14.-16. Sep.: Unterwegs im Norden Israels

Nach dem Besuch in Masada am Morgen, lassen wir das Tote Meer nun hinter uns und fahren in Richtung Norden ans Mittelmeer. Auf dem Weg dorthin machen wir einen Zwischenstopp in Rehovot am Weizmanninstitut. Das Institut ist so eine Art israelisches Max Planck Institut. Julian hatte dort nach dem Abi im Rahmen des Life Science Labs an einer 4-wöchigen Sommerschule teilgenommen und wollte es mir zeigen. Dank Besuchergenehmigung ist das auch kein Problem, zumindest im Aussenbereich und der Cafeteria, die wir aber irgendwie nicht finden wollen. Es ist nett auf dem Gelände, das im Vergleich zum CERN einen (oder eher mehrere) Gärtner zu haben scheint. Alles grünt und blüht. Wir sehen hübsche Bäume, nett geschnittene Hecken – und einen vertikal gebauten Linearbeschleuniger. Witzig. In dem Bereich, wo Julian damals mit seiner Gruppe untergebracht war, gibt es einen Wissenschaftsgarten mit ein paar physikalischen Installationen, die wir ausprobieren. In einem Cafe kaufe ich noch einen Eiskaffee, mit dem wir übers Gelände schlendern. Alles in allem ein netter Zwischenstopp für den sich der kleine Umweg gelohnt hat.

Nach einigen Staus erreichen wir endlich Haifa. Unsere Unterkunft befindet sich direkt am Fuße der Baha’igärten, die wir am nächsten Morgen auch besuchen. Sie sind wirklich sehr schön und man fühlt sich richtig wohl dort. Wir lesen etwas über die Baha’ireligion und Julian erzählt mir, dass die Frau seines Cousins dieser Religion angehört, weshalb auch ihre Hochzeit den Baha’iritualen gefolgt ist. Die Gärten spielen in der Baha’ireligion wohl eine zentrale Rolle. Wir dürfen auch den Schrein des Bab ansehen, was wir fast verpasst hätten, wäre der Mitarbeiter uns nicht hinterher gelaufen und hätte gefragt, ob wir ihn nicht sehen wollten (wir dachten, die Barriere hieße der Zutritt wäre nicht erlaubt und waren schon umgedreht). Insgesamt alles sehr hübsch. Wir hatten uns auch moderat gekleidet, worum im Reiseführer gebeten wurde, was uns dann am Einlass auch zugute kommt, wo eine Frau vor uns mit dem Hinweis darauf, dies sei ein heiliger Ort, gebeten wurde, ihr Hemd zuzuknöpfen.

Danach checken wir aus und fahren nach Akko. Unser Apartment war ganz nett, obwohl es etwas muffig roch, und die Schwierigkeiten vom Vorabend (kein Strom in der Küche, dann ging der Kühlschrank nicht mehr zu) konnten zum Glück einigermaßen schnell gelöst werden. Unser Vermieter war sehr nett. Er ist wohl Ukrainer und vor 40 Jahren ausgewandert. Wir bemerken sowieso dass es unheimlich viele russischsprachige Einwohner bzw. Touristen in Israel gibt. Immer wieder hören wir Leute an uns vorbeigehen, an Geschäften steht Text auf Russisch geschrieben. Später in Tel Aviv hören wir zum Teil auch wie jemand Russisch spricht, ihr aber Hebräisch geantwortet wird. Unser Vermieter erklärt uns, dass es zwei Auswanderungswellen aus der UdSSR gegeben hat, einmal in den 70ern und dann noch einmal in den 90er Jahren. Viele Juden haben damals die Chance ergriffen woanders ein neues Leben aufzubauen. Er sagt primär aus ökonomischen Gründen, obwohl es auch Antisemitismus gegeben haben soll.

In Akko angekommen, wollen wir uns die Zitadelle anschauen. Doch zunächst ist es gar nicht so einfach einen Stellplatz für unser Auto zu finden, denn ohne Hebräisch zu sprechen kann man den Parkautomaten nicht bedienen und bezahlen. Das ist nicht das erste Mal, das uns soetwas passiert, denn wir müssen auch jedes Mal, wenn wir Tanken wollen, jemanden fragen uns zu helfen, da die Autonummer (und einmal sogar unsere Passnummer) eingegeben werden muss. Da wir den Parkautomaten nicht verstehen, fragen wir also auch dieses Mal jemanden. Der sagt, es wäre kostenlos und die fehlenden Parkscheine scheinen dies zu belegen. Da wir das aber nicht richtig glauben können, fragen wir auch noch einen zweiten. Der sagt, es wäre nur für Anwohner kostenlos und natürlich sind wir das nicht. Er will uns helfen das Ticket zu bezahlen, aber das geht einfach nicht, auch nicht an einem anderen Automaten. Dann schlägt er vor uns dorthin zu leiten, wo es kostenlose Parkplätze gibt. Wir fahren ihm also hinterher und am Ende nimmt er uns in seinem Auto sogar wieder mit zum Ausgangspunkt zurück, nachdem er noch schnell einen Kindersitz weggeräumt hat. Das ist wirklich nett von ihm. Wir laufen dann noch ein Stück zusammen in Richtung Innenstadt, wobei er uns erzählt, dass er beim Militär gearbeitet hat, allerdings nicht in Uniform. Bei Nachfragen zur Art seines Jobs sagt er nur, dass er an ein paar Projekten gearbeitet hat und gibt in Zeichensprache zu verstehen, dass er darüber nicht reden darf. Wir akzeptieren das und spekulieren später noch, was das denn genau bedeutet. Er ist super nett zu uns, gibt uns beim Abschied auch noch Tipps nicht in die typischen Touristenfallen zu tappen. Was für ein Glück wir doch hatten, dass er Zeit und Lust hatte uns zu helfen. Er meinte, er hätte Freunde besuchen wollen, die waren aber nicht da, und dass es gar kein Problem für ihn war.

In der Zitadelle in Akko angekommen, erhalten wir kostenlos einen Audioguide dazu, der wirklich nett gemacht ist. Es gibt viele kleine Animationen, die Erklärungen sind prägnant und alles ist gut ausgeschildert. Wir bekommen einen guten Eindruck in das Leben der Kreuzfahrer und Hospitaliter während unseres Besuchs. Danach machen wir eine kleine Mittagspause am Hafen, gehen noch durch den 150 Meter langen Templertunnel (den wir uns jedoch etwas Beindruckender vorgestellt hattten) und fahren dann weiter zu den Grotten von Rosh Hanikra, ganz nah an der gut bewachten Grenze zum Libanon, die die UN im Jahr 2000 gemeinsam mit den Staaten gezogen hat. Wir machen ein paar wunderschöne Fotos von den Grotten und erreichen am Abend unsere Unterkunft in Tiberias. Dort gehen wir nett Israelisch essen. Es ist sehr laut in dem Restaurant, was uns zu Hause vermutlich gestört hätte, aber irgendwie gehört das zur Atmosphäre und wir findes es gut. Wir wählen 3 Fleischspieße, die perfekt gegrillt serviert werden, und bekommen viele kleine Salate und leckeres Brot im All-you-can-eat-Format dazu. Es ist ein wirklich leckeres Abendessen und wir genießen es richtig!

12.-14. Sep.: Am Toten Meer in Israel

Am Morgen überqueren wir erneut die Grenze zwischen Aqaba und Eilat. Dieses Mal wird auf israelischer Seite etwas Genauer nachgefragt, was wir beruflich machen, wie unser Reiseplan aussieht, wo wir die nächste Übernachtung gebucht haben, etc. Am Ende wird uns dann eine schöne Reise gewünscht, mit dem Hinweis uns gut einzucremen.

Nachdem wir den Mietwagen in Eilat abgeholt haben, sind wir uns einig  vor der Weiterfahrt ans Tote Meer noch einmal im Roten Meer schnorcheln zu gehen. Gesagt, getan. Die 2 Stunden im Coral Beach Reserve vergehen wie im Flug. Nach einem leider enttäuschenden Abstecher in den Timnapark (obwohl ein paar ganz gute Aufnahmen entstehen), erreichern wir den Kraterrand von Mitzpe Ramon genau zum Sonnenuntergang und machen noch ein paar nette Bilder bevor wir weiterfahren. Am Abend erreichen wir unsere Unterkunft in Arad (zugegeben nicht direkt am Toten Meer, aber es war einfach nichts Erschwingliches mehr zu finden) und machen nicht mehr viel bis auf ein paar organisatorische Sachen um die nächsten Tage zu planen. Immerhin scheint es uns besser zu gehen, denn unsere Tage werden länger (wir stehen jetzt immer schon um 7 Uhr, nicht mehr nach 8 Uhr auf wie am Anfang) und wir schaffen es kräftemäßig besser. Seit einigen Tagen schmecken und riechen wir auch wieder alles komplett, was uns auch tolle kulinarische Erlebnisse verschafft.

Am nächsten Tag erkunden wir das Ein Gedi Nature Reserve. Wir sollen 3 l Wasser pro Person auf die Wanderung mitnehmen und tatsächlich brauchen wir auch fast jeden Tropfen in den 5 Stunden, die wir unterwegs sind. Die Kassiererin empfiehlt die Arugotwanderung, die an dem gleichnamigen Fluss entlang führt und auch einen Wasserpfad hat, den man mit Wasserschuhen begehen kann. Zum Glück haben wir unsere im Auto und so wird es eine wirklich außergewöhnlich schöne Wanderung, die größtenteils durch den Fluss verläuft, eine tolle Flora und Fauna zeigt und ab und zu auch Bademöglichkeiten bietet, z.B. an den Hidden Falls. Aus irgendeinem Grund haben wir unsere Badesachen im Auto gelassen, daher müssen wir später beim Badengehen improvisieren, aber das ist alles kein Problem. Der Weg macht Spaß, kühlt einen gut ab und spendet Schatten. Ich bin hin und weg, deshalb gehen wir ihn auch auf dem Rückweg entlang.

Nach der Wanderung wollen wir im Toten Meer baden. Gar nicht so einfach eine Stelle zu finden, denn ohne Rettungsschwimmer scheint es generell in Israel nicht erlaubt zu sein schwimmen zu gehen. Dann finden wir aber etwas, was auch den Vorteil hat Frischwasser zum Abduschen danach zu haben. Als ich die ersten Schritte ins Wasser mache schreie ich fast vor Schmerzen. Ich habe 2 winzig kleine Scheuerstellen, nicht mal Blasen, von unserer Wanderung in den Wasserschuhen und die machen sich bei dem Salzgehalt schmerzhaft bemerkbar. Im zweiten Versuch klappt es dann, aber später schmerzt noch mein Popo höllisch, denn der Kamelritt hatte auch seine Spuren hinterlassen. Als der ganze Schmerz irgendwann normal wird, kann ich das Baden etwas mehr genießen. Julian macht auch mit und fand es gut, das mal gemacht zu haben, sagt aber später, dass es ihm eigentlich gar keinen richtigen Spaß gemacht hat. Ich kann das verstehen.

Den Abend lassen wir in einer Sportbar bei einem Burger und Blumenkohltahinaauflauf ausklingen, müssen aber noch relativ viel organisieren und kommen deshalb spät ins Bett. Am nächsten Morgen erkunden den wir dann noch die Wüstenfestung Masada. Sie wurde von Herodes maßgeblich geprägt und war auch dessen Wintersitz. Hauptsächlich hat Masada für Israel aber Bedeutung, weil hier der letzte Widerstand gegen die römische Beatzung stattfand. Um Masada einzunehmen, schütteten die Römer eine riesige Rampe auf der Westseite auf. Von dort erklimmen wir auch die Festung und sind das einzige Auto auf dem Parkplatz, erst oben sehen wir dann die Busladungen von Reisegruppen, die den anderen Eingang mit der Seilbahn benutzt haben. Beeindruckend ist auch das Wassersystem, das über zwei große Kanäle, viele kleinere Zisternen am äußeren Berg und schlussendlich Esel die Wasserversorgung in der Stadt sicherstellte.

9.-11. Sep.: Auf nach Jordanien

Am Morgen fahren wir mit einem israelischen Taxi zum Grenzübergang in Eilat, um dort nach Jordanien zu gehen, was relativ problemlos geht. Auf der anderen Seite ist Aqaba, wo wir uns ein jordanisches Taxi zur Mietwagenausleihstation nehmen. Wir hatten im Vorfeld gedacht, wir könnten wie zu Hause einfach ein Taxi über die Grenze nehmen, aber klar, zwischen Israel und Jordanien gibt es kein Schengen-ähnliches Abkommen.

Nach ein paar Startschwierigkeiten (wir müssen nach 10 Minuten Fahrt noch einmal umdrehen, da wir nicht wissen was wir Tanken sollen), erreichen wir gegen 13 Uhr Petra. Es ist heiß und ganz schön viel zu Laufen, wir trinken fast 2,5 l an diesem Nachmittag. Als wir das Schatzhaus durch eine enge und kurvige Schlucht erreichen, ist der Eindruck schon sehr faszinierend. Wie muss es den Nabatäern damals gegangen sein oder Handelsreisenden als sie auf ihrem Weg hier halt machten? Trotz der Hitze erklimmen wir den hoch gelegen Opferplatz, allerdings eher ungewollt, da wir anhand der Karte dachten, er wäre um die Ecke und die Höhenlage dort nicht verzeichnet war. Aus einem kurzen Abstecher wird ein 90minütiger Umweg, der sich wegen des tollen Ausblicks über Petra dann aber doch gelohnt hat.

Wir machen uns an diesem ersten Abend relativ früh auf den Weg zurück, da wir doch noch nicht wieder 100% auf den Beinen sind, vor allem ich schwächele und brauche viele und lange Sitzpausen. Trotzdem bin ich guter Dinge und will auf dem Rückweg noch den Weg mit Ausblick auf das Schatzhaus machen. Als Julian daraufhin meint, dass ich das doch gar nicht mehr schaffen würde, gehe ich den Weg zum Ausgang (ca. 2 km) trotz Müdigkeit ohne Pause durch und sage ihm dann den ganzen Abend, dass ich es locker noch auf das Schatzhaus geschafft hätte. Schmunzeld schauen wir uns dabei jedes Mal an und lachen, wohlwissend, dass ich auch froh war, an dem Abend direkt nach Hause zu gehen.

Unsere Unterkunft ist sehr schön und wir unterhalten uns lange mit dem Besitzer, der sehr gut Englisch kann. Seine Mutter kocht für uns abends Mandy, ein zwar ursprünglich aus dem Jemen stammendes Gericht, das in Jordanien aber sehr beliebt und wohl auch etwas anders als das Original ist. Uns schmeckt es jedenfalls und so lassen wir den Abend ruhig ausklingen.

Am Morgen des zweiten Tages gehen wir noch einmal nach Petra. Die Stadt ist einfach zu groß um sie an einem Nachmittag zu erkunden. Wir sind auch froh über die Pause vom Vortag, denn an einem Tag hätten wir das kräftemäßig nicht alles anschauen können. Heute früh galoppiere ich also erst einmal vom Eingang zur Schlucht, denn ein Ritt auf dem Pferd ist tatsächlich im Ticket enthalten (ok, der Galaopp sicher nicht standardmäßig und er war auch nur kurz). Die Guides nutzen das allerdings um einem weitere Touren aufzuschwatzen, was bei uns aber nichts bringt. Am Ende kaufen wir uns trotzdem mit Trinkgeld frei. Weiter geht es wieder zu Fuß durch die Schlucht, am Schatzhaus und dem Amphitheater vorbei, dieses Mal zum großen Tempel und dem Kloster. Letzteres ist echt weit weg und nur über einen felsigen Aufstieg zu erreichen, den viele Touristen auch auf dem Esel absolvieren. Ich muss sagen, dass der Ruf des Esels schlechter als in Wirklichkeit ist, denn hier erweist er sich sehr geländegängig, robust und stark. Dennoch, wir laufen sowohl hin und zurück zu Fuß. Am Ende lassen uns die lokalen Guides leider nicht ohne sie zu bezahlen auf den Weg zur Aussicht aufs Schatzhaus, obwohl groß ein Warnschild angebracht ist auf dem steht, dass das im Ticket eingeschlossen sei und man keinen Guide bräuchte. Am Ende verzichten wir deshalb leider ganz darauf (ich hätte das kräftemäßig auf jeden Fall geschafft).

An frühen Nachmittag fahren wir weiter zu unserem Wüstencamp nach Wadi Rum, wo wir einen Kamelritt bei Sonnenuntergang gebucht haben. Wie damals in Jaisalmer sind es wieder Dromedare. Der Ritt durch die Wüste ist ganz nett, obwohl wir es schade finden, dass der Guide kein Englisch spricht. Das selbe Problem haben wir am Tag drauf als wir die Jeeptour machen. Der Beduinenguide kann zwar erklären, was die Sehenswürdigkeit ist, wo wir uns treffen, aber er versteht keine Nachfragen. Man merkt er hat das Wichtige durch die Arbeit gelernt zu sagen, die Sprache aber nie gelernt. Na ja, dafür entschädigt uns die Übernachtung im Quiet Village Camp. Unser Zelt ist eher eine Hütte und wir haben sogar ein eigenes Bad mit warmem Wasser über Solarstrom. Duschen kann man in der Praxis aber nur zu bestimmten Zeiten, da das Wasser sonst trotz Beimischung von kaltem Wasser einfach zu heiß ist. Als Julian am Morgen noch einmal duschen will ist es zu kalt. Später sehen wir warum: das Camp lag am Morgen noch im Schatten.

Am Abend des zweiten Tages entspannen wir noch lange ums Feuer herum, trinken stark gesüßten Salbeitee und lauschen der Musik, die jemand auf einem traditionellen Instrument, einer Mischung aus Gitarre und Okulele, spielt. Die Jeeptour am Tag darauf ist auch sehr schön, auch wenn es wirklich extrem heiß ist. Wir sind nur zu zweit auf der Tour, machen ein paar nette Fotos und bekommen Mittagessen von unserem Guide in der Wüste gekocht. Gegen 16 Uhr sind wir zurück am Parkplatz und fahren nach Aqaba zurück. Dort gehen wir nett essen und Julian isst das jordanische Nationalgericht Mansaf, also Lamm in fermentierter Joghurtsauße mit Reis. Danach schlendern wir abends noch kurz durch die Stadt und organisieren noch ein paar Kleinigkeiten für unsere Rückkehr nach Israel am nächsten Morgen. Schön war der kleine Abstecher nach Jordanien.

8. Sep.: Relaxen am Roten Meer in Eilat

Heute erkunden wir Eilat, die einzige Stadt Israels am Roten Meer. Die Busfahrt am Vorabend war sehr schön, durchs Westjordanland und vorbei am Toten Meer. Die 4h30 vergingen wie im Flug. Am Morgen starten wir mit einer Bootstour, denn ich bin nicht richtig fit. Die Nacht war kurz für mich: erst polterten unsere oberen Nachbarn bis 1 Uhr laut herum, dann, ich war kurz vorm Einschlafen, bekam Julian einen fiesen Hustenanfall. Als er endlich schlief, konnte auch ich so gegen 2 Uhr einschlafen. Die Bootstour mit dem Glasbodenbodenboot ist lustig. Wir sind mit einer spanischen Gruppe auf dem Boot und die amüsiert sich mit lauter Musik vom Kapitän, Gesängen und irgendwann dann auch einer Polonaise auf dem Oberdeck. Wir finden es unterhaltsam (können zum Glück ihren Versuchen uns zum Mitmachen zu animieren widerstehen) und schlürfen gutgelaunt unseren Wassermelonenslushy. Die Glasbodenerfahrung, war sie auch kurz, gefällt uns auch und so ist es insgesamt ein gelungener Ausflug.

Der Tag verläuft nach unserem Geschmack. Nach der Bootstour essen wir etwas Griechisches im Schnellrestaurant, schlendern an der Strandpromenade entlang und schauen uns abends zu einen Falafelpita die Lichtershow an der Music Fountain in Eilat an. Ich wollte unbedingt noch einen Cocktail trinken gehen, also lassen wir den Abend in einer cool beleuchteten Beachbar mit Korbmöbeln, Tipizelten und Schaukeln ausklingen. Ich bin am Ende dann doch zu geizig über 20 Euro für einen Cocktail auszugeben und schwenke auf ein Shandy, also ein Radler, um. Julian kuriert seinen Husten mit einem Maracujaslushy, natürlich nur aus medizinischen Gründen. Am Abend entdecken wir die heilende Wirkung des Tigerbalm, das Julians Husten sehr gut entgegenwirkt und ihm und mir eine erholsame Nacht beschert. Das machen wir fortan jeden Abend. Soft kitty, warm kitty, little ball of fur…

5.-7. Sep.: Auf religiöser Entdeckungstour in Jerusalem

Wir hatten es ganz anders erwartet, sind also am Ende froh, dass alles so problemlos am Flughafen und mit den Sicherheitskontrollen in Genf und Tel Aviv klappt. Julians Erfahrungen 2008 mit Lufthansa und vor allem 2004 mit El Al ließen uns separate Sicherheitskontrollen und detaillierte Kofferdurchsuchungen vermuten, daher sind wir schon 3 Stunden vor Abflug am Flughafen. Nichts von alledem passiert am Ende, zum Glück, und so läuft alles wie am Schnürchen, auch im Zug nach Jerusalem. Müde, aber glücklich, dass wir endlich und doch noch in den Urlaub konnten, checken wir in unserem Hotel ein.

Wie sind noch nicht wieder ganz auf dem Damm, also gehen wir es langsam an. Nach einem Mittagsschläfchen (wir sind schon um 3:30 aufgestanden) und einer längeren Aktion um den Bus nach Eilat zu buchen (am Ende hilft der Hotelmitarbeiter mit seiner eigenen Personalausweisnummer), kommen wir endlich los. Nach 2 Stationen drehen wir um, ich hatte mein Tuch vergessen und wir wollten ja zur Klagemauer. Naja, nicht so schlimm, denn alles ist mit der Tram oder dem Bus gut zu ereichen. Der zweite Versuch glückt dann, obwohl wir in der Zwischenzeit umgeplant haben und nun durchs christliche Viertel spazieren und die Grabeskirche, einschl. des angeblichen Grabs Jesu, besuchen. Der erste Eindruck von Jerusalem ist sehr gut, auch kulinarisch. Nach ein paar Pommes um den größten Hunger zu stillen, essen wir in einem alternativen Café Shakshouka, also pochierte Eier in gewürzter Tomatensauce. Wir werden nicht alt an diesem Tag und so gehen wir früh ins Bett, um morgen fit zu sein.

Am zweiten Tag machen wir einen Abstecher nach Yad Vashem, der Gedenkstätte der Märtyrer und Helden des Staates Israel im Holocaust. Ganz schön heavy und sicherlich keine leichte Urlaubsaktivität, aber dafür ein wichtiger Punkt auf unserer Reise, an dem wir viel Zeit verbringen. Zunächst reden wir nach dem Besuch gar nicht viel darüber, später am Abend als wir schon im Bett das Licht ausmachen wollten, hatten wir unsere Eindrücke verdaut und uns noch viel zu sagen. Nach dem Besuch der Gedenkstätte stärken wir uns in einem sehr leckeren palästinensischen Ecklokal (unser Geschmacksinn kommt langsam zurück), erkunden die Shoppingmeile ein wenig (obwohl ich nichts kaufe) und ruhen uns dann erst einmal im Hotel aus (im Moment schaffen wir noch keine Tagesausflüge ohne Zwischenstopp). Nach kurzer Pause erkunden wir die Klagemauer und spazieren durchs jüdische und muslimische Viertel. Letzteres verlassen wir für unsere Verhältnisse etwas zu spät, es ist schon dunkel und die Gassen sind sehr verwinkelt. Irgendwann folgen wir der (wie hier überall) krass bewaffneten Polizei, sogar so treu, dass wir den Ausgang übersehen und dann zum nächsten eilen. Als wir endlich wieder in einem hellen, belebten Bereich ankommen und kurz darauf auch das Damaskustor durchschreiten, atmen wir beide auf. Nächstes Mal müssen wir früher umkehren. Auf den Schock gehen wir in der Nähe unseres Hotels ein Falafelpita und Schawarma essen. Wieder mal kehren wir so gegen 20 Uhr ins Hotel zurück und lassen den Abend ruhig ausklingen. Da immer noch kraftlos, gucken wir irgendeine Herzenswunschsendung, genau das Richtige für uns.

Am Morgen des dritten Tages checken wir aus und fahren auf direktem Weg zum Tempelberg, um dort den Felsendom zu besichtigen. Na ja, um ehrlich zu sein war es eher ein längerer Weg, denn die ersten zwei Eingänge konnten wir leider nicht nehmen, da wir nicht muslimisch sind, so dass wir am Ende einen ganz schönen Marsch hinlegen. Egal, es lohnt sich, wie wir finden. Der Felsendom ist sehr hübsch und dort oben alles sehr friedlich, auch, wenn wir das Bauwerk als Tourist leider nicht von innen sehen können. Weiter geht es zum Mauerspaziergang, von wo aus wir das christliche und muslimische Viertel von oben erkunden. Der Weg ist schön, aber auch holprig und sehr sonnig. In einem armenischen Restaurant im Hinterhof der Via Dolorosa, die wir in den letzten Tagen etliche Male entlang gegangen sind, stärken wir uns und erweitern uns an den Gästen hinter uns, die sehr offen sind und die Franzosen am Nebentisch durch eher direkte Fragen zu witzigen Antworten bringen. Nach einem kurzen Abstecher zum King David Hotel und dem eindrucksvollen YMCA Gebäude (das vom Architekten dea Empire State Buildings geplant wurde), holen wir unser Gepäck ab und machen wir uns auf den Weg zum Busbahnhof. Es geht nach Eilat ans Rote Meer!

30. Juli: Lippizianer und Salinen

Am Morgen checken wir aus und fahren direkt zum Lippizianergestüt. Was als Besuch von zwei Stunden gedacht war, wird zum Halbtagsausflug. Das Gestüt ist riesig und es gibt echt viel zu erkunden: die Reitställe, das Hippodrom, der alte Gestütsbereich, die Alleen und natürlich die Pferde. Wir gehen auch zum Ponystreicheln, zum Kontakt mit einem Lippizianerpferd und zur Führung. Am Ende schaffen wir es gar nicht mehr ins Kutschenmuseum, machen dafür aber auf der Wiese vor unserem Autoparkplatz ein Picknick im Schatten. Wir lernen viel über die weißen Pferde, die zunächst dunkel sind und erst mit den Jahren weiß werden. Ich hatte erst Sorge, dass das Gestüt zu kommerziell sein würde, da man Eintritt bezahlen musste und Karten für die Vorstellungen und Trainings verkauft werden, aber am Ende war das unbegründet. Der Besuch hat uns beiden wirklich gut gefallen! Witzig ist auch, dass wir heute im Partnerlook unterwegs sind;-)

Weiter geht es zum Campingplatz, um dort erst mal einen Platz zu sichern und das Zelt aufzubauen. Da wir keine bezahlbare Unterkunft mehr bekommen haben, beschließen wir kurzerhand zu campen. Wir hätten keinen schlechteren Moment zum Campen aussuchen können, denn es ist heiß und die Olivenbäume spenden nur mäßig Schatten. Nachts schlafen wir halbnackt und schwitzen trotzdem, und der Schlafsack dient eher als Unterlage denn zum Wärmen. Na ja, daher bleiben wir auch nur eine Nacht. Julian zieht es irgendwie eh nach Hause. Immerhin testen wir mal unseren neuen Campingtisch und die Stühle. Für uns ist das ja Glamping im Vergleich zu sonst…

Nachdem wir das Zelt aufgebaut haben, geht es noch zu den Salinen. Es ist unerträglich heiß heute, eigentlich schon die ganze Zeit in unserem Urlaub, aber je näher wir an die Küste kommen, um so weniger Wind scheint zu wehen. Die Salinen sind ganz nett. Da alles so groß ist, wären sie mit dem Fahrrad sicher besser zu erkunden gewesen, aber das haben wir jetzt so schnell nicht mehr organisiert bekommen. Am Ende der Weges angekommen, essen wir ein leckeres Joghurt-Limetten-Eis um uns abzukühlen, kaufen noch etwas Salz und machen uns dann auf den Weg zurück ins Camp und unser persönliches Saunazelt…

28.-29. Juli: Höhlen, Burgen, Bären and Moor

Am Morgen verlassen wir Laibach, nicht aber ohne uns kurz hinter der Stadt noch einen Teil des Moores anzuschauen. Es ist gar nicht so einfach herauszufinden, was man sich wo genau anschauen kann, da die Webseite nur auf Slowenisch existiert. Auch die Beschilderungen dorthin sind mager und, wenn doch mal eines dort steht, fast nicht zu lesen. Als wir endlich da sind, ist es aber sehr nett. Wir wandern durch ein Waldstück, in dem wir viele Kröten, Schmetterlinge, Mücken und ein Eichhörnchen sehen. Mal wieder haben wir unser eingepacktes Mückenspray im Auto vergessen und bereuen es nun. Am Ende fanden wir, dass der kurze Ausflug sich gelohnt hat, auch wenn es unsere Meinung nach das am schwersten zu besichtigende UNESCO-Weltkulturerbe, das wir je besucht haben, ist…

Es geht weiter in die Postojna-Höhle. Obwohl wir 20 min vorher ankommen, schaffen wir es nicht mehr rechtzeitig Tickets für die 13 Uhr Besichtigung zu bekommen (am Ende sind die eh schon alle weg), daher geht es für uns erst eine Stunde später los. Die Zeit vertreiben wir uns vor Ort, u.a. schauen wir uns die alte Mühle an und teilen uns eine Portion Spanferkel, da wir dieses bei der Ankunft auf dem Grill gesehen hatten und Lust drauf bekamen. Dann beginnt unsere Tour, auf der wir ca. 5 km des Höhlenystems erkunden. Wir fahren die ersten 10 Minuten mit dem Zug in die Höhle, was den Vorteil hat, dass man weit hinein kommt. Dann beginnt die geführte Tour und wir spazieren mit der Gruppe durch die Höhle, die mit 24km die zweitgrößte Tropfsteinhöhle der Welt ist. Wir sehen viele Stalaktiten, Stalagmiten, Gardinen und auch einige Stalagnate, also solche, die aus zusammengewachsenen Stalaktiten und Stalagmiten entstanden sind. Wir lernen, dass vor 5 Jahren ein Wunder geschah, nämlich die Vermehrung der Grottenolme, die sich in der Höhle befinden. Komische Tiere: sie ähneln Molchen, sind aber Albinos und haben keine Augen, obwohl sie über die Haut Licht wahrnehmen können. Wir machen die Eltern im Aquarium aus, aber die Babys kann man nur auf der VIP-Tour sehen. Die Höhle ist wirklich beeindruckend, aber es ist auch alles sehr touristisch. Man hat einen strikten Zeitplan für den Rundgang, damit man den Zug zurück nicht verpasst, es bleibt wenig Zeit für Fotos und am Ende wird man noch in einen Souvenirshop geführt. Na ja, wir wussten, dass es hier so sein würde, aber wir wollten uns das zweitgrößte Höhlensystem der Welt dennoch anschauen.

Spaghettihöhle
Grottenolme

Zurück an der Oberfläche wirkt alles ganz schön hell. Wir entledigen uns unseres Pullis und machen uns auf den Weg zur Predjama-Burg, die in einen Felsen hineingebaut wurde. Es macht Spaß die Burg mit dem Audioguide zu erkunden: vor den Zimmern befinden sich Etiketten, die kontaktlos den Audioguide aktivieren, der einem dann eine kurze Geschichte dazu erzählt. Die Länge und Art der Infos, die uns so bereitgestellt werden, finden wir genau richtig und nach gut einer Stunde sind wir dann auch schon fertig. Interessant ist, der Raum der Gerichtsbarkeit, an den eine Folterkanmer und ein Schacht, der 60m in die Tiefe reicht angeschlossen sind, so dass die Todesurteile direkt vollstreckt werden konnten. Interessant ist auch, dass im Falle der Einnahme der Burg der angebaute Teil verlassen werden konnte und man sich über eine Klappbrücke in die Höhle zurückziehen konnte und dort weiterleben konnte. Erasmus von Lueger, von dem wir schon auf der Laibacher Burg gehört hatten, hat sich nach seinem Gefängnisausbruch hier über 1 Jahr verschanzt und konnte durch Geheimgänge in der Höhlenburg trotzdem hinausgelangen. Die Belagerer aus Ljubljana haben ihm am Ende nur nach Bestechen eines Dieners töten können. Dieser hatte ihnen ein Zeichen gegeben als Erasmus aufs Stille Örtchen ging, dem einzigen Ort in der Burg, der sehr dünne Wände hatte und so traf ihn dort die totbringende Kanonenkugel.

Höhlenburg Predjama
Am Übergang zwischen Höhle und Burg

Am Tag drauf erkunden wir noch eine weitere Höhle, die Križna Jama (auf Deutsch Kreuzberghöhle), da man diese auch mit dem Boot erkundet. Ich wollte eigentlich die längere Tour von 3-4 Stunden machen, aber es werden täglich nur max. 4 Gäste dafür zugelassen (für die 7-8 Stunden Tour sogar nur 100 pro Jahr), daher besichtigen wir die Höhle nur im Rahmen der Standardtour von ca. 1,5 Stunden, bekommen aber auch so einen guten Eindruck. Diese Höhle ist ganz anders als die Postojna-Höhle, denn hier gibt es keine installierte Beleuchtung (wir werden mit leistungsfähigen Lampen ausgestattet deren Akku wir selbst tragen müssen), keine begradigten Betonwege und es sind viel weniger Leute in der Gruppe. Der Weg ist abenteuerlich und man muss sich manchmal ganz schön entlanghangeln bis wir am Ende zum See gelangen, auf dem wir eine kleine Fahrt mit dem Schlauchboot zurücklegen. Ein älteres Ehepaar hat einige Probleme, schafft es langsamen Schrittes aber und bedankt sich am Ende bei allen, dass wir auf sie gewartet haben.

Am späten Nachmittag machen wir uns auf den Weg zur Bärenbesichtigung. Wir haben noch etwas Zeit und machen es uns daher zunächst in einer Bar im Ort Loz gemütlich. Wir haben nicht so viel Auswahl, da es doch sehr dörflich hier ist. Erst ist der äußere Eindruck der Bar nicht so gut, aber innen ist alles toprenoviert und den Cappuccino serviert die junge, freundliche Bedienung hochprofessionell mit toller Haube. Zu Beginn der Bärentour erhalten wir in der Touristeninformation eine Einweisung und lernen etwas über die Braunbären, von denen es in Slowenien noch fast 1000 und in der Region, wo wir sind, ca. 100 geben soll. Wir müssen eine Weile warten, in der wir zunächst Füchse und Vögel beobachten. In unserem Unterstand sehen wir später dann tatsächlich 4 Braunbären: eine Mutter mit 3 Jungen. Sie bleiben leider nur ganz kurz, nur wenige Minuten, aber das, was wir sehen ist wirklich zauberhaft. Ganz unbeschwert tollen die Bärenjungen umher während die Mutter ihre Nase ständig in der Luft hat, um eine mögliche Gewahr zu wittern. Dann wird sie aufgeschreckt, wir wissen nicht so richtig warum. Julian vermutet, dass es an meiner Kamera lag, die obwohl der Blitz selbstverständlich ausgestellt war, ein rotes Licht anzeigte. Julian vermutet, das wird für den Autofokus benötigt und er weiß, dass seine Kamera das auch hat. Vielleicht hat das den Bären aufgeschreckt, fragen wir uns. Eigentlich kann das nicht sein, denken wir uns, denn wir können doch nicht die einzigen sein, die Kameras mit Autofokus haben und, wenn uns das in der Belehrung gesagt worden wäre, dann hätten wir doch aufs Fotografieren verzichtet… Am Ende können wir es nicht abschließend klären, denn die Bärin könnte ja auch etwas als Gefahr in der Luft wahrgenommen haben, dennoch fühlen wir uns schlecht. Falls wir es doch waren, sind wir jedenfalls froh, dass es niemand im Unterstand mitbekommen hat, weder der Förster, noch das andere Paar, aber das macht es irgendwie nicht besser. Ich habe es als Fotografierende selbst nicht bemerkt, nur Julian hat es zufällig von der Seite gesehen. Der Förster sagt später, gestern wäre die Bären 2 Stunden geblieben. Heul…

Am Ende der Tour, zu der wir mit meinem Auto selbst gefahren sind, direkt hinter dem Förster her, sieht mein Auto jedenfalls echt dreckig aus. Jetzt verstehen wir auch, warum das andere Paar nicht selbst mit dem Auto fahren wollte…

26.-27. Juli: Zu Besuch in der Hauptstadt Sloweniens

Unser Aufenthalt in Maribor bleibt kurz. Eigentlich wollen wir heute früh noch in die Weinberge, aber irgendwie vergessen wir das in unserem gemütlichen Trott und wollen dann nicht noch mal umdrehen. Ich freue mich, dass wir nun endlich nach Ljubljana fahren, oder besser nach Laibach, wie die Hauptstadt Sloweniens auf deutsch heißt. Als ich 2016 für die Arbeit im Sommer in Laibach war, fand ich das Flair der Stadt so schön, dass ich Julian seither öfter gesagt habe, dass wir hier mal zusammen herkommen müssen, vielleicht für ein verlängertes Wochenende oder so. Nun endlich hat es geklappt.

In Ljubljana angekommen, müssen wir zunächst ein bisschen am Parkplatz anstehen bevor wir einen Platz bekommen. In den 3 Stunden bis zum Check-in, schauen wir uns die Unibib (von außen) an, laufen über den Kongressplatz und besuchen das Museum der Illusionen. Letzteres ist wirklich gut gemacht und wir lösen die meisten Rätsel ohne zusätzliche Hinweise. Besonders witzig ist unser Versuch die Punkte eines Sterns, den wir nur über einen Spiegel sehen, miteinander zu verbinden. Ständig lotst unser Gehirn uns in die falsche Richtung und auch nach mehreren Korrekturversuchen scheinen wir es nicht hinzukriegen in die entgegengesetzte Richtung zu zeichnen. Obwohl man in dem Museum Fotos machen darf, sind viele der Illusionen nicht so gut einzufangen. Ein paar gute Fotos haben wir aber dennoch machen können:

Vorne Fische, im Spiegelbild Schmetterlinge
Vorne runde Kreise, im Spiegelbild Quadrate
Punkte 5-13: Claudias Versuch/ Julian mit dem Rest

Bei unserem Mittagessen im Studentenviertel (es gibt Spinatsuppe, Salat und Chickenwings mit Kartoffelecken) sind die Portionen genau richtig für uns und wir haben zum ersten Mal nicht das Gefühl uns den Magen vollzuschlagen, was vielleicht daran liegt, dass wir uns das Essen teilen. Danach geht es zu unserer Unterkunft, dem Babor Palace, der ziemlich edel und antik eingerichtet ist. Wir fühlen uns gleich wohl und erkunden nach einer Pause zunächst die Burg der Stadt. Die ca. 75 Hm vom Flussufer überwinden wir zu Fuß und sind in Windeseile oben. Während unseres Besuchs lernen wir, dass die Burg im Verlauf der Zeit neben ihrer ursprünglichen Bedeutung sehr unterschiedlich genutzt wurde, u.a. als Gefängnis (aus dem Erasmus von Lueger es schaffte als Einziger auszubrechen), von Napoleon als Lazarett und nun als Museum und auch für Kulturveranstaltungen. Wir erklimmen während unseres Besuchs auch den Turm, entdecken das Burgmuseum und schauen einen kurzen Film über die Burg an (sogar auf Deutsch, da niemand anderes im Saal ist – dies ist nach dem Filmscreening im Trentadom schon die zweite Privatvorstellung, die wir genießen). Bevor wir wieder hinunter in die Stadt begeben, trinken wir etwas in der Bar mit Aussicht auf die Stadt. Dann bummeln wir am Flussufer zurück in unser Apartment, machen uns den Rest des Sauerkrauts und der Wurst warm, die wir am Vortag auf der Alm eingesteckt haben, und gehen abends in Ljubljana etwas trinken. Unsere Apartment liegt sehr zentral und Bars und Restaurants finden sich gleich um die Ecke.

Für den zweiten Tag haben wir geplant uns Fahrräder auszuleihen und damit die Umgebung zu erkunden. Gesagt, getan. Wir wählen BicikLJ, registrieren uns online und leihen dann Fahrräder an den verschiedenen Standpunkten in der Stadt aus bzw. geben sie zurück. Die erste Stunde ist kostenlos und wir stellen nach der ersten Benutzung fest, dass die Fahrräder keine Gangschaltung haben, sind also froh am Ende nur kurze Strecken zurückzulegen, die auch kostenlos bleiben. Zu allem Überfluss regnet es auch noch etwas, aber das macht uns nichts. Wir schlendern durch den Tivoli-Park, wo wir einen kleinen Lehrpfad absolvieren und Entchen füttern. Danach fahren wir mit neuen Fahrrädern zum Markt, essen dort eine kleine Portion Fisch und kaufen etwas Obst und Gemüse, die wir dann wenig später bei einer kleinen Pause in unserem Apartment essen. Zwischendrin shoppen wir auch noch ein bisschen: Julian kauft sich eine neue Wanderhose und pinke Shorts, die ihm wirklich sehr gut stehen; ich kaufe ein paar Souvenirs. Die kleine Pause am Nachmittag passt uns gut, da es wieder stärker regnet und ich auch noch Hausaufgaben für meinen Genderkurs auf Russisch erledigen muss. Abends raffen wir uns dann wieder auf, gehen etwas Kleines beim Wokrestaurant essen und nehmen dann die Standseilbahn auf die Burg um dort abends einen Film anzuschauen. Auf dem Weg dorthin hören wir unser Hochzeitslied (River flows in you von Jiruma), das zwei Musiker auf der Geige spielen. Wir bleiben stehen und schwelgen in Erinnerungen. Am Einlass für den Film werden wir zum ersten Mal gefragt, ob wir geimpft, genesen oder getestet sind und nur mit einem entsprechenden Nachweis durchgelassen. Wir finden das super und zeigen alles vor. Endlich hat sich das frühe Impfen mal gelohnt. In der Therme Snovik, wo auf der Webseite auch stand, dass man nur mit einem solchen Nachweis reinkommt, hatte uns niemand kontrolliert. Der Film „The Assistant“ hat uns zwar gefallen, aber auch ganz schön deprimiert. Die Atmosphäre auf dem Burghof war aber großartig.

25. Juli: Velikaja Planina und Maribor

Auch heute gehen wir es wieder gemütlich an. Wir essen zum ersten Mal Frühstück in unserer Unterkunft und fahren dann zur unweit entfernten Hochebene „Velikaja Planina“. Dort nehmen wir die Seilbahn und dann den Sessellift um das Dorf auf der Hochebene zu erkunden. Zur Abwechslung wandern wir mal nicht selbst hoch, später aber einen Teil hinunter. Auf der Hochebene ist es windig, was man vielleicht an unseren Frisuren sieht. Eine kulinarische Spezialität in dem Dorf hochoben ist wohl saure Milch mit Buchweizen, aber wir trauen uns nicht das zu bestellen, wohl auch wegen der großen Portionen. Wir probieren nur den Bergkäse, den wir zwar nett, aber etwas langweilig finden. Vermutlich ist er nicht lange gereift. Mittags essen wir Slowenisch und zwar in einer Hütte auf der Hochebene, aber wir verschätzen uns mal wieder total mit den slowenischen Portionen. Am Ende bleibt fast ein ganzes Essen übrig und wir beschließen uns die Reste einfach einzupacken, denn die aromatischen Würste und das Sauerkraut mögen wir ja wirklich gerne. Die Zeit dort oben vergeht recht schnell und so brechen wir erst am frühen Nachmittag nach Maribor auf.

Marburg, wie Maribor auf deutsch heißt, gefällt uns ziemlich gut. Es ist mit 96000 Einwohnern zwar Sloweniens zweitgrößte Stadt, aber dennoch viel kleiner als gedacht. Da wir an einem Sonntagnachmittag durch die Stadt schlendern, wo keinerlei Geschäfte geöffnet sind, fällt es uns vielleicht noch mehr auf. Trotzdem mögen wir dieses kleine Städtchen mit seinem Charme sehr. Mir fallen die vielen Weiden auf. Manchmal erinnert es mich auch ein bisschen an Stralsund. Wir schlendern an der Drau entlang, schauen uns die alte Stadtbefestigung an, die älteste Weinrebe der Welt und noch so einiges mehr. Abends essen wir in einem bosnischen Restaurant und lassen den Abend bei einem Cocktail am Flussufer ausklingen.

24. Juli: Ruhetag am Bleder See und in der Therme Snovik

Heute gehen wir es langsam an. Wir haben gemerkt, dass wir doch ganz schön viele Aktivitäten in die ersten Tage unseres Urlaubs gepackt haben, und uns das mehr angestrengt hatte als wir dachten. Ab jetzt wird es ruhiger, so hatten wir es eh geplant.

Am Morgen fahren wir zunächst zurück zur Ranch, da wir leider meine (neue) Sonnenbrille (die wir auf dem Weg nach Slowenien gekauft hatten, da ich meine Sonnenbrille zu Hause vergessen hatte) nun in einer Reittasche vergessen hatten. Oje, na ja, was man nicht im Kopf hat, hat man in den Beinen. Nach dem kleinen Umweg geht es, wie geplant, an den Bleder See, wo wir zunächst auf den kleinen Haushügel Ojstrica wandern um ein traumhaftes Foto vom See und Sloweniens einziger Insel machen. Danach springen wir zur Abkühlung in den See, geniessen im Gras ein bisschen die Ruhe, beobachten die Leute und amüsieren uns über das was um einen herum so passiert, was man halt so macht, wenn man es ruhig angehen lässt. Bevor wir uns dann zum nächsten Reiseziel begeben, essen wir noch etwas in einem Restaurant am See. Unsere Angst, dass die Preise überhöht und das Essen schlecht sein würden, bewahrheitet sich zum Glück nicht. Im Gegenteil, die Qualität ist sehr gut und wir genießen das leckere Essen: ich meinen Barsch auf Bärlauchrisotto und Julian seinen Wildgulasch mit Semmelknödeln. An der Tankstelle kaufen wir uns dann noch eine Bleder Cremeschnitte, um auch die Spezialität der Region zu probieren, uns ziehen dann weiter.

Auf dem Weg nach Kamnik fahren wir zum ersten Mal auf die Autobahn. Zum Glück fällt Julian ein, dass wir noch eine Vignette kaufen müssen. Gesagt, getan, sonst hätte das teuer werden können. In Kamnik angekommen, checken wir in unserer neuen Unterkunft ein und machen erst mal ein Mittagsschläfchen. Dann geht es in die Therme Snovik, da diese Region für ihre Thermen berühmt ist und, das vielleicht Entscheidendere, um unsere geschundenen Körper auf wundersame Weise zu kurieren. Julians Rücken geht es zwar schon besser, aber vom Kayakfahren hatte er auch noch eine kleine Sehnenscheidenentzündung, so dass die Wärme und das Wasser ihm sicher helfen. Und auch meinem Muskelkater vom Reiten tut die Erholung gut. Wir genießen die Ruhe in der Sauna, machen eine Kneippkur (mit sehr unterschiedlich hartem Untergrund: von feinem Sandstrand über Kompost und Geäst zu Kieselsteinen und Holzschnitzeln), sitzen im Whirlpool und rutschen auch mal im Spaßbad (aber nicht so lang). Zurück in unserer Unterkunft essen wir dort zu Abend und gehen früh ins Bett. Ein gelungener Ruhetag, wie wir finden.