten wir wieder zelten, aber das Wetter lädt uns nicht gerade dazu ein und die Hütten hier gefallen uns ganz gut. Nach einem Zwischenstopp in Girdwood, einem Wintersportort, wo wir echt leckere Pommes essen, fahren wir noch eine Stunde weiter nach Hope, wo wir in einer Hütte am Fluss die Nacht verbringen.
Laut unseren Freunden vom Lagerfeuer ist dies ihr Lieblingsnationalpark. Das können wir nach unserem Aufenthalt verstehen. Aber er ist gar nicht so einfach zu erkunden. Es gibt nur 2 Straßen in den Park und unsere Mietwagenfirma erlaubt uns weder die eine noch die andere zu nehmen. Wir können also entweder einen Shuttlebus nehmen (zumindest auf der McCarthy Road) oder fliegen. Da wir es von Fairbanks nicht mehr rechtzeitig schaffen würden, um am selben Tag ein Shuttle nach McCarthy zu bekommen, haben wir uns entschieden in den Park zu fliegen und auf dem Rückweg ein Shuttle zu nehmen. Der Flug ist nicht günstig, aber wir hatten bei der Buchung gehofft, dass er auch gleich als eine Art Sightseeing (oder besser gesagt Flightseeing) genutzt werden kann. Und wir sollen Glück haben! Heute ist der perfekte Tag für einen Flug nach McCarthy! Die Sonne scheint, die Berge erstrahlen in vielen unterschiedlichen Farben, die Gletscher leuchten in der Sonne und es ist einfach nur schön, den Park und seine Weite von oben zu erkunden. Tatsächlich ist es wohl der größte Nationalpark der Vereinigten Staaten, mit einer Fläche die größer als die Yosemite- und Yellowstone-Nationalparks sowie die Schweiz zusammen ist.
Es ist interessant vom Chitina (sprich: Tschitnah) Airport abzufliegen. Airport weckt vielleicht falsche Erwartungen, denn es ist eher ein Flugplatz als ein Flughafen, und es gibt auch keine asphaltierte, sondern nur eine unbefestigte Start- und Landebahn. Wir müssen offiziell erst 20 Minuten vor der Abflugszeit dort sein, was an einem normalen Flughafen ja viel zu spät wäre, und es gibt dort auch kein Terminal oder Check-in Counter, nur ein kleines Holzhäuschen, in dem man warten kann bis der Pilot da ist. Als der Pilot mit dem Flugzeug landet, lässt er alle 5 wartenden Fluggäste sofort einsteigen. Er checkt keine Tickets, auch nicht unseren Ausweis und eine Sicherheitskontrolle gibt es auch nicht, nur unser Bärenspray muss außerhalb des Flugzeugs mitreisen. Nun ja, da es nur 5 freie Plätze im Flugzeug gibt und genau 5 Leute am Flughafen warten, macht das ja auch Sinn.
Unser Bärenspray
Der Flug ist wunderschön und geht viel zu schnell zu Ende. Der Start ist etwas wackelig, was wohl am Wind im Flussbett liegt, aber danach geht es gut und nach ca. 25 Minuten landen wir schon wieder.
Links der Kennecott- und rechts der Rootgletscher
In McCarthy holt uns eine Mitarbeiterin von Blackburn Cabins ab, zeigt uns kurz die (echt) kleine Stadt, einschließlich der kürzlich eröffneten Copper Nugget, in der man Marihuana kaufen kann (seit ein paar Jahren in Alaska legal), und fährt uns dann zu unserer Unterkunft. Auf Empfehlung der Mitarbeiterin machen wir vor dem Abendessen noch einen kleinen Spaziergang zum „Zeh des Gletschers“, was uns richtig Lust auf die Gletscherwanderung morgen macht.
McCarthy Museum
Unsere kleine Hütte gefällt uns auch richtig gut und wir genießen den Luxus im Vergleich zum normalen Campen, wo wir normalerweise kein fließenden Wasser direkt vor Ort, eine Koch- und Sitzmöglichkeit sowie ein kuscheliges Bett haben. Es gibt hier sogar warme Duschen, die wir beide Abende nutzen. Toll und sehr romantisch!
Links das Duschhaus, gegenüber eine Hütte wie unsere und ganz rechts das Plumpsklo
Am nächsten Morgen machen wir eine Gletscherwanderung. Ich hatte bei der Buchung etwas Bammel, dass das Wetter schlecht sein könnte und wir es dann trotzdem machen (müssen), da ja bezahlt. Aber die Sorgen sind unbegründet und wir haben echt viel Glück mit dem Wetter, denn es ist den ganzen Tag sonnig. Am Ende springen Julian und ich sogar in einen „Blue Pool“, also ein Wasserloch im Gletscher. Das ist ganz schön kalt und kostet einiges an Überwindung, aber danach ist der Körper so gut durchblutet, dass einem gleich warm ist. Als Belohnung erhalten Julian und ich eine Urkunde und dürfen uns auf der Tafel im Büro der St. Elias Guides verewigen. Ein ganz schöner Hype, der aber nur uns zu Gute kommt, denn die anderen in unserer Gruppe trauen sich nicht, schauen uns aber gerne dabei zu. Gut, dem Belgier können wir es nicht verdenken, der ist nämlich leider schon vor der Mittagspause aufgrund eines Sicherungsfehlers der Führerin ins Wasser gefallen, hat dann aber den ganzen Tag mit nassen Schuhen durchgezogen. Das ist mindestens genauso beeindruckend!
Auf dem Rückweg vom Gletscher bleibt uns noch eine halbe Stunde um die ehemalige Minenstadt Kennecott zu erkunden. Das ist zwar nicht viel, reicht aber un einen Eindruck zu gewinnen. Da wir ganz schön fertig sind, kochen wir heute nicht, sondern essen zunächst ein Eis in McCarthy, schlendern dort noch etwas durch die Stadt und essen dort etwas bevor wir zur Hütte zurückkehren und packen, denn morgen früh um 9 Uhr geht schon unser Shuttle zurück zum Chitina Airport.
Wir sind eigentlich auf dem Weg in den Wrangell-St. Elias-Nationalpark, allerdings erlaubt uns unsere Mietwagenfirma nicht den direkten Weg über den Denali Highway zu nehmen, da dieser wohl zu schlecht in Stand gehalten ist, daher fahren wir über Fairbanks dorthin. Ein ganz schöner Umweg, aber Fairbanks soll ja auch schön sein. Es ist wohl bekannt für die Universität von Alaska, die Transalaska Pipeline und dient als Basecamp für den Bergbau, auch wenn dieser heute nicht mehr die Bedeutung hat wie noch zu Beginn des Goldrausches Anfang des 20. Jahrhunderts.
Da uns der Denalinationalpark so gut gefallen hat und unsere Freunde vom Lagerfeuer außer des thailändischen Essens nichts wirklich in Fairbanks empfehlen, halten wir unseren Aufenthalt hier am Ende relativ kurz. Wir tanken, duschen mal wieder, decken uns für die nächsten Tage ein und essen gut. Es ist krass, dass es hier abends immer so lange hell ist. Man denkt, dass es mitten am Tag ist, da es hell ist und die Sonne kräftig scheint, dabei ist es abends um 21 Uhr. Daran haben wir uns noch nicht ganz gewöhnt und gehen daher oft später als gewollt ins Bett, normalerweise erst, wenn wir zufällig auf die Uhr schauen oder unser Handy den Sound für den Schlafmodus abgibt.
Bevor wir am nächsten Morgen weiterreisen, schauen wir uns noch die Universität von Alaska an und halten in „Nordpol“, wo wir einen kurzen Moment Weihnachten erleben.
Dann geht es auf eine mehrstündige Fahrt nach Chitina. Der Weg dorthin dauert viel länger als erwartet, denn ständig werden Instandhaltungsarbeiten an den Straßen durchgeführt, was zu längeren Verzögerungen führt. Ich hatte zwar im Vorfeld davon gelesen, dass man damit rechnen soll, da solche Arbeiten nur im Sommer durchgeführt werden können, aber dass es so viele sind, davon waren wir überrascht. Zum Glück sind wir rechtzeitig losgefahren, schließlich wollen wir unseren Flug von Chitina nach McCarthy nicht verpassen.
Auf dem Weg halten wir ab und zu an und sehen auf den Parkplätzen des öfteren Schilder auf denen „No Shooting“ steht. Zunächst wundern wir uns, bis wir später auch mal eines mit Kugeln durchlöchert sehen. Scheint wohl beliebt bei Alaskanern zu sein…
Gut ausgeruht starten wir heute in den Denalinationalpark. Morgens fallen uns noch ein paar Kleinigkeiten ein, die wir am Vortag beim Einkaufen vergessen haben, aber die sind schnell besorgt. Frühstück essen wir in einem Donutladen in der Nähe vom Hostel. Die gefüllten Donuts sind sehr lecker, aber auch ziemlich kalorienreich und meine Hoffnungen schwinden langsam, in diesem Urlaub ein paar Kilo zu verlieren, nachdem wir gestern Abend vor dem Schlafengehen auch schon eher kalorienreich (Burger, Pommes und Mozarellasticks) gegessen haben.
Unser Mietwagen ist ein Toyota 4Runner und hat eine gute Größe. Wenn man schneller als 55 Meilen fährt, vibriert er zwar ganz schön (Julian meint das könnte an defekten Stoßdämpfern liegen), aber ansonsten ist er ganz ok. Wir sind begeistert vom Nummernschild, auf dem „Alaska – The last Frontier“ steht. Vorne fehlt es zwar, aber das scheint hier nicht vorgeschrieben zu sein, denn viele Autos fahren so rum.
Auf dem Weg zum Nationalpark fängt es an zu regnen. Das haben wir erwartet, denn der Wetterbericht hatte das für heute und die Nacht angesagt. Ab morgen Mittag soll es aber deutlich besser und am Sonntag sogar sehr sonnig werden. Das wäre gut für unsere Wanderungen.
Unser Aufenthalt im Nationalpark ist wirklich schön und voller interessanter Eindrücke. Am Eingang angekommen registrieren wir uns, erkunden das Besucherzentrum, schreiben uns für einen Discovery Hike am Sonntag ein, besuchen die Schlittenhundevorstellung und nehmen am Abend den Camperbus ins Teklanika Camp, wo wir die nächsten 3 Nächte verbringen werden. Ein Platz fürs Zelt im Camp ist schnell gefunden, ganz nah am Wasserhahn, dem bärensicheren Essenslager und den Latrinen. Duschen geht die nächsten Tage leider nicht und Handyempfang haben wir hier auch keinen, dafür sind wir in der Natur.
Da es abends immer noch regnet und es auf unserem Campingplatz leider keinen Unterstand gibt, kochen wir nicht, sondern essen nur Brot und Käse. Auch, wenn es bei der Nässe schön gewesen wäre etwas Warmes im Bauch zu haben, kommt uns das eigentlich auch gelegen, denn wir sind schon noch ganz schön platt von der Reise und Zeitverschiebung. Daher geht es abends auch schon um 21 Uhr ins Bett. Immerhin schaffen wir es noch den Rangertalk zu besuchen, der am 1. Abend von Ranger Chris gegeben wird, und dabei lernen wir mehr über die Tier- und Pflanzenwelt des Parks.
Da es am 2. Tag immer noch regnet beschließen wir den Park zunächst mit dem Bus zu erkunden. Wir fahren bis East Fork bei Meile 43, wo die Busse im Moment enden, da ein Stück dahinter ein Erdrutsch die Straße so zerstört hat, dass der Park dies zum Anlass genommen hat um gleich eine Brücke als Umgehung zu bauen. Aufgrund der Erderwärmung ist dieser Teil der Straße wohl schon länger instabil. Auf dem Weg sehen wir immer mal wieder ein paar Tiere, u.a. Dallschafe, Karibus (Rentiere) und sogar 3 Bären von weitem. Als wir in East Fork ankommen ist es gegen Mittag und das Wetter klart langsam auf. Wir machen eine kurze Wanderung im Flussbett, wo wir ein paar kleinere Tiere und Bärenexkremente finden. Letztere sind gut an den Soap Berries zu erkennen, die ihrem Namen geschmacklich wohl alle Ehre machen, von Bären aber gerne verspeist werden.
Auf dem Rückweg setzt uns der Busfahrer hinter dem Sable Pass ab und wir wandern den Cathedral Mountain hinauf. Wir begegnen gleich am Anfang erfahrenen Wanderern im Bärenland und gehen das erste Stück gemeinsam. Sie rufen und schreien laut beim Wandern, um die Bären wissen zu lassen, dass wir hier sind und sie nicht zu überraschen, denn Bären mögen keinen Lärm und würden normalerweise abdrehen. So kann man wirkungsvoll einer unangenhmen Begegnung vorbeugen. Das hatten wir im Vorfeld auch gelesen und so wir tun es ihnen gleich. Am Ende sollen wir auf dieser Wanderung dann auch wirklich noch Bären begegnen. Zum Glück in ca. 100 Metern Entfernung, was aber echt wenig ist, wenn man sich überlegt, dass Bären bis zu 35 Meilen (56 km) pro Stunde laufen können. Wir begegnen auch gleich 3 Bären, also einer Mutter mit ihren 2 Kindern und wir wissen ja, dass Bärenmütter ihre Kinder mit ihrem Leben beschützen würden. Noch bevor wir die Bären sehen wundern wir uns, dass ein Murmeltier 3 Mal in kurzen Abständen laut pfeifft. Vermutlich wollte es andere Murmeltiere warnen, aber wir sind auch aufmerksam geworden. Als wir dann die Bären sehen, sind wir erst ganz schön aufgeregt, gruppieren uns dann aber, bleiben ruhig und machen uns groß. Als sie uns bemerken, wirken sie nicht sonderlich interessiert und verziehen sich relativ schnell über den Hang ins andere Tal. Darüber sind wir ganz froh, denn wenn sie auf uns zugekommen wären, hätte das Ganze anders ausgesehen…
Karibu in schmalblättrigen WeidenröschenBraunbären (Grizzly)
Im Camp haben wir abends eine gute Geschichte zu erzählen. Julian freundet sich schnell mit einer Gruppe Camper an, die uns am letzten Abend auch zum Lagerfeuer einladen. Dort essen wir das typisch amerikanische Lagerfeuerdessert S’More, also ‚Some More‘ (gegrillten Marshmallow im Sandwich mit Schokolade und Kracker), was ehrlich gesagt nicht so unser Ding ist, und erhalten weitere gute Tipps für unsere Reise und eine mögliche Rückkehr im Winter. Ich unterhalte mich auf dem Campingplatz viel mit einem älteren Ehepaar im Wohnwagen. Im Allgemeinen sind alle im Camp sehr offen und es ist nett, da man sich über die Tage immer wieder über den Weg läuft und austauscht.
Am 3. Tag machen wir unseren Discovery Hike, kurz auch Disco Hike. Eigentlich muss man dafür ein extra Busticket kaufen, aber für uns ist es ja bis zum Beginn der Wanderung nur eine Fahrt von ca. 5 Minuten, was wir dem Mitarbeiter des Busunternehmens erklären. Am Ende gibt er uns die Tickets kostenlos, was echt nett ist. Am Morgen werden wir um 9:10 Uhr am Camp abgeholt und erblicken im Bus unseren Guide für den Disco Hike: Es ist Chris, den wir vom Rangertalk am 1. Abend kennen. Der Disco Hike ist genau mein Ding! Wir stapfen durch die Landschaft (jeder soll seinen eigenen Weg gehen, damit ja keine Wanderwege entstehen, pflücken (und essen) Beeren, interpretieren Tierspuren und genießen beim Mittagessen die Ruhe und den Ausblick von einem kleinen Berg aus. Mit Wasserfarben fangen wir dort auch die Eindrücke ein.
WühlmausKaribuexkrementeSchneehuhn (der Staatsvogel von Alaska)Malen in der MittagspauseMoltebeere
Gegen 14 Uhr ist die Wanderung vorbei und wir fahren nach Igloo Creek, wo wir Dallschafe sehen wollen. Leider finden wir den Einstieg für unsere Wanderung nicht, enden im Dickicht, und entscheiden daher stattdessen noch einmal mit dem Bus bis East Fork zu fahren, in der Hoffnung die Schafe und andere Tiere vom Bus aus zu sehen. Und tatsächlich, wir sehen Dallschafe, einen Bären im Feld nicht weit vom Bus und erhaschen einen ganz guten Blick auf den Denali.
Am Morgen des 4. Tages bauen wir das Zelt ab und machen eine Flussbettwanderung zur Brücke von unserem Camp aus. Am Ziel angekommen fahren wir noch einmal nach East Fork, aber leider sehen wir diesmal keine Tiere. Die Busfahrerin, ein Charmebolzen, ist auch nicht so engagiert wie so manch anderer. Als wir mit unserem Gepäck später den Camperbus nehmen treffen wir wieder Dale, den Busfahrer vom 1. Tag, und mit ihm machen wir wohl eines unserer besten Karibufotos:
Schneehühner
Am Besucherzentrum schauen wir noch die 2 Lehrfilme, was wir am 1. Tag nicht geschafft haben. Diese machen uns Lust darauf, auch mal im Winter Alaska zu besuchen. Wir begegnen auch Chris wieder und ich zeige ihm stolz meine Tierguides, die ich auf seine Empfehlung hin gekauft habe. Julian erzählt ihm, dass wir eben auch den Permafroststab anschauen waren, von dem er uns auf dem Disco Hike erzählt hat. Wir lernen noch seine Freundin und Hund kennen, dann machen wir uns (ein bisschen wehmütig) auf den Weg nach Fairbanks.
Heute fliegen wir nach Alaska! Um 10:45 Uhr geht unser Flieger zunächst nach Frankfurt. Das ist mal eine angenehme Abflugszeit, so dass wir mit unseren Rucksäcken erst um 8:20 Uhr das Haus verlassen um mit dem Bus zum Flughafen zu fahren! Von Frankfurt aus fliegen wir dann um 15 Uhr direkt nach Anchorage weiter und kommen nach 10 Stunden Flug noch am selben Tag, sogar 20 Minuten vor der Abflugszeit, an. Lustig ist das mit der Zeitverschiebung.
Als Julian in Frankfurt mitbekommt, dass der Condorflieger grün-weiß gestreift ist, kriegt er kurz einen kleinen Schock, weil er sonst immer darüber lacht und sich fragt, wer wohl mit so einem Flugzeug freiwillig fliegt. Tja, wir offensichtlich! Und das gestreifte Design gibt es auch noch in rot, gelb, blau und beige.
In Anchorage angekommen, klappt alles reibungslos: Unser Gepäck ist angekommen und in der Schlange bei der Mietwagenabholung ist niemand vor uns. Wir machen zwar eine Weile rum, um herauszufinden, wie wir den Sitz verstellen können, die Kopfstütze herausnehmen und den Motor starten können, müssen sogar einen Mitarbeiter um Hilfe bitten, aber dann können wir endlich los. Schnell sind wir im Hostel eingecheckt, kaufen noch ein paar Kleinigkeiten für die nächsten Tage ein und gehen noch etwas essen, dann geht es ins Bett. Wir merken allerdings schon, dass wir ganz schön müde sind. Beim Navigieren verpassen wir ab und zu mal eine Einfahrt, beim Einkaufen finden wir manchmal die einfachsten Dinge nicht, obwohl sie direkt vor unsere Nase stehen, und beim Essen wechseln wir kaum ein Wort. Immerhin haben wir kostenlos 2 angefangene Gaskartuschen und unbenutztes Bärenspray besorgen können, da Julian sich gut mit dem Hostelbesitzer gut verstanden hat und dieser uns das Zeug geschenkt hat. Um 21 Uhr liegen wir im Bett und schlafen dann fast 10 Stunden durch. Wir müssen zwar beide nachts mal raus, insbesondere Julian, am nächsten Morgen fühlen wir uns aber gut ausgeruht.
Am Morgen rufe ich noch vor dem Frühstück bei der Unterkunft in Diani Beach an, um mich nach dem Weg zu erkundigen. Eigentlich wollen wir Mombasa umfahren und auf einer Nebenstrecke unser Ziel erreichen; dafür gibt der Besitzer uns auch grünes Licht. Wir freuen uns, dass endlich mal etwas wie geplant läuft und verkünden die frohe Botschaft Christine und Manfred beim Frühstück. Nach dem Frühstück sehe ich 2 Anrufe und eine SMS vom Besitzer auf meinem Tablet. Als ich zurückrufe sieht alles ganz anders aus. Jemand wäre die Strecke am Vortag gefahren (Ortsansässige, mit einem Landcruiser) und es war ziemlich glatt, so dass sie das kurze ungeteerte Stück (ca. 25 km) nur im Schneckentempo hinter sich bringen konnten. Falls es also geregnet hat, sollen wir lieber durch Mombasa durch, statt die Nebenstrecke zu fahren, rät uns der Besitzer. Wir sollen in dem Ort, wo der Abzweig abgeht, fragen, ob es geregnet hat, und dann unsere Entscheidung treffen. Als wir in den Ort reinfahren, regnet es, also ist unsere Frage beantwortet. Außerdem haben wir in Voi am Morgen nicht getankt und die nächste autorisierte Tankstelle kommt erst 30 km hinter dem Abzweig, was einen Umweg von einer Stunde bedeuten würde. Ein weiteres Zeichen, dass wir wohl die unbeliebte Mombasa Road nehmen sollen, auch, wenn wir darauf keine Lust mehr haben. Wir hatten gehofft, sie heute nach max. 2 Stunden für immer hinter uns lassen zu können, aber wir nehmen lieber den sichereren Weg. Immerhin bedeutet dieser keinen riesigen Umweg und auch keine deutliche Verlängerung unserer Reisezeit, denn die Strecke verläuft zwar leicht anders, aber quasi parallel.
Die Fahrt durch Mombasa ist ein besonderes Erlebnis. Der Stadtverkehr ist vollkommen chaotisch und ganz anders als in Nairobi. Überall sind Tuk-Tuks unterwegs, die sich irgendwo durchzwängen. Es gibt keine Ampeln, man muss sich also mit den anderen Verkehrsteilnehmern arrangieren. Neben Tuk-Tuks gibt es auch Autos, Leute, die Karren durch die Straßen schieben, und natürlich Fußgänger, die das Chaos perfekt machen. Außerdem hat es geregnet, d.h. das Wasser staut sich in vielen Hauptstraßen und verkleinert die breiten Straßen an einigen Stellen auf die Hälfte. Einige Tuk-Tuks versinken in den großen Pfützen zur Hälfte im Wasser, denn manchmal können die geübten Tuk-Tuk-Fahrer auch diese nicht komplett umfahren. Was für ein Trubel! Aber wir haben keine Angst, denn unser Landcruiser wird respektiert, die Leute machen Platz, und wir kommen gut durch. Nach einem kleinen Umweg am Hafen, den wir zwar laut Google, nicht aber laut Hafenpersonal durchfahren können, erreichen wir die Likoni-Fähre. Dort dauert es länger. Wir haben unser MPesakonto zwar aufgeladen, aber schaffen es nicht eigenständig zu bezahlen. Der Mitarbeiter hilft uns dann und es klappt. Die Fahrt auf der Fähre ist dann sehr kurz, aber wir knüpfen gleich Kontakt. Endlich mal aussteigen und etwas Wind um die Ohren. Das tut gut.
Danach ist es dann nicht mehr weit und wir checken in unser Hotel ein. Es liegt direkt am Strand und unsere Zimmer sind wunderschön. Auch Christines und Manfreds, nachdem am nächsten Tag ein Wechsel stattfindet und sie das größte Zimmer im Hotel bekommen. Das hat sogar 2 Duschen und einen 4 Sitzer als Sofa. Die Zimmer haben einen direkten Blick auf den Pool und den dahinterliegenden Indischen Ozean. Es ist wunderschön an diesem Ort. Hier erholen wir uns die nächsten Tage gut. Das Essen im Hotel ist sehr lecker und wir essen hier etliche Male. Am Strand spazieren wir oft entlang und werden, wie erwartet, auch regelmäßig von den Beach Boys genervt. Einen Tag machen wir auch einen Bootsausflug auf die Sandbank, schnorcheln davor und gehen in einem um die Ecke und in einer Höhle gelegenen Restaurant gemeinsam etwas essen. Die Atmosphäre im Höhlenrestaurant mit offener Decke ist toll, die Cocktails lecker (vor allem Manfreds Long Island Ice Tea), das Essen vorzüglich und die Nachspeise, ein Crêpe Suzette, wird direkt vorm Tisch für uns als kleine Showeinlage flambiert. Was für ein Spektakel! Hier merken Julian und ich erst so richtig wie anstrengend die Safaris und ganze Fahrerei waren. Alles fällt von uns ab und wir können uns richtig gut erholen, jetzt, wo wir kein Auto mehr haben. Ich vermisse den Landcruiser schon ein bisschen, nicht aber das Fahren.
Endlich haben wir auch mal Zeit mehr miteinander zu reden. Reden über das was einen bewegt und nicht darüber, wie man heute von A nach B kommt. Bei einem Essen im Hotel reden wir zu viert über die Eindrücke im Land und Christine meint, dass es ihr nicht so gefällt, dass sie und Manfred hier öfter mit „Mama“ und „Papa“ statt mit ihren Vornamen angeredet werden. Wir sind zunächst etwas überrascht, da unser Eindruck war, dass die Ansprache ein Ausdruck des Respekts ist. Christine erklärt, dass man dadurch sehr auf die Rollen reduziert wird, weniger von einem erwartet wird und man nicht mehr als Mensch gesehen wird. Uns würde das vielleicht nicht so auffallen, weil es uns nicht betrifft. Hm, obwohl ich zunächst nicht begreife, woher das kommt, fange ich während des Gesprächs an zu verstehen. Ich begreife, dass es vermutlich eher etwas ist, dass sich im gesamten Verhalten der Kenianer gegenüber älteren Menschen zeigt, das auch Ausdruck der gesellschaftlichen Erwartungen der Kenianer an sie ist. Es erinnert mich an unseren Urlaub in Tajikistan, als ich als Frau von dem einen Guide immer belehrt und fast schon erzogen wurde, Julian dagegen nicht, obwohl er die gleichen Sachen gemacht hat wie ich. Ich erinnere mich daran, wie mich das damals gewurmt hat. Jetzt kann ich mir auch besser vorstellen, wie es für Christine und Manfred sein muss.
Während unseres Aufenthalts hier ist Nikolaus. Christine und Manfred kommen einen Morgen mit einem Geschenk zum Frühstück. Wir freuen uns über die Rentiersocken! Gleichzeitig sind wir auch etwas geschockt, dass wir es vergessen haben. Oh nein, wir haben den Nikolaus total verpennt! Bei den heißen Temperaturen denken wir gar nicht richtig an Weihnachten…
Unser Aufenthalt hier ist kurz, nicht zuletzt, weil wir am Vorabend erst so spät angekommen sind. Am Morgen bewundern wir zunächst die schönen Bäume, grünen Büsche und reiche Vogelwelt um unseren Bungalow herum. Am Abend war es schon dunkel gewesen und wir hatten wir dafür auch gar keinen Sinn.
Von-der-Decken-Tokos
Frühstück essen wir morgens gemütlich auf der Terasse des Bungalows bevor wir unsere Safari beginnen. Da wir sehr tief im Park sind, befinden sich die Hauptattraktionen nicht weit weg von uns. Zunächst fahren wir mit dem Landcruiser bis auf den Lookout, sogar die letzten 200 Meter hoch, die ich dank der lehrreichen Fahrt mit dem Ranger vom Vorabend auch sehr gut bewältige. Vor ein paar Tagen noch hätten wir uns nicht getraut die tiefen Rinnen so selbstbewusst und zügig anzufahren, aber genau so muss man es machen. Und es macht auch richtig Spaß! Wir sind allesamt erstaunt, dass wir es auf diesem schwierigen Weg bis ganz nach oben schaffen. Dort angekommen sehen wir viele verschiedene Schmetterlinge. Eine wahre Pracht. Wir hoffen auch, endlich den Kilimandscharo zu erblicken, aber wir haben wieder mal kein Glück. Im Amboseli-Nationalpark wird damit geworben, dass man von dort aus einen sehr schönen Blick auf den höchsten Berg Afrikas hat, und um ehrlich zu sein war das einer der Gründe, warum wir dorthin sind, aber leider lag er während unseres Aufenthalts dort immer in den Wolken. Der Tsavo-West-Nationalpark ist nicht so viel weiter entfernt, daher hatten wir gehofft, doch noch Glück zu haben, aber leider nein, obwohl Manfred der Meinung ist ihn sogar insgesamt zweimal gesehen zu haben;-)
Stolz auf dem LookoutDiademschmetterlingBlaues StiefmütterchenSchmetterling der Vanessagattung
Auf unserer Safari im Tsavo-West-Nationalpark entdecken wir gleich morgens drei bisher noch nicht gesehene Antilopenarten: Kudos, Säbelantilopen und Dik-Diks. Wir besuchen im Laufe des Tages die Mzima-Quelle, die tollste Attraktion Afrikas (laut Infotafel, wir haben da aber so unsere Zweifel), die Shetani Lava Hills, die wohl von einem Ausbruch vor 200 Jahren stammen, und die Roaring Rocks, die aufgrund des Windes heulende Geräusche von sich geben sollen. Wir hören diese zwar nicht als wir dort sind, der Ausflug dorthin hat sich aber trotzdem gelohnt, da wir von hier einen schönen Ausblick auf den Park haben. Im Allgemeinen finden wir, dass der Park viel wilder und dichter ist als die anderen Parks, die wir bisher besucht haben. Zudem ist es auch der Weg zu den Roaring Rocks, auf dem wir die roten Elefanten (und sogar rote Zebras) antreffen. Die roten Elefanten sind eine der Hauptattraktionen im Park, da sie sich in der roten Erde suhlen bzw. damit bewerfen, so dass sie rot aussehen. Wir sehen sie zwar mehrmals, aber immer nur ganz kurz, da sie dann doch sehr schnell im Gebüsch verschwunden sind. Auch die Termitenhügel sind hier natürlich rot.
Dik-DikOryx (Säbelantilope)KudoAn der MzimaquelleBrillenweber beim NestbauGraufischer
Um 15:45 Uhr, sogar eine Viertelstunde früher als geplant, sind wir am Parkausgang. Dort zieht sich die Kontrolle zwar etwas, aber wir sind trotzdem um kurz vor 18 Uhr in der nächsten Unterkunft, direkt an der Mombasa Road. Er ist nur ein Zwischenstopp hier, ziemlich laut, mit eher kleinen und stickigen Zimmern, aber für eine Nacht ist es Ok. Immerhin bekommen wir beim Einchecken ein Begrüßungsgetränk aus roter Beete, Wassermelone und Tamarinde. Die Hotelangestellten sind auch sehr nett. Am Tag drauf fahren wir ein letztes Mal über die Mombasa Road, diesmal in Richtung Diani Beach.
Heute ist unser langer Reisetag. Wir brauchen ca. 4 Stunden nach Nairobi und von dort noch einmal 3-4 Stunden zum Amboseli-Nationalpark. Am Morgen des 2. Dezember brechen wir nicht all zu früh auf, nicht zuletzt, weil wir nach dem Schock vom Vorabend genug Zeit zum Ausruhen haben wollten und abends auch noch gar nicht wussten, ob wir heute wie geplant weiterreisen können. Doch Manfred geht es den Umständen entsprechend gut und die Fahrt kann beginnen. Leider haben wir beim Hotel wegen der Aufregung am Vorabend kein Mittagessen zum Mitnehmen bestellt, daher handle ich aus, dass wir wenigstens etwas vom Frühstücksbuffet für die lange Reise mitbekommen. Julian findet das nicht angemessen, isst dann aber später auch davon.
Mit etwas Verspätung fahren wir los and machen sogar noch etwas Safari auf dem Weg zum Ausgang. Bis kurz vor Nairobi kommen wir gut durch, dann gibt es einen langen Stau. Der kostet uns fast 2 Stunden. Um sicherzugehen, dass die Straße in den Park befahrbar ist und wir den besten Weg auswählen, rufe ich während der Fahrt die Lodge an, die uns mitteilt, dass nur das Kimana Gate offen ist. Das bedeutet einen längeren Umweg, für den wir eigentlich keine Zeit eingeplant haben. Da wir schon durch den Stau so viel Zeit verloren haben, halten wir danach kaum noch an und essen Mittag im Auto. Wir müssen eigentlich bis 18 Uhr am Parkeingang sein, damit wir bevor er schließt noch reingelassen werden, und bis 19 Uhr dürfen wir, laut Vertrag, nur unser Auto fahren. Am Ende kommen wir gegen 18:45 Uhr am Parkeingang an. Julian hat es mit viel Hin und Her geschafft während der Fahrt Tickets für uns zu kaufen, was unser Durchkommen am Tor vereinfacht. Wir schaffen es auch noch rechtzeitig zum Abendessen in die Lodge, können sogar noch etwas Safari auf dem Weg dorthin machen, obwohl der Tag ganz schön anstrengend war. Der Stau, der Stadtverkehr in Nairobi (außer auf dem Express Highway), die Mombasa Road, die kurzen Pausen und ein kleiner Zwischenfall auf der Reise haben uns ganz schön Kraft gekostet.
Immerhin werden Christine und ich am Eingang des Amboseliparks endlich fündig. Seit Nairobi suchen wir ein Buch mit den typischen Tieren der Region. Am Parkeingang spricht mich eine Frau im Rangeroutfit an, die zwar kein Buch, aber ein Heft mit Tieren und sogar ein paar Bäumen verkauft. Ich zeige Christine das kleine Heft, das sie auch schön findet, verhandele den Preis und kaufe es für 1200 KSH. Das auffällige Rangeroutfit und die Tatsache, dass ich den Preis drücken konnte, lassen mich daran zweifeln, dass die Frau wirklich zum Parkpersonal gehört. Egal, wir sind nur froh endlich eine Übersicht der landestypischen Tiere zu haben.
In der Serena Safari Lodge gefällt es uns gut. Die Zimmer haben typisch afrikanische Wandbemalungen. Bei uns sind es Warzenschweine und ein Gepard, bei Christine und Manfred ein Baum und eine Hyäne. Hier bleiben wir 2 Nächte und fühlen uns sehr wohl. Es ist sehr schick hier, man hat mehrere Bestecke eingedeckt und das Essen wird vornehm am Tisch serviert. Jeden Tag kann man zwischen 2 Suppen, 2 Hauptgerichten bzw. 2 vegetarischen Gerichten sowie Nudeln wählen. Salat und Nachtisch holt man sich vom Buffet. Auch beim Frühstück werden die Eier live gebraten, wie vor Ort bestellt, oder Pancakes frisch gebraten. Manfred und ich sind uns einig, dass es hier bisher die besten Pancakes gab. Das soll auch bis zum Ende unserer Reise so bleiben. Außerdem hat die Lodge 2 Bücher für alle ausliegen, eines mit Tieren und eines mit Pflanzen. Christine und ich bestimmen am ersten Abend fleißig viele Tiere, die wir in den letzten Tagen gesehen haben. Und es gibt einen Shop in der Lodge, in dem wir am 2. Tag auch ein paar Souvenirs kaufen, u.a. ein Tierbestimmungsbuch, das uns während der Fahrten im Nationalpark viel Freude bereiten soll, da wir Tiere, die wir sehen, direkt vor Ort bestimmen können.
Der Amboseli-Nationalpark ist gut ohne Guide zu erkunden, nicht zuletzt, da unser Heft auch eine Karte mit den Wegmarkierungen enthält. Er ist auch sehr komplementär zu dem, was wir bereits in anderen Parks gesehen haben. Hier treffen wir auf viele Wasservögel, können viel näher an die Flamingos heran, es gibt viele Störche, Löffler, größere Gruppen von Kronenkranichen, Gnus, Elefanten uvm. Die Elefanten wandern morgens und abends in größeren Gruppen von einem zum anderen Ende des Parks. Dabei überqueren sie die Parkstraßen und gehen dann ziemlich nah an einem vorbei. Das gefällt uns gut. Wir sehen auch mehrmals Geparden, zwei am Morgen und einen am Abend, als wir einen Deutschen antreffen, der ihn entdeckt hatte. Im Gegenzug verraten wir ihm den Ort der Löwenbabies und wünschen ihm bei der Weiterfahrt noch einen schönen 1. Advent.
SeidenreiherGoliathreiherHagedaschSattelstorchVmtl. ein KappengeierFrühstück bei Regen im SafarijeepRotgesichtlöfflerGlanzklaffschnabelNimmersattUnsere Männer beim Mittagsschlaf auf dem Observation HillZwei Geparden
Die Löwenbabies sind wohl das Highlight unseres Aufenthalts hier. Wir erfahren von den Rangern, dass es die Löwenbabies im Park zu sehen gibt und sie deuten auf eine Region rund um Wegmarkierung 14. Auf dem Weg dorthin treffen wir den Guide wieder, den wir schon auf der Mombasa Road kennen gelernt haben. Er beschreibt uns haargenau, wo wir die Babies finden können und wie wir dorthin kommen. Dann halten wir an einer Gabelung und überlegen wolang wir laut Erklärung wohl fahren müssen, und plötzlich erblicken wir einen Löwen. Wenige Sekunden später stellen wir fest, dass dies die Löwenmutter sein muss, da die Löwenbabies, eins nach dem anderen, hinter ihr her kommen. Wir bleiben stehen, ca. 50 Meter entfernt, und beobachten das Spektakel, unser Motor ist längst aus. Plötzlich steht die Löwenmutter auf und geht direkt auf uns zu. Ich kriege Bammel und kurbele das Fenster hoch. 2 Meter vor uns, bleibt die Mutter stehen und trinkt aus der Pfütze direkt vor uns. Es dauert nicht lange, da folgen ihr die Babies, alle 6, und trinken mit ihr aus der selben Pfütze direkt vor uns. Dann dreht die Mutter ab, geht allein zurück und wir haben alle Babies für uns allein. Was für ein Erlebnis! Wir sind das einzige Auto hier und überglücklich, sie gefunden zu haben und zudem noch so günstig vor der Pfütze geparkt zu haben. Der Wahnsinn! Es ist wirklich schön in diesem Park und wir sind froh, hierher gekommen zu sein.
Nach dem Mittagessen in der Lodge verlassen wir am 2. Tag den Amboseli-Nationalpark und fahren zum Tsavo-West-Nationalpark. Ich hatte mich am Morgen vor Ort schon nach den Straßenverhältnissen erkundigt und daher keine größeren Schwierigkeiten erwartet. Als ich auf dem Weg zur Sicherheit noch einmal die Lodge anrufe, um dies zu bestätigen, sagt mir der Mitarbeiter, dass die Straße, die wir nehmen wollten, nicht passierbar und zudem nur ein einziges Parktor offen ist, nämlich bei Mtito Andei. Oh nein, denken wir uns, wir sind doch extra früher los, damit wir entspannt reisen können und nun müssen wir einen riesigen Umweg fahren. Aus den geplanten 129 km bei ca. drei Stunden Fahrt werden 251 km, also fast doppelt so viele, was uns am Ende mit Pausen, Einkaufen und Parkeingangskontrolle insgesamt 7 Stunden kostet. Statt einem „I“ fahren wir jetzt also ein „U“. Wegen des Umwegs müssen wir zudem über die Mombasa Road, die sehr kräftezehrend ist, und da alles länger dauert als erwartet, sind wir am Ende sogar fast eine Stunde lang im Dunkeln auf der Straße unterwegs. Das ist wirklich kein Spaß, da man ständig überholen muss und bei Dunkelheit die Entfernungen der Leute, die mit Licht unterwegs sind, schlecht einschätzen kann (ja, es sind auch immer mal wieder Fußgänger, Fahrrad- oder Mopedfahrer ohne Licht unterwegs). Was für ein Nervenkitzel! Total erschöpft kommen wir kurz vor 20 Uhr am Parkeingang an und hoffen, dass wir noch reingelassen werden. Es zieht sich etwas, aber wir hatten auf dem Weg schon mit der Lodge und dem KWS Office telefoniert, die uns zugesagt haben, dass wie noch reinfahren dürfen. Vom Tor aus, sind es aber auch noch fast 50 km auf Parkstraßen zur Lodge und das im Dunkeln. Einige Straßen sind auch nicht passierbar, sagt uns ein Mitarbeiter. Uns wird schon ganz bange, denn im Dunkeln auf unbekannten Straßen, vielleicht mit Wasserlöchern und wilden Tieren, zu fahren, wird noch eine ganz schöne Herausforderung, da passiert ein kleines Wunder. Ein Mitarbeiter ist Ranger und wartete auf eine Mitfahrgelegenheit, die ihn zu einer Lodge nahe unserer bringen soll, aber sein Freund hat ihn wohl hängenlassen und ist nicht erreichbar. Er schlägt vor, dass wir ihn bis zur Lodge mitnehmen, während er uns dorthin leitet, und er dann am nächsten Morgen die letzten paar Kilometer weiterreist. Uns kommt das sehr gelegen. Und noch viel besser: Er will fahren, was uns sehr gut reinpasst, da wir ganz schön fertig sind und er die Straßen und den Weg natürlich besser kennt.
Die Fahrt zur Lodge ist sehr interessant. Kano, der Ranger, brettert mit 70 km/h über die Parkstraßen, was wir nie gemacht hätten und was die lange Fahrt doch deutlich verkürzt. Es ist auch sehr lehrreich zu sehen, wie er fährt, das soll uns am Tag drauf noch nützlich sein. Julian und ich unterhalten uns gut mit ihm über alles Mögliche, seinen Job, seine Ausbildung, die Wilderei im Park, die außergewöhnlichen Regenfälle dieses Jahr uvm. Irgendwann steht ein Elefant am Wegesrand und wir müssen etwas warten (und auch mehrmals zurückweichen) bevor er uns vorbeilässt. Kano muss auf dem Weg noch seine Arbeitskluft abholen, daher fahren wir über die Start- und Landebahn des Flugplatzes zu einem Wachhäuschen, er steigt aus, lässt uns seine Waffe auf dem Sitz da (als wüssten wir wie man damit umgeht) und kommt nach kurzer Zeit mit einem vollgepackten Rucksack wieder. Die Fahrt kann weitergehen. Wir entscheiden uns doch die Straße zwischen Wegmarkierung 10 und 11 zu nehmen, die wohl jetzt wieder passierbar ist. Als wir an der kritischen Stelle ankommen, steigt Kano in der Dunkelheit aus, begutachtet, wo er vorbeifährt, und kriegt es dann gut hin. Wir sind alle sehr froh, ihn dabei zu haben. Vor allem Christine fühlt sich sicherer.
Als wir endlich an der Lodge ankommen, eingecheckt haben und sich alle Koffer im Zimmer befinden, ist es 21:30 Uhr. Wir sind alle so erschöpft von der Anreise, dass wir entscheiden, doch nichts mehr zu kochen, sondern von unseren Resten zu picknicken. Wir haben noch Brot, Käse, Aufschnitt, Datteln uvm. Einige unsere Zutaten für die Tomatensauße, vor allem die frischen Tomaten, die wir heute am Straßenrand gekauft haben (mit zig Kinderhänden im Auto und Geschrei), verarbeiten wir am Tag drauf mit den Zwiebeln zu einem Tomatensalat und essen diesen zum Mittag. So geht geht wieder mal ein abenteuerlicher Tag gut zu Ende.
Im Reiseführer steht, wenn man nur eine Attraktion in Kenia besucht, sollte es diese sein. Die Massai Mara darf daher auf unserer Liste der Nationalparks nicht fehlen. Vom Sekenani Gate aus erkunden wir ab dem späten Vormittag den Park. Vom Personal wird uns ein Massai als Guide empfohlen, der die Straßen und Tierspots gut kennen soll. Wir sind froh uns nicht selbst um die Navigation kümmern zu müssen und buchen ihn. Nach einer Weile bemerken wir jedoch, dass David leider nicht so gut Englisch spricht, daher erhalten wir keine genauen Erklärungen, aber er kennt die (inoffiziellen) Parkstraßen und kann die Tiere benennen. Wir sind erstaunt, dass er uns direkt in Richtung des Gebiets rund um das Talek Gate leitet, wo wir übernachten werden, aber hier scheint man einfach die meisten Tiere zu sehen. Und es geht auch gut los, denn wir sehen Löwen, Elefanten, Giraffen, Trappen uvm. Nach ein paar Stunden lassen wir ihn viel früher als eigentlich geplant am Talek Gate raus und er nimmt sich ein Moped um zum Sekenani Gate zurückzukehren, während wir den Park noch eine weitere Stunde alleine erkunden, nun aber bei Regen und eher auf den Hauptstraßen.
RiesentrappeTsessebe (Spitzname „Blue Jeans“)KronenkranichImpallas stehen bei Regen in Reih und Glied
Dann verlassen wir den Park und checken im Talek Bush Camp ein, das 2 Minuten vom Parkeingang entfernt liegt. Hier bleiben wir 2 Nächte, dann verbringen wir noch eine Nacht direkt im Park. Das Camp gefällt uns richtig gut. Das Personal ist wirklich nett und scherzt beim Abendessen auch mit uns, als wir fragen welches Fleisch das ist und eine Mitarbeiterin sagt, es wäre Gazelle. Wir schauen erstaunt, merken dann aber schnell, dass sie nur scherzt. Am nächsten Tag gab es dann Flusspferdsteak;-)
Am Abend sind wir wieder mal sehr effektiv. Dank der unkomplizierten und schnellen Hilfe der Mietwagenfirma wird das Auto abends zum Reparieren abgeholt. Uns ist anfangs schon etwas bange das Auto wegzugeben. Was, wenn der Mechaniker es nicht schafft, das Auto zu reparieren oder es doch länger dauert? Julian nimmt ihm das Versprechen ab, den Wagen auf jeden Fall am Abend zurückzubringen, auch wenn er ihn nicht reparieren kann, denn ein Auto ohne Fourwheeldrive ist besser als gar kein Auto für unsere Safari. Als der Mechaniker den Wagen dann später am Abend zurückbringt, funktioniert der Fourwheeldrive. Genau richtig für die verregnete und matschige Massai Mara. Und dank der Schmiere geht das Dach jetzt auch leicht ein- und auszuklappen.
Flusspferde im Talek Bush Camp
Unsere 2 Bungalows im Camp liegen direkt am Talekfluss. Als ich gerade unter der Dusche stehe, entdecken Julian, Christine und Manfred Flusspferde in der Nähe. Als ich fertig bin, schaue ich auch noch nach ihnen, aber sie sind schon weg. Philip, ein Mitarbeiter vom Hotel, begleitet mich dorthin und wir unterhalten uns gut. Am Auto verabschiede ich mich gerade von ihm als Julian fragt, ob er unser Guide für Morgen ist. Was für eine gute Idee! Ich frage Philip danach, er checkt mit dem Manager, ob das Ok wäre, wir einigen uns auf einen Preis und dann ist auch schon alles abgemacht. Um 6 Uhr morgens treffen wir uns am nächsten Tag und erkunden gemeinsam den Park. Wir sehen Löwen, einen Leoparden, Giraffen, Elefanten, uvm. Wir sehen die Löwen nicht nur beim Faulenzen im Gras sowie unter und auf Bäumen, sondern auch beim Jagen. Es ist wirklich sehr interessant das Jagdverhalten in der Gruppe zu beobachten, wozu wir an diesem und dem Folgetag mehr als einmal Gelegenheit haben. Ein Löwe pirscht sich von einer Seite an eine Warzenschweingruppe heran, die anderen positionieren sich gegenüber. Dann wird ein Warzenschwein vom pirschenden Löwen separiert und in die Richtung der warteten Löwen getrieben, so dass ihm keine Fluchtmöglichkeit mehr bleibt. Bei der Jagd auf eine Gazelle allerdings scheinen sie anders vorzugehen und sich nur von einer Seite ranzupirschen, denn wenn die Gazelle Wind vom Löwen kriegt, ist sie weg. Erfolgreich erlegen sie beide Male ein kleines Warzenschwein und eine Thomsongazelle.
GabelrackeOhrengeier
Unser Frühstück halten wir am 2. Tag unter einem Akazienbaum ab, zum Mittagessen kehren wir aber wieder ins Camp zurück. Wir sind ganz froh, dass Philip uns führt. Er ist ein lustiger Kerl, der viel erklären kann, und mit den anderen Fahrern gut vernetzt ist, so dass wir schnell wissen, wo es interessante Tierbeobachtungsstellen gibt. Wir fassen schnell Vertrauen zu ihm und lassen ihn nach kurzer Zeit unseren Wagen fahren. Er hat einfach viel mehr Erfahrung auf den doch matschigen Wegen, und für Julian und mich ist es auch entspannter und natürlich schöner, durch das Dach fotografieren zu können. Es gefällt uns so gut, dass wir am 2. Tag nicht nur halbtags, sondern den ganzen Tag mit Philip unterwegs sind und ihn auch noch für den Folgetag buchen. Er ist auch sehr hilfsbereit. Wir hatten uns im Talek Bush Camp ein wenig mit einem spanischen Pärchen, das sehr professionelle Fotos macht, angefreundet. Am Nachmittag treffen wir sie wieder, mitten im Matsch, denn ihr Fahrer hatte sich festgefahren. Philip und wir sind gerne bereit zu helfen, aber das ist gar nicht so einfach ohne selbst stecken zu bleiben. Nachdem wir es einige Zeit probieren müssen wir Philip aber bremsen, da wir das Gefühl haben, dass er unseren Mietwagen zu sehr malträtiert. Zum Glück sind genug andere Geländewagen da, und nach längerer Zeit ist das Auto der Spanier auch wieder frei und wir düsen im Affenzahn zum Parkausgang, da es ganz schön spät geworden ist. Eigentlich hat der Park schon geschlossen, aber wir haben ja eine gute Ausrede. Die Massai Mara gefällt uns wirklich gut und wir sind total begeistert von unseren Tierbeobachtungen.
Am nächsten Tag fahren wir mit Philip weiter in den Park hinein, bis zum Marafluss und runter an die tansanische Grenze. Auch heute sehen wir wieder Löwen beim Jagen. Ausserdem einen Geparden, der gerade eine Gazelle erlegt hatte, Flusspferde, Büffel, Mangusten, Störche, uvm. Heute haben wir sowohl unser Frühstück als auch unser Mittagessen mitgenommen. Beides essen wir im Busch. Zudem erkunden wir den Park zu Fuß entlang des Maraflusses, begleitet von einem Ranger, der uns Flusspferde, Skelette sowie kleine und große Krokodile zeigt. Es ist mal wieder ein total schöner Tag und wir fragen uns, warum wir soviel Glück haben. Die Tiere, die wir gesehen haben, und die Situationen in denen wir sie antrafen sind wirklich etwas Besonderes. Julian und ich haben auch schon Löwen gesehen, aber nicht beim Jagen, nicht in so großen und verschiedenen Gruppen, und nicht mit so einer Häufigkeit. Uns freut es, dass Christine und Manfred das Glück haben, dies bei ihrer ersten Afrikareise zu erleben. Sowieso stellen wir fest, dass wir in der kurzen Zeit schon so viel erlebt haben. Schon vor der Ankuft in der Massai Mara war jeder Tag ein kleines Abenteuer und wir haben den Eindruck, dass wir schon nach ein paar Tagen soviel erlebt haben, wie manch anderer vielleicht in 2 Wochen nicht. Man hat die Erfahrungen noch gar nicht verarbeitet, da passieren schon neue Abenteuer und die alten Erinnerungen verblassen. Wenn das so weiter geht, platzen wir bald vor Glück;-)
LeopardSelfie mit Guide und FlusspferdenMatschbatzen am und auf dem AutoEinsames GnuDreifarbenglanzstarWie im Kino mit Popcorn auf SafariGepardWenige Wochen alte KrokodileRiesiges Krokodil
Am Abend verlassen wir dann das Camp. Es geht in die Muthu Keekerok Lodge, die älteste Lodge im Park (1965), die wohl ein sehr ursprüngliches Erlebnis bieten soll. Bei der Ankunft stellen wir fest, dass es eine 5 Sterne Lodge ist. Mir war zwar klar, dass der Preis 5 Sterne hatte, aber nicht auch die Lodge, denn irgendwie waren alle Unterkünfte im Park teuer. Wir werden mit einem Saft begrüßt und unsere Koffer werden auf die Zimmer gebracht. Es ist alles sehr schick hier und der Eingangsbereich sehr imposant. Dann gehen wir in die Flusspferdbar, dort erleben wir wie die Hippos gegen 18:30 Uhr langsam aus dem Wasser kommen, um auf der Wiese zu grasen. Wir haben Glück, denn sie entscheiden sich heute für die Wiese direkt vor unserer Nase. Nach ca. einer Stunde gehen wir kurz auf unsere Zimmer zurück. Ab 19:30 Uhr muss man eine Begleitung vom Zimmer zum Restaurant anfordern, da die Lodge nicht umzäunt ist und die Tiere auch in den Garten kommen können. So sehen wir auf dem Rückweg vom Hippopfad ein paar Zebras im Garten, nur wenige Meter von uns entfernt. Später sehen wir auch noch ein Flusspferd im Garten, das sich entschieden hat zu unserer Seite aus dem Pool zu stapfen und vor unserer Nase zu grasen. Bei Flusspferden muss man aber vorsichtig sein. Die können ganz schön aggressiv werden. Wir verstehen jetzt, warum man auf dem kurzen Weg zum Zimmer eine Begleitung benötigt.
Der Abend endet leider nicht so schön für uns alle. Der Zugang zu unseren Zimmern ist schlecht beleuchtet und neben einem kleinen gepflasterten Steg ist rechts und links eine tiefere Rinne. Christine ahnt wohl schon die Unfallgefahr und weist darauf hin, dass das ganz schön gefährlich ist. Wenig später übersieht Manfred in der Begeisterung um das Flusspferd im Garten die Rinne und stützt ziemlich fies nach vorn aufs Gesicht, da er sich gar nicht mehr abfedern konnte. Er blutet am Kopf, hat Schürfwunden und kann sich zunächst nicht selbst aufrichten. Wir sind alle geschockt, rufen das Personal zum Verarzten und bangen mit Manfred. Wie durch ein Wunder ist nichts gebrochen, er hat keine Gehirnerschütterung und wir können am nächsten Morgen unseren Urlaub wie geplant fortsetzen. Manfred ist noch etwas wackelig auf den Beinen, kein Wunder, und es dauert auch noch ein paar Tage um wieder mehr Sicherheit zu gewinnen, aber er kann gehen und mit uns weiterreisen. Wir sind nur froh, dass alles gut ausgegangen ist. Glück im Unglück.
Auf der Fahrt zum Nakuruseenationalpark, bleibt uns mindestens zweimal das Herz stehen als Autos im Gegenverkehr überholen, dann aber nicht rechtzeitig auf ihre Spur wechseln, so dass wir nicht nur, wie üblich, Abbremsen müssen, sondern uns diesmal nur das Ausweichen bleibt. Einmal können wir aber nicht nach links ausweichen, da uns ein anderes Auto schon links auf dem Seitenstreifen überholt. Die Panik steigt. Irgendwie schafft es der Fahrer dann doch noch in letzter Minute sich in den Verkehr einzureihen, so dass wir uns arrangieren. Der Puls ist auf 180, dabei ist es dieselbe Straße wie am Vortag und die Reisezeit heute ist deutlich kürzer.
Kurz vor Nakuru biegen wir an einer Wellblechhütte in die Zufahrtsstraße zum Park ab und können kaum glauben, dass diese wirklich zum Lanettor führen soll. Sie ist in schrecklichem Zustand, nicht asphaltiert, mit vielen wassergefüllten Schlaglöchern, und der Parkeingang ist am Abzweig gar nicht ausgeschildert. Wir fahren trotzdem weiter und, tatsächlich, nach ein paar hundert Metern erscheint das Gate. Nach einer längeren Bezahlaktion fahren wir in den Park hinein. Bei der Durchfahrt, spreche ich den Ranger an und erkundige mich nach dem Weg, was dann einen kleinen Stau verursacht. Der Ranger erklärt uns, dass es leider keine aktuellen Karten vom Park gibt, viele Straßen nicht mehr existieren und eine Umrundung des Sees unmöglich ist. Seine Beschreibung ist lang und kompliziert. Während ich mir alles haargenau notiere, nimmt Christine ein Video damit auf, auf das wir im Notfall zurückgreifen können. Die Beschreibung des Rangers folgt den Straßenblöcken, die wohl Nummern haben, allerdings finden wir später keine Zahlen auf den Blöcken und wissen daher nicht genau, ob wir seiner Routenbeschreibung folgen.
Gleich hinter dem Eingangstor klappen wir zum ersten Mal das Dach unseres Safarijeeps aus. Es ist zwar eine kleinere Quälerei, da die Schmiere fehlt, aber es lohnt sich und wir sind sehr froh damit! In der Flamingoroad fahren wir runter zum See. Dort hat man auch einen guten Blick auf das überschwemmte alte Haupttor des Parks, allerdings finden wir hier keine Flamingos. Wir hören Nilpferde, sehen diese aber zunächst nicht, und finden sie auch nur dank der Unistudenten, die ein Hippo 200 Meter weit entfernt sichten. Was für Adleraugen! Zum Paviancliff schaffen wir es anschließend nicht ganz, da die Straße nach dem umgestürtzten Baum ziemlich abenteuerlich wird und wir bemerken, dass der Fourwheeldrive nicht an ist bzw. nicht richtig funktioniert. Auf dem Rückweg machen wir ein Picknick in der Flamingoroad und entscheiden nach dem Gespräch mit einem Ranger an die andere Seeseite zu fahren, da dort die Flamingos sein sollen. Wir finden sie dann dort auch, allerdings sehr weit entfernt. Das hatten wir uns anders vorgestellt. Entschädigt werden wir allerdings vor Ort mit 2 Nashörnern, die direkt neben der Straße grasen. Außerdem sehen wir auf der Fahrt viele andere schöne Tiere.
Picknick am SeeBüffelZebrasPerlhühnerAfrikanischer FischadlerWarzenschweineDefassa-WasserbockMarabuAfrikanischer WiedehopfBreitmaulnashörnerLöwenPelikaneFlamingosFlusspferd
Wir schaffen es erst gegen 16:20 Uhr (statt gegen 15 Uhr) aus dem Park zu kommen, da wir noch das Dach einklappen mussten und weil wir aufgrund von Löwen noch einmal ein paar hundert Meter in den Park zurückgekehrt sind. Die Ranger weisen uns auf die Löwen am Ausgang hin, was sehr nett ist, und wir sehen sie auch noch, allerdings von sehr weit entfernt. Wir sind der Meinung, es hat sich trotzdem gelohnt. Danach wird die Fahrt bis Narok eine ganz schöne Herausforderung. Die Straße ist größtenteils asphaltiert und lässt sich an diesen Stellen ganz gut fahren. An einigen Passagen ist sie aber über längere Zeit nicht asphaltiert und diese sind eine wahre Herausforderung. Tiefe Schlaglöcher, breite Wasserrinnen (zum Glück trocken), steile Pisten und man wird gut durchgerüttelt. Auf dem Weg gab es 1, 2 brenzlige Situation, z.B. als wir am Berg steckenbleiben und es trotz erstem Gang, Handbremse und Vollgas nicht schaffen loszufahren. Dem Auto fehlt die Power. Julian bleibt total ruhig, was sich dann auch auf mich überträgt. Wir rollen auf eine weniger steile Passage zurück, durch die tiefen Rinnen, und fahren etwas quer zum Berg an…irgendwie schafft es der Wagen dann raus… Mann o mann. Wäre das Auto doch nur etwas spritziger! In der Dämmerung erreichen wir Narok, einen kleinen Ort in dem wir übernachten und der 1800 Meter über dem Meerespiegel liegt. Jetzt verstehen wir, warum es zum Teil sehr steil war und unser Auto Probleme am Berg hatte. Da wir nur bis 19 Uhr mit dem Auto fahren dürfen, teilen wir uns auf: Julian und Manfred gehen schnell Tanken, Christine und ich Einkaufen. Narok ist der letzte Ort, indem man sich für die Massai Mara noch mit Lebensmitteln eindecken kann.
Der Tag endet mal wieder mit einer abenteuerlichen Zufahrt zum Hotel, wie Manfred feststellt. Es ist schon stockdunkel. Zunächst geht es über eine Brücke, an einem Zaun und einer Werkstatt vorbei, dann läuft Julian erst einmal vor um zu checken, dass wir auch richtig sind, denn ohne Fourwheeldrive wollen wir die Straße nur runterfahren, wenn es auch sein muss. Wir scheinen richtig zu sein und ich folge ihm mit den Auto. Das letzte Stück ist eine besondere Schlitterpartie, da viel Matsch auf den Reifen ist und der Fourwheeldrive nicht funktioniert. Wir schaffen es aber sicher ins Hotel, auch durch die schmale 90 Grad Einfahrt. Manfred und Christine applaudieren mir als wir ankommen. Ich glaube, sie sind auch froh, dass wir alles so gut meistern.